SPIEGEL-Redaktion fordert: Kampf den Avataren

Im aktuellen SPIEGEL fordert die Redaktion in einem Leitartikel, dass sich die Bundesregierung um eine digitale Weltordnung kümmern und Datenschutz zur vordringlichen Staatsaufgabe werden soll: Kampf den Avataren.

Datenschutz sollte ähnlich wie Umweltschutz zur vordringlichen Staatsaufgabe werden. Auch die Umwelt wurde über Jahrzehnte vergiftet, weil man es einer verantwortungslosen Industrie überließ, ihre Profite auf den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu gründen, ohne dafür zu zahlen. Der Staat hat die Pflicht, nicht nur die natürlichen Ressourcen der Menschheit zu bewahren, sondern ebenso ihre persönliche Ressource, die Würde. Die Politiker müssen sich jetzt um eine digitale Weltordnung kümmern, einen Gesetzesrahmen, der Machtmissbrauch verhindert. Dazu gehören ein scharfes Wettbewerbsrecht sowie Transparenz. Wir wollen wissen, wie unsere Avatare entstehen, wie sie zusammengebaut sind, auch um uns gegen sie wehren zu können.

Aufhänger ist natürlich Google. Allerdings scheint die Redaktion nicht wirklich davon überzeugt zu sein, dass Gabriel und Merkel dafür die richtigen Kandidaten sind und das Thema auch verstanden haben, bzw. sich ernsthaft damit beschäftigen wollen. Aber wenigstens versucht sie es mit diesem Tritt.

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11 Ergänzungen

  1. Thema verfehlt.
    6! Setzen …

    Die Überschrift sollte schon zum Artikel passen,
    das ist hier jedoch nicht erkennbar.
    Bull-Shit-Bingo?

  2. Ich verstehe das auch nicht so ganz.

    Wir wollen wissen, wie unsere Avatare entstehen, wie sie zusammengebaut sind, auch um uns gegen sie wehren zu können.

    Ein Avatar ist entweder irgendetwas im Hinduismus, die Spielerfigur in einem Videospiel oder ein Profilbild in einem Forum oder ähnlichem, oder nicht? Gegen was soll man sich wehren?

    1. Der Avatar ist (laut Wikipedia) eine künstliche Person oder ein grafischer Stellvertreter einer echten Person.

      Heute sind unsere Daten solche Stellvertreter. Für die Krankenkassen bist Du eine Anhäufung von Krankheiten, für die Schufa eine Anhäufung oder das Fehlen von Kapital, für die Werbewirtschaft ein Konsument mit Interessen, für die Polizei sind es die Handystandorte und für die Geheimdienste zu einem Grad von x% der Terrorist.

      Du wirst nicht als Mensch definiert. Du wirst als Wesen von Bits und Bytes definiert.

      Dieses Bild in den Datenbanken, dieses Bild, was gar nichts mit einer Realität zu tun haben muss, was sicher in der Wirklichkeit nicht statisch ist, das ist Dein Avatar. Es ist mehr als ein Avatar. Dieses Bild wird zu Deiner Definition gemacht.

      1. Ein Avatar ist per Definition etwas, was man kontrolliert. Einen mehr oder weniger korrekten Datensatz, der eine Person beschreibt, kann man meinethalben Datenschatten, Infodoppelgänger, digitales Scheinfaksimile oder sonst wie nennen, aber es ist kein Avatar.

      2. André, ein Vergleich ist ein Vergleich.

        Fakt ist, da ist ein Binärmüster über das Du derart identifiziert und definiert wirst, dass die Konsequenzen massiv sein können. Nimmt man, wie geil alle auf Big Data sind, dann passt die körperliche Manifestation eines Gottes schon recht gut. Es ist nur irgendwie umgedreht. Das Abbild wird „verehrt“ und grenzt an einen Fetisch.

        Übersetzt: die binäre Representation wird über den Menschen gestellt und mit ihm verwechselt. Da hat wohl jemand in Mathematik nicht aufgepasst.

        Es stimmt, wirklich kontrollieren tust Du den binären „Avatar“ ak. digitales Abbild nicht. Dennoch, Du gibst die Paypal-Karte ab, Du erlaubst der Bank die Schufa, Du gibst Dein Foto an die Krankenkasse, zuckst mit den Schultern, wenn da steht „Kameraüberwacht“ und Du schreibst in das Netz, nutzt Google usw.

        Und Du fühlst Dich total sicher? Sicher.

      3. Ich stelle deine Interpretation von dem, was sie mit ihrem Artikel sagen wollten, nicht in Frage. Ich sage nur, _das_, was sie meinen, heißt nicht „Avatar“.

  3. Der Begriff „Avatar“ trifft den Nagel nicht unbedingt auf den Kopf, aber man kann es schon verstehen. Ich häng mich nicht daran auf.

  4. Ich würde mal sagen es geht um Datenmodelle. Die „tollsten“ Ergebnisse erreicht man dabei durch falsche Annahmen über Ursache-Wirkungs-Beziehungen in Kombination mit fehlerhaften Messverfahren bzgl. Kennzahlen. Jetzt sag ich noch „Schulzeugnisse“ und möglicherweise dämmert dem einen oder anderen etwas.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.