Studie zu Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der digitalen Welt

Quelle: DIVSI

Das „Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet“ (DIVSI) hat gestern eine Studie zum Verhalten von jungen Menschen im Internet veröffentlicht. Großartig neue Erkenntnisse lassen sich aus dem Dokument des Verbandes, der von der Deutschen Post initiiert wurde und personelle Verbindungen zur BITKOM hat, nicht entnehmen. Das Internet und neue Medien sind in Form von Smartphones und Tablets allgegenwärtig und werden ständig genutzt. Dabei gibt es ein Problem beim Risikobewusstsein und der generellen Medienkompetenz. Quintessenz: Es wird mehr Bildung benötigt, mehr vertrauenswürdige Instanzen im Netz und die Teilhabe an digitaler Infrastruktur ist maßgeblich für die Chancengleichheit in der Lebenswelt junger Menschen.

Die Prägung der Urheber hinter der Studie kommt an einigen Stellen deutlich zum Vorschein. Etwa wenn es darum geht, dass ein wesentlicher Teil des Lösungsvorschlags, um Vertrauen im Internet herzustellen, in der Errichtung öffentlicher, als vertrauenswürdig anerkannter Instanzen und Plattformen zu bestehen scheint. Das fördert aber weniger die Medienkompetenz sondern mehr eine unhinterfragte Zentralisierung in Form eines vermeintlich geschützten Teil-Internets. Erinnerungen an Versuche wie De-Mail und andere Vorhaben, Internetdienste in die öffentliche Hand zu übertragen, entstehen unweigerlich.

Interessant ist die aus einer früheren Studie hervorgegangene Charakterisierung von Internet-Milieugruppen. Die Unterscheidung zwischen „Internetferne Verunsicherte“, „Ordnungsfordernde Internet-Laien“, „Postmaterielle Skeptiker“, „Verantwortungsbedachte Etablierte“, „Effizienzorientierte Performer“, „Unbekümmerte Hedonisten“ und „Digital Souveräne“ basiere auf Sebstdarstellungen, „Medienzeitkuchen“ und der Auswertung von Online-Kommunikationsverhalten.

Quelle: DIVSI
Quelle: DIVSI

Diese Einteilung wirkt manchmal reichlich willkürlich und es lässt sich wohl nur schwer faktensicher begründen, warum beispielsweise hedonistisches Verhalten keinerlei Entsprechung zur Grundorientierung „Haben & Genießen“ hat. Auch die Erläuterungen zu den Gruppen erinnern eher an Psychotests aus Jugendzeitschriften als an wissenschaftliches Fundament:

Die Unbekümmerten machen gern auf sich aufmerksam. Typisch ist beispielsweise ein selbstbewusstes, häufig auch recht lautes Auftreten im öffentlichen Raum oder ein besonders auffälliger Kleidungsstil. Diese Inszenierungslust übersetzt sich teilweise auch in die digitale Sphäre: Online-Communitys bieten eine ideale Bühne hierfür. Zudem erlauben sie, Reaktionen des Umfelds und vor allem positive Zustimmungen dauerhaft sichtbar abzubilden. Das reizt die Unbekümmerten.

Trotz allem: Wer sich für eine Menge Statistiken interessiert, für den lohnt sich ein Blick in das 179 Seiten starke Dokument.

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7 Ergänzungen

  1. Ich finde, das Fotomotiv ist ziemlich unpassend gewählt vom DIVSI (vielleicht liest das ja ein Verantworter :-).

    Wenn ich beispielsweise „verunsichert“ wäre und eine Beratungsstelle mit diesem Bild wirbt, dann würde mich das als Betroffener ziemlich abschrecken. Mit solchen Bildern wird immer eine Distanz aufgebaut, denke ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich als „Verunsicherter“ selbst so inszeniert. Viel mehr würde man es wohl in sich hinein fressen und versuchen, sich möglichst unauffällig zu verhalten – eben, um eventuell Spott aus dem Weg zu gehen.
    Oder anders betrachtet sind diese Bilder eventuell auch zu persönlich. Wenn wir bei dem Beispiel mit der Beratungsstelle bleiben, denke ich, dass es zusätzlich den Schritt zur Kontaktaufnahme erschwert. Im Anblick dieser Bilder heißt Hilfe suchen dann erstmal, sich selbst eine Schwäche einzugestehen.

    Wobei die Fotowahl in der Medienwelt überhaupt ein Problem ist, so sehr betrifft das diese einzelne Studie gar nicht. Hier stört es mich nur besonders, weil es um soziale Fragen geht. Über Hacker, die in Fachzeitschriften und Tagesnachrichten mit Maske im Dunkeln auf ihrem Laptop herumtippen, kann ich hingegen meist gut lachen (abgesehen davon, dass damit meistens ohnehin Cracker gemeint sind)…

  2. Die Studie wurde vom renommiertwn Sinus Institut durchgeführt und hat durchaus ein solides Wissenschaftliches Fundament. Hedonisten haben nichts mit Haben und Genießen gemein, da Sie nicht den Besitz genießen sondern die Aktion.

  3. Alles völliger Bullshit ohne jede echte Aussage.
    Die meisten Jugendlichen gehen derart wahllos mit ihren Daten im Netz um, das einen gruselt.
    Kritisches Hinterfragen ist in etwa 90% der Fälle nicht gegeben.
    Das beweißt, das immer noch etwa 90% der Internetnutzer noch mit GOOGLE suchen…:-(

    1. Mehr als 90% meiner Stufe können gerade so Facebook, WhatsApp, Instagram benutzen, schon Word oder Powerpoint führt zu Problemen.

      Und wenn man nur „google“ in die URL-Leiste eingibt und der Schul-Proxy darauf Fehlermeldung wirft, ist das Internet kaputt. Und dann die Frage: „Warum schreibst du da ‚.com‘ hinter?“

    2. ja warum sollten sich schüler/jugendliche/junge anders verhalten als der rest der gesellschaft der sie prägt.

      ist doch schon sowieso usus eine nix-planen, scheiss-mir-nix und leb in den tag hinein mentalität zu entwickeln.

      der zenith der gesellschaft wurde nach WK2 anvisiert. jetzt sind wir drüber und die lehrer beten einen tagtäglich vor das man mit nur-einsen keinen job mehr bekommen wird und man sowieso zwei jobs benötigen wird.

      und wenn man Mathe (zinseszins und rentenrechnung) verstanden hat, kann man sich ausrechnen das derzeitige arbeiter mit mehr pension/rente sich verabschieden als unser junges spitzeneinkommen je sein wird.

      mit rente rechnen derzeit keine jugendlichen mehr. egal was einem politiker erzählen.

      junge sehen für sich selbst eine negative zukunftsaussicht. mit tendenz nach unten.
      der pool an leuten speist meiner meinung nach dann auch die ignorierer und die pragmatiker da man es eh nicht verbessern kann. und wenn dann ist digital eher das nicht so wichtige in der pawlowschen pyramide.

  4. Ich finde die Charakterisierung der Gruppen echt schwach. Ich kann mich persönlich in keiner der Gruppen wirklich wiederfinden, und sehe passende und unpassende Punkte bei Skeptiker, Pragmatiker und Souveräne (der Rest passt überhaupt nicht). Alles in Allem sind die Beschreibungen ungefähr so spezifisch und treffend wie ein Horoskop.

  5. Hallo
    ohne die Studie im Detail gelesen zu haben aber mit einem gewissen Background an empirischer Sozialforschung ein Paar Anmerkungen zu Eurem „Unbehagen“ mit den Milieu Gruppen.
    Wie Olli oben richtig schrieb sind die Grundlagen der „Kartoffelgrafik“, Daten und Verfahren des Sinus Institus.
    Grundlage sind Statements die bestimmte typische Handlungen und Lebensweisen wiedergeben sollen.
    Also typische Handlungsweisen die im Mittel Menschen gut beschreiben werden zu den Grundorientierungen zusammengefasst.
    Danach werden diese Grundorientierungen sowie die Schichtzugehörigkeit mit Hilfe der

    in Gruppen zusammengefasst.
    Diese Gruppen sollen nach „innen“ möglichst homogen sein und zu allen anderen Gruppen/“Kartoffeln“ die größten Unterschiede aufweisen.
    Aus dem Verfahren heraus ergeben sich die oben genannten Schwierigkeiten, sich selbst zuzuordnen usw.
    Als analytisches Hilfsmittel ist das Verfahren aber recht gut und wissenschaftlich „bewährt“.

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