Cloud-Initiative: EU-Kommission will wissenschaftlichen Austausch und digitale Infrastruktur fördern

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Die Europäische Kommission hat heute in einer Pressemitteilung einen Plan vorgestellt, um zukünftig Wissenschaft, Unternehmen und den öffentlichen Sektor mit Cloud-gestützten Diensten und verbesserter Infrastruktur zu unterstützen. Damit soll Europa eine weltweit führende Position in der Datenwirtschaft einnehmen. Die großen Mengen an wissenschaftlichen Erkenntnissen und die dazugehörigen Daten sollen im Gegensatz zur aktuellen fragmentierten Infrastruktur besser gespeichert, geteilt und genutzt werden können.

„Den Aufbau der Hochleistungs-Breitbandnetze, Großspeichereinrichtungen und Superrechner-Kapazitäten, die für den effektiven Zugang zu den in der Cloud gespeicherten großen Datensätzen und deren Verarbeitung benötigt werden“, will man mit zwei Milliarden Euro an EU-Forschungsgeldern fördern. Die restlichen 4,7 Milliarden, die zur Finanzierung dieses Riesenprojekts nötig sind, sollen aus öffentlichen und privaten Geldern stammen.

Die Kommission drängt mit diesem Plan darauf, Europas weltweite Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der „Big-Data“-Analyse zu verbessern und sich „bis 2020 in die weltweit drei besten Infrastrukturen für Hochleistungsrechner“ einzureihen, so EU-Digitalkommissar Oettinger.

Ferner soll die Initiative die Kosten für Speicherung und Analyse von Daten senken und so Startups, kleine und mittelständige Unternehmen, aber auch die Medizin-Branche und den öffentlichten Gesundheitssektor untersützen.

Schrittweise Öffnung der Cloud und Einführung moderner Infrastruktur

Anfangs soll die geplante Cloud von Wissenschaftlern in Europa und Partnerländern weltweit genutzt werden, später sollen auch Nutzer aus dem öffentlichen sowie industriellen Sektor darauf zugreifen können. Folgendermaßen stellt sich die EU-Kommission die Umsetzung vor:

Ab 2016: Schaffung einer Europäischen Cloud für offene Wissenschaft für europäische Forscher und ihre weltweiten Wissenschaftspartner durch die Integration und Konsolidierung von e-Infrastruktur-Plattformen, die Verknüpfung bereits vorhandener wissenschaftlicher Clouds und Forschungsinfrastrukturen und durch die Unterstützung der Entwicklung cloudgestützter Dienste.

2017: Alle wissenschaftlichen Daten, die im Rahmen des mit 77 Mrd. EUR ausgestatteten Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 generiert werden, sollen standardmäßig offen zugänglich werden, damit die wissenschaftliche Gemeinschaft die gewaltigen mit dem Programm erzeugten Datenmengen wiederverwenden kann.

2018: Start Flaggschiff – Initiative, um die neuen Entwicklungen im Bereich der Quantentechnologie zu beschleunigen, die die Grundlage für die Hochleistungsrechner der nächsten Generation bildet.

Bis 2020: Entwicklung und Einführung einer europäischen Großinfrastruktur für Hochleistungsrechner, Datenspeicher und Netze, worunter auch der Erwerb von zwei Prototypen von Hochleistungsrechnern der nächsten Generation, von denen einer zu den weltweit drei besten zählen wird, sowie der Aufbau eines europäischen Big-Data-Zentrums und die Modernisierung des Kernnetzes für Forschung und Innovation (GEANT) fallen werden.

Open Access zu öffentlich finanzierten Forschungserkenntnissen

Durch öffentlich finanzierte Forschung entstandene wissenschaftliche Erkenntnisse werden häufig nicht zur Nutzung für andere Wissenschaftler freigegeben. Das beklagt Andrus Ansip, EU-Vizepräsident und Zuständiger für den digitalen Binnnenmarkt, laut heise-online und fordert, den Zugriff auf solche Daten via Internet zu ermöglichen.

Die Cloud-Initiative wird aus dem 77 Milliarden Euro an Forschungsgeldern umfassenden Topf „Horizont 2020“ finanziert. EU-Forschungskommissar Carlos Moedas forderte die Offenlegung aller Daten aus Projekten, deren Finanzierung sich auf diese Gelder stützt und will sie dadurch weiteren Forschungen zur Verfügung stellen.

Wissenschaftsinitiativen fordern schon seit längerem, den Zugriff auf Forschungserkenntnisse zu erleichtern. So will die Initiative „Open Access 2020“ den freien Zugang auf breiter Linie zum Standard machen. Bleibt zu hoffen, dass die EU ihren Ankündigungen nachkommt und alle europäischen Bürger von den milliardenschweren Investitionen profitieren.

Die veröffentlichten Pläne zur Cloud sind Teil einer großen Strategie für den digitalen Binnenmarkt in Europa.

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Eine Ergänzung

  1. Bisher konnten Wissenschaftler super per Mail und Web kollaborieren. Dokumente und Datenbanken im Web, alles funktionierte. Jetzt muss eine omniöse Cloud her, die ist sehr teuer und läuft nur auf Superrechnern. Am Ende wird das gleiche gemacht wie bisher, nur werden alltägliche Anwendungen ohne Grund zentralisiert, damit sie nicht mehr so flott laufen, sondern im Browser, mit Datenableitung zum Hersteller und wer weiß wohin noch. Darauf freuen sich die Wissenschaftler garantiert. Verantwortliche haben mal was mit „Cloud“ und „4.0“ gemacht, das Geld ist weg und irgendwer auf EU-Ebene glaubt an Innovation und Fortschritt.

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