Berliner Behörden bauen immernoch auf Windows XP

Der rbb berichtet, dass „Hunderte Rechner“ in Berliner Senatsverwaltungen und Bezirksämtern noch mit Windows XP betrieben werden, obwohl dessen Support von Microsoft schon zum 8. April 2014 eingestellt worden ist. Der Berliner Landesdatenschutzbeauftragte Alexander Dix schätzt denn auch die Gefahr als „erheblich“ ein, dass Berliner Behörden einem ähnlich erfolgreichen Hackerangriff wie letzte Woche der französische TV-Sender TV5 Monde zum Opfer fallen könnten:

Das Risiko ist seit mehr als einem Jahr bekannt gewesen, wir haben jetzt erneut nachgefragt, welche Maßnahmen ergriffen worden sind; Die Verwaltung reagiert äußerst schwerfällig, wir haben bisher noch keinen Überblick, wie die Situation mit der Umstellung tatsächlich ist.

Möglicherweise könnte hier die Umstellung auf freie Betriebssysteme Abhilfe schaffen.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

12 Ergänzungen

  1. Das man noch Windows XP einsetzt, was nicht mehr supportet wird, ist die eine Sache. Neben dem normalen Support jedoch bietet Microsoft, meines Wissens nach, weiterhin Support gegen Bezahlung an. Kann man denn davon ausgehen, dass dieser Support in Anspruch genommen wird?
    Ist zwar unnötiges Geld was damit verpulvert wird, aber von der Sicherheit sollte man damit auf dem Level von Windows 7 sein, oder?

    1. Beim RBB steht:

      Im Oktober waren noch fast 30.000 Rechner in allen Senatsverwaltungen und Bezirksämtern veraltet. Inzwischen sind es deutlich weniger – aber immer noch wurden Hunderte Rechner in den Bezirken nicht umgestellt.

  2. So viel ich weiß sind es mehr als tausende Rechner, nicht nut hunderte. Was ist eigentlich bei einem Hack der Systeme? Wenn meine Daten von einem deren Rechner gestohlen werden und damit Schindluder getrieben wird? Können die dann nix dafür oder ist das dann was anderes. Weil irgendwie müßen sie sich ja dann rausreden.

  3. [quote]Der Datenschutzbeauftragte fügte hinzu, er wisse nicht genau, wie viele Rechner betroffen seien. Die Verwaltung habe ihm dazu keine Zahlen genannt. Schätzungen zufolge könnten es mehrere Zehntausend sein.[/quote]
    Quelle: http://www.golem.de/news/it-sicherheit-berliner-verwaltung-will-noch-ein-jahr-windows-xp-nutzen-1504-113461.html
    Oder hier: http://www.gulli.com/news/25857-datenschuetzer-fordert-abschaltung-aller-windows-xp-rechner-in-den-behoerden-2015-04-13

  4. Es ist wirklich unbegreiflich wie fahrlässig die Behörden sind. Man muss sich mal vor Augen führen, WinXP ist jetzt 14 Jahre alt. Es kam 2001 raus, wenn zu dem Zeitpunkt die Behörden ein 14 Jahre altes System eingesetzt hätten, wären sie noch nichteinmal auf Win 3.11 gewechselt, das kam erst 1992. Die würden noch mit Windows 2.0 laufen. Aber eins sollten sie noch versuchen, wenn sie es schaffen WinXP weitere 3 Jahre am Leben zu halten, dann sind die Azubis in der Behörde so alt wie das Betriebsystem.

  5. Vielleicht macht es Sinn, explizit vom 8. April „2014“ zu schreiben. Beim flüchtigen Lesen könnte sonst der Eindruck entstehen, dass der Support bis vor ein paar Tage doch noch gelaufen sei.

  6. Die ganze Aufregung kann ich nicht nachvollziehen. Windows XP ist ein ausgereiftes Betriebssystem, so ausgereift ein Produkt von Microsoft eben sein kann. Es tut zuverlässig seinen Dienst. Eine Behörde oder ein Unternehmen ist normalerweise zuverlässig durch eine Firewall Infrastruktur geschützt (und ich meine nicht irgedeine Appliance). Die Angriffsvektoren sind m. M. n. für Windows 7-10 in deutlich höherer Zahl verfügbar und machen die Sache damit nicht sicherer vlt. auch nicht unsicherer. Die Angriffe kommen meist auch nicht über Sicherheitslücken im betriebssystem, sondern über die Benutzer, die einerseits schwache Paßwörter verwenden und andereseits jedweden Mist an Software auf ihre Systeme laden. Betriebssystemupgrade macht da nicht sicherer.

  7. WinXP hat deswegen eine so große Verbreitung, weil es stabil läuft. Das Filesystem NTFS basiert nämlich zu großen Teilen auf VAX/VMS von DEC und ist eine eigene Entwicklung, die Prozesse wie bei Unixe üblich kapselt, und das mit FAT nichts zu tun hat.

    93/94 hat man uns VAX/VMS unter dem Hintern weggerissen und Ultix, Irix und Unicos vor die Nase gesetzt. Notgedrungen habe ich mir später Linux auf einem Laptop installiert und genauso notgedrungen WinNT auf einem Desktop. WinXP ist der Nachfolger von WinNT. Bis heute allemal besser als das ganze andere Windows Zeugs.

    Der Hauptentwickler von WinNT war David Cutler, davor ebenso verantwortlich für die Entwicklung von DECs VAX/VMS. Und das hat man auch gemerkt. Denn im Gegensatz zu Microsoft, kann Cutler stabile Betriebssysteme entwickeln.

    VAX/VMS ist das stabilste Betriebssystem, das ich in den letzten 30 Jahren kennengelernt habe. Schade, dass es DEC zerissen hat.

    Die jüngeren, die die Zeit nicht selbst miterlebt haben, können das in etwa hier nachlesen:
    [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Windows_NT

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.