Interview: Die neuen Genderoptionen auf Facebook

In diesem Monat hat Facebook damit Schlagzeilen gemacht, die binäre Geschlechtsdefinition aufzubrechen und – bei englischer Spracheinstellung – insgesamt 58 Optionen für die Definition der persönlichen Genderidentität anzubieten. Agender, Cisgender Woman, Genderqueer, Neutrois und Trans Person sind nur eine kleine Auswahl. Der Vorstoß hat sowohl positive als auch skeptische Reaktionen mit sich gebracht. Revolutionärer Vorstoß, PR-Masche oder die Möglichkeit, noch mehr persönliche Daten zu sammeln?

Wir wollten dazu die Meinung von jemandem hören, der sich mit dem Thema auskennt und haben mit Faustin Vierrath von TransInterQueer e.V. gesprochen. TransInterQueer ist ein Verein von und für trans-, intergeschlechtliche und queer lebende Menschen. Er bietet psychosoziale und rechtliche Beratung, Fortbildungsangebote und kulturelle Veranstaltungen, betreibt ein Radio und ein Archiv. Auf politischer Ebene und in Wissenschaftskontexten setzt er sich für die Selbstbestimmung, Entpathologisierung und Gleichberechtigung trans- und intergeschlechtlicher sowie queer lebender Menschen in Berlin und darüber hinaus ein und kooperiert dabei u.a. mit der Internationalen Vereinigung Intergeschlechtlicher Menschen (OII-Deutschland), Queer Leben e.V. und Transgender Europe (TGEU).

 

Facebook hat letzte Woche angekündigt, dass man – mit englischen Spracheinstellungen – zwischen über 50 Gendern wählen kann. Welche Reaktionen gab es dazu im queer/feministischen Umfeld?

Faustin Vierrath: Zunächst ist alles zu begrüßen, was zu Bewusstsein bringt, dass die Zwei-Geschlechter-Ordnung nicht – bzw. nur durch systematisches Unsichtbarmachen unzähliger Identitäten wie Körper – funktioniert. Die neuen Optionen erlauben einer Reihe von Nutzer_innen, sich auf der Plattform nun so selbstverständlich zu zeigen wie diejenigen, die sich durch „male“ oder „female“ treffend beschrieben fühlen. Viele andere bleiben dagegen weiter außen vor, d.h. der Sprung von zwei auf fünfzig verschiebt das Problem nur. Die naheliegendste Frage ist darum, warum die neue „custom“-Option nicht einfach ihrer Bezeichnung entsprechend ganz für User-eigene Einträge geöffnet wird. Aber das hätte dem Unternehmen vermutlich weniger Publicity beschert.

Lassen sich ohne weiteres die gewählten ~50 Optionen aus der Genderforschung ableiten? Kann man überhaupt festlegen, wie viele Gender es gibt?

Faustin Vierrath: Nein, über die Legitimität von Geschlechteridentitäten zu entscheiden, ist auch nicht Aufgabe der Geschlechterforschung. Meines Wissens ist die Liste, die Facebook nun anbietet, in Zusammenarbeit mit US-amerikanischen LGBT-Organisationen entstanden – und wohl auch darum so eurozentristisch und ignorant gegenüber den Ausdrucksweisen von Inter-Personen. Die Zahl existierender Geschlechter festlegen zu wollen, ist immer willkürlich. Persönlich tippe ich auf gut 7 Milliarden, mit steigender Tendenz.

Wie siehst du die Beschränkung auf die Pronomen „he“, „she“, „they“? Müsste man nicht auch genderneutrale Pronomen wie „ze“ oder „hir“ aufnehmen?

Faustin Vierrath: „They“ wird tatsächlich auch in queeren Communities von vielen als neutrales Singular-Pronomen verstanden und geschätzt. Gegenüber ze/hir u.ä. hat es den schwer einholbaren Vorteil, bereits relativ bekannt und für die Mehrheitsgesellschaft weniger anstößig zu sein als Neuschöpfungen. Im deutschen Sprachraum ist die Lage noch schwieriger, hier hat es noch kein genderneutraler Vorschlag über kleinste Kreise hinaus geschafft. An zu viel Neutralität kann Facebook im Übrigen kein Interesse haben, solange das Unternehmen mit geschlechtsspezifisch geschalteten Werbeanzeigen Geld verdient.

Welchen Einfluss kann die Entscheidung Facebooks auf die Akzeptanz von nicht-normativen Genderidentitäten in der Gesellschaft haben? Könnte das auch Einfluss auf die Debatte um binäre Genderangaben auf offiziellen Dokumenten, wie Ausweisen, nehmen?

Faustin Vierrath: Zumindest zeigt hier ein Unternehmen mit beispielloser Macht über Markt und Köpfe, wie leicht sich das binäre Schema aufbrechen lässt. Dass das zugleich demokratietheoretisch hoch problematisch ist, steht außer Frage. In jedem Fall wird es interessant sein, die Reaktionen der Mehrheitsgesellschaft zu beobachten:  Schließlich kommt der Vorstoß zu einem Zeitpunkt, wo noch nicht ausgemacht ist, ob sich Rücksicht auf die Interessen gender-nonkonformer Menschen wirtschaftlich auszahlt – und wo nicht nur in Baden-Württemberg der Kampfbegriff von der „Tyrannei der Minderheit“ wieder salonfähig wird, wenn es gilt, LGBTIEmanzipation einzudämmen.

Gibt es oder gab es in Deutschland auch Bemühungen, binäre Geschlechterdefinitionen aufzuweiten, online oder offline? Wenn ja, konnten in dieser Hinsicht bereits Erfolge erzielt werden? Gibt es auch hier „Vorreiter“?

Faustin Vierrath: Es gibt tatsächlich eine langsam wachsende Zahl von Unternehmen, die ihren Kund_innen freistellen, ob sie mit „Sehr geehrte Frau Müller“ oder neutral mit „Sehr geehrte/r Ines Müller“ oder „Guten Tag, Ines Müller“ angeschrieben werden möchten. Zu häufig noch steht aber der nicht-binär verortete Mensch dem Argument gegenüber, „die Software“ zwinge zu einer Entscheidung für männlich oder weiblich, auch wenn kein sachlicher Grund dafür ersichtlich ist, überhaupt das Geschlecht abzufragen.

Vergangenes Jahr hat die Bundesrepublik mit der vermeintlichen Einführung eines dritten Geschlechts international Schlagzeilen gemacht. Tatsächlich birgt der entsprechende Bundestagsbeschluss für intergeschlechtliche Menschen mehr Risiken als Vorteile in puncto Selbstbestimmung und Schutz vor Menschenrechtsverletzungen, wie Intersex-Verbände überzeugend dargelegt haben.

Natürlich gibt es auf politischer Ebene auch Initiativen, so etwas wie ein amtlich vermerktes Geschlecht ganz abzuschaffen und sich auf diese Weise gleich einer Reihe von Problemen zu entledigen. Sie stoßen aber noch auf erhebliche Denkbarrieren. Solange es den politischen Willen gibt, sogenannte gleichgeschlechtliche gegenüber verschiedengeschlechtlichen Partnerschaften schlechterzustellen, ist dieser Weg ohnehin versperrt.

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33 Ergänzungen

  1. Aha, soso, und so knapp die Hälfte der verfügbaren Geschlechter ist biologisch zu etwas mehr als der anderen Hälfte der verfügbaren Geschlechter insofern kompatibel, dass sie Nachkommen zeugen könnten. Wäre es da nicht sinnvoll, diesen beiden Geschlechterpools einen Oberbegriff zu geben? Ich würde „männlich“ und „weiblich“ vorschlagen, es soll da irgendwo in der Biologie schon entsprechende Forschung gegeben haben.

    1. Die Forschung ist sich da einig. Mehr als zwei Geschlechter werden nachweislich von keiner bekannten Lebensform auf diesem Planeten verwendet. Die nächste Forschungsaufgabe wird sein, festzustellen, ob Facebook von Aliens verwaltet wird oder ob der im Artikel beschriebene Vorgang nur der üblichen cerebralen Flatulenz unterbeschäftigter Sozio-Psycho-wasauchimmer-ologen zuzuschreiben ist.

      1. Und wann genau wurden Geschlechter abgeschafft?

        Am besten verpflichten wir auch alle Betreiber von öffentlichen Toiletten 50 verschiedene aufzubauen damit sich auch wirklich niemand diskrimiert fühlt! – Absolut lächerlich!

      2. Weshalb die künstliche Beschränkung auf 50 Toiletten? Man benötigt 7 Milliarden Toiletten, mit steigender Tendenz.

  2. Ja super, die neue Facebook-Funktion wird die Lebenswirklichkeit von Angehörigen aller Gender, die nicht in das m/w-Schema passen, ab sofort nachhaltig verbessern. (/ sarkasm off)

  3. Hetero, männlich, weiß – hurra, ich werd‘ nicht unterdrückt.
    Auf jeden Fall nicht so wie die anderen. Nennt es Zufall oder Glück.

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    Wenn man sich in seiner Hegemonie bedroht fühlt, gleitet die Diskussion auf Klothemen ab…

    1. Wer wird denn hier unterdrückt? Das Geschlecht ist doch keine Frage des Empfindens sondern eine biologische Tatsache (und Zufall).
      Wer mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, kann ja das andere wählen (Operation). Aber einfach neue Geschlechter zu erfinden, die vollkommen losgelöst von den Geschlechtsorganen sind, ist meiner Meinung nach, sinnlos.

      1. Naja, es gibt durchaus Personen, wo das Geschlecht auch über die Organe nicht so eindeutig ist! Oder sonstige „Abweichungen“ sind.
        Ist ja alles nicht so schlimm und möglicherweise haben manche Personen dann tatsächlich Probleme, die man angehen muss. Aber ob man dafür jetzt über 50 Geschlechtsbezeichnungen oder extra Toiletten braucht (sorry :P) ist eine ganz andere Geschichte!
        Wie wäre es mit der anderen Richtung? Nicht mehr, sondern weniger? Gibt nur noch (z.B.) „Menschen“, fertig.
        Das Geschlecht wird in keinem Zusammenhang – vor allem in politisch/staatlich/öffentlichen Dingen – mehr abgefragt (wer unbedingt will, kann das Optional in einem Freifeld angeben). Und es gibt auch nur noch eine einzige, größere Toilette! Ob da dann wer mit nem Pimmelmann oder ohne auf der Schüssel sitzt ist doch egal!

  4. „Das Geschlecht ist doch keine Frage des Empfindens sondern eine biologische Tatsache (und Zufall).“

    Zitat Wikipedia:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsidentität

    „Unter Geschlechtsidentität (selten auch: Identitätsgeschlecht) versteht man in der Psychologie das Geschlecht, dem sich ein Individuum zugehörig fühlt und das meistens mit den körperlichen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmt. Menschen, bei denen dieses nicht immer oder nicht ganz der Fall ist, bezeichnet man als Transgender, beziehungsweise mit dem medizinischen Terminus „Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung“.

    Menschen, die vollständig in die andere Geschlechterrolle wechseln und eine geschlechtsangleichende Operation als notwendige Behandlung benötigen, um den Körper dem eindeutigen Identitätsgeschlecht anzugleichen, werden von Sexualwissenschaftlern als Transsexuelle bezeichnet. Darüber hinaus gibt es Geschlechtsidentitäten, die das binäre („zweiteilige“) Geschlechtssystem verlassen und geschlechtliche Neutralität anstreben. Neutrois bedeutet den Wunsch nach Abwesenheit geschlechtlicher Merkmale.“

    Weiterhin lesenswert:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Gender

    https://de.wikipedia.org/wiki/Drittes_Geschlecht

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_Identität

    https://de.wikipedia.org/wiki/Intersexualität

    1. Nichtsdestotrotz gibt es Dinge, in denen eine getrennte Behandlung der Geschlechter durchaus sinnvoll ist. Für den verschwindend kleinen Prozentsatz, der sich weder mit „männlich“ noch mit „weiblich“ identifizieren kann oder will, kann man gerne eine Option „anderes“ einräumen, vielleicht noch „künstlich“ um für zukünftige Erweiterungen gewappnet zu sein, keineswegs mehr.

      Aber 7 Milliarden Geschlechter ist nun wahrlich sowas von esoterisch aufgeblasenem Unfug, da kann man auch gleich anfangen, dass es keine Gattung Mensch gibt sondern 7 Milliarden Gattungen. Da verwechselt der Typ einfach Individuen mit Kategorien, wahrscheinlich ist er zu egozentrisch um sich vorstellen zu können, dass er in solche eingeordnet werden kann und wird.

      1. Was bricht dir denn dabei ab, wenn Facebook mehr Optionen bietet? Fühlst du dich jetzt in deiner Geschlechterrolle beschränkt oder wie?

        Mimimimimi – mir kommen die Tränen

      2. „Nichtsdestotrotz gibt es Dinge, in denen eine getrennte Behandlung der Geschlechter durchaus sinnvoll ist.“

        Nur, damit wir nicht aneinander vorbeireden: Diese Dinge wären welche?

      3. @Taugewas: da ich Facebook nicht nutze, tut mir hier gar nichts weh – außer das Lesen von 7 Milliarden Geschlechtern, davon kriege ich nämlich Bauchschmerzen vor Lachen. Aber wenn du das gerne verteidigen möchtest, hier ist deine Bühne.

        @EaMS: z.B. die oben genannten Toiletten oder Umkleidekabinen, sowie z.B. bei Bekleidungsauswahl oder eben schlicht der Anrede im Brief. Fast niemanden „mit Pimmelmann“ stört es nämlich, als „Herr“ Soundso angesprochen zu werden.

    2. Achtung, wir haben bereits das Jahr 2014! Gender- ologie? ist eine überflüssige Pseudowissenschaft ähnlich der Kenntnis von der Heilkraft der Edelsteine, erzeugt aus dem Wunsch heraus, irgendwie „anders“ zu sein. Es gibt genau zwei biologische Geschlechter, mehr sind offensichtlich für einen erfolgreiche Vermehrung der Art nicht erforderlich. Manchen Spezies genügt sogar eines, z.B. Amöben. Das ist echte Wissenschaft und Wissenschaft befaßt sich eben gerade nicht mit Befindlichkeiten, sondern mit Fakten. Dritte, vierte oder x-te Geschlechter gehören nicht dazu und die sexuelle Identität ist etwas völlig anderes und hat mit Geschlecht im biologischen Sinn nichts zu tun. Verdammt, wir hätten niemals zulassen dürfen, dass Naturwissenschaften zum Abi hin abgewählt werden dürfen. Jetzt glaubt jeder, einen cerebrale Flatulenz belegt mit sinnentleerten Umfragen unter unangepassten Randgruppen seien Wissenschaft.

      Mad Scientist an Erde:
      Trennung der Geschlechter ist in meinen Augen sinnvoll auf der Toilette, ich pinkle nämlich gern im Stehen und bei den auch für Weibchen geeigneten Installationen spritzt das immer sehr. Bevor jetzt wieder einer damit kommt, ich putze und koche, da trenne ich nicht nach Geschlechtern. Mir ist auch egal, ob ich gerade oben oder unten liege :-). Ich unterdrücke auch niemanden, egal welche Hautfarbe, Geschlecht, Abstammung, Religion oder sonstwas.

      Ich oute mich hiermal, weil das doch so üblich ist: Ich bin ein weißer männlicher Heterosexueller und das ist gut so! Ach ja, ich bevorzuge die Anrede Herr im Brief- oder Emailverkehr. Ganz traditionell.

      1. „Fast niemanden “mit Pimmelmann” stört es nämlich, als “Herr” Soundso angesprochen zu werden.“

        „Ich oute mich hiermal, weil das doch so üblich ist: Ich bin ein weißer männlicher Heterosexueller und das ist gut so! Ach ja, ich bevorzuge die Anrede Herr im Brief- oder Emailverkehr. Ganz traditionell.“

        Und das geht jetzt über euren Horizont, dass es bspw. Menschen „mit Pimmelmann“ gibt, bei denen das anders ist? Ich sehe hier nur Behauptungen eurerseits und da ist es lächerlich, hier einen von Wissenschaft zu erzählen. Nebenbei geht es hier um Psyche, also Empfindungen. Jetzt überlegt noch mal, wie weit man da bisher mit Wissenschaft kommt, um hier etwas nachzuweisen.

        Es ist, wie es schon immer war: Die Dinge hinter dem eigenen Empfindungshorizont werden von vielen Menschen gern negiert, sogar als bedrohlich empfunden. Statt Fakten gibt es nur unfundierte Meinung aus einem Moralempfinden heteronormativer Prägung. Genau das ist Diskriminierung.

        Was soll denn daran Ideologie sein, wenn man feststellt, dass es (belegbar – als wissenschaftlich) Menschen gibt, die eben nicht in das binäre Geschlechterschema passen? Die Ideologie tritt an der Stelle auf, wo man Geschlechtsidentität an Geschlechtsorganen festmachen will. Da ist die Wissenschaft aber mittlerweile schon viel weiter.

      2. Das Gerät vermittels dessen du hier gerade deinen Kommentar in den Äther gepumpt hast, ist ebenfalls „für einen erfolgreiche Vermehrung der Art nicht erforderlich“.

      3. @EaMS: nicht nur, dass du nicht in der Lage bist, zwischen mir und Mad Scientist zu unterscheiden, du widersprichst dir auch selbst. Erst sagst du, dass Wissenschaft hier völlig irrelevant ist, dann sagst du, die Wissenschaft ist hier schon weiter…

        Die biologischen Geschlechter sind eindeutig, da braucht man nichts zu diskutieren, bloß gibt es einige extrem seltene Ausnahmen bei Menschen, zum Beispiel Hermaphroditen. Und dazu gibt es noch einige recht seltene psychisch basierte Ausnahmen, zum Beispiel Transsexuelle. Nichts davon ändert, dass es genau zwei Geschlechter gibt, auch wenn manche beide haben oder sich falsch zugeordnet empfinden und das eventuell ändern.

        Unterdrückung gibt es sicher hier und da, aber das ist nicht die natürliche Folge der Einteilung in biologische Geschlechter, sondern liegt daran, dass viele Menschen schlicht zu hohl sind, um vernünftig mit ihren Mitmenschen umzugehen. Sich jedoch über mangelde Auswahlmöglichkeiten beim Datenbankfeld Geschlecht aufzuregen ist nur Wichtigtuerei wenn das eigene Ego nicht stark genug ist, es einfach bei der so gut wie immer vorhandenen Option „nichts gewählt“ zu belassen.

  5. Ein Mann der lieber eine Frau wäre (sich aber noch nicht behandeln/operieren lassen hat) ist genauso ein Mann, wie ein Mann der lieber ein Kaninchen wäre, oder ein Mann der völlig zufrieden damit ist, ein Mann zu sein.
    Dieses ganze psychologische und pseudowissenschaftliche Geschwurbel braucht einen anderen Oberbegriff als „Geschlecht“, dieser ist nämlich von der Biologie einfach und unmissverständlich definiert, und bezieht sich allein auf körperliche und genetische Tatsachen, nicht auf persönliche Befindlichkeiten, welche sich einer wissenschaftlichen Überprüfung entziehen. Für den Rest kann gerne jemand, der sich dazu berufen fühlt, ein neues Wort erfinden.

    1. Naja im englischen Sprachgebrauch gibt es ja sex und gender. Das erste ist biologisch, das andere sozial-kulturell. Also mir persönlich ist es völlig egal, wie fraulich sich ein Mann gibt und umgekehrt. Klar komme ich mit allen, sofern sie nicht völlig Banane auftreten und unkommunikativ sind. Vielleicht fragen wir einfach in Zukunft nach „Penis oder Vagina?“. Zumindest da kann sich nicht drum drucksen. Vielleicht auch mit Mehrfachantworten.
      Selbst als Soziologe finde ich das ganze Gedendere in der aktuellen Form einfach nur dämlich und populistisch. Alles, was die Biologie findet, wird als völliger Quatsch und unwissenschaftlich abgetan; die Gesellschaft determiniert alles und alles, was diese Disziplin „findet“, wird aufgesogen wie ein Schwamm.

  6. 50 Auswahlmöglichkeiten für Geschlecht reichen nicht? Wie wäre es mit dem Freitext „Über mich“ o.Ä., was auch Facebook sicher anbietet.

    Vor nicht allzu langer Zeit hat man, um irgendwie anders zu sein, Freeclimbing gemacht oder andere gefährliche Sachen, Hauptsache spektakulär und gefährlich. Wer es ganz gemütlich aber total anders machen will, der gendert heute anscheinend rum. Ich sehe ja absolut ein, dass es Leute gibt, die sich in ihrem sichtbaren Geschlecht nicht wohl fühlen oder die beide Geschlechter aufgrund eines biologischen Defekts – Evolution halt – tragen. Aber alles was über, sagen wir 10, Unterscheidungen hinaus geht, ist rein geistig, hat nichts mit Geschlecht zu tun und kann man als Meinung „abtun“. Für mich sind solche Äußerung Ausdruck von Langeweile solcher Personen, der sie anscheinend nicht auf andere Weise abhelfen können.

  7. >>Aber alles was über, sagen wir 10, Unterscheidungen hinaus geht, ist rein geistig, hat nichts mit Geschlecht zu tun und kann man als Meinung “abtun”.<<

    Das ist eine Aussage, die sich selbst auf mehreren Ebenen ad absurdum führt. Naja, keine Ahnung, aber Hauptsache eine Meinung haben aka Populismus.

    1. Also ich empfinde die Angabe eines Namens als Unterdrückung, weil meine TransInterIdentität nicht mit einfachen Buchstaben zu beschreiben ist, und ich meinen Namen besser vortanzen als sagen kann. Das kannst du als normalsterblicher nichtuntderdrückter natürlich nicht nachvollziehen. *hach*

  8. Natürlich gibt es auf politischer Ebene auch Initiativen, so etwas wie ein amtlich vermerktes Geschlecht ganz abzuschaffen und sich auf diese Weise gleich einer Reihe von Problemen zu entledigen.

    Das wird nicht passieren, das ist viel zu vernünftig.
    Ernsthaft, ich verstehe das ganze Gewese nicht. Als was sich jemand fühlt geht niemanden etwas an (genauso wenig wie was zwischen den Beinen hängt oder auch nicht). Wer sich dazu äußern will kann das tun, und wer versucht alles in Schubladen zu quetschen wird oft feststellen dass ein paar Sachen einfach nicht passen. Das ist nicht nur beim Geschlecht so.
    Im übrigen wäre Facebook auch mit zwei zusätzlichen Optionen („Sonstiges“ und „Geht dich nichts an“) gut bedient, oder einfach mit einem Textfeld zur freien Eingabe – relevante Auswirkungen darf die Angabe ja eh nicht haben. Eine mehrere Bildschirme lange Liste an Auswahloptionen nützt doch keinem was und wird wohl hauptsächlich für Ulk benutzt (ich erinnere mich an eine Seite mit den zusätzlichen Optionen „männlich, aber nicht sehr“ und „kleines, geschlechtsloses Pelzwesen von Alpha Centauri“).

  9. „warum die neue „custom“-Option nicht einfach ihrer Bezeichnung entsprechend ganz für User-eigene Einträge geöffnet wird. “

    Weil die Zuordnung für Werbung nicht mehr gesteuert werden kann. Während vorgegebene Einträge intern beurteilt und definiert werden können, sinkt der Wert des Eintrags bei freier Bestimmung.

  10. Eigentlich passen diese beiden Optionen immer:
    a) Ein Mann ist ein Mann, oder eine Frau ist eine Frau, und ohne Zweifel.
    b) Transgender; d.h. ein körperlicher Mann ist eigentlich eine Frau, oder eine körperliche Frau ist eigentlich ein Mann, bzw. eine intersexuelle Person ist eigentlich eine Frau oder ein Mann. Aber eben bewusst eins von beidem.

    Die Transgender, die ich in meinem Leben kennen lernen durfte, wussten alle sehr genau, ob sie Mann oder Frau sind, selbst wenn die Natur „die Aufbauanleitung nicht befolgt hat“… sonst wären sie ja keine TRANSgender. Und keine/r von denen hat sich als Halb-Halb gefühlt oder wäre im Entferntesten damit einverstanden gewesen, z.B. als Mann mit Klitoris bezeichnet zu werden, oder als Transsexueller, weil das ja gerade etwas ist, was er auf keinen Fall sein wollte – sondern eben nichts weiter, als ein ganz normaler, 100%iger Mann.

    Die Geschlechtangabe soll ja nicht die körperliche Fehlbildung bezeichnen, die die Betroffenen loswerden möchten, sondern ihr „richtiges“ Geschlecht ungeachtet der physischen Komplikation. Wie wäre es denn, wenn eine Frau wählen könnte zwischen „Frau“ und „Frau im Rollstuhl“ oder „Lesbe“ in Abgrenzung zur Frau?! Sogesehen ist ja gerade DAS eine Diskriminierung. Sowas führt dazu, dass Transgender oft nicht mit ihrem richtigen Geschlecht ernst genommen und als „es“ bezeichnet werden…

    Selbst im Fall von Personen mit multipler Identität gibt ja es keine Uneindeutigkeiten … die Identitäten sind entweder das eine oder das andere. Okay, da wäre „Geschlecht: Mehrere“ noch verständlich.

    Als langweilige, stinknormale Frau fühle ich mich übrigens durch persönliche Anschreiben mit „Sehr geehrte/r“ diskriminiert – als wäre es unklar oder als würde sich der Absender nicht um Anschreiben kümmern.

    1. Abschaffung der 2 Geschlechter Ordnung heißt ja nicht,dass es keine Männer/Frauen gibt.Es gibt nur denen eine Chance, die sich nicht da einordnen können.
      Einteilung nach biologischer Sicht ist zwar schön einfach (bei allen ,außer bei Inter*menschen), aber das birgt auch Gefahren.Sie überlässt die Deutung von Menschen einer Fremden Mehrheit.Und lässt die Mehrheit auch in dem Glauben, dass das legitim wäre. Z.B. Vagina+Brüste=Frau=hilflos, dünn,dumm,zart,anschmiegsam,lange Haare,Kinder kriegen.Und je weniger Frau dem entspricht,desto mehr lebt sie am Rand der Gesellschaft,oder anders ausgedrückt, um dazuzugehören, machen viele Frauen alles,auch auf Kosten ihrer Gesundheit.Wäre es nicht besser,statt Frauen auszuschließen (aufgrund von Biologie),alle mit ins Boot zu holen und gemeinsam zu leben?Warum höre ich von vielen Trans* menschen dann“Es ist gesellschaftlich nicht akzeptiert,als Mann keinen Penis/als Frau einen Penis zu haben,deswegen lass ich mich operieren.“?Weil von außen bestimmt wird,wie wer auszusehen hat. Ich kämpfe dafür,dass jeder Mensch das für sich selbst bestimmen darf.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.