Luftsicherheitskontrollen: Flächendeckende Ausrüstung deutscher Flughäfen mit Ganzkörperscannern noch dieses Jahr

l3-provison77 Körperscanner stehen bereits an deutschen Flughäfen, 23 weitere sollen noch in diesem Jahr folgen. So teilte es das Bundesinnenministerium vorvergangene Woche in der Antwort auf eine Kleine Anfrage mit. Letztes Jahr waren erst 14 Geräte aufgestellt worden.

Insgesamt hat das Bundesinnenministerium 108 Geräte von der Firma L-3 bestellt, verkauft werden sie vom Reseller EAS. Sie stehen bereits in Frankfurt/ Main, Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf, Köln und Berlin-Schönefeld. Angaben gibt es auch zu den Kosten. Insgesamt schlugen die schon gelieferten Geräte rund 16,5 Millionen Euro zu Buche.

Angeblich weniger Fehlalarme

Frühere Generationen von Nackt- und Körperscannern fielen noch durch zu hohe Fehlermeldungen auf. Hierzu gehörten unnötige Alarme oder auch Fehlalarme. L3 Communications hatte daraufhin eine „verbesserte Detektionssoftware“ aufgespielt, die nach Angaben des Bundesinnenministeriums eine „verbesserte Anzeige des Kontrollergebnisses“ zur Folge hatte.

Die Ganzkörperscanner detektieren laut dem Ministerium „Unregelmäßigkeiten an der Körperoberfläche“. Darunter fielen „Schmuckgegenstände“ und medizinisch-technische Hilfsmittel. Welche weiteren „metallischen und nicht metallischen Gegenstände“ detektiert werden können, wird aus Sicherheitsgründen nicht mitgeteilt.

In der Antwort auf eine frühere Anfrage hatte die Bundesregierung den Einsatz von Körperscannern in der Luftsicherheitskontrolle als einen „deutlichen Sicherheitsgewinn für die Luftsicherheit“ bezeichnet. Die an deutschen Flughäfen eingesetzten Körperscanner seien nunmehr „vollauf praxistauglich“. Gegenüber einer händischen Kontrolle mit Metalldetektorschleusen habe sich die durchschnittliche typische „Prozesszeit“ einer Kontrolle um etwa 40 Prozent verkürzt. „Bauartbedingt“ können kleine und besonders große Personen aber nicht mit den Körperscannern kontrolliert werden.

Kontrollen mit Ganzkörperscannern werden verpflichtend

Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten bewerten den alleinigen Einsatz von Metalldetektorschleusen mittlerweile als nicht mehr ausreichend für die Luftsicherheitskontrolle. Eine entsprechende EU-Verordnung wurde deshalb geändert. Ab 1. September 2015 müssen Passagiere deshalb vorrangig mit Ganzkörperscannern kontrolliert werden. Wenn diese nicht verfügbar sind, müssen zusätzlich zu der Metalldetektorschleuse auch Sprengstoffspurendetektoren eingesetzt werden.

Vielfach werden die Luftsicherheitskontrollen mittlerweile von privaten Sicherheitsdiensten übernommen. Die Bundesregierung bezahlt die Firmen mit Geldern, die durch die Erhebung von Luftsicherheitsgebühren bei den einzelnen Buchungen anfallen. Für die Durchsuchung von Passagieren und ihres Gepäcks wurden laut dem Bundesinnenministerium im Jahr 2014 Luftsicherheitsgebühren in Höhe von 374,6 Millionen Euro eingenommen. Die privaten Sicherheitsdienstleister ließen sich ihre Arbeit mit 324,2 Millionen Euro vergüten. Die Ausgaben für die Beschaffung der Körperscanner und anderer „Luftsicherheitskontrollausrüstung“ betrugen vergangenes Jahr 14,4 Millionen Euro. Für eigenes Personal, gemietete Flächen und „sonstige Aufwendungen“ fielen aber weitere Kosten an.

18 Ergänzungen

  1. Wenn man es mit der Sicherheit im Frachtbereich mal ähnlich konsequent wäre. Da gelang es dem WDR ohne Kontrolle und nahezu mühelos ein Paket bis in ein Flugzeug zu transportieren.
    All diejenigen, die zu einer Stellungnahme aufgefordert wurden (darunter das Luftfahrtbundesamt), verwiesen darauf, dass der Frachtbereich nicht sicherheitsrelevant sei und alle Prozessketten eingehalten wurden.

    Weitere Informationen:
    http://www1.wdr.de/themen/aktuell/fracht104.html

  2. Die Gehirnscanner sind schon in vorbereitung.
    Bei schlechten Gedanken kommst du nicht einmal mehr in die Nähe eines Flughafens.

    Damit ist das Sterben von Fluggesellschaften eingeläutet.

    1. Gut das die Gehirnscanner nicht im Reichstag aufgestellt werden,oder gar im Europaparlament

  3. Als FTL kann ich nur sagen, dass es immer Möglich ist das Personal nach einer Personenkontrolle zu fragen, welche eh bei positivem Ergebnis des Scanners gemacht werden müsste.
    Das Personal steht da schliesslich nicht umsonst und ein bisschen Panik vor halb geschlossenen Räumen vortäuschen geht immer.

  4. @Andre: Ist ja auch nicht relevant, die Logik ist ja das es ein problem is wenn du die 100 Menschen in nem Flugzeug hochjagst..deine pakete jucken doch niemanden.

    Ist aber so oder so laecherlich…ich hoffe wir kommen von dem ganzen Mist irgendwann auch wieder weg… :(

    1. Da habe ich mich vielleicht nicht präzise genug ausgedrückt:
      Das Päckchen wurde an Bord einer Emirates-Passagiermaschine geschmuggelt. Es geht in dem verlinkten WDR-Bericht also nicht um Frachtflieger, sondern um ganz normale Passagiermaschinen.

      Was nützen also die tollen Nacktscanner, wenn an anderer Stelle am Airport ein solches Sicherheitsloch klafft?

      1. Der ganze Sicherheitsquatsch gehört in die Tonne. Einmal nach offensichtlichen Waffen suchen — alles andere ist illusorisch und hat nur den Effekt, Unschuldige zu entwürdigen und unsicherer zu machen. (Unsicherer? Ja! Wie angreifbar ist bitteschön die Warteschlange vor der Kontrolle?!)

        Wie nutzlos (schlimmstenfalls kontraproduktiv) ist das Sicherheitstheater also und — das macht mich wirklich wütend — warum zur HÖLLE wird das Wasser einkassiert, gibt es dafür eine Erklärung außer dass die Menschheit komplett ü-ber-ge-schnappt ist, sich so etwas bieten zu lassen? Experten halten es für gequirlten Quatsch, an Bord eine flüssige Bombe mixen zu wollen. Verletzt man sich höchstens bei einer zu frühen Erschütterung selbst dran. Also alles Theater.

        Entschlossene Täter dagegen lassen sich wohl kaum abschrecken. Also zurückfahren. Wie weit will man es denn noch treiben? Ob nun 98% oder 99.9% oder 99.99% Sicherheit (wie auch immer gemessen, alles unhaltbar), den 100% kann man sich nur asymptotisch nähern. Um den Preis der Menschenwürde. Und um dann festzustellen, dass es aufgrund eines Modellfehlers (genannte dichtgedrängte Wartechlange, da ist sogar schonmal ein Anschlag passiert) doch nur 40% sind.

        Der ganze Sicherheitswahnsinn muss überdacht werden. An Flughäfen und anderswo.

  5. In Fachkreisen ist man sich nahezu einig darüber, dass das Risiko weniger von Passagieren ausgeht als vielmehr vom Bodenpersonal – Sicherheitspersonal eingeschlossen. Der Grund dafür ist einerseits die höhere Fachkompetenz und das Wissen um die Schwachstellen der Sicherheitskontrollen. Hinzu kommt der Kostendruck, der sich bei Qualität und Loyalität des Personals negativ bemerkbar macht. Daher auch das Bedürfnis, Personal durch Technologie zu ersetzen, soweit es eben geht.

  6. Ich dachte, Terroristen hätten längst implantierbare Bomben entwickelt? Da gab es doch mal so einen Bericht.

    Jede weitere vermeintliche Sicherheitsmaßnahme sorgt dafür, dass die wahren Übeltäter sich einwenig anpassen, während die 99,999% Unschuldigen Unannehmlichkeiten und sogar Rechteinschränkungen in Kauf nehmen müssen.

  7. Man muß sich jetzt also effektiv ausziehen, nur um in ein Flugzeug zu steigen? Gut für diejenigen, die nichts zu verbergen und auch sonst keine Würde mehr haben…

  8. Hm, ich habe auch nach mehrfachem Durchlesen nicht herausgefunden, wo hier eine „flächendeckende Ausrüstung“ nachzuweisen ist

    Das einzige, was ich in der Antwort auf die kleine Anfrage gefunden habe ist „Noch im Jahr 2015 ist vorgesehen, Flughäfen im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei mit weiteren 23 Körperscannern auszustatten.“

    An bisherigen Flughäfen mit den 77 Körperscannern sind genannt: Hamburg (7), Stuttgart (6), Frankfurt (36), Düsseldorf (18), Köln (9) sowie Schönefeld (1).

    Bleiben 23 neu anzuschaffende Geräte für (unter anderem) München (!), Hannover, Bremen, Leipzig, Dresden, Paderborn, Dortmund, Osnabrück, Frankfurt Hahn, Weeze und und und und…

    Bitte untermauert doch mal, wie ihr hier auf „flächendeckend“ kommt, wenn z.B. München als zweiter Hub der Lufthansa mit Sicherheit mindestens so viele Scanner brauchen wird wie Frankfurt, die bestellten Scanner also eigentlich noch nicht einmal für den zweitgrößten Flughafen Deutschlands auslangen. Danke.

    BTW: Natürlich ist dieser Scannerquatsch komplett für den A… aber eine weniger ungenaue und nicht so polarisierende Überschrift hätte ich mir schon gewünscht.

  9. Schön, dass gerade mein 5-jähriger (!) Sohn am Flughafen Zürich mit einem Sprengstoffspurendetektor „behandelt“ wurde! Ohne jegliche Erklärung für die, mit zig wieder einzusammelnden Kleinteilen, Papieren und Handgepäckstücken, überforderten Eltern!
    Moderne Zeiten: eine klaustrophobische Konsumhölle von Flughafen, wo man in halbstündiger Suche nicht mal einen Haupteingang findet um mal frische Luft atmen und den freien Himmel sehen zu können und kleine Kinder als Staatsfeind Nr. 1!

    Willkommen in der freien Welt (TM)!

    1. Ergänzung: Das der Ausgang der Sicherheitskontrolle sich dann mitten IN einem Duty Free-Shop befindet, den man dann komplett durchqueren muss, ist dann nur noch das Sahnehäubchen.

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