Unser Report deckt auf: Verletzungen der Netzneutralität sind in Deutschland schon jetzt die Regel

Protest für Netzneutralität. Bild: Joseph Gruber. Lizenz: Creative Commons BY-NC-ND 2.0.

Vergangene Woche hat die US-amerikanische Regulierungsbehörde FCC in einer wegweisenden Entscheidung strengere Regeln zum Schutz der Netzneutralität beschlossen. Diese sollen explizit auch für das mobile Internet gelten. Bei uns in Deutschland und in der EU denken Politiker leider nicht so weit, sondern setzen eher auf ein Glücksspiel: Sie schenken den Telekommunikationsunternehmen Regulierungsferien und keine Regeln zur Netzneutralität in der Hoffnung auf etwas mehr Breitbandausbau.

Das geht leider zu Lasten eines offenen und freien Netzes. Oft wird sogar behauptet, es gäbe gar kein Problem und keine Verletzungen der Netzneutralität. Die Realität sieht anders aus: Im Jahre 2012 hat der europäische Regulierer BEREC Erkenntnisse einer Studie veröffentlicht, wonach in der EU bei 20% aller Festnetz-Verträge und im mobilen Netz sogar 50% aller Verträge die Netzneutralität verletzt würden. Wir haben uns mal deutsche Mobilfunk-Verträge angeschaut und festgestellt: Die aktuellen Zahlen sind noch viel schlimmer.

Netzneutralität: Alles eine Frage der Definition.

Wir definieren Netzneutralität nach dem Ende-zu-Ende-Prinzip. Wir an den Enden des Netzes sollten das Recht haben, mit jeder Hard- und Software unserer Wahl und über jedes Protokoll, Dienst oder Webseite mit anderen Teilnehmern an den anderen Enden des Netzes kommunizieren zu können – ohne dass jemand in der Mitte sagt, was erlaubt ist, was gedrosselt wird oder eben nicht genutzt werden darf.

Dieses Prinzip hat das Netz groß werden lassen. Jimmy Wales musste niemand um Erlaubnis fragen, um die Wikipedia zu starten. Wir konnten einfach mit dem Bloggen anfangen und Mark Zuckerberg hat Facebook gegründet. Aber dieses Prinzip wird immer mehr von Telekommunikationsanbietern verletzt. Mit anderen Worten: Es werden Verträge für Internetnutzung verkauft, wo im Kleingedruckten Teile des Internets verboten sind und nur ein halbes Netz drin ist.

Tief im Kleingedruckten wird versteckt, wie die Netzneutralität verletzt wird

Vor allem im mobilen Netz findet man in der Mehrzahl Verträge, die einzelne Protokolle oder Services diffus verbieten. (Hier ist unsere Übersicht als PDF.) Da finden sich dann im Kleingedruckten Formulierungen, dass IP-Telefonie, sonstige Sprach- und Videotelefoniedienste, Peer-to-Peer-Verkehre und/oder Instant-Messaging verboten sind. Wir haben die letzten Tage genutzt, um uns aktuell darüber zu informieren, wo vor allem in unseren mobilen Netzen die Netzneutralität verletzt wird.

Das ist gar nicht so einfach und es macht überhaupt keinen Spaß. Und zwar liegt das nicht an mangelnden Verletzungen, sondern daran, dass diese sehr intransparent im Kleingedruckten unzähliger Verträge versteckt werden und man mit Fachkenntnis und der Lupe danach suchen muss. Oder habt Ihr schon einmal in Euren Mobilfunk-AGBs nachgeschaut, ob da einzelne Dienste verboten sind? Eben. Müsste man mal, macht kaum jemand. Die Tarife, wo „normales Internet“, also ein echtes Netz drin ist, sind in der Minderheit – und dann auch noch teuer. Das zeigt: Netzneutralität droht ein Luxusprodukt zu werden.

Vielleicht können uns die Pressestellen das genauer erklären?

Parallel haben wir die Pressestellen der großen Anbieter angefragt und darum gebeten, uns ebenfalls diese Informationen zukommen zu lassen.

Das waren unsere Fragen.

  1. In welchen Datentarifen ist die Nutzung von bestimmten Services, wie…
    • Voice over IP (VoIP),
    • Peer-to-Peer (P2P)
    • Instant Messaging (IM)
    • und Tethering

    …untersagt?

  2. In welchen Tarifen besteht die Möglichkeit, durch die Zubuchung eines weiteren Tarifes, einen dieser Dienste (wenn ja, welche?) zu nutzen?
  3. Wie definieren Sie Peer-to-Peer?
  4. Wie wird das Verbot der Nutzung solcher Dienste technisch durchgesetzt?
  5. Was passiert, wenn ein Nutzer unbewusst einen Peer-to-Peer-Service nutzt (und das nicht weiß)?
  6. Halten Sie die Angaben im Kleingedruckten einer AGB oder Leistungsbeschreibung für ausreichend im Sinne der Transparenz?

Auf die Frage, ob die Transparenz ausreicht, antwortete nur Vodafone und zwar mit einem kurzen „Ja“.

Was ist Peer-to-Peer?

Auf die Frage, wie „Peer-to-Peer-Service“ oder „Peer-to-Peer-Verkehr“ definiert wird, haben wir übrigens von keiner Pressestelle eine Antwort bekommen. Und was passiert, wenn ein Nutzer unbewusst einen solchen nutzt? Ganz trivial ist das nicht. Die populärsten P2P-Services neben den klassischen Filesharing-Protokollen wie Bittorrent sind Spiele-Plattformen, die vor allem Updates darüber einspielen. Das ist aber in vielen AGBs verboten, wenn man unbewusst seine Spiele updated, verletzt man die AGB und der Provider kann den Vertrag kündigen. Das ist vollkommen absurd. Zumal man für das Datenvolumen eh überteuert bezahlt.

Was ist Instant-Messaging?

Diverse Mobilfunkverträge bei allen drei großen Anbietern verbieten im Kleingedruckten „Instant-Messaging“. Was genau gemeint ist, ist aber unklar. Streng genommen sind damit nicht nur ICQ, Jabber und der Yahoo-Messenger verboten, sondern auch Threema, iMessage, Textsecure, Whatsapp und Facebook. Denn der bei Facebook eingebaute Chat erfüllt alle Kriterien, um auch darunter zu fallen.

Was ist VoIP und was sind „sonst. Sprach-, Videotelefoniedienste“?

VoIP ist für den normalen Nutzer wahrscheinlich noch einfach mit „Sowas wie Skype“ zu übersetzen. Aber bei der Abgrenzuung zu „sonst. Sprach-, Videotelefoniediensten“ mussten wir in unserer technisch versierten Redaktion auch erstmal diskutieren, was genau darunter fallen könnte und wie sich das abgrenzt. Zumal es Tarife gibt, wo VoIP explizit erlaubt, der Rest aber verboten ist. Wer soll das verstehen?

Was ist Tethering?

Tethering bedeutet, dass man das Handy und seinen Datentarif als Hotspot nutzt, um über WLAN sein Notebook oder Tablet ins Netz zu bringen. Wenn Tethering untersagt ist, wird das Ende-zu-Ende-Prinzip verletzt, weil man nicht mehr die freie Gerätewahl hat. Abgesehen davon dürften Verbraucher kaum verstehen, was da genau unter dem Begriff verboten wird.

Die Pressestellen sagen wahlweise nicht die ganze Wahrheit oder haben auch schon längst den Überblick über ihren Tarif-Dschungel verloren.

Es hat sich zumindest gelohnt, dass wir uns parallel zu einer Befragung der Pressestellen selbst durch die Tarife und AGBs gewühlt haben.

Vodafone schrieb, dass „Peer-to-Peer in unseren Datentarifen erlaubt“ sei. Die Call-Ya-Tarife verraten aber im Kleingedruckten:

Die Nutzung mit einem Computer (auch einem ans Handy angeschlossenen oder drahtlos verbundenen Computer) sowie die Nutzung für Voice over IP, Peer to Peer und Instant Messaging sind nicht zulässig.

Was denn nun? Ist VoIP nun erlaubt oder nicht?
Was denn nun? Ist VoIP nun erlaubt oder nicht?

Die Deutsche Telekom schrieb uns:

In unseren Daten Tarifen Data Comfort ist die Nutzung von VoIP, Instant Messaging und Tethering eingeschlossen. Ausgeschlossen sind Peer-to-Peer-Verkehre. Darauf weisen wir transparent in den Fußnoten der Tarifdetails hin. Wir ermöglichen P2P Verkehre – neben VoIP, IM und Tethering – bereits in unseren MagentaMobil Tarifen.

Auf weitere Fragen antwortete die Deutsche Telekom nicht und vergaß auch mitzuteilen, dass das alles in den XTRA-Prepaid-Tarifen verboten ist.

Den Data-Comfort-Tarif hatten wir uns auch genauer angeschaut, wurden aber nicht so recht schlau, was uns der Magenta-Konzern mitteilen möchte: „Internet-Telefonie“ ist im Tarif S eindeutig inklusive, folgt man aber der Fußnote steht dort: „Die Nutzung von VoIP ist im Tarif Mobile Data S ausgeschlossen“. Möglicherweise sieht die Rechtsabteilung der Telekom einen Unterschied zwischen VoIP und Internet-Telefonie, den wir bisher nicht gesehen haben.

Telefónica/O₂ schrieb uns:

Wir bieten Voice over IP (VoIP) in allen Tarifen mit mehr als einem Gigabyte Datenvolumen an für ein bestes Nutzererlebnis.

Einige Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Da wären der Tarif O2Blue All-in M (1GB) (Ok, genau an der Grenze, also noch in Ordnung):

Das Inklusiv-Datenvolumen sowie das im Rahmen der Datenautomatik zusätzlich zur Verfügung gestellte Datenvolumens gilt nur für paketvermittelte Datennutzung innerhalb Deutschlands, nicht für Sprachtelefonieverbindungen (Voice over IP), Videotelefonieverbindungen (Video over IP) oder Peer-to-Peer-Verkehre.

Oder der O2Blue All-in L (3GB) (Mit 3 GB auf jeden Fall über 1GB):

Das Inklusiv-Datenvolumen sowie das im Rahmen der Datenautomatik zusätzlich zur Verfügung gestellte Datenvolumens gilt nur für paketvermittelte Datennutzung innerhalb Deutschlands, nicht jedoch bei sonst. Sprach-, Videotelefoniediensten oder Peer-to-Peer-Verkehren.

E-Plus erklärte uns:

Datendienste wie VoIP, Instant Messaging (IM) oder Tethering werden im E-Plus-Netz und für Marken wie E-Plus und BASE technisch derzeit nicht eingeschränkt.

Auch wenn sie nicht eingeschränkt werden, heißt das nicht, dass sie erlaubt sind:

Der „SMS Allnet 100–Handy-Internet-Flat“ von ePlus verspricht laut AGB:

Die Handy Internet Flat gilt für paketvermittelte Daten im E-Plus UMTS-und GPRS-Netz außer Roaming- und Auslandsverbindungen. Die Option erlaubt und unterstützt nur das Surfen mit einem UMTS- bzw. GPRS-fähigen Mobiltelefon ohne angeschlossenen Computer. Nicht für WLAN nutzbar. Die Nutzung von Voice over IP ist ausgeschlossen.

Ähnliches Muster bei der Tochter Base:

Die in den Tarifen „BASE pur“, „BASE smart“, „BASE all-in light“, „BASE all-in“ und „BASE all-in plus“ enthaltene Internet Option mit Daten-Automatik gilt für paketvermittelte Daten im E-Plus UMTS- und GPRS-Netz, außer Roaming- und Auslandsverbindungen. Das enthaltene Inklusivvolumen erlaubt nur das Surfen mit einem UMTS-bzw. GPRS-fähigen Mobiltelefon ohne angeschlossenen Computer. Nicht für WLAN nutzbar. Die Nutzung von Voice over IP ist ausgeschlossen.

Etwas verwundert waren wir übrigens von der Antwort von ePlus auf die Frage, ob sie denn das Verbot von Diensten auch technisch umsetzen würden. Wir lesen aus der Antwort raus, dass man das nicht machen würde, aber wenn man unter 500 MB Volumina hätte, dann vielleicht doch? Oder haben wir etwas falsch verstanden?

Datendienste wie VoIP, Instant Messaging (IM) oder Tethering werden im E-Plus-Netz und für Marken wie E-Plus und BASE technisch derzeit nicht eingeschränkt. Allerdings empfehlen wir die Nutzung solcher Dienste ausschließlich Kunden mit einem Datentarif und einem Datenvolumen von mehr als 500 Megabyte. Kunden, die über ein kleineres Datenvolumen verfügen, sollten entsprechende Optionen hinzubuchen, um diese Dienste uneingeschränkt nutzen zu können.

Wir haben auch die Tarife von Resellern untersucht

Selbstverständlich haben wir auch die Tarife der größten Reseller untersucht, die Internet der drei großen Konzerne unter eigenem Namen weiterverkaufen. Hier ist das PDF. Wir haben keinen Tarif gefunden, wo die Netzneutralität nicht verletzt wurde. Am schlimmsten war hier übrigens „Bild-Mobil“, eine Kooperation zwischen der Bild-Zeitung und Vodafone. Geworben wird dort mit:

„Die Alles Drin-Tarifoption bietet die perfekte Kombination aus Frei-Einheiten, Internet-Flat und dem Zugang zu BILDplus.“

„Alles drin“ bedeutet leider in der Praxis, dass alles verboten ist, was wir konkret untersucht hatten. Viel Spaß mit dem Zugang zu Bildplus:

Die Nutzung des BILDmobil Datentarifs für Voice over IP, Instant Messaging und Peer-to-Peer-Verbindungen ist nicht gestattet.

Die politische Ebene: Jetzt werden die Regeln gemacht, und es sieht nicht gut aus für die Netzneutralität in der EU

Was wir fordern, ist bereits in den Niederlanden Gesetz. Das EU-Parlament hat vor einem Jahr in erster Lesung für solche Regeln gestimmt, die Regierungen im EU-Rat gestern leider dagegen. Die US-Regulierungsbehörde scheint auch in Richtung des EU-Parlaments entschieden zu haben. Konkret weiß man das erst, wenn der 300-Seiten-Bericht dazu veröffentlicht wird und nicht nur die Kurzversion.

Auf EU-Ebene starten jetzt die Trialog-Verhandlungen, allerdings stehen die Verhandlungsführer eher auf der Seite der Telekom-Lobby, wie wir hier bereits beschrieben haben.

Unser Fazit: Keine Empfehlung für Niemanden

Wir müssen alle enttäuschen, die vielleicht darauf warten, dass wir eine Empfehlung abgeben, was denn jetzt der Netzneutralitäts-freundlichste Tarif ist. Wir geben keine Empfehlung ab, weil wir nicht die Tarife belohnen wollen, die einfach nur das anbieten, was Standard sein sollte: offenes Internet mit dem Ende-zu-Ende-Prinzip. Es gibt keinen Mobilfunkbetreiber, der eine weiße Weste hat. Und alle setzen sich massiv mit ihren Lobbyarmeen dafür ein, dass die Netzneutralität weiter verwässert und das Zweiklassennetz Realität wird.

plakat_03Das sind nicht alle gängigen Verletzungen der Netzneutralität, die wir heute schon beobachten können. Bereits seit einiger Zeit kommen Zero-Rating-Modelle in Mode, d. h. dass bestimmte Partnerservices vom Datenvolumen ausgenommen werden (Spotify bei T-Mobile oder Facebook bei ePlus). Das ist in etwa das, was die Deutsche Telekom mit ihren Drosselkom-Plänen vor zwei Jahren angekündigt hatte.

Wir brauchen klare Regeln zum Schutz der Netzneutralität, nach denen es untersagt sein sollte, Dienste und Protokolle zu blockieren und/oder im Kleingedruckten die Nutzung zu verbieten. Wir brauchen ein Ende der Praxis, dass etwas als Internet verkauft wird, wo nur ein halbes Netz drin ist. Es kann auch nicht sein, dass alle immer mit der Transparenz-Fahne und den mündigen Bürgern winken, die Realität aber ganz anders aussieht. Es war ein Krampf, die Tarife zu durchforsten, in den AGBs zu wühlen und zu versuchen zu verstehen, was uns die jeweiligen Marketing- und Rechtsabteilungen der Konzerne mitteilen wollen. Und wir hatten noch gute Ausgangschancen, denn wir wussten, nach welchen Begriffen wir in den umfangreichen AGBs konkret suchen mussten, um sofort fündig zu werden. Wenn wir erstmal an die AGB gekommen sind. Da blickt doch kein Verbraucher mehr durch. Mehr Transparenz löst aber nicht das Problem, dass die Netzneutralität verletzt wird.

Jetzt ist der Zeitpunkt da, um aktiv zu werden, wenn man sich für Netzneutralität einsetzen möchte.

Die Regeln werden jetzt gemacht. Und es sieht nicht gut aus. Das dachten wir aber schon einmal, und dann gab es ein Momentum und das EU-Parlament hat überraschend mit großer Mehrheit für Netzneutralität gestimmt. Wer jetzt aktiv werden will, hat mehrere Möglichkeiten:

Redet mit Euren Abgeordneten, in diesem Fall vor allem mit denen von SPD und CDU/CSU, sowohl im Bundestag und noch besser im EU-Parlament. Für Politiker ist etwas erst ein Thema, wenn sie das Gefühl haben, dass Menschen sich dafür interessieren. Wie immer gilt: Seid freundlich, höflich und argumentiert. Mit Beleidigungen hat man noch niemanden überzeugt.

Informiert Euch
zum Thema und redet mit anderen Menschen darüber. Teilt unsere oder andere Artikel zum Thema in Euren Blogs, auf Twitter, Facebook und überall sonst.

Wir brauchen auch mehr Start-ups in der Debatte. In den USA waren sehr viele aktuelle und ehemalige Start-ups in der öffentlichen Debatte aktiv sichtbar. In Deutschland hört man kaum was aus dieser Richtung.

Recherchiert weitere Mobilfunkanbieter und ihre Verletzungen und postet die Ergebnisse (Formulierungen in den AGB und Link) in den Kommentaren. Wir ergänzen gerne die Liste.

Beschwert Euch bei Euren Mobilfunkanbietern. Wenn in Eurer FAQ komische Formulierungen stehen: Fragt nach, was denn genau verboten ist und warum.

Ich war so verzweifelt, ich hab sogar eine Petition gestartet. Wer kein Problem damit hat, bei change.org eine Mailadresse zu hinterlassen, kann sich fast 80.000 Mitzeichnern anschließen, die dort mit mir Netzneutralität fordern. Und bekommt dann von mir per Mail regelmäßig Updates zum Thema.

Unterstützt unsere Arbeit mit einer Spende oder einem Dauerauftrag, damit wir mehr solcher Recherchen machen können – die keinen Spaß machen, aber notwendig sind, um wie in diesem Fall auf massive Verletzungen der Netzneutralität aufmerksam zu machen, weil es sonst niemand macht.

Danke an Felix Aust und Florian Gilberg für die Unterstützung beim Suchen und Durchwühlen der vielen AGBs. Wir sind fast durchgedreht. Bei der Strukturierung der Tarife haben wir uns von einer zwei Jahre alten Übersicht des Verbraucherzentrale Bundesverband inspirieren lassen.

Update: Wir hatten in der ersten Fassung Aldi-Talk zu gut bewertet und übersehen, dass dort Tethering auch verboten ist, dies nur anders formuliert wurde. Wir haben das PDF dahingehend ergänzt.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

90 Ergänzungen

  1. Es stellt sich die Frage, ob die AGBs der Anbieter überhaupt gültig sind.

    Etwas vereinfacht gesagt: Die Anbieter können beim Telefon keine Gesprächsinhalte verbieten. Analog können sie beim Internet keine regulären Datenpakete oder gar Ports verbieten. Sie dürfen Datenpakete nicht einmal über ihre Pflicht zum Transport hinaus (zum Routing) auswerten, wenn man die als Kommunikation (analog zu Telefon, Brief) betrachtet.

    Technisch kann ich alle Protokolle über jeden Port fahren, oder z.B. Sprache via HTTP oder sonst wie übertragen. Die „Definitionen“ der Anbieter sind technisch kompletter Bullshit.

    Und nebenbei: Internet ist nicht als WWW definiert.

  2. Schön das dies mal jemand so detailliert anspricht, habe ich mich schon immer darüber geärgert, wie die Telkos in den AGB die Art der Internetnutzung vorschreiben wollen. Irgendwann steht da noch, VPN nicht zulässig, wenn man da mal nicht was gegen tut.

    1. VPN war bis vor Kurzem in vielen Verträgen nicht möglich (ging nicht), es würde mich wundern wenn dem nicht mehr so ist.

      1. Also ich hab das VPN vom iPhone aus und auch im Trethering versucht und es hat immer funktioniert. Offensichtlich ist man dann doch nicht so gut in der Lage, eine aufbauende VPN-Verbindung zu erkennen. Allerdings, wenn man trotz aktiviertem VPN auf dem iPhone FaceTime machen wollte (damals noch bei der Teuerkom), ging das nicht. Warum auch immer. Bei Vodafone geht das alles ohne Probleme.

      2. Stimmt ich hatte das auch schon einige Male, aber dann hab ich die VPN auf Port 80/443 gelegt und schon ging es ;)

  3. Ich hab‘ das schon ein paar mal durchgekaut, der Vollständigkeit halber:

    Netzneutralität ist ein Mythos.

    Der Grundzustand des Netzes ist nicht vollneutral und wird dann durch Einschränkungen der ‚Betreiber‘ nicht-neutral, sondern andersherum muß man Neutralität durch Kapazität und Vernetzung herstellen. Die Qualität/Reichweite/Neutralität eines Internetzugangs war schon immer eine Funktion des eingesetzen Geldes oder der Teilnehmergebühr. Man kann zB relativ problemlos in DE symetrisches DSL (UL = DL Rate) bekommen, das erzeugt aber unschöne monatliche Kosten und auch der vielbeschworene Glasfaseranschluß in die Wohnung wird ein unsymetrischer sein, weil die Technik halt nur dafür vorgesehen wird.
    Und ein vollständig neutrales Mobilfunksystem … die anfänglichen Diskussionen (ich nehme da an der Technik teil) zeigen darauf hin, das das auch in 5G noch unbezahlbar bleibt.

    Das heisst jetzt nicht, das man die Neutralität nicht anstreben soll, aber eben als Minimalforderung für Transparenz (was funktioniert bei meinem Anschluß wie und warum nicht) und weitestgehende Gleichbehandlung innerhalb des Angebots. Die hier immer wiederversuchte Strategie den Betreiber relativ grundsätzlich zu verbieten darüberhinaus andere Dinge zusätzlich anzubieten ist ein Kampf gegen Windmühlen.

    Ich verstehe hier durchaus das politische Ziel und die gewollte Naivität: Aber neutrales Internet ist doch sooo wichtig. Man mag sich nur immer fragen: Für wen?

    Eins der oben erwähnten ehemaligen Startups die sich in den USA sehr für Netzneutralität einsetzen ist die mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Firma Google.

    1. Für wen? Das ist in der Tat die Frage.

      Ein (Mobil-)Telefonanbieter möchte selbstverständlich Skype unterbinden. Die Telekom möchte natürlich, dass möglichst Services verwendet, an denen sie verdienen. Zudem möchten sie möglichst wenig Leistung für das Geld der Kunden aufwenden.

      Auf der anderen Seite stehen Verbraucher. Die denken, es gälte das Grundgesetz. Ihre Kommunikation sei also geschützt in diesem Sinn:

      „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“.

      Eine Analyse, in wie weit die Pläne der Telekom dem zuwider laufen … ist mir zu lang für diesen Kommentar…

      1. Ja, das ist zwar wahr. Ich will aber die erkauften MB/GB /Monat verbraten wie ich will. Wenn ich dafuer Skype, oder andere offensichtliche Konkurrenten des Handels mit Mobiltelefonie verwenden will, dann soll ich das auch tun duerfen. Das ist mein Auftrag an die Politik, die eben als Volks- und nicht Industrievertretung gewaehlt wurde. Das grundlegende Problem ist vom Kapitalismus hausgemacht und ist der „race to the bottom“ (of the cost margin). Monopole schuetzen dagegen, und daher versuchen alle, sich welche zu sichern, auch die Telekoms. Fuer den Verbraucher und letztlich auch die Industrie selbst sind diese Monopole gar nicht gut, und das denke ich ist hinreichend um den ungehinderten Netzzugang politisch abzusichern.

  4. „Wir lesen aus der Antwort raus, dass man das nicht machen würde, aber wenn man unter 500 MB Volumina hätte, dann vielleicht doch? Oder haben wir etwas falsch verstanden?“

    Falsch verstanden. Wenn das inklusive Volumen aufgebraucht ist (ab z.B. 500 MB) ist der gesamte Verkehr gedrosselt. Es wird keine Drosselung nur auf bestimmte Anwendungen aktiviert. Mit der geringeren Geschwindigkeit lässt sich aber dann natürlich nicht mehr sinnvoll z.B. Peer2Peer betreiben :)

    1. Moment mal, das bedeutet nicht gleich „Tethering“ sei erlaubt: Die genannten Geräte sind alle in der Lage SIM Karten aufzunehmen. Eine Aldi Talk Karte darf also in jedem Gerät eingesetzt werden.
      Davon mit ihnen einen einen Wlan-Hotspot zu erzeugen ist hier nicht die Rede.

  5. Danke. Würde ich auch so interpretieren und ändere das gleich mal. Aber Quizfrage: Ich schmeiße ein Wlan-Hotspot mit meinem Smartphone und es verbinden sich nur weitere „Handys/Smartphones oder Tablet PCs“. Ist dann Tethering erlaubt, wenn ich sicherstellen kann, dass sich keine „normalen“ PC’s damit verbinden?

  6. Kann mir jemand erklären, wie ein Anbieter eigentlich technisch das Tethering unterbinden will?

    1. Mit der Analyse der Datenpakete geht es relativ einfach – Die TTL(Time to live) eines Datenpaketes sinkt pro Routing-Knoten um 1. Ein Datenpaket das direkt auf deinem Gerät gesendet wird hat also beispielsweise eine TTL von 128, ein Datenpaket, welches von deinem Laptop, der via Tethering mit deinem Handy verbunden ist, gesendet wird hat eine TTL von 127.

      1. Kann man sein TTL auch vorher um 1 erhöhen, beispielsweise auf 129 setzen?

        Ich bin mir sicher wenn es technisch umgesetzt wird, gibt es auch ganz schnell technische Gegenmaßnahmen. Das wird dann halt mal wieder zum Wettrennen.

        Wer in seinem Land verbotene Inhalte anschauen will weiß auch wie man das umgeht.
        Siehe YouTube.

    2. Sorry, das kann ich mir jetzt nicht verkneifen,

      die Netzbetreiber arbeiten ja sowieso mit dem BND und der NSA zusammen.

  7. Ich glaube es braucht dringend eine massive Gegenbewegung, so wie in den USA. Hierzu gehören auch große Aufklärungskampagnen wie die von fightforthefuture.org. Würde ich nicht gerade Abschlussarbeitschreiben, dann würde ich direkt mit dem Programmieren loslegen. Nun bleibt es für mich zunächst bei dem Versuch, einige E-Mails an unsere „Volksvertreter“ zu senden. Ich kann nur andere dazu auffordern, ebenfalls aktiv zu werden.

    1. Ja, braucht es. FFTF hat halt den Vorteil, dass die von einigen US-Stiftungen eine Menge Geld dafür bekommen haben, damit Menschen sowas beruflich machen können. Das fehlt in Deutschland.

      1. Das ist für Deutschland nur all zu typisch, genau wie die mangelnde Bereitschaft Aktiv zu werden und/oder auf die Straße zu gehen.

      2. … warum klingt das für mich immer wie: „The best politicians money can buy“ ?

  8. Wie wäre es denn mal mit den kleineren Anbietern zum Vergleich?
    Dadurch könnten sie sich positiv von den Großen unterscheiden.
    mag zwar vom Einzugsgebiet her nicht in Frage kommen aber interesseant wär es sicher

      1. @Sieben: Schau mal ins PDF. Der einzige kleine Anbieter (Reseller), den wir finden konnten und der VoIP erlaubt ist Ortel in seiner 5GB Flat.

  9. Nun wird mir einiges klar. Vor Jahren, als ich noch aktiver Online-Rollenspieler war, konnte ich mit meinem USB-Surfstick von Fonic dieses Spiel nicht spielen. Da wurden wohl die P2P-Verbindungen geblockt.

  10. Ist verbieten Telekom & Vodafone durch das IM-Verbot in Prepaid-Traifen nicht auch ihren joyn-Dienst?

      1. Auch Danke. Dieser Passus steht wohl (nach kurzer Durchsicht) in allen Tarifen. Die Frage scheint vll eher, ob es hier „verboten“ oder „ausgeschlossen“ ist, denn ich kann von erfolgreichem VOIP berichten, daher scheint mir „ausgeschlossen“ ausgeschlossen ;-) Wie sie dann bei intensiver Nutzung damit umgehen wäre interessant.

        Ist ja schon klar, dass sie sich bei Auslandstelefonaten nichts wegnehmen lassen wollen.

  11. In anbetracht der Dienste, die netzpolitik hier näher betrachtet hat finde ich WebRTC irgendwie lustig:

    * Es ist Peer2Peer
    * Es ist Videotelefonie
    * Es ist Instand Messaging.

    Und als Krönung KÖNNTE man das auch über Tethering machen XD

  12. Wow, danke für die ganze Arbeit!

    Ich hatte ja gehofft, ich wäre nur zu faul/zu blöd, einen Anbieter zu finden, der echtes mobiles Internet am Start hat, aber offenbar gibt es keinen.

    Ich verstehe das auch hier in den Kommentaren geäußerte Argument nicht, dass Netzneutralität aus technischen Gründen gar nicht geht. Wenn man eh nur ein begrenztes Volumen hat, wo ist dann das Problem, wenn man seine 3 GB mit VOIP verbraucht statt mit WWW? Wohlgemerkt geht es ja nicht um die Forderung, dass der Traffic priorisiert und die VOIP-Qualität glasklar sein muss. Es geht darum, solche Dienste überhaupt benutzen zu dürfen. Und wenn einem die Qualität nicht gefällt, sucht man sich halt einen besseren Anbieter. So sollte es jedenfalls sein.


    1. Ich verstehe das auch hier in den Kommentaren geäußerte Argument nicht, dass Netzneutralität aus technischen Gründen gar nicht geht.

      Jegliches Netz, das ein gemeinsam genutztes Medium benutzt ist per Mathematik nicht neutral. Man kann aber ‚freie‘ Kapazität so vorhalten, das die Kopplung der einzelnen Verbindungen kaum bis gar nicht auffällt, das kostet aber.

  13. Tethering ist bei alditalk nicht verboten. Die Textstelle schließt meiner Meinung nach die Nutzung per Stick am PC aus. Am iPhone bspw. können die Mobilfunkbetreiber ja wenn gewünscht Tethering konkret ausschalten – das tut alditalk definitiv nicht.

  14. Hallo,
    erst einmal vielen Dank für den inhaltlich sehr gut gelungenen Artikel! Leider haben mich einige Vertipper beim Lesen etwas gestört, bitte korrigiert diese einmal:
    -> Etwas verwundert waren wir übrigens von der Antwort von ePlus auf die Frage, ob sie denn das __Verbot__
    ->Unser Fazit: Keine Empfehlung für __Niemanden__
    -> und noch einer, den ich leider gerade nicht wieder finde.

    Nicht falsch verstehen, ich möchte kein Grammar-Nazi sein, sondern nur helfen ;)

    1. Hmm, hab es nochmal nachgeschaut. Anscheinend kann man sowohl „niemand“ als auch „niemanden“ für den Akkusativ verwenden. Wieder was gelernt *duckundweg*

  15. Pardon, aber mir fehlt für diese Diskussion jedes Verständnis.
    Vereinfacht ausgedrückt bedeutet für mich Netzneutralität, dass ich als Gelegenheitssurfer für die von Großverbrauchern erforderliche Infrastruktur mitbezahle. Die freuen sich, weil ein Heer von Lemmingen dafür sorgt, dass nicht sie, sondern der Staat, also wir alle, für die Kosten des Netzausbaus aufkommt und sie sich höhere Gewinne einstecken können.
    Es ist in unserer Gesellschaft nun mal so, dass man für unterschiedlich viel Leistung unterschiedlich viel bezahlt. Niemand stört es, wenn beim Flug in den Urlaub Sitzplatzreservierung und Speedboarding extra kostet. Aber im Netz soll alles gleich sein. Auch wenn ich es nicht wirklich brauche.

    1. Ich stimme dir zu, dass unterschiedliche Leistung auch unterschiedlich bezahlt werden muss. Auch, die Gesellschaft eine Verantwortung hat wie Infrastrukturen bezahlt werden. Dafür zahlen wir Steuern an den Staat und der hat damit verantwortungsbewusst im Sinne der Gesellschaft umzugehen.
      Die Tarifversprechungen sehen aber anders aus.
      Wenn ich eine Daten Flat abonniere dann will ich sie auch voll nutzen und später nicht überrascht werden was ich alles nicht durfte. Das ist eine Frage der Begrifflichkeit des Angebots.
      Ein All Inklusive Paket im Urlaub sollte ja der Begrifflichkeit nach „Alles“ enthalten, sonst würde es ja nicht „All“ heißen. Tut es aber nicht, also ist es kein All Inklusive sondern nur ein „Teil“ Inklusive mit Ausnahmen hier und Ausnahmen dort, wie es dem jeweiligen Anbieter gerade so in den Sinn kommt…
      Den restlichen Teil von „Teil“ Inklusive kann ich dann ja wieder dazu buchen….

      1. Natürlich, das ist richtig. Aber das ist kein gesellschaftliches Problem, das der Staat regeln muss, sondern eine rein private Vertragsangelegenheit. Wir haben in Deutschland (gottseidank) vertragsfreiheit und ich möchte nicht, dass sich der Staat in meine oder die Verträge anderer einmischt.
        Wenn die Verfechter der Netzneutralität konsequent wären, müssten sie auch fordern, dass jeder einen uneingeschränkten Zugang hat. Also auch eine Dauerflat. Aber da wissen wohl selbst die Hartgesottenen, dass das Unsinn ist.

      2. Es gibt in Deutschland nur eine bedingte Vertragsfreiheit. Insofern ist die Frage, was und wie reguliert wird, nicht ob.

    2. Es steht den Anbietern ja frei, unterschiedliche Tarife für unterschiedliche Bandbreiten anzubieten. Dann kostet ein Telefon-Tarif mit 10Mbit Up/down halt fast nix und der Tarif mit 1Gbit Up/down halt 100 Euro.

      Aber sonst sollen sich die Provider aus meinem Datenverkehr raushalten und mir nicht vorschreiben, was ich unter Internet zu verstehen habe.

    3. Wieso man kann sich doch unterschiedliche Leistungen kaufen? Etwa die Basisverbindungsgeschwindigkeit deines Zugangs. Es geht nur darum, dass das Netz nicht selektiv diskriminiert. Das Netz selbst sollte die Eigenschaft haben, alles von Inhalt oder Herkunft unabhängig zu transportieren.

      Zum Beispiel, um zu verhindern, dass obwohl du für den Zugang zu einer Videoplattform bezahlst (in dem Sinne, dass du für Zugang zu jedem Teil des Internets bezahlst), dein Provider oder irgendein anderer Netzabschnitt jenseits deines Providers das Videostreaming drosselt, weil _sie_ von der Plattform nicht bezahlt werden.

      Der Versuch einer Realweltanalogie: Das wäre so wie, wenn du ein Paket bestellst, das über die von deinen Steuern mitfinanzierten Straßen geliefert wird. Leider kommt es nicht zwei Tage sondern zwei Wochen später an, weil der Versand nicht den Lokaltarif für Straßennutzung bezahlt und deshalb sein Spediteur immer nur fünf Pakete auf ein Mal transportieren darf.

  16. Ein super Artikel der mal wieder beweist, dass wir zu viele Lobbyisten in DE haben.
    Ich denke aber auch, dass man keine wirklichen Antworten von den Providern erwarten kann. Die Mitarbeiter dieser Firmen die solche Antworten verfassen, haben meist keinen blassen Dunst von der technischen Materie und bedienen sich Textbausteinen und vorgefassten Vorlagen.
    Individialität ist da nicht gefragt. Hauptsache die Antwort ist irgendwie erledigt und man hat die Verantwortung dann doch wieder von sich gewiesen.
    Schade! In DE ist Moral und Ehrlichkeit ein Fremdwort geworden.

  17. Ich möchte doch gerade einmal klarstellen, was Netzneutralität ist und was nicht.

    Netzneutralität bedeutet, daß ich die zur verfügung stehende Bandbreite und Datenmenge meines Tarifs frei nutzen kann, ohne Beschränkung auf irtgendwas. Wenn ich damit P2P machen will sollte ich das auch mobil dürfen, ich werde ja dann sehen, wie schnell mein Freikontingent aufgebraucht ist.

    Netzneutralität bedeutet aber nicht, daß ich wo immer ich bin mit 1GBit/s surfen können muss. Das ist Sache des Ausbaus der Leitungen und Funknetze und ein eigenes Thema, dessen sich ja auch unsere Politiker angenommen haben.

    Vergleiche mit dem Flugverkehr humpeln bislang alle, und davon gibt’s wie Sand am Meer. Wenn man schon dabei ist: Ein Erst-Klasse-Sitz im Flieger ist eher mit der zusätzlich zum Internet-Tarif angebotenen Mail-Adresse zu vergleichen als mit der Nutzbarkeit der Leitung. Im selben Flieger sitzen ja Business-Leute und Urlauber. Verschiedene Gründe zu fliegen – gleiche Fluggeschwindigkeit, und natürlich keine Einschränkung der Teilnahme am Flug.

    So auch hier: Verschiedene Dienste, die ich online nutzen will, aber gleiche uneingeschränkte Nutzbarkeit und Geschwindigkeit des zur Verfügung stehenden Netzes, das ist die Forderung.

    1. Sind diese Einschränkungen und deren Verhinderung Sache des Staates oder der privaten Vertäge?
      Wenn man will, bekommt man jeden Vergleich zum Humpeln. Verschiedene Dinge können nicht gleich sein.

      1. Sie sind u.a. dann Sache des Staates wenn sie den Wettbewerb verzerren und sich dadurch negativ auf die Gesamtwirtschaft auswirken. Um einen weiteren humpelnden Vergleich anzuführen: kostenlos Spotify bei T-mobile ist wie kostenloser eon-Strom für Siemens Kühlschränke.

        Andere Anbieter/Hersteller haben dadurch einen gravierenden Nachteil und die Markteintrittsbarierren werden so stark erhöht, dass sich der Gesamtmarkt dadurch unwirtschafticher verhält.

        Verbot von p2p o.ä. analog: Du darfst keinen Videorekorder mit e-on Strom betreiben. Internetzugang ist in seinem Stellenwert für Leben & Wirtschaft so stark gewachsen, dass ich die Analogie mit Strom schon ziehen würde (ja, humpelt auch…): Ich bezahle für den Verbrauch und für die Dicke der Leitung. Was ich damit mache ist meine Sache.

        Das vertraglich in der Art einzuschränken, wie es aktuell getan wird stellt eine Wettbewerbsverzerrung dar gegen die man natürlich auch gesetzlich vorgehen kann.

  18. „Internet“ anzupreisen und dem Kunden dann vorschreiben zu wollen, was er oder sie damit zu tun hat und was nicht, empfinde ich schlicht als sittenwidrig.

    Das auch noch mit unscharfen, in sich widersprüchlichen und Ebenen-vermischenden Idiotenbegriffen zu tun (Gleichsetzung von Internetnutzung und „Surfen“, was ist eigentlich Peer-to-Peer etc.) ist Kundenbeleidigung und Verarsche erster Güte. Mit dem Nebeneffekt, dass niemand wissen kann, ob die AGBs gerade verletzt werden oder nicht.

    Das ist er also, der tolle Netzausbau. Mit Verweis auf Wischwaschi-AGBs könnte auch dir demnächst der Service mittendrin einfach abgeschaltet werden.

    Schnell aber unneutral ist mir deren Service scheißegal, zuverlässig & neutral wird wohl nicht zuviel verlangt sein!

  19. @Dominik
    Wettbewerbsverzerrend wird es erst, wenn ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung hat. Und das kann man bei der derzeitigen Konstellation im TK-Sektor niemand unterstellen. Also Vertrag kündigen und woanders hingehen. Wenn das viele machen (würden), wird jedes Unternehmen seine Produkte und Bedingungen ändern. Und kostenlose Zugaben sind überall nicht Ungewöhnliches.

    1. Ich bin mir nicht sicher, ob du mich richtig verstanden hast. Es geht nicht um den Wettbewerb zwischen den TK Unternehmen, sondern um den zwischen den Nutzern der Leitungen. Youtube kann bezahlen, mySuperDuperNewTube nicht. Spotify zahlt, also muss Deezer, simfy, … auch, weil sie sonst verdrängt werden, das IP-Fernsehangebot der Telekom wird nicht auf den Verbrauch gerechnet, Netflix schon… Das IST Wettberbsverzerrung in allen möglichen Märkten.


      1. das IP-Fernsehangebot der Telekom wird nicht auf den Verbrauch gerechnet, Netflix schon…

        scheint nicht mehr zu stimmen, man kann einen Netflixzugang via Entertain bekommen.

      2. Wobei das klassische lineare Fernsehen per T-Entertain ein schlechtes Beispiel für die Verletzung der Netzneutralität ist, da es zwar über die gleiche DSL-Leitung, nicht aber über das Internet kommt.

      3. Ja dann, nehmt eure Kundenliste die monatlich bezahlen und euren Podcast mit Entertain ansehen wollen und sonst keinen Internetzugang haben und macht mal ein bisschen Journalismus darüber wie sich die Telekom bei ‚Kunde droht mit Auftrag‘ so schlägt…

      4. @Manu Das kann man auch weiter fassen… Dann kommt halt Facebook ab jetzt nicht mehr übers Internet sondern pairt sich am SDH mit Telekom und das kommt dann halt übers DSL… Aber nicht übers Internet! Übersetzt (damit der PC denkt es kommt vom Internet) wird es halt vom Router.

    2. Achso und noch als Ergänzung: Die bezahlen natürlich heute schon: Nämlich _ihren_ TK Provider, dafür dass sie Zugang zum Netz haben. So wie ich bei meinem dafür bezahle. Jetzt sollen sie aber neben Ihrem eigenen Provider auch noch alle Provider Ihrere Kunden bezahlen, damit sie nicht ausgebremst werden. Das klingt nicht so richtig richt. Eine tolle Erklärung dafür gibts hier: https://www.youtube.com/watch?v=wtt2aSV8wdw

  20. Mein Thinkpad X61t ist doch ein Tablet PC – somit würde ich nicht dagegen verstoßen, wenn ich damit ins Netz gehe ;)

  21. Warum darf denn eigentlich ein Telko-Anbieter fleißig sein seit langem intern eingesetztes VoIP als „Telefonie“ verkaufen, es aber seinen Kunden verbieten?

    Den ganzen Aufwand den die Telkos treiben, um billiges teuer zu verkaufen…. Da wird vom digitalen Zeitalter und Forschritt geredet, aber selbiger eigentlich nur stark wie möglich gedrosselt, um noch mehr kleine „riesig tolle“ Tarif-Upgrades / Revenues zu erzeugen.

    1. Ganz einfach: Weil wir Vertragsfreiheit haben. Jeder kann – natürlich innerhalb der geltenden Gesetze – Verträge schließen, wie er Lust hat. Wenn dir das Angebot des Einen nicht gefällt, gehst du zu einem Anderen. So funktioniert unsere Wirtschaft. Ich möchte keinen Staat, der sich mit Gesetzen in die allerkleinsten Dinge einmischt.

      1. na ja, wenn aber etwas wie der Internetzugang/anschluß Infrastrukturcharakter bekommt, könnte man schon an etwas wie Regulierung denken, denn sonst passiert genau das: Angebot und Nachfrage können nicht mehr zusammenkommen weil der Zugangsanbieter dazwischen funkt. Bei ähnlichen Konstellationen gibt es durchaus eine Einschränkung der Vertragsfreiheit bis hin zum Kontrahierungszwang, in unserem Fall der Zugangsanbieter ist verpflichtet jeglichen Anbieter anzunehmen, kann aber die Konditionen des Vertrags verhandeln. Und die Vertragsbedingungen müssen nach eine Wartezeit veröffentlicht werden.

    1. Weder richtet sich die Petiion an den Bundestag (sie richtet sich an die Regierung), noch wollen wir das Petitionssystem nutzen, denn vor allem haben wir die Petition bei change.org gestartet, um Interessierte regelmäßig auch zum Thema per Mail informieren zu können.

  22. Nun ja, das ist ja nicht neu.
    Ich habe 2006 – 2008 versucht als das Mobile Internet das erste mal bezahlbar wurde einen Mobilen Zugang zu bekommen. Da stellte ich schnell fest das die Einschränkungen im Mobilen bereich doch extrem waren. Häufig wurden spiele Ports gleich direkt gebannt.
    Interessant fand ich Skype:
    Hier war das so das Anfangs das nutzbar war, aber dann aktiv geblockt wurde. Das heißt in einem Anruf wurde plötzlich das Gespräch geschredderd. Die Verbindung bestand, aber die Sprache war ein unglaubliches Rauschen. Dieser Effekt setzte immer nach etwa 1-2 Sätze ein.
    Auf Nachfrage gaben der Mobil Anbieter damals auch dies auch offen zu. Einzig O2 sprach sich damals gegen eine Beschränkung für Skype aus.
    Aber das änderte sich am Markt auch immer wieder. Aber Interessant zu lesen das die Telekommunikationsgesellschaften bisher damit durchkommen. Ist wohl kein Feld in den Lehrer oder Rechtsanwälte viel unterwegs sind. ;)

    Best Grüße

  23. Danke für die Liste, auch wenn sie bei der Anbieterwahl nicht wirklich weiter hilft: Ein Service restriktiver als der andere.

    Wäre schön wenn ihr noch ein paar mehr Anbieter in die Liste mit aufnehmt, wie z.B. Simquadrat, Netzclub oder McSIM.

  24. Es ist unendlich wichtig, die Netzneutralität zu erhalten und niemanden auszuschließen. Und wenn es nur noch um die Wirtschaft geht, sollte man da auch bedenken haben. Viele, sehr viele Unternehmen haben dadurch Einbußen und verlieren eine Menge Kunden. Netzneutralität ist auch daher schon wichtig.

  25. schöner Artikel.
    Ich glaube daß Problem bei Kampagnen für die netzneutralität ist daß nicht jeder versteht worum es geht lieber sollte man schreiben
    gegen eine Drosselung der internetverbiendung dann würde man wohl auch mehr Leute mobilisieren können

  26. Vorschlag: Prioritätsbyte im Header!
    Man kann Netzneutralität haben und trotzdem unterschiedliche Geschwindigkeiten im Internet einrichten: jedes Datenpaket bekommt im Header ein zusätzliches Prioritätsbyte. Spiele, Telemedizin und militärische Anwendungen werden hoch eingestuft, VoIP & Skype danach, Videos und TV in der Mitte, normales www und Emails eher unten. Das Prioritätsbyte ist vom ersten Absender bis zum End-Empfänger das gleiche, also kann jeder sehen, mit welcher Priorität gesendet wurde. Höhere Priorität ist natürlich teurer, sehr hohe P. sehr viel teurer, niedrige kostet nur eine kleine Grundgebühr. Da der Erst-Sender die Priorität verursacht, muss er sie auch bezahlen.
    Damit wäre alle zufrieden: Die Telekom-Unternehmen bekommen ihre Infrastruktur bezahlt, die Infrastruktur wird nicht überbeansprucht, die Kunden bekommen die Leistungen, die sie bezahlt haben, Kein kleiner www-Kunde muss für die Daten-Großverbraucher mitbezahlen und niemand schaut (zB. über DPI) was gerade unterwegs ist. Versuche der Telekom-Unternehmer, teurere Marktsegmente wie z.B. herkömmliches Telefon vom Internet-basierten VoIP zu trennen, werden für Kunden und T. allein über die höheren Kosten der dafür nötigen hohen Priorität obsolet.
    Überlegt bitte alle, ob vielleicht mit diesem Vorschlag der Streit über das ganze Thema Netzneutralität beigelegt werden kann.

    1. Ich behaupte mit Nachdruck, alle wirklich wichtigen Nachrichten, die die „freie Rede“ im Internet ausmachen oder dafür wichtig sind, lassen sich auch mit niedriger Priorität senden: Zeitung, Blogs, Emails, Wikipedia, private www-Seiten, langsame stretegische Spiele, Reklame, Katalogversand

  27. Fragen:
    Vertragswechsel: geht meistens nicht so einfach, weil viele Kunden haben 2-Jahres-Vertrag.
    Kündigung durch Anbieter: was passiert mit der Restlaufzeit, was mit der via 2-Jahres-Vertrag finanzierten Hardware?
    Einfach: Methode der Verschlechterung durch Anbieter:
    www. downloads, Emails usw will er erlauben P2P, vpn, VoIP, Skype verbieten: geht doch ganz einfach: er unterbicht alle 10sek für 5sek die Leitung und erlaubt während der Unterbrechung nur wenige Datenpakete, damit die Programme die Störung nicht als Verbindungsabbruch interprätieren.

  28. Was bedeutet VoIP?
    kann es sein, dass einige Skype erkennen und blockieren, RedPhone läuft dagegen?
    Kennen sie kleinere wie RedPhone nur noch nicht und blockieren deswegen nicht (kann sich bald ändern, sobald es mehr nutzen)?

    Habe getestet:
    der eine hat Kaufland mobil und kann selbst mit gedrosseltem Volumen über Skype oder RedPhone international telefonieren (Sprachquali sogar meist besser als bei normaler Telefonverbindung nach Norwegen). Redphone scheint dabei effektiver/sparsamer mit Bandbreite zu sein.
    Wenn er mit Skype das Simyo-Handy des andren anwählt (oder angewählt wird), klingelt das andere nicht mal. Redphone läuft dagegen problemlos…

  29. „Aldi Talk, Alle Tarife, Tethering:Verboten“
    FALSCH! Es gibt Tarife (24 Std. Flat, 5GB Flat), die Nutzung mit PCs erlauben.

  30. Ich muss da widersprechen…
    Bei Eplus steht, dass sie es aktuell nicht verbieten! Desweiteren empfehlen sie die Nutzung erst ab 500MB. Macht Sinn, da diese Dienste meist sehr Datenlastig sind. Eplus sagt auch, dass diese Regeln für alle im Eplus Netz (also zum Beispiel auch Aldi Talk) gilt.
    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es stimmt. Ich nutze SipGate auf dem Handy und hatte noch keine Probleme damit.
    Aldi Talk bietet sogar eine Unlimited Flat also ungedrosselt mit einem kleinen Trick an: Einfach über Tagesflat APN einloggen… kostet 1,99 für 24std. Das macht im monat etwa 60€. Ist zwar viel, aber man hat ungedrosselt mit bis zu 50Mbit/s Internet über LTE ohne Service Blockaden. Habe ich selbst nen halben Monat nutzen müssen (über nen 2. Router im Lan) als mein DSL ausfiehl und ich konnte unbegrenzt das Internet inklusive HD-Streaming, Teamviewer, Skype, SipGate und P2P nutzen. Und das sogar schneller (und leider teurer) als mit meinem DSL Anschluss. Aber gutes Internet hat halt seinen Preis. ;)

    1. Hallo Daro, das ist doch die Abzocke, von der die Rede ist! Finger weg davon. Die lassen sich immer neue Angebote einfallen um den Kunden das Geld aus dem Sack zu locken. Es ist die Frage, wofür ich jetzt unbedingt 50MB brauche. Klar, ist schön für Video schauen oder Download, alles bequem, locker easy. Aber genau das kostet! Grüsse Dich

  31. Ich kann die Forderung nach Netzneutralität absolut unterstützen. Die Forderung ist richtig und notwendig. Die Konzerne treiben mit uns ein übles Spiel. Hoffe nur das die Politiker sich dessen klar werden. Insbesondere die Tatsache, das die Telekom-Konzerne in den 90er Jahren im Globalisierungswahn Milliarden verbrannt haben(Deutsche Telekom, Stichwort Ron Sommer) für all das sollen wir heute bezahlen. Der Raubtierkapitalismus lässt grüßen. Es sind vieleicht nicht alle schlecht, aber die meissten. Es gibt im Falle einer Entscheidung der Politik zugunsten der Telekom-Konzerne nur eine Alternative: Boykott! Grüss Euch.

  32. Netzneutralität? Nie im Leben.
    Aber mal ne Verständnis Frage: Instand Messaging wird oft in den AGBs ausgeschlossen, „Whats App“ funktioniert trotzdem?
    Hintergrund ist der, das ich einen günstigen Tablet Tarif für 14,95 mit 3 GB Datenvolumen LTE inlcusive einem Samsung Tab A 9.7 gefunden habe ( Tarif ohne Telefon Option ), indem aber das Instand Messaging ausdrücklich ausgeschlossen wird. Da ich die Telefon Flat explizit nicht dazubuchen , aber über Whats app erreichbar sein will, will ich das Angebot wahrnehmen.
    Also ist in so einem Tarif WA nutzbar oder wird es technisch gesperrt?

    Und aus Prinzip zahle ich nicht 10 € mehr pro Monat für die Telefon Option, um diesen Tarif Wahnsinn zu nähren.
    Wenn ich jetzt fordern würde
    „1 Tarif für alle und alles“ könnte ich auch
    „Gerechtigkeit in der Marktwirtschaft “ oder für
    „Sauberen Sport“ und
    „Real gelebte Demokratie“ plädieren. Das wird es nie geben.
    Deshalb ist eine Diskussion über die Netz Neutralität völlig sinnlos : Boykott, Eigen Organisation der Bürger und Widerstand – eine stille Revolution – wären Wege, um langfristig Konzernen deren Grenzen aufzuzeigen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Das wird nie geschehen.
    Nicht im Netz, nie im Leben.

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