AdNauseam – Klick für Klick gegen die Werbeflut

adn_animatedAngriff ist die beste Verteidigung. Das dachten sich wohl die Entwickler der Browser-Erweiterung AdNauseam, welche beim 41. Netzpolitischen Abend der Digitalen Gesellschaft am 6. Oktober von Mushon Zer-Aviv vorgestellt wurde.

Gegen die allgegenwärtige Flut von Werbung auf Webseiten, häufig in Form von blinkenden Bannern, die gesamte Seite einnehmenden Anzeigen und nervigen Pop-Ups, gibt es mit Adblockern ein wirksames Instrument. Mittlerweile scheinen diese so beliebt zu sein, dass sich selbst große Nachrichtenseiten wie Spiegel Online genötigt sehen, ihre LeserInnen zu bitten, diese abzuschalten. Zum wirklichen Umdenken bei Werbeindustrie und Seitenbetreibern scheint die steigende Nutzung von Adblockern aber nicht zu führen, denn nervige Werbung ist weiterhin weit verbreitet.

Während es sich bei den Adblockern um ein defensives Werkzeug handelt, welches Werbung ausblendet, handelt es sich bei AdNauseam um eine proaktives Instrument: Es klickt im Hintergrund auf jede Werbeanzeige. Dadurch wird es einerseits für die Werbenetzwerke unmöglich, spezifische Interessensprofile zu erstellen, und andererseits Missfallen gegenüber den Werbetreibenden geäußert.

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Die Entwickler Helen Nissenbaum, Daniel C. Howe und Mushon Zer-Aviv sehen sich daher auch als Teil einer breiteren Bewegung gegen Online-Überwachung und Tracking. AdNauseam soll gegen Verletzungen der Privatsphäre und ungewolltes Tracking durch Werbenetzwerke schützen, indem es deren Systeme mit Klicks überreizt.

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18 Ergänzungen

  1. Dass das Ding ausgerechnet ABP oder Adblock Edge (inzwischen tot) voraussetzt, grenzt in meinen Augen an Realsatire.

    1. so hab es eben mit mit abp angetestet, ergebnis in meinem otto normal ff, nach gut 30 webseiten:

      UI->show-log
      AdNauseam initialized
      AdParser: 0 ads (0 pending, 0 failed)
      Main::main() -> startup
      [Options]
      enabled=false
      hideBadge=false
      disableLogs=false
      clearAdsWithHistory=false
      disableOutgoingReferer=true
      disableOutgoingCookies=true
      disableIncomingCookies=true
      firefox=41……
      version=1.330
      AdNauseam v1.330

      ich denke da werden die leute noch deutlich mehr arbeit reinstecken müssen :D

  2. Hm … wenn die Browser-Erweiterung JEDE Werbung anklickt, wird es Website-Betreibern IMO einfach gemacht, einen AdNauseam-Blocker entwickeln zu lassen und einzusetzen. Um dem vorzubeugen sollte AdNauseam die anzuklickende Werbung doppelt zufällig auswählen.

    1. Es handelt sich eben im Grunde um Schlangenöl aus der Ecke der Befindlichkeitsindustrie — Du sollst Dich gut fühlen, aber es soll sich nichts ändern. Mit dem derzeitigen Addon lassen sich nämlich immer noch alle Klicks der User verfolgen: Es sind gerade die doppelten Klicks (einmal AdNauseam, einmal der Nutzer), die dann gezählt werden.
      Ein gutes Beispiel für den ganzen „Privatsphäre“-Unsinn, der derzeit verzapft wird: Ohne ordentliche Theorie, keine ordentlichen Lösungen. Und Nissenbaum hat eben keine ordentliche Theorie.

      1. Während ein einfacher Blocker nichts lädt und nichts sendet, sendet dieses tolle Tool ständig und an jeden Tracker und macht die Bewegungen des Users besser nachvollziehbarer als jemals zuvor. Könnte auch aus dem Snowden-Fundus stammen die Idee. Viel Spaß bei der Nutzung und Glückwunsch zum professionelle Promotionvideo.

      2. Was du nicht siehst, kannst du kein zweites Mal selber anklicken. Außerdem kann zumindest mittels geblocktem Cookie der Nutzer nicht zweifelsfrei identifiziert werden (nur mit den anderen Methoden, aber wer weiß, ob der Cookie nicht noch immer Instrument #1 ist).

      3. @Unverständnis Tracking-Cookies kannst du auch ohne Addon – jedenfalls im Firefox – in den Einstellungen blocken, Stichwort „Drittanbieter“. Jeder Abruf schickt deine IP mit und die wenigsten bewegen sich mit ständig wechselner IP im Netz. Jeder Klick schickt deine IP an jedes Ad, dass nenn ich perfektes Tracking.

      1. Echte Klicks? Kennst Du jemanden der Werbung anklickt, so nicht aus Versehen? Halte ich für ein Gerücht.

  3. Viel Spaß. Der Bann bei Adsense kommt dann die nächsten Wochen nach. Wer Adsense in diesem Leben nicht mehr benutzen möchte, der findet in dem Tool aber sicherlich eine nette Waffe.
    Außerdem kommen gff. die Webseiten mit der Zeit selbst in Probleme, weil zu viel Fake Klicks…

  4. Was soll das bringen?
    Datenschutz: Wenn ich auf jede Werbung klicke und damit meine Daten an das Ad-Network schicke ist es nicht besser als die Werbung einfach anzuzeigen, eher noch schlimmer -> fail
    „Gegen die Werbeflut“: Zum einen kann man das einfach ausfiltern, wenn wirklich jeder Link geklickt wird. Ausserdem bringt das eher Probleme für die Websites, da so etwas als click-fraud betrachtet wird und dazu führt, dass sie keine Werbeeinnahmen für die Klicks bekommen und im Wiederholungsfall aus dem Werbevertrag fliegen.

    Ich weiss, das klingt sehr unfreundliche, aber haben die Leute sich mal über das Thema informiert und darüber nachgedacht, bevor sie das Ding entwickelt haben? Oder ist das heutzutage optional?

  5. „Zum wirklichen Umdenken bei Werbeindustrie und Seitenbetreibern scheint die steigende Nutzung von Adblockern aber nicht zu führen, denn nervige Werbung ist weiterhin weit verbreitet.“

    —-

    „Die Industrie muss darin besser werden mit Daten umzugehen – und weniger Daten zu verwenden“, schreibt der IAB-Präsident. Auch die Werbeformen seien Schuld: Blinkende und aufdringliche Werbung entspreche mehr der Kreativität von Grundschulkindern. „So etwas ist einer Branche nicht würdig, die nach kultureller Signifikanz strebt“, fügt Rothenberg hinzu.“

    Quelle:
    http://www.heise.de/newsticker/meldung/Interactive-Advertising-Bureau-sagt-Adblockern-den-Kampf-an-2835640.html

    —-

    Ein Umdenken scheint da zu sein, wie ernst man dies nehmen kann, wenn die selbe Person sagt: „Adblocking ist wie Straßenraub – so einfach ist es“, ist aber fraglich.
    Der Klick auf den Werbebanner bringt auch mit der Überlegung aus den Kommentaren von dem anderen Artikel dann nur den Plattformbeteiber etwas, da er die (benötigten) Klicks damit hin bekommt.

  6. Hallo zusammen,

    ich habe Berufserfahrung als Data Scientist im Adtech Umfeld, und halte die Idee für genial.
    @qms: „Während ein einfacher Blocker nichts lädt und nichts sendet, sendet dieses tolle Tool ständig und an jeden Tracker und macht die Bewegungen des Users besser nachvollziehbarer als jemals zuvor. Könnte auch aus dem Snowden-Fundus stammen die Idee. Viel Spaß bei der Nutzung und Glückwunsch zum professionelle Promotionvideo.“
    Vollkommen falsch, indem Sie alles liken ( durch klicken eine vermeintliche Präferenz ausdrücken ) machen Sie es unmöglich mittels Data Mining/ Machine Learning ein Userprofile/ model zu trainieren.
    Einfacher ausgedrückt: Welche Vorlieben hat ein User, der offensichtlich alles mag?

    1. Und du meinst die Vorlieben eines User lassen sich nicht daran erkennen, über welche diversen Seiten er sich bewegt? Ich glaube, wenn mehr in diese Richtung modelliert wird und nicht auf so einfache Art – ein [Fehl]Klick auf eine Anzeige und man sieht sie ständig wieder -, dann werdet ihr noch besser. So ein Allesklicker liefert die Daten dazu.

  7. Also ich muss sagen, dass ich mich bisher recht ungenervt auf Webseiten bewege. Bisher reichten dafür NoScript, AdBlockPlus, RandomAgentSpoofer und CookieMonster etc… ganz gut aus. Wenss das mal nicht mehr tun sollte, dann überlege ich mir das mit dem Angriff mal.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.