Was qualifiziert eigentlich Dieter Gorny als Beauftragten für Digitale Ökonomie?

gorny2Vergangene Woche überraschte unser Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit einer Personalie: Er ernannte Musikindustrie-Lobbyist Dieter Gorny als neuen Beauftragten für Digitale Ökonomie. Das überraschte viele, weil er bisher weniger als Experte für das Thema aufgefallen war. Wir haben recherchiert und dabei ausreichend Beweise für seine Qualifikation gefunden. Grob gesagt stand er bei vielen netzpolitischen Themen immer auf der Gewinner Verlierer-Seite. Hier ist ein kleines Best-of.

2008:

„Gorny verwies auf entsprechende Regierungsinitiativen in Frankreich und England, wo die Provider über den Versand von Warnhinweisen bis hin zur Abschaltung von Internetanschlüssen in die Pflicht genommen werden sollen.“ Dabei gehe es nicht – wie oft fälschlicherweise behauptet – um eine permanente, flächendeckende Überwachung der Internetnutzung oder gar Zensur. Bei nachgewiesenen Urheberrechtsverletzungen sollten die Provider einfach nur ihre AGBs anwenden.

2009:

„Der Vorstoß der Familienministerin zum Verbot von Kinderpornografie im Internet ist ein richtiges Signal. Es geht um gesellschaftlich gewünschte Regulierung im Internet, dazu gehört auch der Schutz des geistigen Eigentums.“ Das ist die mühsam verklausulierte Forderung, unliebsame P2P-Linkseiten auf die Sperrliste zu hieven.

2009:

Wenn der User illegale Handlungen im Internet vornimmt, soll er dafür Punkte bekommen, und ab einer gewissen Anzahl ist dann beispielsweise die Bandbreite reduziert, oder der Internetzugang im Haus wird für drei Monate gesperrt.

2010:

Dieter Gorny, wetterte zugleich gegen die vielfach beklagte „Kostenlos-Kultur“ im Internet und verwies auf die „Dark Side“. Die „Umsonst-Mentalität“ zerstöre – verbrämt mit der Verteidigung von Bürgerrechten und Grundfreiheiten – die Basis der Musikwirtschaft. Er forderte die Regierung auf, rasch „konkrete Schritte“ zu unternehmen.

2011:

Musikmanager Dieter Gorny befürwortet Internetsperren für Web-Piraten. «Ich würde das machen, so wie die Franzosen – aber das ist derzeit in Deutschland politisch nicht durchsetzbar», sagte er in einem dpa-Gespräch am Rande der Musikmesse Midem in Cannes, die an diesem Mittwoch endet. Wer wiederholt illegal Musik aus dem Internet herunterlade, dem sollte der Zugang zum Netz gekappt werden – «nicht für immer, nur für ein paar Wochen, das würden die schon merken».

2012:

Gorny und anderen… „fordern die Bundesregierung gemeinsam dazu auf, das ACTA-Abkommen zum Schutz vor Internetpiraterie ohne weitere Verzögerung wie bereits beschlossen zu unterzeichnen und mit größerem Nachdruck als bisher eine zukunftsorientierte Reform des Urheberrechtes sowie dessen Schutz im digitalen Zeitalter in Angriff zu nehmen.“

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12 Ergänzungen

    1. Sicher das es sich, aufgrund des Datums des Beitrags, nicht um einen Aprilscherz handelt ?

      1. na, zumindest findet sich direkt bei der Suche auf der Webpräsenz des Bundeswirtschaftsministeriums nix zu einem entsprechenden Beauftragten. Und sucht man Gorny, kommt nur ein Treffen von Gabriel mit diversen Vertretern.

        Bei so einer „Berufung“ zum Irgendwasbeauftragten, müsste doch eine Pressemeldung dort zu finden sein, oder?

  1. Ob Jan Böhmermann es schaffen kann, dass Leute endlich wieder vorm Reden und Artikel schreiben denken und recherchieren?

  2. Also wenn mich nicht alles täuscht, habe ich diese Nachricht schon vor ein paar Tagen auf einer anderen Seite gelesen (weiß jetzt nicht genau, welche Seite es war). Somit kann das doch kein Aprilscherz sein.

  3. Boah, ihr seid sooo negativ! Warum fehlen hier die vielen Verdienste von Herrn Professor Gorny um die Verbreitung der Musik im digitalen Zeitalter?! Schließlich war er es, der MTV und Viva in die digitale Zeit geführt hat. Niemand würde heute auf die Idee kommen, Musikvideos im Netz an irgendeiner anderen Stelle als bei mtv.com oder viva.de zu suchen!

    Und auch als Vorsitzender der Lobbyvereinigung der Musikindustrie war es sein geradezu prophetischer Einfluss, der dafür gesorgt hat, dass nicht Unternehmen wie Apple, Amazon oder gar Spotify das große Geschäfts mit Musik im Netz machen und für digitalen Fortschrift sorgen, sondern die entsprechende Unternehmen alles in eigener, qualifiziert Hand gehalten und somit den wirtschaftlichen Höhenflug der letzten Jahre erst ermöglicht haben! Und auch den Künstlern geht es heute vor allem wegen Professor Gorny gut wie nie! Niemand erhält so viel Anteil an dem digitalen Geschäft wie die Musiker selbst, die ihr Glück über die Einnahmen durch die digitalen Angebote meist gar nicht fassen können!

    Nehmt das, Kleingeister der Netzpolitik. Oder um es mit dem großen Vordenker Ansgar Heveling zu formulieren: „Denn, liebe „Netzgemeinde“: Ihr werdet den Kampf verlieren.“

    1. @Joerg:dein beitrag stinkt vor schlechter propaganda. ich hoffe du hast dafür wenigstens geld bekommen, denn der preis war ja augenscheinlich dein seelenheil.

      nur eine anmerkung. ich wusste bis gerade nicht einmal dass mtv bzw viva.de überhaupt existieren.
      ich dachte ddenen wurde mit einführung des cutters für songs auf dem mobile device die geschäftsgrundlage des klingeltons entzogen und werden seitdem unter ferner liefen geführt.

      welcher horst sucht denn ein video woanders als auf youtube??? oh, blocker. oh! unblocker!!!

  4. Hallo | aufwachen gerade weil er kein Experte ist, kein fundiertes Wissen hat ist er für Sigmar Gabriel der richtige (bequeme) Mann auf diesem Posten. Wenn man selbst keine Ahnung hat (Vorratsdatenspeicherung in Norwegen) will man doch niemand um sich herum haben, der tatsächlich Durchblick / Fachwissen hat. Gleich und Gleich gesellt sich gern!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.