brand eins: Klassenkampf im Netz

In der nun freigeschalteten August-Ausgabe der brand eins findet sich ein Text des Wissenschaftsjournalisten Christian J. Meier über Netzneutralität und den Klassenkampf im Netz. Er geht dabei auf die Verhandlungen des EU-Parlaments im Juni ein und die Frage, wie sich Netzneutralität und Qualitätsdienste unter einen Hut bringen lassen. Für ihn sind bevorzugte Qualitätsdienste durchaus sinnvoll, die Schwierigkeit liege eher in der Bestimmung dieser Dienste.

Wie eng oder weit diese [Qualitätsdienste] gefasst werden sollen, ist Teil derzeitiger Verhandlungen über Details des Ende Juni präsentierten Vorschlags. Erst danach wird klar sein, wie stark die EU die Netzneutralität wirklich aufweichen will.

Ihre Verteidiger geben sich daher noch nicht geschlagen. Der Glaubenskrieg ums Internet geht in die Verlängerung.

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7 Ergänzungen

  1. Netzaktivisten wollen die Netzneutralität voll erhalten. Frank Fitze, Leiter des Lehrstuhls für Kommunikationsnetze der TU Dresden, skizziert hingegen einen Mittelweg: „Netzneutralität ist wichtig, wenn es darum geht, kleine und mittlere Unternehmen gegenüber Facebook, Google und Co. abzusichern, nicht aber wenn es um empfindliche Dienste wie fahrerlose Autos oder intelligente Stromnetze geht.“ >/blockquote>
    Ein Mittelweg wäre ein Kompromiss, der die Netzneutralität beseitigt. Entweder es herrscht Neutralität oder eben nicht, weil ein bisschen schwanger unmöglich ist.

    Was mir bei der ganzen Diskussion zu kurz kommt ist, dass die Verursacher eines „verstopften Internets“ weder benannt noch kritisiert werden. Sie haben Userverhalten verstärkt, das keinerlei Gedanken mehr an sinnlos beanspruchte Bandbreite verschwendet.

    Ohne jetzt eine Antwort darauf geben zu wollen, sei die Frage gestellt, wie es denn dazu kam, dass die Leitungen nun voll gestopft sind. Nur soviel sei gesagt, es ist weniger die stetig steigende Anzahl der Nutzer, als vielmehr dass einige wenige Anwendungen horrend Bandbreite fressen und andere schlicht verdrängen.

    Das kann natürlich nicht so weitergehen. Diese Bandbreitensäue gehören zur Kasse gebeten, aber nicht mit dem Ziel, ihnen auch noch Vorfahrt zu gewähren. Gerechtere Kostenbeteiligung ja, aber keine Bevorzugung durch Geld.

  2. In gewisser Weise gibts ja schon so was wie ein 2 Klassen Netz. Wer es sich leisten kann kauft sich den teureren schnelleren Tarif, wer nicht, der nicht, oder auch gar nicht. Daher Diskussionsvorschlag: Höchstgeschwindigkeit 15 mb/s für alle! einführen = weniger Stau für alle? Man könnte auch darüber nachdenken, mobiles Internet für alle auf 1 mb/s zu begrenzen, dafür aber als echte Flat …

    1. Sozialistisches Einheitsnetz?

      Du kannst auf Dauer den Markt für ‚mehr Durchsatz durch höhere Gebühren‘ nicht ausschließen. Es mehren sich zwar die Anzeichen, das Mindestqualitäten und Bandbreiten mal kommen werden aber den Schrit zu ‚Internet = wichtige Infrastruktur -> ausm Markt rausnehmen und als non-profit betreiben…‘ will keiner gehen. Obwohl jetzt schon Netzbetreiber froh um ’ne positive Marge sind…

    2. Man könnte ja auch einfach mal das Netz ausbauen und sich nicht über datanfresser beschweren. Ist mal wieder schön anzusehen wie das nur bei uns ein Problem ist.
      Videostreaming in HD liegt nicht mal bei 8kbits, über einen 15kbit Anschluss wären manche glücklich. Und jetzt kommt bitte nicht auf ein Datenvolumen.

  3. Zitat:
    >>„Das Datenvolumen im Netz wächst exponentiell“, erklärt Philipp Blank, Sprecher der Deutschen Telekom. […] Dafür bekommen sie aber immer weniger Geld. „Die Regulierung hat bislang auf sinkende Preise gesetzt“, sagt Blank. „Zusammen mit dem harten Wettbewerb unter den Providern hat das zu einem Preisverfall geführt.“<<

    Wer hat den die Liberalisierung des Marktes gefordert? Das waren nicht die Endkunden, sondern die Unternehmen, die gehoft hatten in Konkurenz zur Telekom auch ein Teil des Kuchens zu bekommen. Und nun wird geschriehen, dass der Markt den Preis kaputt macht.

    Ich kann das ganze gerede der Uternehmen nicht verstehen. Wenn ich mehr Bandbreite haben will, dann Zahl ich doch dafür. Ein DSL Anschluss mit 50Mbit kostet mich doch mehr als einer mit 6Mbit. Ich erwarte dafür die Gegenleistung, dass der DSL-Anbiter die Daten so schnell wie möglich aus seinem Netz zu mir ins Haus liefert.
    Auch ein Diensteanbieter wird aus eigenem Interesse entsprechende Bandbreitenanschlüße buchen, damit er seine Kunden mit Daten bedienen kann.

    Wenn meine 3 Kinder Videos stremen und ich auch noch einen Film schauen will, dann muss ich eben einen dickeren DSL Anschluss mieten oder mich mit meinen Kinder abstimmen. Früher haben auch alle vor einem Fernseher gesessen oder eben einen zweiten oder dritten gekauft.

    Und wenn es um die Datenmenge geht, die ja kosten im Backbone des Netzbetreibers verursacht, auch da haben die Unternehmen die "FLAT"-rate eingeführt. Natürlich habe ich als Kunde da die günstigste Alternative gewählt. Aber wenn die Flatrate sich nicht mehr als Geschäftsmodell rechnet, dann doch bitte faire Volumentarife.
    Sowas gibt es z.B. beim Strom oder Wasser. Ich zahle einen Grundbeitrag für den Anschluss und dann nach Verbrauch. Ich will keine Drosselung oder horende Preise, wenn ich mein "Frei"-Betrag aufgebraucht habe.
    Damit wären die Kosten transparent für mich.
    Transparenz bei Kostenmodellen ist aber nicht im Interesse der Unternehmen. Dann könnte der Kunde ja vergleichen. Daher FLATs, die nach einem bestimmten Volumen gedrosselt werden und dann am besten auf den teuren Ur-Tarif zurükfallen. Wenn man glück hat bietet das Unternehmen Nachkaufpakete an. Manchmal werden diese dann aber auch schon nach der hälfte des Volumenverbrauchs angeboten und bei bestätigung kassiert, obwohl man garnicht über das Freivolumen gekommen ist. Alles sehr transparent!

    OlafK

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