Ausbeutung in der Sharing Economy: Die wunderbare neue Welt des Lohndumpings

By rosaluxemburg via flickr CC BY-ND 2.0

Am Mittwoch, den 8. Juli, fand in der Rosa-Luxemburg-Stiftung ein Vortrag von Trebor Scholz statt, der sich mit digitaler Arbeit bzw. deren Verhältnis zu bestehenden Produktions- bzw. Wertschöpfungsverhältnissen beschäftigte und versuchte, Alternativen vorzulegen. Scholz hat eine Professur an der New School in New York inne.

Wir leben in einem Zeitalter von sogenannten Online-Labour-Pools, die besonders für Freelancer eine große Rolle spielen. Amazons Mechanical Turk, CrowdFlower, Amazon Homeservices und ähnliche sorgen inzwischen in den Vereinigten Staaten für die Vermittlung von Arbeit. Momentan gäbe es, so Scholz, in den USA etwa 53 Millionen Freelancer, bis zum Ende des Jahrzehnts würden es um die 60 Millionen sein. Diese Plattformen organisieren also Arbeit, allerdings sind – im Gegensatz zu traditionellen Arbeiterorganisationen – die Arbeiter größ­ten­teils isoliert voneinander. Scholz spricht hier von „Unsichtbarer Arbeitskraft“, da sich die Arbeiter auf einer der entsprechenden Plattformen anmelden, um ihre Arbeit anzubieten, aber keine Möglichkeit dazu haben, untereinander zu kommunizieren. Auch als Außenstehender verfüge man nur über Informationen, die nicht wirklich aussagekräftig sind, so Scholz.

Diese Plattformen seien sehr intransparent, man könne nicht wirklich erfahren, wie viele Arbeiter wirklich über diese Plattformen ihre Dienste anbieten. Auch gebe es keinen wirksamen Schutz vor Ausbeutung durch gesetzliche Regelungen, eher im Gegenteil. So führte Scholz weiter aus, dass der Supreme Court entschieden habe, dass ein Arbeiter bei Amazon keinen Anspruch auf Bezahlung habe, wenn er nach dem Vollenden seiner Schicht bei der Sicherheitskontrolle in der Schlange stehe, da dies keine aktive Arbeitszeit sei. Des weiteren wird Zeit bzw. die Messung von Arbeitszeit ein immer größeres Instrument von Unterdrückung, so der Wissenschaftler. So habe es Fälle gegeben, bei denen Angestellte von Amazon wegen des doppelten Antretens einer kurzen Pause, also mehrmaliger Inaktivität, entlassen wurden.

Auch Start-Ups sind mitverantwortlich

Scholz durchleuchtet den Begriff der digitalen Arbeit in verschiedenen Facetten. Beispielsweise sind Start-Ups für ihn ebenfalls ein Problem. So sind in vielen Start-Ups die Mitarbeiter als Subunternehmer angestellt – eine relativ klassische Herangehensweise für einen Arbeitgeber, sich verschiedenen Pflichten wie dem Leisten von Beiträgen für Sozialversicherungssysteme etc. zu entziehen. Digitale Arbeit sei eben die Spitze eines gigantischen neoliberalen Speeres, der aus verstärkter Kontrolle, steigender sozialer Ungleichheit und dem Verrutschen von regulären Angestelltenverhältnissen zu Niedriglohn-Arbeitsverträgen und der daraus resultierenden Schwächung der Gewerkschaften besteht.

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Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik sei zunehmend entpolitisiert worden, der Fokus läge jetzt nur noch auf Optimierung und Effektivitätssteigerung. In einem historischen Kontext sei diese Entwicklung ebenfalls nicht tragbar. Seit den 1970er Jahren wäre die Produktivität der Amerikaner beständig gestiegen, ohne dass sich das in äquivalenten Lohnerhöhungen widergespiegelt hätte. Selbst College-Abschlüsse würden nicht weiterhelfen. Hierbei spiele auch die Praktikumswirtschaft eine Rolle. Praktikanten würden der US-Wirtschaft 2 Milliarden US-Dollar hinzufügen. Interessanter- bzw. traurigerweise seien 75 Prozent der unbezahlt beschäftigten Praktikanten weiblich. Scholz folgert daraus, dass alle Arbeit, die digital ist, selbstverständlich auch ausgebeutet werden kann, was die Gesellschaft vor eine neue Verwundbarkeit von Arbeitskraft stellen würde.

Quelle: U.S. Department of Labor, Bureau of Labor Statistics
Quelle: U.S. Department of Labor, Bureau of Labor Statistics

Digitale Arbeit bzw. deren momentane Form sei ein Symptom der Niedriglohnkrise. Die Entwicklung bewege sich von festen Anstellungen für das gesamte Arbeitsleben hin zu temporären Arbeitsverhältnissen. Grundsätzlich müsse man aber auch unterscheiden zwischen den Strukturen in Deutschland und in den USA. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten gebe es laut Scholz in der Bundesrepublik verhältnismäßig mehr glückliche Freelancer, allerdings würden sich diese eben auch freiwillig in diese Arbeitsverhältnisse begeben und nicht wie in den USA durch die Strukturen in diese Form atypischer Arbeit gezwungen. Das habe natürlich Konsequenzen für die junge Generation. Man steige in das Berufsleben mit einem unbezahlten Praktikum ein, um sich dann mit einem unterbezahlten Job in der Kreativbranche über Wasser zu halten, bis man mit wenig bis gar keinem Rentenanspruch in die Altersarmut entlassen wird.

Unsere Definition von digitaler Arbeit muss überdacht werden

Unser Verhältnis zu Arbeit habe sich gewandelt. Wo früher Disziplin unser Verhältnis zu Arbeit bestimmt habe, sei heute Erfolg maßgeblich. Dies würde zwar das Gefühl relativer Freiheit vermitteln, führe aber oft genug zu Depression, Beklemmung und Selbstausbeutung, die nicht etwa durch eine etwaig vorherrschende Ne­ga­ti­vi­tät am Arbeitsplatz hervorgerufen würde, sondern durch ebenjenes vermeintlich positive Gefühl von Freiheit, das alle psychischen Schutzmechanismen umgehe und sich letztendlich als psychischer Druck manifestiere.

Aber was ist digitale Arbeit genau eigentlich? Wie schon festgestellt, sei Zeit ein entscheidendes Instrument zur Kontrolle, außerdem scheinen Plattformen wie Mechanical Turk und Co. eine große Rolle in der Verteilung von Arbeitsaufträgen zu spielen. Nach Scholz muss die Definition von digitaler Arbeit ein integrales Verständnis von allen möglichen Formen von eben dieser reflektieren. Unsere momentane Definition würde hier unzulänglich ausfallen, da man beim Stichwort „Digitale Arbeit“ eher an kreative Tätigkeiten denke und eben nicht an Minenarbeiter im Kongo, die das für den Betrieb elektronischer Geräte unabdingbare Coltan abbauen. Unser Arbeitsbegriff entwickle sich zu dem des freiheitsliebenden Künstlers, dieser werde nun auf eben davon ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche angewandt. Scholz findet, dass wir unseren Arbeitsbegriff eben nicht erneuern sollten, da dieser Begriff schon eine Geschichte des Kampfes für bessere Arbeitsbedingungen hat, wie beispielsweise der Kampf für den 8-Stunden-Tag. Es gehe hierbei aber keineswegs um die Romantisierung vergangener Arbeitskämpfe, sondern darum, überhaupt zu erkennen, dass es die Möglichkeit gibt, Arbeitskämpfe zu führen.

Scholz’ Strategie hierzu ist die Gründung von Kooperativen. Man müsse etwas schaffen, was durch die momentane Situation nicht gegeben sei: Dies sei die Vernetzung und Kooperation der Beschäftigten. Anders als Facebook oder Google würden Airbnb oder Uber eben nicht auf Infrastruktur zurückgreifen, die durch sie selbst geschaffen wurde, sondern sie würden unsere Infrastruktur nutzen. Am Beispiel von Airbnb unsere Wohnungen, im Falle von Uber unsere Autos oder generell ausgedrückt unsere Zeit – ganz abgesehen von mit Steuergeldern finanzierten Straßen. In unserer Gesellschaft habe sich das Bild durchgesetzt, dass die Sharing Economy zu einem nachhaltigen und stabilen Kapitalismus führe. Dies sei aber einfach nur ein weiterer ideologischer Überbau für die immer gleichbleibenden Produktions-, Besitz-, und Wertschöpfungsverhältnisse, die sich zudem zunehmend in Richtung der oberen Zehntausend verschieben.

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 CC BY-SA 2.0 via flickr by stanjourdan
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Wir sollten uns darum bemühen, Alternativen zu schaffen. Eben das, was Scholz als „Plattform-Kooperativismus“ bezeichnet. Uber, Airbnb und Co. dürfen nicht von unserer Arbeit profitieren, sondern nur die Arbeiter selbst. Ein Problem in der Schaffung solcher alternativen Strukturen sei zum einen, dass sich derartige Kooperativen nur sehr langsam entwickelten, während das Silicon Valley bzw. die dort vertretenen Unternehmen fast täglich neue Lebensrealitäten schaffen würden. Zum anderen würde die momentan vorherrschende Situation die Monopolstellung dieser Firmen begünstigen.

Um daraus ausbrechen zu können, führt Scholz aus, müssten sich die Arbeiter erst einmal (wieder) ihrer Prinzipien bewusst werden. Diese bestünden aus Job-Sicherheit, guter Bezahlung, Transparenz, Rechtsschutz, maximalen und an die Lebensphase angepassten Arbeitszeiten sowie einer gesunden Arbeitsumgebung, die auch die Wertschätzung der geleisteten Arbeit beinhalte. Des weiteren sollten Arbeitsüberwachungsformen, wie das von Amazon durchgeführte Timetracking oder Odesk entschieden abgelehnt werden. Odesk ist ein Programm, das in regelmäßigen Abständen Bilder über eine Webcam vom Beschäftigten aufnimmt, um zu kontrollieren, ob dieser tatsächlich arbeitet. Auch sollten die vermeintlich konsumentenfreundlichen Bewertungsfunktionen, beispielsweise wie die von Uber, abgelehnt werden, da sie zu einer permanenten Drucksituation führen würden.

Selbst wenn es gelänge, solche Bedingungen herzustellen, wäre es für Kooperativen immer noch schwer, Fuß zu fassen. Es sei ein enormer Aufwand, diese kooperativen Plattformen zu programmieren und in Stand zu halten. Das sei eben nicht so einfach zu bewerkstelligen wie Crowdfunding-Projekte, da eine beständige Finanzierung nötig sei. Scholz bringt hierzu den Vorschlag, einen Basis-Algorithmus für die Kooperativen bereitzustellen, den diese dann entsprechend ihrer Bedürfnisse bzw. Anforderungen modifizieren können. Um die angebotenen Dienstleistungen für den Konsumenten attraktiver zu gestalten, könne man ja in einer App verschiedene Informationen visualisieren, etwa wie man durch die Nutzung der von dieser Plattform angebotenen Dienstleistung dafür sorgt, dass der Dienstleistende über eine ausreichende soziale Absicherung verfügt.

Silicon Allee statt Silicon Valley

Dies sei eine große Möglichkeit für Gewerkschaften, Parteien und ähnlichen, den Zusammenschluss von Arbeitern zu fördern. Und tatsächlich gebe es einen gewissen Trend in diese Richtung, etwa die Freelancers Union aus den USA oder die Partei Lazuz aus Israel. Die junge Generation werde sich ihrer prekären Situation bzw. Zukunft bewusst. Diese Angst führe dann dazu, dass sich die Jungen nach Alternativen umschauen, und genau da müsse man sie abholen.

Dennoch gebe es aber immer noch das Problem, dass eben die Unternehmen, die ein entgegengesetztes Interesse haben, über praktisch unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen würden. Um aber dennoch gute und faire „Digitale Arbeit“ Realität werden zu lassen, müsse eine umfassende Vernetzung stattfinden, um für demokratische Rechte zu kämpfen. Scholz schließt ab, dass die Zukunft nicht auf einer Slideshow im Silicon Valley entschieden werden darf. Sie sollte von einer demokratischen Gesellschaft definiert werden, die Ausbeutung im Generellen nicht toleriert.

Plattform-Kooperativismus stellt also keine generelle Lösung für ein sehr altes Problem dar. Dennoch ist er ein Instrument, um Themen von sozialer Ungleichheit wieder in die Gesellschaft zu tragen und einen gesellschaftlichen Diskurs anzuregen.

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28 Ergänzungen

  1. Auf dem Soundcloud-Account der Rosa-Luxemburg-Stiftung gibt es auch eine Audioaufzeichnung der Veranstaltung.

  2. Sowas konnte man sich schon vor Jahren von Arbeitsdirektoren grosser IT-Konzerne anhoeren: weg vom aufwendigen Angestellten, hin zur offenen Werkboerse, kartellrechtlich gegen Wettbewergsverzerrung (sowas wie Gewerkschaften geht ja gar nicht) abgesichert und fuer den (ehemaligen) Arbeitgeber frei von sozialen Verpflichtungen. Schoene neue Welt…

  3. Die klassischen Methoden der Arbeiterorganisation laufen ins leere, langsame, hierarchische bürrokratische Gewerkschaftsorganisationen oder Parteien können nicht die Interessen des Digitalen Prekatriats vertreten, unmöglich.

    Was wir brauchen ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen um somit allen Freelance Proletarierern die Möglichkeit zu geben wirklich bessere Bedingungen für ihre Arbeit aushandeln zu können oder gar ihre Arbeit selbst organisieren zu können anstatt weiterhin von Staat oder Kapital erpressbar zu sein.

    1. In der Logik haetten wir dann einen Pool an Freelancern in Grundsicherung, und wer auch nur ein bischen mehr haben moechte, hat keine Interessenvertretung mehr. Das kann offensichtlich nicht die Loesung sein.

      Gewerkschaften koennen sehr wohl direkt oder indirekt auch solche Interessengruppen vertreten, auch wenn sie dafuer noch eine Menge lernen und Strukturen und Mechanismen finden und etablieren muessen. Allerdings setzt das voraus, dass sich die Leute auch organisieren, und das ist nunmal mehr als nur Mitglied werden und vielleicht einen Beitrag bezahlen. Und da sehe ich schwarz. Das bekommen ja nichtmal die klassischen festangestellten Ingenieure in der Metall- oder IT-Industrie wirklich hin, und fuer die waere es einfach. Das bekommen ein paar Berufsgruppen hin, und denen schlaegt der blanke Hass entgegen. Uebrigens auch gerade von denen, die zu dumm oder feige sind, sich selber zu organisieren.

      1. Zitat von h s 17. Jul 2015 @ 16:06:
        „“In der Logik haetten wir dann einen Pool an Freelancern in Grundsicherung, und wer auch nur ein bischen mehr haben moechte, hat keine Interessenvertretung mehr.““

        Die Interessenvertretung braucht er nicht, weil er selber verhandeln kann und im Zweifelsfall die Arbeit hinschmeißen und sich eine andere suchen oder bei dem BGE direkt bleiben bis sich die Arbeitsverhältnisse verbessern. Mit einem BGE werden die Arbeitgeber quasi zwangsläufig gezwungen bessere Arbeitsbedienungen anzubieten damit die Leute ihnen trotz niedrigen Lohns nicht weglaufen.
        Andere Arbeitgeber werden wiederum deutlich mehr Lohn anbieten müssen damit sie sich weiter ihre schlechten Arbeitsbedienungen für ihre Angestellten leisten können und ihnen niemand kündigt.
        Mit anderen Worten hat Libertalia Recht.

      2. Ich weiss ja nicht, wieviel BGE Dir so vorschwebt, aber das Niveau ist beschraenkt. Dein Modell ist offensichtlich nur fuer Leute relevant, die auf diesem Niveau verbleiben wollen. Das wird fuer viele Taetigkeiten eine Minderheit sein. Wer hoehere Ausgaben hat und nicht mal eben auf BGE zurueckfallen kann oder will, waere dann groesstenteils rechtlos. Das wird in Deutschland fuer viele Taetigkeiten eine Mehrheit sein.

        Hier geht’s nicht nur um hippe Irgendwas-mit-Medien Lebenskuenstler am Existenzminimum, die sich bei Familiengruendung dann eine Wohnung von den Eltern schenken lassen.

      3. Und nochwas zum Thema „Die Interessenvertretung braucht er nicht, weil er selber verhandeln kann“: damit wird jeder job zu einer klassischen Ausschreibung, und der verzweifelste nimmt den job, race to the bottom. Gewerkschaftliche Organisationen und Arbeitsrecht haben auch die Aufgabe, das Ungleichgewicht zu Gunsten der Grossen auszugleichen.

        Aber Du demonstrierst genau die Hybris, die zur Selbstmarginalisierung fuehrt: kann man ja alles selber, ganz alleine, Solidaritaet und gemeinschaftliches Vorgehen braucht man nicht. In den Personal- und Finanzabteilungen der Konzerne lacht man sich darueber tot.

      4. Ich arbeite für 1000-1500 Euro im Monat, Digital ohne Arbeitsvertrag. Wenn mir da eine Gewerkschaft oder Linke Parteien mit ihren Zwangsregelungen und bürrokratischen Vorschriften kommen dann nimmt der Auftraggeber eben einen IT Arbeiter aus den USA oder Indien oder sonstwo dann bin ich meine Jobs los, und meine Freiheit auch da dann abhängig vom Sozialstaat. Hab oft auch Assignments gemacht unbezahlt im Tausch gegen Unternehmensanteile die sich später durchaus bezahlt gemacht haben. C.a 50% meines Einkommens kommen so mittlerweile zusammen.

        Wär mit ner Mindestlohn Bürrokatie alla Gewerkschaft alles nicht möglich gewesen, Nein die Gewerkschaften können für uns nix tun. Dafür ist diese Struktur in der sich die Fabrikarbeiter des 19 Jahrhunderts organisiert haben einfach zu sehr aus der Zeit gefallen.
        Ich für meinen Teil will vor allem Freiheit haben und eben keinen paternalistischen Linken Sozialstaat der sich wie eine authoritäre Nanny aufspielt und meint zu besser zu wissen als ich was gut für mich ist. Deshalb bin ich eher für ein Bedingunsgloses Grundeinkommen um so eine art sozialer Neoliberalismus zu ermöglichen, Liberal, Marktwirtschaftlich frei aber eben auch sozial. Wäre doch perfekt wenn die Leute selbst entscheiden könnten wie sie für welche Konditionen arbeiten ohne diese Entscheidung irgendwelchen Gewerkschaftsbonzen zu überlassen.

        Mit BGE könnten wir da mal echte Freiheit sehen, das wollen die Gewerkschafter aber nicht da ihr bevodmundender kontrollierender Klüngel dann nähmlich überflüssig werden würde.

  4. Was sagt denn der „gefährliche Internettheoretiker“ aka Michael Seemann mit seiner Plattform-Ethik zu dieser Entwicklung? Hat ihn jemand bei der Veranstaltung gesehen?

  5. Antwort auf h s 17. Jul 2015 @ 18:13 und 18:35
    „“Ich weiss ja nicht, wieviel BGE Dir so vorschwebt, aber das Niveau ist beschraenkt. Dein Modell ist offensichtlich nur fuer Leute relevant, die auf diesem Niveau verbleiben wollen. Das wird fuer viele Taetigkeiten eine Minderheit sein. Wer hoehere Ausgaben hat und nicht mal eben auf BGE zurueckfallen kann oder will, waere dann groesstenteils rechtlos.““

    Die Höhe des BGE ist auf lange Zeit nicht so entscheidend, weil es am Ende dann doch auf die Steuerrechtsgestaltung ankommt. Um mal so eine Vorahnung zu bekommen, werden häufig 1000€/Monat genannt. Das gilt dann für alle Menschen, ob Erwachsen oder Kinder, somit soll auch die Gründung einer Familie gefördert werden. Übrigens nicht mißverstehen, zu dem BGE kommen noch weitere soziale Leistungen die manche Menschen wie z.B. Behinderte, Opfer von Straftaten oder entlassene Straftäter, Pflege-Bedürftige oder Familienhilfe usw.benötigen. Dafür verschwinden viele Leistungen die im Moment als ein schlechter Ersatz für BGE funktionieren wie z.B. Sozialhilfe, Harz IV, Rente, Wohngeld und ganz, ganz, ganz viele idiotische steuerliche Subventionen wie das „Kilommetergeld“ oder steuerliche Subventionen für Büro oder Haushaltshilfen usw. Damit aber wäre man schon weit in dem Thema wie man die Steuergesetze sinnvoll und einfach geselltet (also nicht das Thema zu dem Artikel).

    Auf jeden Fall hätte man mit einem BGE mehr Rechte und Unterstützung als jetzt mit Gewerkschaften und jetzigen Regelungen. Die Gewerkschaften sind der Klotz am Bein der Beschäftigten.

    1. Wenn Dein Lebensziel 1000EUR/Monat sind, von denen Du als Freelancer auch Deine Arbeitsfaehigkeit, Infrastruktur und Risikoabdeckung bestreiten musst, wenn Du gerade keinen Auftrag hast, dann wuensche ich Dir viel Glueck und Erfolg.

      1. Naja, 1000 Euro wären eher die Basis wer dann noch mal 1500 dazu verdient durch arbeit kann ganz ordentlich leben. Wenn man endlich mal die Konzerne ordentlich besteuern würde dann wäre das Geld dafür sicherlich auch zu mobilisieren.

    2. Noch so als Anmerkung: „Arbeit hinschmeissen“ ist als Werknehmer nicht so einfach, da bist Du einen Vertrag mit einer Lieferverpflichtung eingegangen. Nicht zu liefern kann teuer werden. Zu spaet oder defekt liefern natuerlich auch. Kranksheitsrisiko, etc, traegst ohnehin Du.

      1. Die meisten Menschen könnten mit 1000€ sicher im Rücken viel mehr Druck auf die Arbeitgeber und deren Arbeitsbedienungen und Löhne ausüben als mit der Angst vor Harz IV.

      2. Fuer weite Teile der Bevoelkerung waeren 1000EUR und Verlust aller Sicherheiten und Status darueber hinaus genauso der Abstieg wie Harz IV.

        Wenn man grundsicherndes BGE in Privatinsolvenz als Lebensziel hat, mag das anders aussehen, aber die meisten sind da nicht und wollen da auch nicht hin. Muessen sie mE auch nicht, aber dafuer muss man halt was tun, und zwar zusammen. Mal abgesehen davon, dass auch das BGE an sich offensichtlich eine solidarische und gemeinsame Struktur ist.

      3. „Fuer weite Teile der Bevoelkerung waeren 1000EUR und Verlust aller Sicherheiten und Status darueber hinaus genauso der Abstieg wie Harz IV.“

        Meine Generation hat im großen und ganzen diese Sicherheiten und Status niemals erreichen können. Kenne leute die für 600-900 Euro im Monat irgendwelche klick und Gelegenheitsjobs machen und in ner WG leben weil die Kohle für ne eigene Wohnung nicht reicht, trotz Master Abschluss und so weiter. Zum Arbeitsamt, Sozialstaat ? das ist doch heutzutage eher etwas vor dem man Angst haben muss. Da sind 1000 Euro BGE Grundsicherung durchaus verlockend und eher eine Basis für den sozialen Aufstieg.
        Solange die Gewerkschaften sich nicht gegen Hartz fear stellen mißtraue ich ihnen, die Gewerkschaften mißtrauen ja auch mir weil sie mir nicht zutrauen mit einem BGE verantwortungsbewusst umzugehen. Ich würde derzeit deshalb keiner Gewerkschaft beitreten und auch nicht unterstützen da ich mir nicht sicher bin ob die nicht am Ende doch gegen meine Interessen arbeiten.

        Sicherheiten sind gut, aber viele wollen das sogar nicht weil es ihre Freiheit kosten würde diese Sicherheiten einzugehen. Andere wollen vielleicht, aber es gibt diese Sicherheiten nur noch für eine privilegierte Minderheit. BGE würde zumindest eine Basis schaffen hinter der niemand mehr zurück fallen könnte.

  6. „“ …Solange die Gewerkschaften sich nicht gegen Hartz fear stellen mißtraue ich ihnen… „“
    Das kann ich nur unterschreiben. Ich vertraue den meisten Gewerkschaften überhaupt nicht. Alleine das Pochen auf den Mindestlohn statt sich für die Abschaffung der schlimmsten Harz IV Regeln einzusetzen. beweist, daß die Gewerkschaften selber nur Macht über die Arbeitnehmer ausüben wollen und Geld verdienen wollen.

  7. Die Denke vieler Möchtegern-Plattformen ist auch verheerend: Egal wie wenig wir bei der Auftragsvermittlung leisten — wir wollen 30 Prozent abhaben. Schließlich nimmt ja auch Apple 30 Prozent. Mit 30 Prozent sind wir in fünf Jahren vielleicht eine Milliarde wert.

    1. Nuja, die Leute haben ja die Möglichkeit sich ne andere Plattform zu suchen bzw direkt Kontakt aufzunehmen und die Sache außerhalb der Plattform auszuhandeln. Wer da nur nach den Regeln der gr0ßen Plattformbetreiber spielt ist doch schon ein klein wenig selbst schuld.

      1. Ist ein ungelernter Fabrikarbeiter auch selbst schuld, wenn er einen mies bezahlten Zeitarbeitsjob annimmt, weil er einfach nichts anderes findet (soll in ländlichen Regionen vorkommen, umziehen ist auch nicht immer mal ebenso möglich)?

        Hätte ja auch abseits der Zeitarbeitsfirma direkt mit der Fabrik verhandeln können…

  8. Interessanter Artikel – wobei sich die Lohndumping-Diskussion ja noch weiter in die Periferie des Online-Bussiness ausweiten lässt: wie z.B. die scheinselbständingen Paketdienstfahrer, denn irgendwo landet das „Versandkostenfrei“ ja.

    Was mich allerdings sehr wundert ist, dass es in der Diskussion hier, ab dem ersten Thread nur noch um ein BGE geht, ja dass teilweise sogar der Mindestlohn negiert wird?

    Euer Rückschluß zur im Artikel beschriebenene Problematik (die ja wohl keiner bezweifeln will) heißt also: Die Verlagerung der Wertschöpfung von den Arbeitenden (euch) hin zu den Venture-Capital-Gebern, soll damit aufgefangen werden, dass wir ein umlagebasierendes Grundeinkommen erhalten. Gleichzeitig dabei auch noch Mindeststandards (Mind.Lohn) abschaffen, damit wir für 5 €/Std unsere Arbeitskraft im weltweiten Wettbewerb einbringen können? Nahrung, Miete, Kleidung werden ja durch die Allgemeinheit bereitgestellt (BGE)?

    Mir geht es jetzt nicht um die Finanzierbarkeit eines BGE und der sonst üblichen Kritik an einem solchen. Sondern, dass mit dem BGE nicht das Problem sondern nur seine Auswirkungen beseitigt werden sollen. Und das kann ja wohl nicht Ziel von Netzpolitik sein und bildet auch keine digitale Gesellschaft ab, in der ich leben möchte.

    1. Das Problem namens Kapitalismus lässt sich nicht beseitigen, also kann man nix anderes tun als die Auswirkungen zu beseitigen. Wenn Konzerne endlich Steuern zahlen würden wäre das auch möglich.

      1. Dass man die Auswirkungen des Kapitalismus abfedern muss, stelle ich nicht in Frage. Auch nicht, dass unser H4-System eher eine asoziale Prägung hat.

        Grundsätzlich darf aber die Antwort auf die im Artikel besprochene Problematik nicht NUR diese Auswirkungsbekämpfung sein. Der Kapitalismus, nennen wir es auch mal Marktwirtschaft, kann zwar nicht abgeschaft aber durchaus beeinflusst werden.

        Es gibt auch heute eine marktwirtschaftlich orientierte Ökonomie, die nicht nur auf Wachstum, Ausbeutung und Übervorteilung der Kunden basiert. Wer zwingt uns das Geschäftsgebaren int. Großkonzerne zu unterstützen und damit die Schraube des Lohndumpings weiter zu drehen?

        An dieser Stelle sind Lösungen und Vorbilder gefragt. Hier ist Bildung und Information angesagt. Aber auch selbstverantwortliches Handeln, dass u.U. eben mit ein paar Einschnitten verbunden ist.
        Hat der stationäre Händeler verloren, weil es im Netz (dank versandfrei) 1€ billiger ist, lässt man sich sein neues Logo für 50$ im Netz entwerfen oder ruft man statt dem Taxi einen Uber-Fahrer, unterstützt man dieses System unmittelbar und direkt. Hier gilt es imho anzusetzten und nicht bei einem BGE.

  9. @Libertalia 17. Jul 2015 @ 22:57
    „Ich arbeite für 1000-1500 Euro im Monat, Digital ohne Arbeitsvertrag.“
    Wenn du 40 Stunden pro Woche arbeitest ist dass ein gutes Beispiel für diesen Artikel,
    dessen Hauptthema Lohndumping ist.

    „Ich für meinen Teil will vor allem Freiheit haben und eben keinen paternalistischen Linken Sozialstaat der sich wie eine authoritäre Nanny aufspielt und meint zu besser zu wissen als ich was gut für mich ist.“
    „Deshalb bin ich eher für ein Bedingunsgloses Grundeinkommen um so eine art sozialer Neoliberalismus zu ermöglichen, Liberal, Marktwirtschaftlich frei aber eben auch sozial.“

    Du willst nicht eingeschrängt werden und deswegen bist du für
    ein bedingunsgloses Grundeinkommen. Das würde sicherlich keine authoritäre Nanny
    benötigen. Ist ja nicht so, dass es jemanden entsprechendes wegenommen werden müsste.
    Wenn man von 1000 Euro Bedingunsglosem Grundeinkommen ausgeht, dann
    würde soetwas zudem nicht wesentlich von dir finanziert werden.

    sozialer Neoliberalismus~totes Leben?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.