Überraschung: Facebook ist kein Marktplatz, sondern ein privatisierter öffentlicher Raum

Die New York Times enthüllt nochmal die schockierende Erkenntnis, dass sich Facebook im Zweifelsfall für mehr Profit und gegen Meinungsfreiheit entscheiden wird: Facebook Is Not the Public Square.

Because social media businesses have become such a fixture in modern life, many people might think of them as the digital equivalent of the public square where opinions can be freely shared. But these companies are more like privately operated malls — the management always reserves the right to throw you out if you don’t abide by its rules.

Hintergrund ist die Sperrung einer Event-Seite in Russland, wo zu einer Regime-kritischen Demonstration eingeladen wurde. In einem demokratischen Staat wäre sowas von der Meinungs- und Versammlungsfreiheit gedeckt, in Russland leider nicht.

Kommerzielle soziale Netzwerke sind eben kein Marktplatz, sondern privatisierte öffentliche Räume. Aber alles schön bunt hier/dort!11

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

6 Ergänzungen

  1. > In einem demokratischen Staat wäre sowas von der Meinungs-
    > und Versammlungsfreiheit gedeckt, in Russland leider nicht.

    Ungenehmigte Massenkundgebungen werden hier zugelassen? Das ist mir neu. Ich hatte es so in Erinnerung, dass sogar bei Facebook-Partys die Polizei auftaucht und verlangt, dass man das Event löscht. In manchen Demokratien (z.B. Australien) kommt man dafür sogar in den Knast. Und wenn die Angaben bei statista.com stimmen, sind die Demokratien bei Löschungen auf Facebook ja gut vertreten http://tinyurl.com/q4rpq2o

    Da finde ich das Maulkorbgesetz in Spanien schon bemerkenswerter. http://www.heise.de/tp/artikel/43/43713/1.html

    Aber da geht es ja nicht um den bösen Osten. Ist ja der gute Westen. Ein Glück, dass im Westen Demokratie herrscht. Könnte man exportieren. Notfalls mit Militär. Wir sind ja die Guten.

      1. Ich glaube, er sprach die Propaganda an, welche sich in dem Artikel verbirgt. Repressiv sind auch andere Staaten, welche sich demokratisch nennen. Diese bringen ihre eigens definierte Demokratie gerne mit Bomben zu solch anderen repressiven Staaten.

        Um zum eigentlichen Kern der Aussage zurück zu kommen: Facebook ist eine AG und kein Wohlfahrtsverein. Letztendlich entscheiden seine Aktionäre, welchen Kurs FB politisch oder wirtschaftlich einlegt.

      2. Ich vergleiche „Ungenehmigte Massenkundgebungen“ mit „Ungenehmigte Massenkundgebungen“. Ob es sinnvoll oder notwendig ist, als Staat dagegen vorzugehen, kann ich nicht beurteilen. Ich denke, man kann es den Russen überlassen. Auch da gibt es demokratische Kräfte im Volk. Einschränkungen des Demonstrationsrechtes sind selbstverständlich abzulehnen. Nicht nur in Russland. Auch wenn es um zweifelhafte Demos von und für offenbar Rechtsextreme geht.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Alexei_Anatoljewitsch_Nawalny#N.C3.A4he_zum_Nationalismus

        Timoschenko, Chodorkowski, Nawalny. Verbrecherisch und/oder rechtsextrem? Egal. Wenn es gegen Putin geht, nehmen wir jeden. Hauptsache, die entblössen sich nicht in unseren Kirchen.

        Und dass diese Facebook-Sperrung enorme Aufmerksamkeit schafft, ist ja auch offensichtlich. Also eher ein Eigentor von Roskomnadsor, wenn es wirklich so stattgefunden hat. Deutschland ist das EU-Land, dass am häufigsten auf Facebook sperrt. 20x mehr als Russland. Ich maße mir auch da kein Urteil an, ob diese Sperrungen zurecht erfolgen.

        > Um zum eigentlichen Kern der Aussage zurück zu kommen

        Ich denke, es geht bei dieser Geschichte bzw Spin-Doctoring nicht um Facebook. Sondern um bewusst geplante subtile Stimmungsmache gegen Russland. Leider hat sich netzpolitik.org ja offenbar entschlossen, dabei mitzumachen. Für mich eine der Enttäuschungen 2014.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.