Neues Exponat im Remix-Museum: „Insult to Injury“

Logo-R2R-MuseumDas digitale Remix-Museum wächst und gedeiht. Nachdem wir das Jahr mit einem neuen Exponat zum Experimentalfilm „Metor“ begonnen hatten, liefert Gunnar Schmidt im zweiten Monat den zweiten Neuzugang. Das Exponat „Insult to Injury“ beschäftigt sich mit dem englischen Künstlerduo Jake und Dinos Chapman und deren „Verunstaltung“ von Werken Goyas, die Kriegsgräuel während der Besatzung Spaniens 1808–1814 darstellten.

rechtaufremix.org-insult-to-injury-schmidt-chapman

Schmidts Fazit zu dieser besondere Art von Remix:

So sehr sich die Arbeit von Jake und Dinos Chapman ästhetisch genießen lässt, man ihre Ausdruckskraft schätzen kann oder gering empfindet, so sehr kann man in ihr eine Metakunst erkennen, deren Bestimmung darin besteht, das Schicksal der autonomen Kunst in der kapitalistischen Kultur zu veranschaulichen. Die Grimassen auf den Bildern übernehmen hierin die Funktion uneindeutiger Allegorien zwischen Scherz und Schmerz: Sie verhöhnen den Reliquienkult und zeigen die Pein darüber, dass man den Systemimperativen nicht entkommt. Die Grotesken sind schlussendlich die entstellten Figurationen der Künstler selbst, die zwei historisch gewachsene mythische Rollenkonzepte zugleich ausfüllen – Erfinder originärer Ideen und Monteure des Uneigenen.

Hier geht es direkt zum Exponat im Remix-Museum.

Das ist ein Crosspost vom Blog der Initiative ‘Recht auf Remix‘, die in einer Petition um Unterstützung samt Link zum persönlichen Lieblingsremix bittet und zum Schlendern im online Remix-Museum einlädt.

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9 Ergänzungen

  1. Waren das eigentlich die einzigen noch vorhandenen Goya-Abdrücke ? Habe dazu leider,
    obwohl doch vergleichsweise wichtige Info in der Debatte, nichts im obigen Text gefunden, hoffe
    ich habe da nichts überlesen.

    1. Um Missverständnisse zu vermeiden: mit einzigen Goya-Abdrücken impliziere ich eigentlich die
      Fragen: Existieren da noch weitere Abdrücke, die von Goya autorisiert worden, und/oder aus der Zeit oder aus einer anderen Zeit und existieren die Druckplatten noch ?

  2. @nad: Hallo, Nad. Vielen Dank für die Nachfrage. Da die Informationen im Artikel von Gunnar Schmidt verstreut sind, hier noch eimal zusammengefasst:

    1. Es existiert lediglich eine von Goya autorisierte und signierte gedruckte Fassung (= 1 Satz der 80 Blätter). Dieses Mappenwerk wurde von Goya nicht veröffentlicht, sondern war ein Geschenk für einen Freud. Diese Druckfassung stellt somit das einzige 80-teilige »Original« dar und befindet sich heute in Form eines gebundenen Albums im Besitz des Britischen Museums in London.

    2. Nach Goyas Tod (1828) wurden insgesamt 5 Editionen (1863, 1892, 1903, 1906, 1937) mit unterschiedlichen Auflagehöhen gedruckt und publiziert. Folglich sind alle auf dem Kunstmarkt erhältlichen Blätter vom Künstler nicht autorisiert – so z.B. auch ein Probeandruck aus der Edition von 1863, der sich im Besitz der Hamburger Kunsthalle befindet.
    Interessantes Detail: Für die Edition von 1863 wurden die Signaturen Goyas aus dem Original-Album kopiert und übernommen, sind also reproduzierte und keine Originalautographen.

    3. Aus der jüngsten, d.h. 1937 gedruckten Serie der Goya Stiche, die den Chapmans als Ausgangsmaterial diente, existieren heute noch weitere Drucke.

    4. Nicht erwähnt bei Schmidt: Seit 1862 befinden sich die Druckplatten zu Goyas »Los Desastres de la Guerra« im Besitz der Academia San Fernando in Madrid.

    Detaillierte Hinweise zur Editionsgeschichte: http://en.wikipedia.org/wiki/The_Disasters_of_War

    1. Hallo Anett Holzheid,

      Jetzt habe ich auch tatsächlich einen Abschnitt mit mehr Informationen gefunden:

      „Die Version im Besitz der Chapmans wurde erst 1937 anlässlich des Spanischen Bürgerkriegs hergestellt, ist demnach nie vom Künstler autorisiert worden. Juliet Wilson-Bareau, renommierte Goya-Spezialistin, mochte diese Version daher nicht als Original anerkennen:..“

      Wobei ich die Infomation über die Druckplatten immer noch nicht gefunden habe, wobei
      es für mich vergleichsweise unangenehm ist den Text zu scrollen, bei mir im Browser springt der Text leider ziemlich unangenehm (vermute wegen dem Einsatz von javascript), daher habe ich schon befürchtet dass ich da was überlesen hatte. Zu den Druckplatten habe ich aber immer noch nichts gefunden, daher vielen Dank für die detaillierte Übersicht. So eine Übersicht ist sehr hilfreich in Hinblick
      auf eine eigene Meinungsbildung.

      Aus dem Text:

      Die Drohung der Künstler, alle Goya-Grafiken auszuradieren, ruft nicht nur die Bedeutung des kulturellen Werts auf, sie hat zudem Folgen für die Kategorie des Besitzes und des Verfügungsrechts.

      Hier gabs eine etwas ähnliche Aktion:
      Buddha-Statuen von Bamiyan

      1. „Wobei ich die Infomation über die Druckplatten immer noch nicht gefunden habe, “ ooops und hier habe ich vergessen den Satz zu löschen und mich wiederholt, sorry vielen Dank jedenfalls, vorallem für die Info über die Druckplatten.

      2. Hallo nad,
        ich würde gerne dem Problem mit dem Scrollen auf den Grund gehen. Kannst du mir sagen um welchen Browser auf welchem OS es geht? Danke!
        LG, MJ.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.