Bundespolizei testet neue Generation von Körperscannern – Kontrollen könnten je nach Rechnerleistung unbemerkt erfolgen

Die neuen Scanner sollen den Ablauf der Vorkontrollen vereinfachen. Scans wären auch unbemerkt möglich.
Die neuen Scanner sollen den Ablauf der Vorkontrollen vereinfachen. Scans wären auch unbemerkt möglich.

Die Bundespolizei testet erstmals eine neue Generation von Körperscannern auf Basis von Millimeterwellen. Dies berichtete das Magazin Airliners bereits vergangenen Februar. Demnach habe die Bundespolizei in Lübeck eine dreimonatige Pilotphase mit Geräten der deutschen Firma Rhode & Schwarz begonnen. Die Scanner wurden auch am Flughafen Olso aufgestellt.

Die Scanner werden seit einigen Jahren entwickelt und können auch nicht-metallische Gegenstände anzeigen. In der Luftsicherheit gehören hierzu Foliensprengstoffe oder selbstgedruckte Waffen. Diese können auch in Schuhen, Kopfbedeckungen oder medizinischen Verbänden gefunden werden. Die eingesetzte Strahlung sei laut dem Hersteller gesundheitlich unbedenklich.

Die Technik ist als „Walk Trough Security Scanner“ konzipiert. Reisende stellen sich vor einer Wand mit 32 Lamellen auf, in denen mehrere Tausend Sender und Empänger der Millimeterwellen verborgen sind. In der Variante „Quick Personal Scanner 100“ müssen sich die Passagiere einmal umdrehen. Das Gerät wird aber auch als „QPS 200“ mit einer gegenüberliegenden Wand ausgeliefert, das Umdrehen entfällt also. Inzwischen zeigt Rohde & Schwarz die Scanner auch als Version „QPS-300“. Worin ihre Neuerung besteht ist aber unklar.

Gefundene Auffälligkeiten werden auf dem Bildschirm an einem Avatar angezeigt. Die anonymisierte Abbildung soll die Akzeptanz der neuen Verfahren in der Bevölkerung steigern. 2010 wurden an deutschen Flughäfen erstmals Körperscanner der ersten Generation aufgebaut. Das bis heute übliche Abtasten per Hand soll dadurch entfallen. Allerdings waren die per Scan kontrollierten Personen auf den Bildern zunächst gut erkennbar, was den geräten den Spitznamen „Nacktscanner“ einbrachte: Das Sicherheitspersonal erblickte beispielsweise Intimpiercings oder auch künstliche Darmausgänge. Neuere Scanner zeigen die Kontrollierten nur noch als Avatar an. Auch anfangs zahlreiche Fehlalarme wurden inzwischen mit neuer Software minimiert. Geräte stehen beispielsweise an den Flughäfen Frankfurt/Main, Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg, Berlin-Schönefeld und München. Hergestellt werden sie von L3 Communications.

Die Millimeterwellen-Scanner wurden im Herbst vom Referatsleiter im Bundesinnenministerium Achim Friedl bei einer Fachtagung vorgestellt. Friedl ist für die Erneuerung des Technikarsenals zuständig und damit so etwas wie ein Daniel Düsentrieb der Bundespolizei in Berlin. Friedl wünscht sich, dass die Kontrolle mithilfe der QPS-Geräte zukünftig sogar ohne Stehenbleiben, mithin unbemerkt erfolgen kann. Dies sei lediglich eine Frage der Rechenleistung.

Das Bundesinnenministerium hatte mit „QPass“ und „TeraTom“ bereits im letzten Jahrzehnt entsprechende Forschungen begonnen und unter Leitung von Rohde & Schwarz einen Demonstrator entwickelt. Das BMI hatte hierfür zunächst Kriterien definiert. Die neuartige Technologie sollte beispielsweise eine geringe Leistung weit unterhalb gängiger Grenzwerte einsetzen und den Schutz der Privatsphäre respektieren.

Auch Friedls Bundespolizei nahm an den Forschungen zum „Walk Trough Security Scanner“ teil, das Bundeskriminalamt war ebenfalls beteiligt. In einem anderen Projekt hatte die Bundesregierung die Entwicklung einer „Passiven THz-Videokamera für Sicherheitsanwendungen“ gefördert, die ebenfalls auf Millimeterwellen basiert. Mit ihr sollen Bilder sogar aus der Entfernung möglich sein.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

7 Ergänzungen

  1. „Das Sicherheitspersonal erblickte beispielsweise Intimpiercings oder auch künstliche Darmausgänge.“

    Intimpiercings sind zum Teil hin und wieder und künstliche Darmausgänge grundsätzlich auch per Hand ertastbar.

    1. Meiner Erfahrung nach ist es nach dem Durchschreiten des Metaldetektos („Türrahmen“) und manueller anschließender Nachprüfung durch die „Lupe“ doch getan. Selten habe ich es erlebt, daß nach genauere Inspektion von Gürtelschnallen oder Knöpfen weitere Maßnahmen ergriffen wurden. Ich würde es mir auch dezent verbitten, daß mir jemand so in „Gemächt“ greift, daß er Piercings ertasten könnte.

      Somit handelt es sich durchaus um einen erweiterten Eingriff in die Privatsphäre, da eben JEDER verdachtsunabhängig diese Prozedur unterworfen wird. Bezüglich des „Sicherheitsgewinns“ habe ich so meine Zweifel. Die Beschränkungen bezüglich Flüssigkeiten waren auch schon immer Käse und haben nur die Fluggesellschaften reich gemacht und den Handel mit Drogerieartikeln in „Reisegrößen“ angekurbelt. Mir ist nicht eine Studie bekannt, die die Wirksamkeit belegt. Aber ich denke die Politik hat auch wenig Interesse an einer Untersuchung. Es würde nämlich schon blöd, wenn sich zeigen würde, daß ein aus purem Aktionismus geborenes Gesetz in Wahrheit ein reiner Papiertiger ist.

  2. Deutschland hat die Vorstufe zu einem totalitären Staat längst überschritten. Der Demokratie-Abbauprozess schreitet unaufhörlich voran. Die Masse der Bevökerung ist zu dumm und zu ignorant irgendetwas zu verstehen. Das ist das politische Aktivkapital der herrschenden „Eliten“.
    Die reaktionärsten Elemente haben unseren Staat gekapert, unterwandert und übernommen.
    Die strukturelle Mehrheit haben sich die neoliberalen Kader gesichert:
    Bei der CDU sind die Grenzen vom Konservatismus hin zum Neofaschismus fließend, die SPD ist intellektuell und moralisch auf dem absoluten Tiefstpunkt seit dem 2. Weltkrieg angekommen. Armselige Aufsteiger und Dummköpfe bestimmen die Gangart.

    Alles, was wir heute wissen, deutet in diese Richtung:
    – Überwachung
    – Polizeitstaat
    – Aufstandsbekämpfung
    – Militarisierung
    – neoliberale/neokonservative/transatlantische Gleichschaltung der Bewusstseinsindustrie
    – außenpolitische „Verantwortungsübernahme“ d. h. sektorale Kriegführung
    – aggressive, russophobe, regierungs- und mediengestützte Gehirnwäsche
    – „Neuausrichtung“ der Bundeswehr
    – Verarmung der Bevölkerung
    – Mästen der Finanzmafia
    – Rückbau des Staates auf den neoliberalen Kontroll- & Sicherheitsstaat zu Gunsten weniger
    – schleichendes Eutanasieprogramm, in dem Rentner in die Altersarmut und Verwahrlosung abgedrängt
    werden, damit sie früher sterben (das sagt keiner, das ist das Ziel!)
    – Deutschland als „Führer“ der EU (der Führer lässt grüßen)
    – in der Ukraine-Krise Zusammenarbeit mit den verbrecherischsten und kriminellsten Elementen des
    Landes
    – neue geopolitische Beherrschungsszenarien
    etc. etc.

    Die herrschende politische Klasse hat ihren maximalen ethischen Verkommenheitsgrad erreicht, wir befinden uns an der Schwelle des Übergangs zur organisierten Regierungskriminalität.
    Das Hauptproblem dieser Politkaste wird sein, den Schein der Legitimation aufrecht zu erhalten.
    Bricht diese Fassade zusammen, werden sie zum offenen Faschismus übergehen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.