Belgisches Gericht verbietet Facebook, Daten von Nicht-Mitgliedern zu sammeln

Ein belgisches Gericht entschied gestern (fr), dass Facebook das Surfverhalten von denjenigen Internetnutzer_innen nicht verfolgen darf, die nicht Mitglieder des sozialen Netzwerks sind. Reagiert Facebook auf das Urteil nicht innerhalb von 48 Stunden, muss es eine Strafe von 250.000 Euro pro Tag zahlen.

Gegenstand der Auseinandersetzung ist das Identitäts-Cookie „datr“, das Facebook im Browser der Nutzer_innen speichert um Informationen über deren Surfverhalten zu sammeln. Die belgische Datenschutzbehörde CPVP (Commission de Protection de la Vie Privée), von der die Klage ausging, wirft Facebook einerseits vor, das Cookie auch bei Nicht-Mitgliedern zu speichern, die lediglich die Facebook-Webseite besuchen – und andererseits, dass das Cookie auch nach der Deaktivierung eines Facebook-Kontos noch zwei Jahre auf dem Computer bleibe.

Der Sicherheitschef von Facebook, Alex Stamos, wies die Vorwürfe Mitte Oktober zurück. Das „datr“ Cookie sorge für mehr Sicherheit, da durch seinen Einsatz falsche Profile herausgefiltert und Cyber-Attacken verhindert werden können.

For example, if the datr cookie demonstrates that a browser has been visiting hundreds of sites in the last five minutes, that’s a pretty good indication we are dealing with a computer-controlled device (a bot). On the flip side, consistent use over several days usually indicates that a browser is legitimate and should be able to access Facebook normally.

Facebook habe bereits angekündigt, Berufung einzulegen, schreibt Kieren McCarthy. Neben Sicherheitsgründen heißt es vonseiten des sozialen Netzwerks, dass die durch das Cookie gesammelten Daten nicht einzelnen Personen zugeschrieben werden und auch nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden können.

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5 Ergänzungen

  1. Absolut korrekte Entscheidung des belgischen Gerichts. Das bespitzeln von Facebook und CO auch Akamai usw. gehört verboten. Facebook, Google, Microsoft, Apple, Akamai und alle anderen Apps verarbeiten private Daten der Nutzer um diese, nach meiner Meinung ungerechtfertigt, kommerziell zu verwerten und machen damit Milliarden. Nach meiner Meinung müsste ganz klar auch in diesem Fall eine rückwirkende Auszahlung an die Nutzer Weltweit erfolgen oder steht auf der Google Seite das wenn jemand Google benutzt dann verwenden wir ihre Daten zur kommerziellen Nutzung. Soziale Netzwerke und auch Suchmaschinen dürften nicht kommerziell sein sondern gemeinnützig oder es dürften grundsätzlich keine privaten Daten mehr gesammelt werden. Die Gewinne der Daten die bisher gesammelt wurden müssen an die Nutzer weltweit ausgezahlt werden. Beim Sammeln von Daten besteht grundsätzlich die Gefahr das diese kriminell abgeschöpft werden zum beispiel von Geheimdiensten aber auch zum Zwecke der Werbebelästigung bzw. einfach von gemeinen sonstigen Kriminellen was nachweislich immer öffter vorkommt. Das liegt daran das die Netzwerksstrukturen bewußt unsicher aufgebaut sind so das die Bürger ausgespäht werden können bzw. von unserem eigenen Staat entgegen dem Grundgesetz also dem Schutz der Privatsphäre regelmäßig Gesetze gemacht werden die die Privatsühäre der Bürger aushöhlen, siehe VDS, G10, Datenhehlerei, Bestandsdatengesetzgebung, EGesundheitskarte, EPersonalausweis usw.. Wie muß man einen Staat sehen der Gesetze schafft die die grundlegenden Rechte der Bürger systematisch aussetzten?

  2. > Das „datr“ Cookie sorge für mehr Sicherheit,
    Hier ist ein Beispiel, wie man mit einem Facebook datr-cookie ein Account hackt:
    http://atenlabs.com/blog/how-to-steal-facebook-authentication-cookies/

    Facebook steht schon seit 2010 wegen dieses Cookies in Kritik, und hat den Einsatz des Cookies immer wieder mal nach zuviel öffentlicher Kritik vorübergehend deaktiviert. Wenn sich die Szene beruhigte, war es plötzlich wieder da.

    https://www.nikcub.com/posts/facebook-re-enables-controversial-tracking-cookie/
    http://www.wsj.com/articles/SB10001424052748704281504576329441432995616

  3. Hm, habe zwar keine Ahnung, ob das cookiebasiert ist oder nicht, aber müsste man dann nicht eigentlich auch Google Analytics, das auf 99.9% aller Seiten zu finden ist, verurteilen?

  4. Und seit wann wird auf NP eigentlich der Gender-Unterstrich verwendet? „Nutzer_innen“

    Schreibt von mir aus „Nutzerinnen und Nutzer“, oder „Nutzerschaft“ oder weiß der Kuckuck, damit jeder zufrieden ist. Aber stört bitte nicht den Lesefluss mit diesen Faulheits- Interpunktionsformen /, *, ‚, _ etc.

  5. 91,25 Millionen pro Jahr. Schön gewählte Zahl, das sind 9€ pro Belgier und Jahr. Da hat Facebook echte Anreize.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.