Peter Sunde über die Piraten: „Die Piraten sind tot – Hurra! Lang lebe alles andere.“

Flickr.com/Share Conference/CC By SA 2.0

Nach seinem letzten großen Manifest von Dezember meldet sich Peter Sunde nun erneut zu Wort. Der Ex-Sprecher von The Pirate Bay und flattr-Gründer stellt zunächst fest: Der Tod der Piraten-Bewegung interessiere ihn einen „flying fuck“, um sich aber im weiteren Verlauf des Artikels immerhin mit den politischen Ausläufern etwas ernsthafter zu beschäftigen.

Er wirft dort die zentrale Frage nach einer übergreifenden politischen Agenda aller Piratenparteien auf:

A party needs to be able to have that ideological big picture view. Who can say what the “pirate movement’s” view on immigration is? Or the war against drugs and so on? It would be different in each country. There’s no alignment here.

Da das aber nicht passiert ist (der „große Kampf“ ist seiner Einschätzung nach sowieso schon „verloren“), schlägt er den übrigen wackeren Mitstreitenden Folgendes vor:

Be something more awesome. Be a world citizen that cares about the same topics. Join other parties and make them understand the topics at hand. Infiltrate them. Cooperate and have people join all the parties in your nation, make sure they all agree. Be a fucking undercover ninja for all I care.

Nur eines, das will er dann doch nicht:

Just don’t sing songs about pirate booty, looting and shit.

Den ganzen Beitrag gibt es auf torrentfreak.

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4 Ergänzungen

  1. Irgendwie nervt das, dass jedesmal wenn die Piraten irgendetwas ordentlich hinbekommen sofort jemand aus der Netzprominenz reingrätscht und die Bewegung beschimpft.

    Jetzt wo mit dem Reda-Report mal endlich was richtig Greifbares da ist, muss es dann auch schon Peter Sunde sein. (Seufz)

    Und hat nicht der Versuch, eine nicht-Netz Politik zu finden die deutsche Piratenpartei zerrissen? Wenn ich mich korrekt erinnere haben sich die westdeutschen IT-Selbständigen und die großstädtischen Szenelinken gegenseitig zerfleischt, bis niemand mehr irgendwas von der Partei erwartet hat.

    Im Rückblick war das doch der größte Fehler der ganzen Bewegung. Die deutsche Politik hat in den letzten Jahren gelernt, dass es eine neue, wichtige politische Kraft gibt, von der sich alle eine Scheibe abschneiden müssen: Die Europaskeptiker und Xenofoben von der AFD. (!)

    Und die Netzgemeinde? Nun, über die hat die deutsche Politik gelernt, dass es sich um einen zerstrittenen Haufen semi-apolitischer Idioten handelt, die ganz selten mal einen Shitstorm produzieren, der in die echte Öffentlichkeit rüberschwappt. Meistens ist es bei „denen“ so, dass sobald irgendwelcher ernsthafter Fortschritt gemacht wird irgendeine Fraktion eine Metadiskussion lostritt und sie dann wieder alle übereinander herfallen.

    1. Is leider so. Dabei haben Piraten einiges Geschafft, trotz des unpraktischen Namens. Und vieles, womit die Piraten „schockiert“ haben, fand sich später in anderen Wahlprogrammen wieder – vor allem natürlich als Stimmfänger.

  2. Nachdem ich jetzt schon mehr als drei Jahren bei den PIraten „dabei“ bin glaube ich, einen kleinen Einblick bekommen zu haben, wie Parteien und Politik – zumindest bei uns in Deutschland – „funktionieren“. Das es hier Unterschiede zu anderen Ländern geben mag, liegt allein schon geographisch auf der Hand. Die Piratenpartei ist eine europäisch ausgerichtete Bewegung, aber keine europa-einheitliche.
    Ich weis nicht so recht, was Peter Sunde erwartet hat. Vielleicht hat auch er mittlerweile begriffen, das (in demokratischen Systemen zumindest) die Richtung, das Programm einer Partei im Idealfall von allen Mitgliedern beschlossen wird. Dadurch ergibt sich zwangsläufig, dass in diesem Programm eine Menge Punkte wiederfinden, die nicht allen Mitgliedern gefallen. Hier den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, nennt man „demokratische Entscheidungsfindung“.
    Die Piraten haben sich von einer reinen Netzbewegung zu einer Partei entwickelt. Mag sein, dass für Peter Sunde dadurch etwas wichtiges verloren gegangen ist. Die Piraten aber deswegen für tot zu erklären hilft genauso wenig wie der ein wenig lächerliche Aufruf, einfach die etablierten Parteien zu „unterwandern“. Dort verhindern die internen Seilschaften und Strukturen, dass eine Veränderung von Innen jemals Erfolg haben könnte.
    Ich habe gelernt: wenn man etwas verändern will, braucht man vor allem einen seeeehr langen Atem. Man muss sich davon verabschieden, dass man seine eigenen Ziele zu Lebzeiten zu 100% umgesetzt sehen wird. Aber man kann den Grundstein für einen Wandel legen, von dem vielleicht schon die eigenen Kinder profitieren werden. Und auf lange Sicht wird das Engagement heute vielleicht tatsächlich eine Veränderung der Gesellschaft bewirken können.

  3. die Piraten verbindet keine Ideologie sondern eine Idee. Ideen sterben nicht so einfach, sie kommen aber manchmal aus der Mode. Der Erfolg der Piraten hat gezeigt was möglich ist, ich schreibe diese politischen Bewegung nicht ab nur weil die Umfragewerte zur Zeit schlecht stehen. Veränderung braucht Zeit.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.