Tracker-Ranking der 50-Top-News-Webseiten

Top-50-Nachrichtenseite und Anzahl der Tracker nach Reichweite

Es gibt nur wenige Nachrichtenseiten, die ihre Leser nicht mit Tracker überwachen. Netzpolitik.org gehört dazu. Tracking wird dabei zumeist über Cookies realisiert, die vom Webserver an den Browser gesendet oder durch verschiedene Skripte (oftmals Werbung) auf der Website erzeugt werden. Sie erfüllen dabei im Wesentlichen zwei Zwecke: Zum einen identifizieren sie den Nutzer über eine eindeutige Session-ID. Das kann nützlich sein, wenn beispielsweise eingegebene Passwörter über mehrere Seitenzugriffe gespeichert werden, sodass man sich nicht jedes mal neu anmelden muss. Zum anderen sind sie wesentlicher Bestandteil der Finanzierung des Web-Angebotes, denn über Cookies werden verschiedene Informationen über den Leser an Webseitenbetreiber und auch Drittanbieter übermittelt.

Tracking-Cookies ist es möglich, unseren Weg durchs Netz zu verfolgen und sich zu merken, auf welchen Webseiten wir uns noch so herumtreiben. Durch diese Art dieser Profilbildung ist es zum Beispiel möglich personalisierte Werbung auf den Nachrichtenseiten einzubinden. Mittlerweile gibt es verschiedenste Tools, wie Trackography oder der Datenblume, mit denen man sich anzeigen lassen kann, welche Unternehmen Kenntnis darüber haben, auf welchen Seiten man sich informiert.

Doch auf welche deutschsprachigen Nachrichtenseiten werden die meisten User-Daten getrackt?

Vor einigen Tagen hat dasfilter.com eine Top 22 Liste der vertracktesten Webseiten vorgestellt. In die Analyse wurden wurden relativ beliebige, aber populäre Webseiten einbezogen. Davon haben wir uns inspirieren lassen und ebenfalls Liste erstellt, in der allerdings nur Tracking-Aktivitäten von den 50 reichweitenstärksten News-Webseiten laut der AGOF berücksichtigt wurden.

Wir haben für kurze Zeit unsere Anti-Tracking-Tools deaktiviert und uns mit Hilfe von den Add-Ons Lightbeam und Ghostery für Firefox die gefundenen Tracker auf allen 50 Startseiten der News-Portale anzeigen lassen. Der Vorteil der beiden Tools ist, dass diese in Echtzeit Verbindungen zu Drittanbieter-Seiten anzeigen. Mit beiden ist es möglich diese unbeabsichtigten Verbindungen zu blockieren, jedoch nur Lightbeam kann diese auch in einer Grafik visualisieren. Auf Grundlage der angezeigten Verbindungen von Lightbeam und Ghostery haben wir ein Diagramm erstellt, welches die Nachrichtenseiten geordnet nach Anzahl der Tracker (Lightbeam) darstellt. Hier gibt es diese auch in einer übersichtlicheren und interaktiven Form.

Top-50-Nachrichtenseite geordnet nach Anzahl der TrackerGeordnet nach der Reichweite ergibt sich folgendes Bild. Hier gibt es ebenfalls eine interaktive Grafik.

Top-50-Nachrichtenseite und Anzahl der Tracker nach Reichweite

Unabhängig von der Reichweite nutzen alle 50 Medienseiten Tracker. Lightbeam zeigt dabei generell mehr Verbindungen zu Drittanbieter-Seiten an als Ghostery. Beispielweise stuft Ghostery Google-Fonts nicht als Tracker ein, Lightbeam hingegen schon. Nachfolgend beziehen wir uns auf die Zahlen von Lightbeam und geben die Werte von Ghostery in Klammern an.

Bei den größeren News-Seiten sticht Welt.de mit 30 (17) Trackern besonders hervor, während bei Spiegel-Online immer noch 15 (4) gefunden wurden. Die ad-hoc-news belegen bezüglich der Reichweit nur Platz 27, sind aber mit 33 (16) Verbindungen zu Drittanbietern Spitzenreiter in  Sachen Tracking. Das verwundert allerdings wenig, da ebenso die Inhalte der Seite fast ausschließlich von Dritten kommen. Am wenigsten trackt die Hessische/Niedersächsische Allgemeine mit 9 (4) unbeabsichtigten Verbindungen.Die Zeitungsgruppe Thüringen Online verzerrt das Ergebnis, da hier nur die gemeinsame Verlagsseite der Zeitungen in der Analyse berücksichtigt wurde. Zudem sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen, da die Anzahl der Tracker beim mehrmaligem Besuchen der Webseite variieren kann.

Allerdings vermittelt die Grafiken einen Eindruck davon, wie Nachrichtenseiten mit der Privatsphäre ihrer Leser umgehen. Dies ist einerseits unbefriedigend, andererseits bei werbefinanziertem Onlinejournalismus wohl kaum zu ändern. Der Einsatz von Anti-Tracking-Tools ist eine Maßnahme seine Privatsphäre ein Stück weit zu wahren und stellt die Finanzierungsart von Nachrichtenwebseiten in Frage. Eine übersichtliche Auflistung verschiedener Anti-Tracking-Plugins findet ihr hier bei den Machern von Trackography.

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21 Ergänzungen

    1. Irgendwann mal statt Ghostery installiert, weils Ghostery wohl nicht wirklich open source war. (Kann keine Quellen nennen, vielleicht lüge ich.)
      Außerdem gefällt mir die Oberfläche besser.

  1. Tolle Statistik, Danke!

    Spenden sind toll, aber diese Aussage ist doch eine falsche Schlussfolgerung:
    „Wir können nur auf Tracking verzichten, weil unsere Leserinnen und Leser unsere Arbeit mit freiwilligen Abos in Form von Spenden unterstützen.“

    Tracking bringt nicht grundsätzlich Geld, oder? Sondern Werbung. Und die verwendet dann meistens Tracking für zielgenaue Werbung oder für Datenhandel, sofern sie extern verlinkt ist.

    Gesponsorte Beiträge, Portraits und selbst vermietete Anzeigenflächen bringen auch Geld, aber gehen nicht mit Tracking einher.

    Manchmal ist Tracking auch der naive Glaube eines Websitebetreibers, dass man für Zugriffsstatistiken Trackingwerkzeuge braucht, wie Gurgel Analytics. Darauf kann man auch verzichten ohne die Finanzierung zu beeinträchtigen.

  2. Um die Debatte noch ein bisschen zu differenzieren:
    Tracking dient nicht alleinig der Werbefinanzierung von Websites oder dem websiteübergreifenden Password-Speichern. Es legitimiert und motiviert Investitionen von Medienunternehmen im Online-Bereich. Ohne Web-Tracking wäre eine Erfolgskontrolle einerseits deutlich teurer und andererseits an vielen Stellen weniger präzise (z.B. durch „reine“ Befragungen). Außerdem kann man Tracking-Daten z.B. zur Website-Optimierung nutzen. Und: Tracking ist nicht gleich Tracking. So sind die Trackings von Google, Facebook oder Werbevermarktern tatsächlich in der Lage, das individuelle Surfverhalten im größeren Maße zu erfassen. Google und Facebook können dies auch mit Personen-Profilen ihrer Netzwerksites verknüpfen und ihre Web-Angebote auf Basis der erhobenen Daten personalisieren. Dem gegenüber stehen datenschutzkonforme Trackings, die vergleichsweise sparsam Daten erfassen (z.B. keine personenbezogenen Daten), sich auf einzelne Web-Angebote beziehen und deren Daten nicht zur Modifikation von Websites weiterverarbeitet werden (z.B. für „Empfehlungen“, „Website-Individualisierung“ etc.).

    PS: Wenn es keine Trackings gäbe, hättet ihr die roten Linien gar nicht in die Grafiken einbauen können ;-)

    1. Stimmt. Danke für die Ausführungen. Die Differenzierung graphisch umzusetzen wäre jedoch ne Sisyphusarbeit.

  3. ich benutze auch ghostery, obwohl die wohl auch ’n werbeunternehmen betreiben (?), kann aber bei chromium per http switchboard genau sehen, wer alles zugriff begehrt.
    frage: da scriptno bei mir ständig irgendwelche macken hatte, habe ich http switchboard mal installiert und das funzt super. taucht aber nie iwo als empfehlung für chrome-erweiterungen auf… hat das prog einen fiesen background oder warum?

    1. Sind offizielle Empfehlungen gemeint? Da hängt es vom Geschmack der Redaktion oder der finanziellen Spenden ab.

      Ansonsten gibt es immer Underdogs in Form von sehr guten Produkten. Durch Hörensagen kennt eines Tages dann vielleicht doch jeder. Es sei denn, es wird vielleicht von einem sehr ikonischen Produkt in den Schatten gestellt; so wie beispielsweise Threema durch das fatalerweise noch immer sehr beliebte Whatsapp.

  4. Das sollte sich wirklich jeder mal gönnen:

    AdBlock deaktivieren, bei Ghostery den Blockierer anhalten und dann den Testsieger aufrufen:
    http://www.ad-hoc-news.de/

    Unglaublich. Die Ghostery-Anzeige, die alle Ghosts in dem hübsch-braun-violetten Fenster rechts anzeigt, passt bei meinem Bildschirm nichtmal mehr auf die Seite! Damit hätten wohl selbst deren Programmierer nicht gerechnet, denn eine Scrollleiste gibt es nicht. Insgesamt werden 55 Dienste angezeigt.

    Nie mehr ohne.

  5. Nachdem ich vor einiger Zeit (nicht zuletzt auch wegen der Berichterstattung von netzpolitik.org) den Netzwerkverkehr mal mitgesnifft habe, der beim Besuch meiner täglichen News- und Einkaufsseiten anfällt war ich mehr als entsetzt. Da die Browser Plugins (bei denen mir viele suspekt sind) beim Surfen vom iPad oder den im Haus vorhandenen Android Geräten (die im Übrigen noch schlimmer sind) nichts nutzen, hab ich, eigentlich zunächst nur für mich, eine eigene Lösung „gebaut“. Als ich dann in meinem Blog davon berichtet habe war die Nachfrage groß und ich hab die Anleitung eine Anleitung dazu ins Netz gestellt (http://networktoolbox.de/raspberry-pi-ad-spy-blocker/).

    Die Lösung ist sicherlich nicht Jedermanns Sache denn man muss schon etwas basteln bis man das kleine Ding im eigenen Netz installiert hat und meine Anleitung ist dazu noch auf englisch. Dafür ist aber anschließend nichts mehr auf den PCs, Tablets oder Phones zutun und man kann ungestört im Surfen.

    Ghostery, AdBlock etc. sind bei mir nirgendwo mehr installiert.

    1. Coole Sache, sehe ich das richtig, dass das mehr oder weniger so ist ist wie wenn ich bei meinem OS in /etc/hosts z. B. google-analytics.com auf localhost umleite nur mit zentraler Anlaufstelle, dem Pi, so das es auch für (mobile) Geräte geht, bei denen das nur mit Aufwand, wenn überhaupt möglich ist?

      Ich mach das zur Zeit lokal mit dieser etwas längeren Liste:
      http://someonewhocares.org/hosts/

  6. Meine Lösung ist besser als die Lösung mit einer hosts Datei, weil damit auch HTTPS Verbindungen geblockt werden können. Das geht mit der hosts Datei nicht (näheres dazu findet man in meinem Blog). Ein weiterer Nachteil der hosts Datei ist, dass man damit (je nach Betriebssystem) keine Subdomains abdecken kann. Bei meiner Lösung genügt ein Eintrag und alle Domains einschließlich Subdomains werden gefiltert. Meine Datei kann also viel kleiner sein. Ein weiterer Vorteil gegenüber der hosts Datei ist natürlich, dass es eine zentrale Lösung für alle Geräte im Netz ist (also auch Smart TVs und mobile Geräte).

    Die Umleitung auf Localhost hat übrigens den Nachteil, dass sich der Browser erst einmal damit abmüht, den Inhalt vom Localhost zu laden (dauert). Ansätze, wie es andere Lösungen machen, über einen lokalen Webserver eine leere Seite zurückzugeben scheitern auch wieder bei HTTPS, da das Zertifikat nicht vorhanden ist oder nicht passt. Meine Lösung gibt statt dessen 0.0.0.0 zurück. Der Browser versucht dann erst gar nicht die Seite zu laden, weil diese IP Adresse ungültig ist. Den dadurch manchmal erscheinenden Fehlertext kann man, wie in meinem Blog beschrieben, zumindest im Firefox auch noch einfach ausschalten. Die Seiten sehen dann „wie geleckt“ aus.

    1. …und ja, auch die mobilen Geräte im Netz zeigen keine Werbung mehr an. Sogar die iADs auf den Smartphones sind weg und die Smart TVs können auch nicht mehr nach Hause telefonieren.

      Noch zu meiner Filterdatei: Ich filtere nur Server, die bekannt sind als Behaviour Tracker oder so Dinge wie WebRTC von Mozilla (was übrigens eine Riesensauerei von Mozilla ist!). Man sieht mit meiner Lösung also weiterhin Werbebanner die von der gleichen Webseite kommen, die man aufgerufen hat oder von Webseiten, auf die man auch gelangt, wenn man darauf klickt. Solche Werbung finde ich in Ordnung. Alles andere wird über meine Lösung geblockt – und das ist gut so!

      1. …Ich bin bei mir zu Hause auch noch einen Schritt weiter gegangen und habe auch noch einen VPN Gateway installiert. Jetzt können wir sogar von unterwegs über ein beliebiges WLan surfen denn die Verbindung ist verschlüsselt und wir bekommen auch unterwegs keine Werbung mehr angezeigt. So einen VPN Gateway einzurichten ist aber mit sehr viel mehr Aufwand verbunden und deswegen beschränkt sich die Anleitung in meinem Blog auch nur auf die lokale Filterlösung.

      2. Danke für die sehr ausfürhlichen Antworten! Das ist auf jeden Fall mal ein Projekt, dass ich mir in einer stillen Stunde näher angucken werde.

  7. Ich finde das der Artikel leider sehr ungenau ist. Die Funktionsweise von Tracking wird in diesem Artikel und ansatzweise richtig beschrieben und das Ziel generalisiert. Eigentlich genau die Art von Übertreibung die man den hier beschriebenen Webseite oft – zu Recht – vorwirft. Besser wäre meiner Meinung nach:

    „Tracking wird zumeist über Javascript realisiert, das Daten mit Hilfe eines sogenannten Tracking-Pixels an einen Trackingserver übermittelt. Diese stehen meist unter der Kontrolle eines Dritten also einer Analyticsfirma oder eines Werbe-Unternehmens. Fast immer erzeugt das Tracking-Javascript ein Cookie in dem Browser des Users. Dort wird dem User eine ID zugewiesen und auch andere Eigenschaften des Users werden dort gespeichert. Auch diese Informationen werden von dem Tracking-Pixel an den Tracking-Server übermittelt.

    Ein Cookie kann aber auch Dienste wie das Speichern von Passwörter erfüllen damit sich der User nicht bei jedem Seitenaufruf neu anmelden muss. Tracking kann auch dabei helfen zu erkennen welche Beiträge besonders bliebt sind oder wo die Besucher Schwierigkeiten beim benutzen der Seite hat. Leider werden werden die Technologien nur allzu oft dazu eingesetzt Profile einzelner Besucher anzulegen.“

    Sehr amüsant fand ich den Satz „Unabhängig von der Reichweite benutzen alle 50 Seiten Tracker.“ Was glaubt denn der Autor wie diese Reichweite gemessen wird? Es gibt in Deutschland ein Unternehmen Infonline das ein Trackingpixel zu Verfügung stellt dass die Reichweite für die AGOF und IVW erhebt.

    Im übrigen wird wohl auch beim Aufruf dieser Seite eine Logdatei vom Server geschrieben (in der Dinge wie IP-Adresse und Useragent stehen). Das mag nicht ganz so viele Informationen enthalten wie viele der Trackingsysteme, dürfte aber reichen um ein kleines Profil der Leser hier anzulegen.

  8. Wenn man mit Tor surft, hat man dann das Problem „hinter“ sich gelassen?
    Dank und Gruß und entschudligt meine Ahnungslosigkeit
    Tobias

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.