Polizei Sachsen fehlen IT-Spezialisten

Polizei Sachsen
Die Polizei Sachsen sucht IT-Spezialisten. Die Polizei NRW mahnte Netzpolitik aufgrund der Verwendung eines Logos ab

Die Landesregierung hat laut Informationen der Freien Presse Schwierigkeiten, freie Stellen im Cybercrime-Zentrum des sächsischen Landeskriminalamts zu besetzen. Im Rahmen einer neuen Polizeistrategie hatte die Koalition aus CDU und SPD weitere 100 Stellen bewilligt. hatte auch Ministerpräsident Tillich zum Auftakt der Legislaturperiode in seiner Regierungserklärung nochmals betont. Laut Aussage des Landeschefs Sachsen der Gewerkschaft der Polizei Hagen Husgen liegt der bedarf im Landeskriminalamt mindestens beim Zehnfachen der derzeit neun IT-Experten.

Eine der Ursachen des mangelnden Interesses könnte die zeitliche Befristung und unterdurchschnittliche Bezahlung sein. Die entsteht, weil die bewilligten fünf Millionen Euro nicht nur für die neuen Stellen genutzt werden. Auch die Polizeihochschule, die Bereitschaftspolizei, das Polizeiverwaltungsamt und die Landesdirektion Sachsen haben Zugriff auf das Geld. Gestern kündigte das sächsische Staatsministerium des Innern die Fortsetzung der Polizei-Nachwuchskampagne mit dem Titel „Verdächtig gute Jobs“ an, die fünf neue Filme umfasst, zum Beispiel diesen.

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14 Ergänzungen

  1. Die weiterfuehrenden Links auf der PR aus Sachsen verweisen dann auf facebook und twitter.

    Mal abgesehen vom eher zweifelhaften Ruf der saechsischen Justiz und Polizei in diversen Kreisen: mit ihrer Abkopplung vom hysterischen Circus privater Firmen koennte die oeffentliche Hand trotz vergleichbar geringerer Bezahlung mE durchaus sehr attraktive Angebote machen. Allerdings muesste sie dazu ihre Staerken (Arbeitsplatzsicherheit, Aufgabenorientierung, langfristige Planung/Entwicklung, Sozialleistungen, Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorgaben, etc, pp) auch ausspielen. Uni-Rechenzentren haben das mal vorgemacht, aber das ist auch schon ein paar Jahre her. Solange man ITler auf befristete Stellen sucht, mit einem Vorgehen wie bei besseren Hausmeistern, wird man nicht weit kommen.

  2. Es ist im öD seit jeher fast unmöglich, (gute) IT-Kräfte einzustellen. Die aktuelle Befristungsseuche im öD macht es nicht besser, aber grundsätzlich wird dort im Verhältnis zur freien Wirtschaft viel zu schlecht bezahlt, und der unflexible Tarifvertrag (bzw. so gehandhabt) trägt dazu bei, dass es auch enorm schwer wird, wenn man einmal drin ist, weiterzukommen. Meistens werden dann die IT-Stellen mit Leuten besetzt, die eher hobbymäßig an PCs rumbasteln, weil die wenigstens ein bisschen Ahnung haben. Ein Berufseinsteiger mit wissenschaftlichem Hochschulabschluss (E13, Stufe 1) kriegt ca. 3400 Brutto, nach drei Jahren dann 4000 Brutto. Nach 10 Jahren ist dann mit ca. 5000 Brutto das Ende der Fahnenstange erreicht. (Aktuelle Werte für TVöD Länder Ost). Und das dann noch befristet, wahrscheinlich auf zwei Jahre? Da wundert es mich, wenn sie überhaupt wen finden…

    1. In der Diskussion halte ich den Aspekt der Bezahlung fuer ueberbewertet, mal von den umgewidmeten Hausmeisterstellen und der unflexiblen Einstufung von Leuten ohne Hochschulabschluss abgesehen. Letztlich zaehlt das Gesamtangebot und Aufgabe/Umfeld. Die Befristung ist natuerlich toedlich, Chaos in der Fuehrung/Vorgaben genauso. Rein einkommensorientierte Leute will man selbst in der Wirtschaft auf vielen Positionen nur eingeschraenkt haben.

      Ich kenne einige ITler, die wirklich gut sind und denen die spezifischen Moeglichkeiten im OeD wichtiger waren und sind als ein moeglichst hohes Gehalt. Aber klar: alles Dauerstellen, praktisch sicher bis zur Rente/Pension, und mit interessantem Umfeld. In weniger interessanten Betriebspositionen sind’s eher durchschnittliche Leute. Aber auch die machen ja keinen schlechten Job.

      Und 5k auf einer sicheren Stelle mit gut geregelten sozialen Leistungen erlauben ein durchaus nettes Leben, zumal Zeit und Moeglichkeiten fuer familaeres oder gesellschaftliches Engagement nur beschraenkt mit Geld aufzuwiegen sind.

      1. Durchaus richtig, die möglichen Vorteile im öD wiegen einiges auf. Aber da ist dann vor allem eine dauerhafte Stelle wichtig. Die von mir angeführte Bezahlung ist schon im oberen Segment des Tarifvertrages angesiedelt, wer „nur“ einen FH-Abschluss hat, kriegt schon mal deutlich weniger. Dann kommt es in der Tat drauf an, wie das Umfeld aussieht. Ganz entscheidend ist, wie die Führungsebene damit umgeht.
        Ich war Ende der 90er und in den 2000ern nebenbei für die EDV eines kommunalen Planungsamts mit ca. 20 Mitarbeitern zuständig (als Einäugiger unter den Blinden…), und da gab es dann schon mal seltsame Reaktionen, als ich anfänglich das Amt überhaupt mit PCs am jedem Platz ausstatten wollte – als ich anfing, gab es dort vier PCs. Da wurde das als Spielerei abgetan und für unnötig gehalten. O-Ton des Kämmerers, als die Bestands-PCs überaltert waren und ich neue haben wollte: „Wieso, ich habe doch auch noch Windows 3.11, das reicht doch.“ Später wollte ich den 10,12 Jahre alten Plotter gegen ein neues Modell ersetzen. Bis die 5000 Euro bewilligt waren, hat es glaube ich 2 Jahre gedauert.
        Das scheint für den Umgang mit EDV im öffentlichen Dienst teilweise symptomatisch zu sein, wobei es sich mittlerweile nach meiner Einschätzung etwas gebessert hat. Zumindest zweifelt heute niemand mehr die grundsätzliche Notwendigkeit an… Ansonsten ist der öD strukturell bedingt oft zu langsam, um im EDV-Bereich mitzuhalten.

      2. Vollkommen richtig, Geld ist nicht alles. Ich bin seit fast 12 Jahren dabei. Damals sah der Job noch so aus, dass man sagen konnte, die Rahmenbedinungen gleichen die unterdurchschnittliche Bezahlung aus. Dann kam der TVÖD und machte eine Gehaltsentwicklung über das 12te Jahr hinaus zunichte, von Beförderungen mal ganz zu schweigen.
        Die Arbeitsbedingungen waren damals noch so, dass Feierabend eben Feierabend war. Während die Accenture-Opfer nach 12-Stunden Tagen in ihr Hotelbett fielen, war beim ÖD pünktlich Schluß und Zeit für die Familie oder den Rest vom Leben. Da Seit Jahren aber Infrastrukturpersonal abgebaut wird und der Personalmangel auf nicht mehr handlebare Maße gestiegen ist, ist damit auch Schluß. Der Job ist extrem stressig geworden und mitlerweile wird man schief angekuckt, wenn man NICHT dauerhaft per Handy erreichbar ist. Privatnummer natürlich, Dienstgeräte gibts ja nicht genug.
        In der gleichen Zeit werden aber immer weiter fleißig unverändert viele Kriminalkommissare eingestellt, sogar deren Bewährungszeit bis zur Verbeamtung auf Lebenszeit wurde abgeschaft. Und mal ehrlich: Die braucht heute kein Mensch mehr. Der Job bei der Polizeit hat sich dermaßen verändert, dass ein Polizist mit rundimentären Computerkenntnissen nutzlos ist. Polizeiarbeit findet bei der Kriminalpolizeit heutzutage fast zu 100% vor dem Computer statt. Aus Verzweiflung über den Personalmangel werden die dann in die IT gesteckt und bremsen den Betrieb noch weiter aus.

        Summa Summarum gibt es den Deal, den man als ÖD Angestellter vor 15 Jahren noch bekommen hat nicht mehr. Dafür haben Verdi und die öffentlichen Arbeitgeber gesorgt. Wer gut ausgebildet ist und gute Chancen in der freien Wirtschaft hat, der hat im ÖD nichts zu gewinnen.

      3. D’accord, wenn man seine IT so kaputt managed wie weite Teile der Wirtschaft bekommt man Leute natuerlich nur gegen hinreichend Schmerzensgeld oder eben nicht, wie in der Wirtschaft.

        Das gilt fuer die Bereiche jenseits der IT natuerlich genauso. Der OeD scheint in kleine hochprivilegierte und groessere unattraktive Bereiche zu zerfallen. Schade drum, wir brauchen einen gut funktionierenden OeD. Aber andere wollen natuerlich ihre Gewinne maximieren…

      4. @Kevin
        Natürlich…
        Wenn man sich permanent mit Nichtigkeiten und Popeldelikten befassen muss, dann bleibt natürlich für andere Dinge keine Zeit mehr. Wenn man in Mehrfachschichten Teams losschickt, die dann Wohnungen ausräumen, weil man wegen irgendwelcher Pillepalle-Geschichten ständig die Computertechnik aus den Häusern schleppt und Smartfons am laufenden Band beschlagnahmt, dann darf man nicht jammern, wenn irgendwann die Ressourcen erschöpft sind.
        *
        Wie wäre es mal mit handfesten Statistiken:
        * Wie viele Hausdurchsuchungen finden statt?
        * In wie vielen Fällen finden sich konkrete Beweise auf die vorgeworfene Tat?
        * Wie viele Verurteilungen gibt es?
        * Wie viele Ermittlungsverfahren werden wieder eingestellt?
        * Wie viele Verurteilungen beziehen sich rein auf „Zufallsfunde“, die eigentlich nie gemacht hätten werden dürfen, weil der Durchsuchungsgrund vorgeschoben war?
        * und so weiter…
        *
        Denkt mal an die Opfer, denen wegen irgendwelcher Nichtigkeiten deren Hauptzentrum familiären Zusammenlebens enteignet wird und die sich dann gefallen lassen müssen, dass Fremde selbst intimste Mails und Bilder ansehen!
        Das ist schlicht und ergreifend inakzeptabel.
        Hier gehört dringend ein Riegel vorgeschoben.
        *
        Polizeiarbeit am Computer ist im weitesten Sinne meiner Ansicht nach flüssiger als flüssig. Das mag im Einzelfall sinnvoll sein, aber im großen und ganzen gehören die Polizisten auf die Straße.
        Straftaten werden an Tatorten aufgeklärt. Körperverletzungsdelikte, Wohnungseinbrüche, Diebstähle und dergleichen werden kaum noch aufgeklärt, weil es schlichtweg gemütlicher ist, aus dem Büro aus die Maus kreisen zu lassen. Das ist inakzeptabel und hilft keinem Bürger. Und am Ende kommt man dann nach Millionenausgaben für irgendwelchen Pre-Crime-Müll auf die Idee, dass man Einbrüche reduzieren kann, wenn man in Brennpunktvierteln öfter die Polizeistreife kreisen lässt.
        Da muss echt ein wahres Genie gesessen haben, der für dieses Giganto-Budget zu diesen Erkenntnissen gekommen ist.
        *
        Kurzum:
        Die Mittel werden einfach falsch verwendet.
        Anstatt reguläre Polizeiarbeit zu leisten, werden irgendwelche Internetgeister verfolgt. Von einer befreundeten Strafverteidigerin weiß ich, dass gewisse Polizeien extern Lager anmieten müssen, weil sie die Masse an beschlagnahmten Computern nicht mehr unterbekommt!
        Das kann und darf nicht zur Normalität werden.
        *
        Der Computer hat noch mehr Tabu zu sein als die Wohnung, da er heutzutage wirklich JEGLICHES Privatleben beinhaltet, oftmals mehr, als in eine Wohnung so herumliegt. Hier braucht es dringend einen besonderen Grundrechtsschutz.
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        Und ich prognostiziere:
        Auch dann würde Deutschland weder untergehen, noch gäbe es nennenswert mehr Straftaten. Aber auf den Versuch lässt man sich schließlich auch gar nicht ein.
        *
        Und was die ganze Hackerei angeht:
        Sorry, wenn jeder meint, dass jeder Dreck von außen erreichbar sein muss, dann hat man grundlegend das System nicht verstanden. Kritische Strukturen gehören nicht per remote überwachbar. Ende. Das ging früher auch, das geht heute genauso. Ist halt weniger komfortabel und das will ja keiner mehr, da würde ja Arbeitsstunden kosten. Aber dann heulen, wenn dann die Daten gigabyteweise rausgeschaufelt werden. Wie doof kann man sein?

  3. Nachtrag: und wenn ich dann lese, unterdurchschnittlich bezahlt – jo, dann wundert mich nix mehr. Kann nicht klappen.

  4. Nicht nur die Bezahlung ist ein Problem. Im ÖD ist es nahezu unmöglich als ITler nen guten Job zu machen, nicht weil es an Qualifikation mangelt, man wird einfach nur mit soviel unnützer und unnötiger Bürokratie ausgebremst.
    Schon allein die Migration auf neuere Systeme. Bis diese durch den Bürokratischen Albtraum durch und genehmigt ist sind die „neueren“ Systeme schon wieder veraltet.
    Dann der Bereich IT-Security, dass braucht Fachleute und Stellenweise auch die nötige Hardware, dafür muss Geld in die Hand genommen werden ( genug Beispiele aus dem öffentlichen Raum hatten wir ja die letzte Zeit).
    Man könnte ewig so weiter machen aber ich bin der Meinung das die nervige Bürokratie und der Unwille einiger Entscheidungsträger mal Geld in die Hand zu nehmen das größte Problem darstellen.

  5. Das ist die Chance, dass System zu infiltrieren und neue Whistleblower zu positionieren.
    Das Geld darf dabei keine Rolle spielen.

  6. Die finden nicht mal jemanden, wenn die einem ’ne goldene Tastatur anbieten würden. Die Qualifikation ist zudem wohl auch eine zu hohe Hürde: „Flexibel, kein Rückrat, darf keine Linux-Vergangeheit haben, muss MS-Zertifiziert sein und sollte bereit sein Kollegen die ‚Maus‘ zu erklären.“
    Armselig.

  7. Polizei braucht IT-Spezialisten. So ein Blödsinn. Ich war von 1992-April 2016 in der Aus und Fortbildung als DV Fachlehrer und später unter der Bezeichnung IT-Trainer, bei der Polizei beschäftigt. Jetzt werde ich in die Pension geschickt, obwohl ich schriftlich meine Bereitschaft erklärt hatte, länger zu machen. Wurde vom Polizeipräsidenten aus betriebswirtschaftlichen Gründen abgelehnt. So sieht die Wahrheit aus.

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