re:publica live gebloggt – Die Eröffnung!

Wir versuchen für euch, wichtige netzpolitische Veranstaltungen auf der re:publica zu begleiten. Leider können wir uns nicht vierteilen und alles abdecken, aber zum Glück wird es ja Streams und Aufzeichnungen geben. Gleich gehts los mit der Eröffnung!

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Into The Wild – Auf in die Wildnis: Die re:publica hat angefangen und was könnte passender sein als auf einer der wichtigsten Konferenz zur Digitalen zu nutzen, um ihren Teil zur Veränderung der Gesellschaft beizutragen? Nie war das so einfach als in den heutigen Zeiten der globalen Vernetzung, aber in letzter Zeit gab es einige Probleme – Überwachung hat das Vertrauen ins Netz aufs Tiefste erschüttert. Markus erinnert und daran: Die re:publica ist die Gelegenheit um uns zu vernetzen und unser Netz zurück zu erobern! Nutzen wir sie!

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es für viele mit massiven Problemen verbunden ist, sich im Netz politisch und gesellschaftlich zu engagieren. Vor allem in Ländern, in denen Regierungen versuchen, die Stimmen des Widerstands, die sich durch das Internet verbreiten können, zu unterdrücken. Aber das verbindende Wesen des Internets ermöglicht es uns auch, die Ideen jener in die Welt zu tragen, die aufgrund verschiedenster Hindernisse nicht hier auf der re:publica anwesend sein können. Nutzen wir die Chance, die uns die re:publica in den nächsten Tagen bieten wird, um Solidarität zu zeigen und um zu Botschaftern für eine freie, kreative und globale digitale Gesellschaft zu werden!

Los geht es mit der Vorstellung von inhaftierten Bloggern, die für eine bessere Welt kämpften und dafür Repressionen in Kauf genommen haben:

blogger1Tạ Phong Tần [ta fong t^n], eine ehemalige vietnamesische Polizistin, hat wegen eines Blogs zehn Jahre im Gefängnis verbracht: Sie wurde 2011 wegen „anti-vietnamesischer Propaganda“ verurteilt. Auf ihrem Blog schrieb sie über Korruption, Machtmissbrauch und Polizeigewalt. Amnesty International und Human Rights Watch kritisierten ihre Verurteilung, Tần erhielt den International Women of Courage Award. 2012 zündete sich ihre Mutter nach monatelangen Schikanen durch die Staatssicherheit an und starb. Hier könnt ihr eine Petition zur Freilassung vietnamesischer Blogger unterzeichenen!

blogger2Zone 9 sind ein Blogger-Kollektiv aus Äthiopien, die sich als Reaktion auf die staatliche Repression gegen Pressefreiheitgegründet haben und seit 2012 englische News-Artikel für die Bevölkerung übersetzten. Aus Angst vor staatlicher Verfolgung publizierten sie in der letzten Zeit nicht mehr. Als sie ankündigten, wieder für die Meinungsfreiheit schreiben zu wollen, wurden sechs Zone 9-Blogger am 25. April 2014 festgenommen. Seitdem sitzen sie ohne Anklage in Untersuchungshaft. Euren Protest könnt ihr hier zum Ausdruck bringen oder unter dem Hashtag #FreeZone9Bloggers twittern.

blogger3Seit zwei Jahren sitzt Bassel Khartabil ohne Anklage in einem Gefängnis in Damaskus. Er ist ein syrischer Software-Entwickler für Open Source-Software und war unter anderem an Wikipedia, Creative Commons Syria und bei der Entwicklung des Firefox Browsers beteiligt. Er wollte Menschen in Syrien das Internet näherbringen und hat dafür seine Freiheit eingebüst.

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Der uigurische Herausgeber und Redakteur Ilham Tohti wurde am 14. Januar in Peking verhaftet und wahrscheinlich in ein Lager in der Region Xinjiang gebracht. Von Tohti fehlt seitdem jede Spur. Seit 2006 betreibt der Wirtschaftsprofessor Uyghur Online, eine Diskussions-Plattform über die Diskriminierung ethnischer Minderheiten in China. Tohti wurde am Montag in New York mit dem PEN/Barbara Goldsmith Freedom to Write Award ausgezeichnet.

Und am Ende des Tages das Paradebeispiel für denjenigen, der die digitale Welt verändert – und erschüttert – hat wie kein anderer und dafür nun eine Beschränkung seiner persönlichen Freiheit in Kauf genommen hat. Eine Kampagne, ihm endlich Asyl zu gewähren ist gestartet!

Nach einem solchen Anfang sind wir gespannt auf die nächsten drei Tage, die vollgepackt mit netzpolitischen Highlights sind. Wir wünschen uns viele neue Impulse und Ideen, wie wir angesichts der ausufernden Massenüberwachung ein freies Internet wieder zurückerobern können.

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Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

11 Ergänzungen

  1. bitte n ochmal den link zur Petition zur Freilassung vietnamesischer Blogger updaten
    rhttps://rsf.org/petitions/vietnam/petition.ph

  2. Die vietnamesische Polizistin wurde 2011 verurteilt und hat 10 Jahre im Gefangnis verbracht?
    Oder war sie bereits vor der Verurteilung 7 Jahre im Gefängnis?

    1. Also so eine Kritik in Form eines Blogbeitrags zu verfassen ist ehrlich cool. Mehr Selbstironie würde ich da jetzt auch nicht hinbekommen.

      :D

      1. Ironie ist, wenn hunderte eine Standpauke zu Massenüberwachung in Berlin hören, aber auf ihren Hintern sitzen bleiben, statt die US-Botschaft mit einer Menschenkette einzukreisen.

        Erbärmlich. Und dann die Diskussion über Haltung heute. Das ist nur noch Lächerlich, wenn man der Empörung den Sinn abspricht. Aber wozu mich empören, wenn ich es mir in meinem kleinen Leben so schön gemütlich eingerichtet habe? Da tut mir doch das bisschen Überwachung auch nicht mehr weh!

      2. Ironie ist, wenn ein Blogger darüber bloggt, was für Versager Blogger doch sind. Nichts für ungut, aber musste auch lachen ;-)

  3. Zunächst einmal ist diese Aussage auf der #rp14 gefallen – und damit hat Lobo definitiv recht, denn die pol. Durchschlagskraft der Blogosphäre ist nahe an – irrelevant!

    Beispiel, wie es anders geht: Versuch mal in Deutschland, über ein neues AKW zu spekulieren. Da hast Du die Profi-Anketter von GP schon fest gebucht.

    Aber die sogenannten ‚Netzaktivisten‘ – die sind nur für sich selbst aktiv oder für Online-Petitionen, die keinen Politiker mehr interessieren. Und daher kann Merkel ruhig in die USA fahren und sich unterwerfen – die brauch ja nicht mal ’ne Stallwache zu Hause, da ja eh niemand von pol. Relevanz sich zu dieser erbärmlichen Regierung peppige Aktionen einfallen lässt.

    Wer kettet sich morgen ans Kanzleramt? Genau – NIEMAND!

    Wozu also das Geschwafel von Menschenrechtsverletzungen, wenn sich sowieso niemand von seinem Hintern erhebt? Oder das Geschwätz von ‚eigener, selbstverantworteter Sicherheit‘. So ein Quatsch, da hat die NSA den Atom-Hammer und wir reden da von Papierkugeln in Strohhalmen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.