Oettinger: Mit Autos gegen Netzneutralität

Banner_Zitat_Oettinger_730_170

Langsam wird es auffällig: Unser Cyber-Kommissar Günther Oettinger mag Autos. Und keine Netzneutralität. Das zeigt sich bei seiner neuesten Keynote auf dem Mobile World Congress. Die Standardargumentation: Wir brauchen Überholspuren im Internet, damit „Connected Cars“ nicht zusammenstoßen und Telemedizin nicht „im Stau steht“. Solche Äußerungen gibt es zu Hauf von allen Seiten, wir haben dazu mal ein Quiz erstellt.

Oettinger verkündet:

Deshalb brauchen wir die richtigen Regeln für Netzneutralität. Um ein offenes Internet zu garantieren. Und das Aufblühen von Specialized Services zu ermöglichen.

Specialized Services ist der EU-Begriff für Managed Services, das Konzept hat die Deutsche Telekom mit den Drosselkom-Ideen im Jahre 2013 populär gemacht. Nichts anderes verspricht hier Oettinger.

Der Rest von Oettingers Keynote besteht aus einer Lobpreisung von 5G-Technologie. Heute Nachmittag soll eine „5G-Vision“ vorgestellt werden.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

11 Ergänzungen

  1. In dem Zusammenhang würde mich ja mal interessieren, welche Autos er und seine Lebensgefährtin fahren und wer die bezahlt…..

  2. 5G in Deutschland bedeutet entweder in 2 Sekunden surfen sie gedrosselt oder sie überweisen den Rest ihres Geldes das nicht für Miete drauf geht an einen ISP.

  3. Die Elektronen im Blog haben ihren stabilen Zustand kaum erreicht, da haben andere schon ihre Vision von 5G vorgestellt: „Die europäischen Mobilfunk-Anbieter brauchen nach Ansicht von Vodafone-Chef Vittorio Colao höhere Preise, um den anstehenden Aufbau der superschnellen 5G-Datennetze zu finanzieren.“ Höhere Preise, mehr Monopole, ganz klar, das führt zu mehr Innovation.

    1. Da haben sich einfach nur die SysAdmins durchgesetzt.

      Getreu nach dem Motto „Ohne User würde unser Netz top funktionieren und es gäb keine ausfälle!“

  4. Der Argumentation könnte man ja sehr leicht begegnen.

    Selbst mit „Überholspuren“ im Internet wäre die Latenz viel zu hoch, besonders im ländlichen Bereich, wo der Netzausbau noch nicht weit genug voran geschritten ist. Vor allem aber wäre die Datenverarbeitung in der „Cloud“ viel zu langsam um Fahrzeuge auf der Straße damit kollisionsfrei zu steuern.

    Wenn die Politiker sicherstellen wollen, dass die Autos nicht „zusammenstoßen“, dann sollen sie entsprechende Gesetzgebungen betrachten und dafür sorgen, dass diese Fahrzeuge mit Sensoren fahren. Kameras, Radar, Ultraschall – damit kann man Fahrzeuge auch sicher auf der Straße bewegen. Die Fahrzeuge müssen Hindernisse und Gefahren ohne Internet-Verbindung zuverlässig erkennen können. Die müssen selbst dann funktionieren, wenn das Internet ausfällt. Punkt. Damit fällt das Thema aus der Netzneutralitäts-Debatte vollkommen raus.

    Eine Internet-Verbindung kann für Fahrzeuge durchaus sinnvoll sein, Aktualisierung des Karten-Materials, Informationen über aktuelle Baustellen, Staus … aber nichts davon ist so zeitkritisch, dass es einen Bruch der Netzneutralität rechtfertigt. Diese Daten kommen durchaus mit etwas Latenz zurecht.

    1. Ganz genau. Wer specialized services (oder wie man das dann morgen nennt) mit der Begründung kollisionsfreier selbstfahrender Autos einfordert, der hat sich offensichtlich nicht im entferntesten mit der Funktionsweise ebensolcher Autos beschäftigt. Vielleicht sollte man mal eine/n verantwortlichen Ingenieur/in bei einem der führenden Hersteller fragen, was er/sie davon hält, Autos live per Datenverbindung zu steuern: „Mmmh, gute Idee. Was soll da schon schief gehen?!“

    2. Letztendlich wollen ja alle die Überholspur: Media-Industrie, Auto-Industrie, Medizin, und natürlich alle wichtigen Player der Sicherheits- und sonstigen Dienste, alle Superreichen und solche, die lieber schnell Surfen statt sich politisch korrekt zu kleide. Auf der Überholspur im Netz sieht’s bald so aus wie auf den echten Autobahnen: Links Stau, rechts fährt es sich gemütlich mit 120 Sachen. Nur eine Frage der Zeit, wann dann der erste kluge Kopf auf die Idee kommt, die „wichtigen“ Daten als „unwichtige“ zu tarnen, um sie so durch „Low-Net“ zu schmuggeln.

  5. ich vermute eher, dass man später TV, Radio und das ganze Entertainmentprogramm per streaming über das Internet ins Auto transportieren will. Und dazu braucht man eben massig Platz im Kabel und Mobilfunk. Was sollen die Insassen denn die ganze Zeit tun, wenn die Karre ganz alleine von A nach B findet.

    Das sind auf einen Schlag Millionen von Kunden.

    1. Richtig, aber dafür müsste man dafür sorgen, dass das Netz stabil und ausreichend ist.
      Kurzfristig macht man dagegen mehr Geld wenn man das Angebot künstlich knapp hält. Und genau das wird hier versucht.
      Selber Schuld liebe Politiker. Naja, Visionen übers Ende der aktuellen Legislaturperiode hinaus – gibts nicht mehr.

  6. In ein Auto, dessen kritische Systeme mit der Außenwelt vernetzt sind, steige ich nicht ein. Ich würde über diese Regierungsspinner lachen, wenn das Thema nicht so wichtig wäre.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.