Online Censorship: Was in Sozialen Medien zensiert wird

Gestern wurde die Webseite OnlineCensorship.org gelauncht, deren Ziel es ist, Social Media Unternehmen zu mehr Transparenz und Rechenschaft bezüglich ihrer Lösch-Entscheidungen zu bewegen. Auf der Seite, die von der Electronic Frontier Foundation (EFF) und Visualizing Impact initiiert wurde, können Nutzer_innen gesperrte oder gelöschte Inhalte melden und Angaben zur Begründung des Social Media Unternehmens machen – sie bleiben dabei anonym.

Bisher umfasst das Melde-Tool die Plattformen Facebook, Twitter, Flickr, Google+, Instagram und Youtube und ist nur auf Englisch verfügbar, es soll jedoch zeitnah auch in andere Sprachen übersetzt werden.

[Social Media Unternehmen] sind große Fans von Daten – also sammeln wir Berichte ihrer Nutzer, um deutlich zu machen welche Inhalte entfernt werden, warum Unternehmen bestimmte Lösch-Entscheidungen treffen, und wie Lösch-Entscheidungen Nutzergruppen auf der ganzen Welt beeinflussen.

Beim Sammeln dieser Meldungen geht es uns nicht nur um Trends. Wir suchen nach dem Kontext und wollen verstehen wie das Entfernen von Inhalten das Leben der Nutzer beeinträchtigt. Oftmals sind die Gruppen, die von Online-Zensur am meisten betroffen sind, auch die marginalisiertesten – bei denjenigen Menschen, die zensiert werden, handelt es sich also um die, die am wenigsten gehört werden. Unser Ziel ist es, diese Stimmen zu verstärken und ihnen zu helfen, sich für eine Veränderung einzusetzen.

In einem kurzen Podcast spricht Dan Misener über die Initiative und geht auf weitergehende Fragen ein, die durch das Projekt untersucht werden sollen: etwa, wie sich der Umgang mit Hate Speech in Europa und in den USA unterscheidet. Die große Problematik bleibe jedoch, wie Soziale Medien entscheiden, was akzeptabel ist und was nicht.

Wenn so viel von unserer Kommunikation durch große Technologieunternehmen und Plattformen vermittelt wird, sind wir es uns wirklich schuldig, sehr aufmerksam darauf zu achten was wir sagen dürfen, und was wir nicht sagen dürfen.

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4 Ergänzungen

  1. Quo vadis Deutschland ?

    Peter Scholl- Latur befasste sich in den letzten Tagen seines Lebens sehr kritisch mit der Rolle der Medien in unserer Zeit. Sein vernichtendes Urteil: „Wir leben im Zeitalter der medialen Massenverblödung.“

    Nun könnte man denken, jeder ist schließlich für sein Gehirn selbst verantwortlich und sollte in der Lage sein, aus der Vielfalt der Medien – Angebote diejenigen Informationen auszuwählen, die den eigenen politischen Horizont erweitern oder auch verkürzen.

    Doch so einfach ist die ganze Sache nicht, weil die deutschen Medien, trotz ständiger Beteuerung des Gegenteils, eben nicht unabhängig sind. Ihr Auftrag war es ursprünglich einmal Politik zu kommentieren. Heute stellen wir aber fest, dass sie die offizielle Regierungspolitik propagandistisch untermauern um sie für die Bürger in einem strahlenden Licht erscheinen zu lassen.

    Bei T-Online merken die User an den verbreiteten oder mit erkennbarer Absicht auch
    weg gelassenen Informationen oft die plumpe Manipulation, um einen transatlantischen Zeitgeist zu bedienen, der auf die primitive Personifizierung des Bösen setzt, mit dem Ziel, die Meinung der Menschen mehr und mehr in Richtung auf einen neuen Krieg in Europa zu trimmen. Wenn es aber Bürger gibt, welche die offizielle Regierungspolitik kritisch hinterfragen, dann werden sie kurzerhand als „Rechte“ abgestempelt.

    Der NATO- Oberbefehlshaber US-General Breedlove sagte kürzlich in einer Rede: „Die USA sind bereit, gegen Russland in Europa zu kämpfen und es zu besiegen“. Man höre und staune, in Europa also! Dieses große strategische Ziel in den Augen, verlegen die USA jetzt erst einmal eine weitere Panzerbrigade an die russische Grenze.

    Die Zeichen stehen also auf einen neuen Krieg in Europa ! Und „unsere“ Regierung und das Parlament? Da läuten nicht etwa die Alarmglocken, kein Botschafter wird einbestellt, keine Protestnote wird übergeben. Im Gegenteil: Die USA machen Stunk in Europa und Merkel hilft ihnen dabei.

    Sie interessiert einfach nicht, dass die übergroße Mehrheit der Deutschen Frieden und Sicherheit in Europa wollen. Sie wollen eine solche Entwicklung nicht und fragen sich mit Recht, wer oder was veranlasst eigentlich T-Online und andere deutsche Medien, für eine solche irrsinnige Politik schönes Wetter zu machen.

    Nicht wenige Leitartikel von T-Online folgen dem US-Duktus „USA gut, Russland schlecht“ oder sie übernehmen von anderen Autoren platte Lügen, so z.B.: „Russland hat die Ost-Ukraine besetzt“. Diese Art der Berichterstattung ist nicht nur für Politikwissenschaftler, sondern für alle selbstständig denkenden User, eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes.

    Die „Meinungsmacher“ müssen sich also nicht wundern, wenn die öffentliche Meinung zunehmend im Gegensatz zu der von ihnen veröffentlichten Meinung steht.
    Es gibt nachweisbar immer mehr Menschen in Deutschland, die sich dem Mainstream geistig widersetzen. Sie wehren sich zunehmend gegen Hetzkommentare aus dem Arsenal der amerikanischen psychologischen Kriegsführung, gegen einseitige, tendenziöse und auch falsche Berichterstattung.

    Diese Gegenwehr führt bei T-Online, unter Berufung auf die nach allen Seiten hin auslegbaren Netiquette dazu, die Kommentare kritischer User zu löschen oder ihren Account zu sperren. Mit anderen Worten: Sie werden mundtot gemacht. Damit ist sofort klar, dass es der politische Inhalt ihrer Äußerungen ist, der hier das redaktionelle Missfallen erregt. Die Meinung des gesperrten Users widerspricht offensichtlich den Zeitgeist.

    Diese Art der politischen Zensur ist schon lange nicht mehr schlechthin albern, sondern sie erinnert immer mehr an längst vergangene Zeiten deutscher Geschichte, sodass man eigentlich schon wieder fragen müsste, wann in diesem Land die nächste öffentliche Bücherverbrennung stattfindet, um solcher Art das Ideengut von Schriftstellern und Autoren zu vernichten, die unangepasst und nicht linientreu sind.

    Den Forenüberwachern und Löschern ist offensichtlich entgangen, dass die grundgesetzlich verankerte Meinungsfreiheit ihren Wert verliert, wenn sie nicht durch Meinungsvielfalt getragen wird. Niemand sollte vergessen: Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut der Demokratie, doch sie ist immer auch und in erster Linie so gar die freie Meinung der Opposition.

    T-Online- Redaktion dazu:
    „Es steht jeder Redaktion frei Kommentare zu veröffentlichen – oder eben nicht. Zum Glück: Sonst wären renitente Minderheiten in der Lage, ganze Medien für ihre Zwecke zu vereinnahmen. Das wäre wirklich eine Katastrophe.“

    Also ganz im Sinne von Mark Twain, der einmal ironisch feststellte: „Wir schätzen Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen … vorausgesetzt, sie haben die selbe wie wir“.

    HLT

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.