Netzallianz soll ambitioniertes Ziel von 50MBit/s schaffen – leider in der Zukunft, nicht gestern

Was macht man, wenn man Infrastrukturminister ist, im Koalitionsvertrag ein „ambitioniertes Ziel“ von flächendeckenden 50 MBit/s (Nein, nicht für vorletztes Jahr, erst für 2018) versprochen hat, aber dafür kein Geld in die Hand nehmen will? Man gründet einen Arbeitskreis und hofft, dass das schon von alleine geht. Unser Internetminister ohne richtige Zuständigkeit, Alexander Dobrindt, lädt für den kommenden Freitag, den 7.3., zum ersten Mal die Teilnehmer seiner „Netzallianz Digitales Deutschland“ ein. Wer das genau ist, wird nicht verraten, was damit gemacht werden soll, verrät die Pressemitteilung:

Kernfragen der Auftaktrunde sind: Wie ambitioniert stellen sich die Unternehmen in Deutschland in den nächsten Jahren auf? Welcher Anreize bedarf es, um zusätzliche Innovationen und Investitionen zu generieren? Und wie können Deutschland und Europa den Anschluss an die digitale Spitzengruppe in der Welt halten? Ziel des ersten Treffens ist es, die für die nächsten 3 Jahre geplanten Maßnahmen und Investitionen aller Beteiligten zu benennen und Vorschläge für flankierende Maßnahmen zu diskutieren. Auf dieser Grundlage soll ein gemeinsamer Fahrplan erstellt werden: „Meilensteine für die Netzallianz“.

Damit erklärt sich auch, warum während der Koalitionsverhandlungen das Kapitel zur Netzneutralität im Koalitionsvertrag immer schlechter wurde und diese letztendlich kaum noch wieder zu finden war und zugleich die versprochenen Haushalts-Gelder für den Breitbandausbau ebenso verschwunden sind.

Bleibt nur die Frage: Wer glaubt eigentlich daran, dass Deutschland mit 50 MBit/s in 2018 „den Anschluss an die digitale Spitzengruppe in der Welt“ halten kann? Andere Staaten haben durchaus ambitioniertere Ziele, die ein Vielfaches an Geschwindigkeit anpeilen. Auch ohne Funk-LTE.

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17 Ergänzungen

  1. Was genau ist an einem Arbeitskreis auszusetzen? Wenn es hier zu fruchtbaren Diskussionen kommt, wäre das doch zu begrüßen. Nicht, dass ich nicht auch befürchte, dass hier wieder mal nichts zu Stande kommt. Aber erst beobachten und dann begründet (!) Meckern finde ich einfach fairer.

    Dass die Telekommunikationsunternehmen die 50 MBit nicht für lau in schwach besiedelten Gegenden aufbaut, muss allerdings mal in die Köpfe rein. Ein 50 MBit Anschluss sollte langfristig als Grundbedarf gesehen werden. So, wie auch jeder einen Wasser- und Stromanschluss hat. Und 2018 finde ich dafür gar nicht mal eine so schlechte Deadline. Dafür muss offensichtlich auch mal viel Geld (Steuergeld?) in die Hand genommen werden. Aber es ist einfach nötig, wenn man sieht, welchen Stellenwert das Internet bekommt. Aber da sind wir uns hier ja vermutlich alle einig. Nur da wo die Entscheidungen getroffen werden, da wohl weniger.

    1. Ach, hör mir doch auf! Es wird nur gelabert und am Ende kommt doch nichts dabei raus. Schau dir mal „Das Leben des Brian“ an. Genau so läufts ab. Labern und nichts tun!

  2. Es wird genau das passieren, was ich seit fast einem Jahr sage: Die werden dealen. Die Telkos brauchen die sog. bevorzugten Dienste, weil ihnen die Aktionäre im Nacken sitzen, da man im normalen Leitungsgeschäft nicht mehr genug verdienen kann, als dass es die Renditen noch signifikant erhöhen würde. Und die Bundesregierung braucht dringend mehr Bandbreite und mehr Abdeckung im ländlichen Bereich, kann oder will dafür aber kein Geld in die Hand nehmen. Ist für beide ein Win-Win. Und wie die Drosselkom-Debatte ja gezeigt hat, versteht nur eine Minderheit der VerbraucherInnen, was Netzneutralität bedeutet, warum sie wichtig ist und wie die informationsökonomischen Hintergründe sind. Das bisschen schlechter Ruf ist ein geringfügiges Opfer, wenn man dafür mehr Breitband quasi geschenkt bekommt.

  3. 50 Mbit/s sind keine Notwendigkeit. 50 Mbit/s sind ein zweifelhaftes Angebot der Provider, die uns mehr verkaufen wollen, als wir benötigen (um hinterher über zu viel Traffic zu meckern und das als Drosselungsargument zu nutzen). 50 Mbit/s sind die „Internatflatrate für computerlose Renter“ der jungen Leute. 50 Mbit/s sind die 5000 Inklusiv-SMS des Internets.

      1. Da liegt ein Missverständnis vor. ISDN erlaubte mehr Geschwindigkeit, als Internetzugang technisch bedingt grundsätzlich äußerst langsam war. Wir reden hier von 50 Mbit gegenüber bereits extrem schnellen 16 Mbit… da geht es nur noch darum, ob zweimal pro Woche eine DVD in 15 oder bereits 10 Minuten heruntergeladen ist. In der praktischen täglichen Anwendung wird die Internetnutzung eher durch unfachmännische Webprogrammierung und übermäßigen Javascripteinsatz ausgebremst, als dadurch, dass jemand statt wahnsinnigen 50 Mbit nur superschnelle 16 Mbit oder weiterhin schnelle 4 Mbit hat. Im Endeffekt kann Ottonormalsurfer selbst 16 Mbit kaum auslasten, abgesehen von der seltenen Verkürzung unregelmäßiger und längst erträglich schneller Downloads.

        Hier wird aber argumentiert, als wäre das Nichtvorhandensein eines extrem schnellen anstatt eines schnellen Internetzugangs vergleichbar mit einem totalen Stromausfall. Manche dagegen wären schon froh, überhaupt ADSL zu haben.

        Dazu werden 50 Mbit oft mit Mobilfunktechnik realisiert, nicht als zuverlässiger Festnetzanschluss. Im Mobilfunk teilen sich aber soweit ich weiß die Teilnehmer einer Zelle die Bandbreite… und dann war da noch die Frage, inwiefern (hier vermeidbare zusätzl.) Funkstrahlung den Menschen beeinflusst.

      2. Dass 16MBit „Sehr schnell“ sind, mag stimmen, wenn Sie einem a) real und b) alleine zur Verfügung stehen. In WGs oder Familien mit zwei Kindern ist das schon wieder mehr als knapp. Da schlägt der gleiche Effekt zu, der jetzt schon aus 4G/UMTS/LTE-Internet ne Witzveranstaltung macht.

      3. @WG Bewohner, aber das war doch früher nicht anders: Wenn 4 Leute gleichzeitig mit’m Modem ins Internet gehen wollten, brauchte man 4 Telephonanschlüsse und hat 4mal gezahlt.

  4. Worum wird es eigentlich gehen?
    „Bis zu“ 50 MBit, wie üblich, oder doch eher ambitionierte „mindestens“?

    Politik soll Rahmenbedingungen setzen. Dazu gehört ein Grundversorgungsanspruch des Bürgers. Dort, wo das nicht wirtschaftlich machbar ist, müssen eben Provider kooperieren, was sie tun werden, sobald Nichthandeln für sie teurer würde. In Schweden klappt das doch offenbar auch.

    Aber statt Rahmen zu setzen, fragt man lieber ab, was die Konzernherren so wünschen und akzeptieren würden.

    Mit der Methode hätte bis heute kein PKW einen Kat.

    1. Das Schlimmste daran ist dass Glasfaser 38 Meter (Kabellänge) bis vor dem Haus liegt und wir nicht einmal ein Angebot für Vectoring(200Mbit/s) bekommen, da die Telekom sich mit diesen Angebot noch Zeit lässt

  5. Vor kurzem war hier das grosse Wehklagen, dass man es nicht schafft mit Qualitätsjournalismus und ein bisschen Werbung diese Webseite kostendeckend (eigentlich gewinnbringend) zu betreiben.

    Aber der Glasfaserausbau soll bitte gestern vorbei sein, und nichts gekostet haben. Also den Kunden nicht; und ob sich die Telekom weiter verschuldet, oder ob der Steuerzahler das zahlt, is eh egal.

    In einem selten klaren Moment (für die Wirtschaftspresse) wird in einem Kommentar in der Wochenend Süddeutschen die Frage gestellt, warum eigentlich immer die Netzbetreiber ALSO DIE, DIE DAS INTERNET DARSTELLEN, die bösen sind, wenn sie darauf hinweisen, das das ein bisschen dauert, und das ein bisschen kostet.

    1. Ja, aber in den USA bekommen Sie’s ja auch hin. Da werden inzwischen Städte wie Salt Lake City (Utah) mit Fibre-to-the-home versorgt. Während sich die Telekom hier ziert und immer wieder neue Kanalbündelungen vorschlägt, die in der Sache nicht Weiterhelfen (LTE-A, Vectoring, etc).
      Es müssen nunmal neue Kabel in den Boden, und wenn das die Telekom nicht macht, kommt Google irgendwann.

      1. Es gibt Glasfaserausbau und es gibt Glasfaserausbau. Hierzulande – obwohl wir noch keine Tornadogegend sind – wird nahezu alles als Erdkabel verlegt, oder in vorhandene Röhren. In USA (wo’s deutlich öfter windig wird), legt man das mal kurz auf Masten, und wundert sich dann, das das Kabel reisst, wenn Wind aufkommt.

        Der Telekom (aber auch anderen) ist vollkommen bewusst, das früher oder später FTTH kommen werden muss, aber die rechnen dir auch kalt lächelnd vor, was das das kostet. Frag mal beim Tiefbauunternehmen deiner Wahl, was es kostet in Deutschland eine Hauptstrasse zu queren. So ’nen Hausausschluss Kupfer (eingegraben in den 70ern) durch Glasfaser der gleichen Länge zu ersetzen kann mal ruck-zuck fünfstellig kosten. Umgelegt auf 20 Jahre Abschreibung, und 12 Monate do the math.

  6. Wir nehmen einfach den GEZ-Zwangssteuer-Beitrag und investieren ihn zu 99% in Internetausbau. D.h. die Kommunen BEHALTEN die Kohle der GEZ ein und legen Glasfaser bis in den letzten Schuppen sowie Rohre bei jeder Straßenarbeit wo FTTB reinkommt. Diese können se dann an die Netzbetreiber vermieten oder aber von den Stadtwerken aus selber Internet anbieten (ungedrosselt und ohne Volumenbeschränkung eben echte Flats)

    Na? Wer is dabei! Nieder mit dem ÖRR und lang lebe das INTERNET!

    Überlegt doch mal: Wo habt ihr mehr denn je Mitsprache und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Wo habt ihr die Freiheit auch mal was einzubringen statt euch dummzuglotzen.

    Wo gibt es STREAMS mit 1080p ohne irgendwelche Gängelungsversuche und ohne diese unsegliche Depublizierungsmasche!

    Wo gibt es alles was die ÖRR nicht haben (Neutrale Berichterstattung und Staatsferne zum Beispiel)

    Genau! F**K GEZ-Beitragssevice und den Rundfunkstaatsvertrag!

  7. Der Witz an der Sache ist ja, wir haben bereits ein Netz, welches sogar deutlich mehr als 50 MB schafft. Das Problem ist aber nach wie vor, das Deutschland immer noch auf die alten CuDa setzt…

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