Post-Snowden: Terroristen™ beschäftigen sich nicht mehr mit Verschlüsselung als sonst

Nutzung des Wortes „Verschlüsselung“ in djihadistischen Foren – Quelle: Flashpoint Partners

Einer der Hauptangriffspunkte, wenn es um die Diskreditierung Snowdens geht, ist, dass seine Enthüllungen Terroristen helfen könnten, sich vor Überwachung abzuschirmen. Dass dies nicht belegbar ist, zeigt ein Bericht von Flashpoint, einem Unternehmen, dass sich auf das Durchsuchen des sogenannten „Dark Web“ spezialisiert hat. Es wurde untersucht, ob anhand der Downloadhäufigkeiten von Verschlüsselungstools oder Beiträgen in einschlägigen Foren ersichtlich wird, dass die Verbreitung, Entwicklung und Relevanz von Verschlüsselungstools in djihadistischen Gruppen, vor allem al-Qaida, zugenommen hätte.

Die Haupterkenntnisse waren, dass es keine verstärkte Nutzung gegeben habe, lediglich eine Ausweitung von Verschlüsselung auf Instant Messaging und Mobilkommunikation habe stattgefunden. Das korreliert jedoch ebenso mit der zunehmenden Verbreitung dieser Kommunikationsmethoden. Außerdem habe der Release neuer Verschlüsselungssoftware einen weit größeren Einfluss auf das fluktuierende Interesse als das Bekanntwerden neuer Dokumente aus den Snowden-Leaks. Diese erfolgten zwar Post-Snowden in kürzeren Abständen, brachten jedoch keine weitreichenden tiefen Veränderungen mit sich. Evan Kohlmann, ein Flashpoint Partner, kommentiert gegenüber NBC News:

Nothing has changed about the encryption methodologies that they use. It’s difficult to reconcile with the claim that they have dramatically improved their encryption technology since Snowden.

Besonderes Interesse erfahren in djihadistischen Kreisen die Programme „Asrar al-Mujahideen“ – Geheimnisse der Mujahideen -, das bereits seit 2007 existiert und Dateien sowie Mails verschlüsselt, sowie „Asrar al-Dardashah“ – Chat-Geheimnisse -, das Instant Messages via Pidgin verschlüsselt, ähnlich dem OTR-Plugin.

Seit 2013 existieren auch Programme für sichere Mobilkommunikation. „Amn al-Mujahid“ – Sicherheit der Mujahid – verschlüsselt Textnachrichten auf Mobiltelefonen und erfuhr im Juli 2014 ein Update, das auch das Verschlüsseln von angehängten Dateien ermöglicht.

This program by the power of Allah will be a qualitative move in the field of secure communication between the brothers – supporters and Mujahideen – in the light of the fact that cell phones are used more and are easier than computers for communication and media in the field of resistance. Therefore, cell phones’ importance and value are apparent in the field of Jihadist preparation. We hope and pray to Allah that this would make it a means to terrorize the enemies of Allah and put more fear in their hearts. We also pray that it would bring the righteous servants, the soldiers of truth, closer to victory and to empowering His religion. The mighty Allah is capable of achieving that.

Nutzung des Wortes "Verschlüsselung" in djihadistischen Foren - Quelle: Flashpoint Partners
Nutzung des Wortes „Verschlüsselung“ in djihadistischen Foren – Quelle: Flashpoint Partners

Entgegen der häufigeren Veröffentlichungsfrequenz von Softwareupdates und -erweiterungen finden sich Schlüsselwörter wie „Snowden“, „NSA“ und „Verschlüsselung“ seit den ersten Enthüllungen im Juni 2013 sogar seltener als vorher in djihadistischen Diskussionsforen, von zunehmendem konspirativem Interesse ist nichts zu bemerken.

Die Ergebnisse der Analyse bestätigen vor allem eines: Diejenigen, die sowieso überwacht werden, wissen von vornherein, sich zu schützen. Aussagen wie die von Nicholas Rasmussen bei der Anhörung zu „Cyber Security and Terrorism Threats“ vor dem Senate Homeland Security Committee sind nicht plausibel:

Terrorists now understand the scope and scale of Western collection capabilities, and they’re changing the way they communicate. They’re adopting encryption technologies. They’re shifting accounts, or avoiding altogether the use of electronic communications, all of which frustrate our counterterrorism efforts.

Getroffen werden von Massenüberwachung primär diejenigen, die nicht zu den „Terroristen“ und Gefährdern der „öffentlichen Sicherheit“ gehören und daher nicht genügend Energie darauf verwenden, sich selbst und ihre Kommunikation vor umfassender Ausspähung zu schützen.

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Eine Ergänzung

  1. Vielleicht kann man aber auch davon ausgehen das diese Religiösen Spinner einfach zu dumm sind solche Software effektiv nutzen zu können. Es ist ja allgemein bekannt das sich nicht gerade die intelligentesten solchen Organisationen anschließen.

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