Wie Umgehen mit Trollen im Netz? Eine Handreichung in Form von Mini-Infographiken

Wie ist es bestellt um den Erkenntnisfortschritt in der Debatte zum Umgang mit Trollen im Internet? Nachdem sich ZDF-Journalist Martin Giesler gegen Zurücktrollen ausgesprochen hatte, vertrat Nico Lumma in einem Blogeintrag voller Kraftausdrücke die Gegenposition:

Asoziales Verhalten erfordert soziale Ächtung, nicht Verständnis.

Ingrid Brodnig, seit kurzem für Digitalthemen zuständig beim österreichischen Nachrichtenmagazin profil und Autorin des Bands „Der unsichtbare Mensch“ (Rezension hier bei netzpolitik.og), hat sich in diese Debatte eingemischt und nicht nur klar auf Nico Lummas Seite geschlagen, sondern ihren Erkenntnisstand in Form von zwei Mini-Infographiken zusammengefasst.

Zuerst gilt es zu klären, ob es sich überhaupt um einen Troll handelt:

Infografik_wer_ist_ein_Troll

Wenn das geklärt ist, liefert Brodnig folgende Entscheidungshilfe für den Umgang mit destruktiven Trollen:

Infografik_Haerte_gegen_Trolle

 

 

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15 Ergänzungen

  1. Troll ist nicht gleich Troll. Wer einach nur durch die Foren zieht und mit Gepöbel, versucht, auf seine lächerliche Existenz hinzuweisen, verdient keine Beachtung. Viel interessanter finde ich diejenigen, die es schaffen, durch eine geschickt eingestreute Bemerkung ihr Gegenüber aus der Reserve zu locken. Oft verrät die Reaktion auf den Troll mehr als der bis dahin konrolliert verlaufende Gesprächsfaden. Ich freue mich ehrlich gesagt, wenn ein geschickter Troll es schafft, dass Leute ihr wahres Gesicht zeigen.

    1. Bezüglich deiner Aussage: „Troll ist nicht gleich Troll“.
      Wurde deswegen nicht auf den Unterschied zwischen Troll und Hater hingewiesen?
      Ich dachte bisher immer das die, welche einfach nur Pöbeln ehr in die Kategorie „Hater“ zu finden sind.
      Ein Troll hingegen schafft es, so mein Erkenntnisstand, das er geschickt eine Frage oder Provokation einspielt, worauf sich die User gegenseitig zerfleischen.

  2. Brimboria, Thesen über Satire als angewandten Punkrock

    „…Satirische Provokation im Namen der Emanzipation schießt nicht nach unten. Sie schießt nach oben: Auf die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Charaktermasken, die sie hervorbringen.
    Wir blicken nach oben herab und lachen euch in Grund und Boden!

    Satirische Provokation heißt Angriff – und wenn sie nicht weh tut, macht man etwas nicht richtig. Satire arbeitet destruktiv, sie will den Gegenstand ihres Angriffes vernichten. Um den politischen Gegner an der richtigen Stelle anzugreifen, muss man ihn ernst nehmen! Satireproduzentinnen und -produzenten muss klar sein, wie ihr Angriffsziel tickt….“

    Das Problem ist halt, dass unsere „gesellschaftlichen Verhältnisse und die Charaktermasken, die sie hervorbringen“ halt alle sozialdemokratisiert sind. Oben ist heute durchgängig sozialliberal.

    Was nun mein Sohn Brutus? Brauchen und verdienen Sozialliberale Welpenschutz? Darf man die, wenn an der Macht nicht genauso verarschen, wie sie es als 68er mit ihren Vorgängern gemacht haben?

    Des einen Troll ist des andren Satiriker und mit dem Wandel der Verhältnisse ändern sich halt die Zielscheiben für den Spott in Richtung „Oben“: Früher war Strauss die fette Made im Polit-Korruptionsspeck, heute ist es Gabriel, gleicher Trog, neu…, sagen wir mal neuer Pfau!

    Tat das weh? Dann hat es zu Recht getroffen… ;)

  3. Für mich ist der Begriff „Troll“ eine Erfindung der Online-Medien um unliebsame und kritische Kommentare zu diffamieren! Die Leute, die diesen Begriff verwenden, wollen ein unter ihrer Kontrolle stehendes Netz – freie kritische Meinungen sind nicht erwünscht! Und Hinweise auf Fehler schon gar nicht. Da wird man dann schnell zum „Troll“ erklärt.
    Solche Medien sollte man dann besser meiden – lasst sie mit ihren Fehlern allein! Wenn dann keiner mehr schreibt werden sie vielleicht ihre Ansichten überdenken?

    1. Weitere bescheuerte Wörter sind „Shitstorm“ und „Wutbürger“, womit oft in den Medien Bürger diskreditiert werden sollen. Das funktioniert bei einfachen Gemütern (sprich Blockparteien-Wählern (CDU/CSU, SPD, FDP, GRÜNE und AfD)) sogar sehr gut.

  4. Ich finde eine „Ignorieren“ – Funktion eine schöne Lösung. Ein Button, der neben dem Beitrag eingeblendet wird und bei Benutzung alle Beiträge dieses Nutzers ausblendet.
    Der Vorteil ist, dass jeder für sich definieren kann, was ein Troll ist und was nicht.

    1. Ja, das ist eine der elegantesten Lösungen. Quasi das dezentrale Äquivalent zu Hellbanning (Als Troll gekennzeichnete User können nur Beiträge anderer Trolle sehen und nur von diesen gesehen werden).
      Sieht allerdings manchmal verwirrend aus, wenn andere User andere Präferenzen haben, und auf einen Beitrag Bezug nehmen den man gar nicht mehr sieht. Trolle, Hater und Elche sind manchmal schwer auseinanderzuhalten; insbesondere wenn man nur wenige Beiträge sieht.

    1. Wobei die Trolldrossel noch etwas Arbeit braucht. Der reine Bayes’sche Ansatz sorgt dafür, dass manchmal auch sinnvolle Beiträge gefressen werden, wenn sie zufällig ähnliche Wörter verwenden wie ein Troll (kennt man ja von schlecht trainierten Spam-Filtern). Ist mir da ein paar mal passiert dass ich mir dachte „Was ist denn heute mit dem Captcha los?“. Und andererseits waren die Kommentare immer noch voll mit Pöbeleien und Spam (ich möchte das meiste da nicht als Troll adeln, denn das würde wenigstens ein Mindestmaß an Überlegung und sprachlichem Geschick implizieren).

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.