Leseverbot bei der US Army für „The Intercept“: Die Seite könnte geheime Dokumente enthalten

Das US-Militär warnt davor, „The Intercept“ zu besuchen, die investigative Nachrichtenplattform, die unter anderem von Glenn Greenwald und Laura Poitras ins Leben gerufen wurde und seitdem einige neue Snowdendokumente veröffentlicht hat. In einer Rundmail an mehrere Einheiten ermahnte man die Mitglieder der US Army dazu, die Seite nicht mehr zu besuchen:

Wir haben Informationen von unsrer vorgesetzten Zentrale bekommen, die von der Gefahr eines potentiell neuen Leakers von geheimen Informationen handeln. Obwohl es noch keine formelle Bestätigung gibt, halten wir es für klug, alle Angestellten und untergeordnete Kommandogruppen zu warnen. Bitte besuchen Sie keine Webseiten, die „The Intercept“ heißen, denn sie könnten höchstwahrscheinlich geheime Informationen enthalten.

Absurd genug, dass man Menschen davon abhalten will, auf öffentlich gemachte Informationen zuzugreifen. Noch absurder ist die Erwähnung, das Ansehen der Dokumente stelle einen Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen dar, da es die nationale Sicherheit gefährde. Laut einer Quelle von The Intercept gelte das sogar für diejenigen, die sonst offiziell Zugang zu Top-Secret-Dokumenten hätten. Falls das Kind in den Brunnen gefallen ist und man bereits geheime Informationen zu Gesicht bekommen hat, ist in der Mitteilung jedoch eine Kontaktadresse angegeben, an die man sich wenden kann. Soll das etwa den Gewissensproblemen entgegenwirken, die man zwangsläufig bekommen sollte, wenn man weiß, was im Hintergrund passiert?

Die Mitteilung stellt eine Zensurmaßnahme dar, die nicht allein steht: Im letzten Jahr war beispielsweise der Zugriff auf die Seiten des Guardians aus der US Army geblockt worden, 2010 wurde WikiLeaks Gegenstand von Zensur.

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8 Ergänzungen

  1. Einfach nur lächerlich. Damit wissen die Mitarbeiter noch weniger als der Rest der Welt. Die Sperrung ist eine ehre für The Intercept. Anscheinend haben sie etwas richtig gemacht.

  2. Ist in DE nicht anders. Auch hier dürfen Beamte keine veröffentlichten geheimen Dokumente lesen.

    Greetz,
    GHad

  3. Der Anruf führt zum Büro der Men in Black, die einem dann einen Blitzdings-Besuch abstatten!

    (P.S.: Müsste es in dem Zitat nicht „Informationen von unsErer“ heißen?)

  4. Zu blöd, dass man es nicht ohne öffentlichkeitswirksame Zensurmaßnahmen unterbinden kann, dass diese Inhalte trotzdem aufgerufen werden. ;)

    Bin gespannt, was als Nächstes herauskommt und aus welcher Ecke diesmal.

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