Kiesewetter im Visier der BND-Vorfeldorganisation

kiesewetter-tweetNachdem die BND-Kontakte zu Reservisten durch die BND-Verstrickungen der Kiesewetter-Affäre (mp3) aktuell diskutiert werden, haben wir mal einen Blick auf die potentiellen BND-Zuträger geworfen, die den MdB Kiesewetter im Arbeitsalltag sonst noch umzingeln. Koalitionär SPD sowie Linke und Grüne möchten ja nun gern wissen, welche Kontakte es zwischen BND und Reservisten noch so gibt. Wir hätten da ein paar Hinweise.

Man kann dafür neben seinem Amt im Reservistenverband auch seine Bundestagsarbeit heranziehen. Kiesewetter ist ja nicht nur Mitglied und Obmann im BND-Untersuchungsausschuss, sondern auch im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestags. Dort sitzen ausweislich ihrer Vi­ten soviele Reservisten, dass die Quote der potentiellen Kandidaten als Inoffizielle Mitarbeiter des BND erklecklich sein könnte:

  • Ingo Gädechens, CDU/CSU, Berufssoldat, Deutscher Bundeswehrverband,
  • Dr. Michael Fuchs, CDU/CSU, Stabsapotheker der Reserve,
  • Robert Hochbaum, CDU/CSU, Reserveoffizier,
  • Wilfried Lorenz, CDU/CSU, Oberstleutnant a. D.,
  • Dr. Joachim Pfeiffer, CDU/CSU, Hauptmann der Reserve, Atlantikbrücke e. V., Reserveoffiziersgesellschaft Stuttgart,
  • Henning Otte, CDU/CSU, Reserveoffizier,
  • Oswin Veith, CDU/CSU, Oberst der Reserve,
  • Klaus-Peter Willsch, CDU/CSU, Hauptmann der Reserve,
  • Dr. Dr. h.c. Karl A. Lamers, CDU/CSU, seit Mai 2005 Vorsitzender der Gruppe der Konservativen, Christdemokraten und Assoziierten in der NATO PV,
  • Peter Beyer, CDU/CSU, selbsternannter Atlantiker.

Muss man sich das eigentlich so vorstellen, dass die Herren bei Beginn der Sitzungen immer erstmal alle die Hacken zusammenklappen und sich gemäß Offiziershierarchie grüßen? Wie dem auch sei, wieviele der Reservisten in ihrer Militärkarriere zum BND abkommandiert wurden, ist bisher nicht bekannt. Wer hier Informationen hat, kann uns gern Hinweise senden.

Kiesewetter ist zudem als Multifunktionär auch Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Die offizielle Begründung für das Ende seines Engagements im BND-Untersuchungsausschuss war insbesondere, dass er sich verstärkt seinen außenpolitischen Pflichten widmen wolle. Wir empfehlen da Vorsicht, denn auch im Auswärtigen Ausschuss könnte der BND mit Dr. Johann Wadephul, CDU/CSU, Major der Reserve, einen potentiellen Verbindungsmann plaziert haben.

Update:

Der Reservistenverband hat sich zu den Verstrickungen in einer Pressemitteilung (pdf) erklärt. Namentlich meldet sich Bernhard Brinkmann, Stellvertreter des Präsidenten Kiesewetter, zu Wort, denn der Präsident ist in dieser Sache vielleicht etwas befangen. Der Verbandschef sieht sich zu folgender Klarstellung genötigt:

Eine Tätigkeit für den BND ist nichts Verwerfliches.

Da auch Fragen danach aufkamen, was der BND im Inland zu suchen hätte, nimmt der Verband wie folgt Stellung:

Fakt ist, dass der BND für die äußere Sicherheit zuständig ist und nicht nach innen wirkt. Die Befürchtung, dass der Reservistenverband vom BND ausgespäht werden könnte, entbehrt jeder Grundlage.

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7 Ergänzungen

  1. Dr. Johann Wadephul, CDU/CSU war doch der Mensch, der den Brief an Sensburg geschrieben hat, dass er mal besser das bloggen und twittern beschränken sollte anstatt zu fordern die Protokolle zu veröffentlichen

  2. Stichwort: Verbindungsoffizier
    „Zehn Prozent der rund 6000 Angehörigen des Bundesnachrichtendienstes werden traditionsgemäß von der Bundeswehr gestellt.“ Man kennt sich. Quelle: ksta 2.3.2006

    Zur BND-Werdung gibt es ein Buch von Susanne Meinl und Bodo Hechelhammer vom letzten September: Geheimobjekt Pullach: Von der NS-Mustersiedlung zur Zentrale des BND. Dort heißt es auf Seite 9: Die US-Armee zog auf das Gelände (Pullach) und mit der Organisation Gehlen ein ihr unterstellter Nachrichtendienst mit deutschem Personal. Als BND trat die Organisation Gehlen am 1. April 1956 offiziell in die Dienste der Bundesrepublik.

    Die Verbindung US-Armee – BND – Bundeswehr – Reservisten hat Tradition. Und irgendwann sind diese Leute auch in der Wirtschaft und Politik.

  3. Eine Tätigkeit für den BND ist nichts Verwerfliches.

    Das mit den Dementis müssen die aber noch üben.

  4. Kann’s sein, dass „Reservistenverband“ auch nur ein Tarnname ist? Warum sonst sollten sich zufälligerweise die ganzen Reservisten in Entscheidungspositionen in Ausschüssen und Gremien finden?

  5. Johann Helfer, bekennender und bakannter rechtsextremist, der auf Phantombildern zu dem angeblichen NSU-Mord in Köln zu sehen ist und nach mehreren Zeugenaussagen sich in direkter Tatortnähe zum Zeitpunkt des Anschlags befand, kann ebenfalls aktiv mit einem Reservistenverband (Walter Spangenberg/ Freie Kraft Köln) in Verbindung gebracht werden. Ermittelt wurde jedoch nie.

    Gibt schon seltsame Zufälle wie sich das alles mit Reservistenverbänden und Geheimdiensten verfällt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.