Willkommen im Netz-Entwicklungsland Brandenburg!

Gestern lief im Deutschlandfunk eine spannende Reportage über den stockenden Netzausbau in Brandenburg, wo noch jeder Dritte ohne eine ausreichend schnelle Internetverbindung auskommen muss. Schulen, Firmen und Privatpersonen sind gleichermaßen von den geringen Bandbreiten betroffen: Mit durchschnittlich Zwei bis Sechs Mbit/s steht etwa ein Architekturbüro vor enormen Problemen:

Ein Mailanhang von 20 Megabyte, das dauert, bis der Plan sich öffnet. Systemadministrator Manfred Peil braucht gute Nerven, wie die gesamte Büro-Belegschaft: Sie improvisieren, arbeiten abends eine Stunde länger oder kommen am Wochenende rein.

„Dann rufen die Kunden an: ‚Ja, wir haben es abgeschickt‘ und es ist eine halbe Stunde vorbei und es ist immer noch nicht da.“

„Das macht einmal keinen guten Eindruck und zweitens arbeitet sich das ja nicht. Der andere sitzt am Telefon irgendwo im Ingenieurbüro und will über diese Zeichnung sprechen und hier sieht die keiner, weil das ewig lange dauert, bis die auf dem Bildschirm erscheint beziehungsweise bis wir es auspacken können.“

Auch im Bildungssektor bereiten die niedrigen Übertragungsraten dem Schulleiter eines Oberstufenzentrums in Werder Kopfzerbrechen. Dort teilen sich 250 Computer eine 5-Mbit-Leitung:

Wir bilden also in den verschiedensten Berufen aus, wo einfach die Nutzung des Internets zwingend notwendig ist. Unser Problem besteht einfach darin, dass wir eine supertolle Infrastruktur in der Schule haben, wir haben interaktive Tafeln, aber wir verbringen leider einen ganzen Teil unserer Zeit damit, dass wir im Unterricht darauf warten, dass wir ins Internet kommen.“

Die komplette Sendung ist hier als MP3 anhörbar, hier gibts den Artikel auch zum Nachlesen.

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7 Ergänzungen

  1. Ich wohne im Ruhrgebiet und muss mit 2,3 MBit klar kommen, das ist kein „Brandenburg“-Problem.

  2. Halb so wild. Noch zweieinhalb Jahre, dann gibt’s überall mindestens 50MBit/s. Die GroKo hat’s im Koalitionsvertrag versprochen. Also muss es wahr sein ….

  3. Da keiner der Beteiligten in der Schule das Fach „Computerkram“ hatte, ist es doch vollkommen logisch, dass es da auch mit eine 10MBit Leitung nicht besser aussehen würde, denn sehen wir uns doch mal an, was die da eigentlich an Daten austauschen – eine unkomprimierte XML-Struktur in der Bilddaten als Base64 inkludiert sind. Wer schon einmal eine Autocad-Datei geshen hat, weiss was ich meine. Mal im Ernst, wer nicht in der Lage ist von den wesentlichen Bereichen einer Zeichnung einen Screenshot per Print-Taste zu erzugen und per E-Mail zu versenden, dem sollte man wieder Papier, Bleistift und eine Brieftaube in beide Hände drücken. Bevor die an einen Ausbau der Bandbreite denken, sollten die wohl eher mal die Bildung dort ausbauen, schliesslich können wir nicht alle mit der treuen Begabung von Öttinger, volkommen losgelößt von

  4. „Ein Mailanhang von 20 Megabyte“ – aehm, ja, super idee. damit werden alle mailserver klarkommen, und mail ist auch das geeignetste medium dafuer.

    1. Hab ich mir auch gedacht. Wahrscheinlich auch ungezippt. Bei schlechter Verbindungsqualität schaue ich mich doch nach dem nächsten FTP-Server um, anstatt zu beten, dass sich 20MB schon irgendwie in einem Durchgang fehlerfrei hochladen lassen! :D Ansonsten ist es mit dem Diktieren eines Textes via Freisprech auf einer Autobahn während stockenden Verkehrs zu vergleichen …

  5. Obwohl die Anbindung natürlich verbessert werden sollte, finde ich die Fixierung auf das Internet verstellt doch ziemlich den Blick auf die allgemeinen Möglichkeiten von Netzwerktechnik. Auch von eine lokalen Vernetzung profitiert eine Gemeinschaft. So könnten bespielsweise lokale Mirrors großer Datenmenge, die im Zweifelsfall eben auf Datenträgern importiert werden, realisiert werden. Und wenn die Schule die Verlagsmaterialien nicht in ihrem Intranet hosten darf, dann ist das ein weiteres Beispiel dafür, warum OER eine gute Idee sind.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.