Hans Magnus Enzensberger ruft zum Widerstand auf (Update)

Der etwas ältere Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat in der FAZ eine Wutschrift gegen die Digitalisierung geschrieben, die eigentlich den Verlust der Privatsphäre thematisiert: Enzensbergers Regeln für die digitale Welt: Wehrt Euch! Das ist insofern von Bedeutung, dass er früher ein bedeutender Intellektueller seiner Zeit war und mit seinen zehn Thesen auch Punkte aufführt, die vielen in seiner Generation durch den Kopf gehen, wenn man etwas ängstlich vor der digitalen Zukunft steht, die unsere Gegenwart geworden ist. Und es ist ja nicht so, dass wir hier nicht auch einige der Thesen unterschreiben könnten, wenn sie nur etwas anders formuliert wären.

Mein erster Gedanke war, dass da ja einige richtige Dinge drin stehen, aber das doch jemand mal mit etwas Fachwissen hätte gegenlesen können. Wenn Enzensberger als Antwort auf das automatische Scannen von e-Mails durch Geheimdienste empfiehlt, man solle auf (aus seiner Sicht privatsphärenfreundliche) Postkarten umsteigen, dann möchte man ihm nur raten, sich mal mit moderner Post-Logistik auseinander zu setzen, wo selbstverständlich alles gescannt wird.

Oder wenn er Netz-Unternehmen wie Amazon und Google dafür angreift, dass diese alle Daten speichern und ihre Kunden mit Reklamemüll belästigen möchte man ihm das Verlagswesen in Deutschland erklären, was dank des Listenprivilegs im Datenschutzrecht unsere Briefkästen zuhause zuspammt.

Oder aber wenn er Online-Banking als einen Segen bezeichnet, „aber nur für Geheimdienste und für Kriminelle.“ möchte man ihm das SWIFT-Abkommen erklären, wo die Geheimdienste selbstverständlich unsere Finanz-Daten abgreifen, ob jetzt bequem per Onlinebanking überwiesen oder per Überweisungsformular in der Bank.

Aber da ich mich nicht näher mit seinen Werken beschäftigt habe, und das deshalb auch weniger einordnen kann, sei hier auf andere verwiesen, die das besser können.

Till Westermayer beschäftigt sich mit Enzensberger bekanntestem Werk von 1970 und stellt eine Parallele zu dem aktuellen Text her: »Das offenbare Geheimnis der elektronischen Medien ist ihre mobilisierende Kraft«

Nein, »Wehrt euch!« ist keine sorgsame Ausarbeitung, und auch keine Anleitung zur gegenöffentlichen Nutzung elektronischer Medien. Nein, der Text ist – wenn ich das so sagen darf – ein ziemlich platter Boykottaufruf für alles, was nach 1970 erfunden worden ist. Ein Rundumschlag, der nichts gelten lässt, und erst recht nicht die Politik. Egal, ob Mobiltelefon (»Wegwerfen!«), Online-Banking (»Segen für Geheimdienste und Kriminelle«), Kredikarten (»Überwachung!«), E-Mail (»Überwachung!«), Internet of Things (»Überwachung!«), Online-Einkauf (»sollte man meiden!«), Privatfernsehen und große Internetkonzerne (»Werbeterror!«) oder Facebook (»Krake!«) – alles ist böse, schlecht und gemein.
[….] Jetzt möchte ich gar nicht behaupten, dass »Wehrt euch!« inhaltlich komplett falsch ist. Vieles von dem, was Enzensberger den Medien der digitalen Welt zuschreibt, stimmt. Bloß ignoriert er halt alles, was nicht schlecht ist. Denn es ist komplizierter, mit den digitalen Medien, ihrer Aneignung, ihren strukturellen Begrenzungen und ihrer ökonomischen und administrativen Kontrolle – , und das alles geht bei seiner Generalpolemik unter.

Jürgen Kuri kommentiert das so:

Alte Männer machen sich so unmöglich, so gut es ihnen gelingt? Das nun ist auch wieder zu kurz gegriffen. Aber: Enzensbergers Aufruf entzieht sich nahezu jeder konkreten Kritik, da er soweit entfernt wie nur möglich von einem Verständnis der konkreten digitalen Entwicklung und der von ihr aufgeworfenen Probleme entfernt ist. Es bleibt eine Meta-Ebene, in der Enzensberger natürlich einen Punkt hat, wenn er zum Widerstand gegen die Überwachung aufruft. Aber einen Punkt zu haben heißt noch lange nicht, vom Verständnis der Welt ausgehen zu können. Enzensberger hat selbst einmal erklärt, er habe noch nie ein Smartphone benutzt, nimmt sich aber heraus, auf Basis angelesener Einschätzungen Kritik zu üben. Was würde Enzensberger sagen, wenn ein Literaturkritiker seine Texte nur auf Basis Einschätzung Dritter, nicht aufgrund eigener Lektüre kritisierte?

Torsten Kleinz zitiert einfach nur Douglas Adams:

Many were increasingly of the opinion that they’d all made a big mistake in coming down from the trees in the first place. And some said that even the trees had been a bad move, and that no one should ever have left the oceans.

Eine etwas andere Meinung vertritt Don Dahlmann: Enzensberger und die Weltrevolution.

Er verteufelt gar nicht die Technologie an sich, nur das, was andere damit anstellen, bzw. wie diese Technologie dazu genutzt wird, dass er seine Bürgerrechte nach und nach verliert. Er formuliert die Angst vor einer postdemokratischen Technokratie, in denen “seine” Freiheitsrechte nichts mehr gelten, weil sie sich der Überwachung und dem wirtschaftlichen Fortschritt unterordnen müssen. Er wehrt sich gegen die Banken, die ihr Überleben und die Geldvermehrung über das Wohl ganzer Gesellschaften stellen und die mehr Kontrolle und Macht haben, als es ihm in seinem Verständnis von Bürgerrechten lieb ist. Er beklagt den Verlust von Kontrolle über sein Leben, seine Freiheit und sein Geld. (Parallel beklagt er auch die Doofheit der Menschen, die für “Umsonst” Angebote sämtliche Freiheiten aufgeben.) Er weiß wohl, dass derartige Rechte, sind sie einmal verschwunden, sich nicht so leicht wiederherstellen lassen. Der Artikel ist nicht zwingend der eines misanthropischen Technologie Verächters. Auch wenn er es sich ein wenig einfach macht, wenn er die Schuld nur bei Technik sieht und nicht bei den Menschen, die sie nutzen.

Update: Dirk von Gehlen zieht in der Süddeutschen Zeitung eine Parallele zum Cyberdialog, den unser Außenminister Steinmeier jetzt mit den USA gestartet hat: Zwischen Ironie und reaktionärem Ratschlag.

Eine freiheitlich-demokratische Öffentlichkeit muss sich politisch wehren. Hans Magnus Enzensberger hat dazu einen Versuch gemacht. Man sollte sein Ansinnen aufnehmen, auch wenn seine Ironie dem Ansatz eher im Weg steht. Die Enthüllungen Edward Snowdens sind zunächst ein politisches Problem, dann erst ein digitales.

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28 Ergänzungen

  1. Enzensberger hat im gehobenen Alter noch einmal einen ganz großen Coup gelandet. Die Provokation von Kommentaren wie“ stupid alter mann“ und zigfach ähnlichen, folgt den Lebenswerk Enzensbergers in Gänze. Tatsächlich unterstellten spontan und twitterschnell menschen in hohen politischen und gesellschaftlichen Ämtern, eine alterssenile Dumpheit, und das übliche Neulandsyndrom, ,und gingen nicht etwa von der Prämisse aus, dass Enzensberger durchaus weiß, dass das Wegwerfen von Mobiltelefonen,. oder die Abschaffung von Online Banking nicht so wirklich Lebens nah ist. Die Reaktion und nicht die eigene Aktion steht im Vordergrund, dazu braucht man seine Bücher noch nicht einmal gelesen zu haben, Mir fällt dazu ein : Bei Enzensberger kommt das Internet wohl aus der Steckdose“ ; Steinzeit ? Nein Danke! Freie Internet Fahrt für freie Bürger. Auch in den 80iger versuchten Lobby Gruppen, eine Infrragestellung scheinbar zwingend notwendiger Technologie, mit einen Rückfall in die Steinzeit gleichzusetzen. Lese ich die Empörung zu Enzensberger hab ich ein deja Vu Erlebnis. Man sollte getrost davon ausgehen, dass Enzensberger ein sehr kluger Mann ist. Für mich ist seine Provokation ein Volltreffer, in dem Ihn bekannten Stil-

    1. Puh, mir wird ganz übel vor diesem gebrauchten Deutsch, das schon reichlich grenzwertig ist. Nahezu in jedem Satz sind Fehler, die mir als Leser abfordern, erst mal in Erfahrung zu brigen, was Sie wohl meinen könnten. Entsetzlich!

  2. Manchen Aussagen von Enzensberger kann ich durchaus zustimmen (z.B. These 4 und 6). Bei anderen kommt es auf das richtige Maß an, und wieder andere sind tatsächlich nicht mehr zeitgemäß bzw. sehr theoretisch (These 1).

    Was mich aber am meisten wundert, ist der Nachtrag mit Martin Schulz. Was soll denn das? Hat er sich nun geäußert oder nicht? Wenn ja, wo? Der Text wirkt wie eine Arbeitsversion, die noch nicht fertig formuliert ist.

  3. Wer nach der Lektüre von Enzensbergers 10 Regeln ruft „Das geht doch gar nicht“ hat recht. Und das ist in meinen Augen gerade der Punkt, den Enzensberger deutlich machen will: dass wir gar nicht mehr zurück können zu den Zeiten vor Internet, Smartphone und Onlineshopping. Genausowenig wie wir zurück können zu einem Leben ohne elektrischen Strom oder fließend Warmwasser.
    Und darum ist es ja so wichtig, dass wir endlich Regeln aufstellen, was geht und was nicht geht mit dem neuen Zeugs. Die Infrastruktur für ein überwachtes Leben rund um die Uhr ist da und auch gar nicht mehr so ohne weiteres abzulegen, das ist mittlerweile ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft.
    Deshalb brauchen wir Regeln, politisch aufgestellt und allgemeingültig für jedermann, anwendbar von jedermann, nicht nur von solchen, die sich mit der Materie (z.B. Verschlüsselung) auskennen. Privatheit im Internet darf eben keine Privatsache sein.

    1. Das meiste davon geht nicht nur, ich mache es sowieso schon* – mit Ausnahme von Postkarte statt E-Mail, das scheint mir sinnlos, zu teuer und Verschlüsselung funktioniert. Und ich benutze (ausschließlich) beim Tanken EC-Karte statt Bargeld, weil ich sonst zu oft zur Bank rennen oder zu viel Geld mit mir rumschleppen müsste (es gibt nicht nur die NSA, sondern auch Taschendiebe…).
      Und ich bin, sowohl von meiner Generation als auch von Fähigkeiten und Umfeld her, ein „Digital Native“.

      *Ja, im Moment habe ich tatsächlich kein funktionsfähiges Handy, und ich werde daran wohl in absehbarer Zeit nichts ändern. Davor hatte ich ein anonymes Prepaid.

  4. Wie operational ist die Kritik? Wie angemessen die Lösungsvorschläge? Klar scheint, dass wir nichts gegen die Nacktheit tun können: allenfalls hier und da Sichtschutzwände aufstellen.

    Ironischerweise sind wir in den Demokratien Gucker und Beguckte. Nehmen wir die Snowdenenthüllungen. Die US Bürger finanzieren die NSA, damit sie unseren Internetverkehr überwachen. Da es sich um eine Demokratie handelt, müsste man also diesen Verantwortlichen, den US Bürgern, klar machen, dass man das als extrem unhöflich von Ihnen empfindet und erwartet. dass diese Praktiken gegen uns schleunigst abgestellt werden. Es ist nicht das Fernrohr, das schuld daran ist, dass uns der Nachbar ins Schlafzimmer guckt. Konfrontieren wie die Spanner mit unserem Widerspruch gegen ihr Handeln, machen wir deutlich, was wir davon halten.

    1. Das Pferd von hinten aufzuzäumen ist Dir gelungen.
      Sicher sind es mit auch die Bürger die mit ihrer Uninformiertheit dafür sorgen das alles so weiter geht….
      Es geht aber hier nicht um „Unhöflichkeit“ der Bürger der USA, sondern um eine durchtriebene herrschende Klasse die mit allen Mitteln versucht uns zu versklaven und das eben weltweit und nicht nur auf die Staaten beschränkt.

  5. Markus, ich glaube du hast die Grundsätzlichkeit seiner Aussagen nicht ganz erkannt. Er meint sicherlich bei der Benutzung der Postkarte, dass die Post selber natürlich nichts digitalisiert. Und die Banküberweisung selbstverständlich dann auch per Post an die andere Bank geschickt wird und nicht elektronisch. ;)

  6. 1.) Das Betonen des Alters eines Meinungshabenden kann an Altersrassismus grenzen :-)

    2.) Darüber hinaus sollte man im Kopf haben, dass der Text mitten im Karneval veröffentlicht wurde in der Nähe des Rheins. Damit sind immer auch zwei Deutungsmöglichkeiten gegeben.

    3.) Sieht man die Überschrift „Wehrt Euch“ als Reminiszenz an die „Brokdorf Hymne“ (http://www.montagsspaziergang.de/fileadmin/bundgruppen/Montagsspaziergang/Wehrt_euch__leistet_Widerstand.pdf) ,dann kommt man in ganz andere Bedeutungszusammenhänge und die einzelnen Argumente sind bedeutungslos wie die Frage ob austenitischer Stahl in AKW-Wasserrohren die Strahlung aushält.

    4.) Detlef Borchers hat zu Recht auf ein anderes Werk von Enzenzsberger zum ekelhaften und übergriffigen Spannerstaat geschrieben, der unser demokratische Gemeinwesen zersetzt. So wie heute mit Kinderponografie und Beihilfe zum braunen Terror der NSU durch Unterlassung der Amtsaufgaben ist auch damals das BKA im Spiel mit elektronischer Fahndung:
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40349651.html

    5.) Letztlich sollte man kritisch hinterfragen, welche Funktion es hat, wenn sich die FAZ für den Kulturbereich Mietkasperle kauft, die gekaufte Beiträge zur Netzpolitik hinten veröffentlicht (und vorne die Themen für echte Männer hat: Krieg und Geld (und beides zusammen). Das ist nicht so weit davon entfernt, wie wenn sich der Bundestag einen Kindergarten für die Netznerds gönnt, die dann da im Sandkasten spielen dürfen, aber für nichts Federführung haben. Politik ist was anderes. Zum Beispiel Petitionen gegen das Zugangserschwerungsgesetz oder der Kampf gegen ACTA.

  7. hat schon viel richtiges gesagt.

    aber wenn ich alten männern mir wahrheiten sagen lasse, dann schon von RMS-only.

    Enzensbergers Punkt 3 und Punkt 7 sind mal völliger quatsch.

    den bogen in punkt 9, von werbung zu Geheimdiensten schaff ich nicht. Die reduktion auf die bösen Amis stimmt auch nicht.

    Aber ansonsten recht solide.

  8. Am schlimmsten finde ich Enzensbergers These Nr. 4. Weil sie eben gar nichts mit Internet zu tun hat, sondern jede(r) eine Kreditkarte nutzen kann, womit sich Transaktionen zurückverfolgen lassen. Auch derjenige, für den Internet Neuland ist, könnte sich von These Nr. 4 angesprochen fühlen – und wir bleiben weiterhin das Bargeld-verliebte Deutschland, über das sich unsere europäischen Nachbarn, die wie selbstverständlich immer und überall mit Karte zahlen, lustig machen.

    Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich über Enzensberger fast schon prustend lachen. Aber leider ist er so bekannt, daß ich befürchte, daß es Menschen geben könnte, die ihn und seine „einfachen Regeln“ ernst nehmen. Armes Deutschland.

    1. Na, wer hier „arm“ (gemeint ist wohl: im Geiste) ist, das darf hier füglich nachgefragt werden. Denn wer z.B. keine Verbindung von Kreditkarte und Internet erkennen kann, wer angesichts ständig sich verbreiternder Nutzung der Plastikwährung immer noch vom „Bargeld-verliebte(n) Deutschland“ redet, und wer der Meinung ist, dass der Umstand, dass Enzensberger „leider … so bekannt (ist)“, ein bedauerlicher Zustand ist, der hat nun wirklich null und nichts begriffen. Insbesondere nicht, dass es Leute wie Enzensberger u.a. in den 60-er und 70-er waren (und dies bis heute sind), die ganz wesentlich die Demokratisierungsbestrebungen gefordert und durchgesetzt haben, denen Sie jetzt heute solche Plattformen wie diese verdanken.
      Guter Rat: Lesen Sie ein bischen bei Enzensberger. Es könnte Ihnen gut tun.

  9. Mein Vorschlag dazu:

    Passiver Widerstand, ein paar Gedanken dazu.
    Die Grundnahrungsmittel in der Umgebung kaufen, achtet auf „Faire Trade“, wie zum Beispiel bei der Teekampagne, in Berlin.
    Kauft keine neuen Autos mehr, denn die alten sind meist viel billiger. Das ist mein Spezialgebiet, ihr könnt mir glauben, dass die neuen Autos allesamt eine Hightech-Wegwerf-Ware darstellen.
    Glaubt nicht an den Quatsch von Abgasnormen, niedrigeren Co2 Ausstoß.
    Das ist wie mit der Feinstaubplakette und vielen Anderem auch, eine absolute Verarschung.
    Breitbandbildschirme, Handys, PC´s auch mal ein paar Jahre länger benutzen, viele technische Geräte braucht sowieso kein Mensch.
    Erteilt dem Konsum eine klare Absage, kauft keine „Apple“ Produkte mehr und kauft nicht bei Amazon, keine Markenklamotten, tankt kein E10 und spendet nicht an den WWF!!!(Der Pakt mit dem Panda anschauen).
    Reden, Diskutieren, Stellung beziehen….informiert euch….Und sucht nicht mehr mit „GOOGLE“ sondern z.B. mit „IXQUICK“ und stellt euer Betriebssystem endlich auf “LINUX” um.
    Keine Aktien und Börsenspekulationen, nehmt nicht vorschnell Kredite auf, am besten ihr verzichtet ganz darauf.
    Vergesst nicht, dass unser gesamtes System auf Kredite und unbegrenztes Wachstum aufgebaut ist.
    Treibt wieder Tauschhandel wenn irgend möglich.
    Das gleiche gilt für die Kreditkartenbenutzung und auch keine Smartphones, benutzt wieder Bargeld, das ist nicht zurück zu verfolgen.
    So bekommt man das System in die Knie.
    Schaut mal nach, ob ihr wirklich all Eure Versicherungen überhaupt braucht, die ihr Euch in all den Jahren angeschafft habt.
    Wenn die Menschen nur noch das kaufen würden, was sie wirklich benötigen, wird sich dieses System ganz schnell als ad acta bestätigen.
    Ach, und holt euer Geld von der Bank, falls ihr noch Welches habt…;-)
    Fazit: (Nach Robert Kurz) Die einzige Handlungsalternative sei „eine Kultur der Verweigerung“. Dies bedeute, „jede Mitverantwortung für ‚Marktwirtschaft und Demokratie‘ zu verweigern, nur noch ‚Dienst nach Vorschrift‘ zu machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das möglich ist“.

  10. Markus, du musst unbeding mal Enzensberger lesen. Er ist ein Meister der Miniatur, der literarischen Zuspitzung und der Form generell (hey, der hat mal einen ganzen Roman über den Anarchisten-Anführer Durutti im spanischen Bürgerkrieg nur aus Zitaten von Zeitungen etc. zusammengemixt!). Und er geht den Sachen auf den Grund. Natürlich sind die Tipps mindestens für unsereinen nicht praktikabel. Aber genau das will er ja vorführen. Wir stecken so tief im technisch ermöglichten Überwachungssumpf, dass es sauschwer wird, da wieder raus zu kommen. Das als technikfeindlich zu lesen missversteht ihn völlig.

    Außerdem bin ich eh der Meinung, dass er das ganze Teil nur geschrieben hat, um am Ende Martin Schulz, der sich neuerdings als Netzpolitiker geriert, einen reinzuwürgen. Haben das alle übersehen bisher???

    1. Kann ich nur zustimmen! Ich lese, nach 15 Jahren Versäumnis, die Gedichte. Herrlich wer ihn angreift ohne ihn zu kennen. Humorlosigkeit auf hohem Niveau.

      Leider ist bemerkenswert wie unhistorisch der zur Lektüre gewordene Unterricht der Presse geworden ist.

      1. Wow, das ist der absolute Hammer, verehrtester Markus Beckedahl. Nein, das ist gar zu peinlich. Und das sagt einer, der einen Politik-Blog betreibt!
        Wer „“ … die wichtigen Fragestellungen rund um …, Gesellschaft und Politik (thematisieren)“ will, und von Enzensbergers Werken nichts groß mitbekommen hat, wer im Text ausführt, „..dass er früher ein bedeutender Intellektueller seiner Zeit war…“, dann aber einräumen muss, nichts von ihm zu kennen- ja, so jemand macht mich erst mal sprachlos.
        Aber es bleibt noch immer : Ab zur Enzensberger-Lektüre, insbesondere seiner frühen Sachen z.B. im/beim ‚Kursbuch‘. Und dann schreiben´s Ihren Blog-Beitrag nochmals, wertester Herr Beckedahl

  11. Ketzerische Frage zur Refinanzierungsdebatte: Was hätte dieser Thread über nen Affiliate-Link mit Enzensberger-Büchern gebracht? Das wäre in diesem Fall win-win: Ihr kriegt Kohle, und die Leserschaft kriegt tolle Bücher. „Enzensbergers Panoptikon“ ist z.B. schon ein netter Einstieg – entgegen dem Titel (Enzensberger halt!) nicht in Überwachungsthemen, aber in gute historische Kurzweisheiten.

    1. Wir haben öfters schon mit Affiliate-Links experimentiert und noch keine abschließende Meinung. Sie bringen weniger als gedacht (Wir bloggen hier wenn über Bücher und nicht über teure Gadgets, wo es sich lohnt) und jedes Mal kommen schlecht gelaunte Kommentatoren und schimpfen über die Praxis von Amazon.

  12. Eine Frage, die mir hier auf Netzpolitik schon öfter in den Sinn kam: Wozu braucht Ihr noch nicht alten Männer diese Adjektive von den „etwas älteren“ Männern? (Schreiben netzpolitisch affine Frauen eigentlich auch so?). Meine Vermutung: um das Werturteil ganz an den Anfang zu setzen – dann erübrigt sich die Auseinandersetzung mit dem Werk/ dem Menschen und mit dem was zwischen den Zeilen steht oder was mitgemeint sein könnte? (Dank an Ralf Bendrath für den Kommentar) Andere Vermutung: weil die, die so argumentieren übersehen, wie austauschbar diese Adjektive sind: „Die doch sehr blonde Frau…“ , „die viel zu jungen Wähler“ –> andere Analogien lass ich mal weg. Kommt man auch von alleine drauf.

    Man kann Enzenzberger (und andere) auch kritisieren, ohne ihn als „alt“ und daher als „kannste eh vergessen“ vorzustempeln. Bin ich sicher.

    1. Ich hab das gewählt, weil der von ihm vorgetragene Kulturpessimismus allem digitalen gegenüber stellvertretend für viele andere eher ältere Menschen seiner Generation ist. Das mag eine rein subjektive Erfahrung sein, aber ich bekomme das ständig mit.

      1. Ja aber legitimiert das diese Diffamierung „des Älteren“?? Was nehmen Sie sich denn da raus, Sie „Grünschnabel“?

        (Und dabei ist noch nicht ein einziges Wörtchen gesagt zur Ettikettierung Enzensbergers als „Wutbürger“, dessen unreflektierte Anwendung auf Enzensberger sowas von gänzlicher Unkenntnis und Unverständnis der Person Enzensbergers beweist als auch sowas von völlig daneben ist, dass es schon weh tut. Nochmals: Nachsitzen und nachlernen, Herr Beckedah.! Enzensberger gehört als durch und duch politischer Schriftsteller mit zum Besten, was unsere Demokratie des Grundgesetzes hervorgebracht hat. Und da ist noch nicht vom Lyriker, vom sensibler Schriftsteller die Rede. Also: Ab zur Nachhilfe.

  13. In Gedenken an Fritz Bauer: „Wir lieben das Informieren!“
    Kapitel S/T Vorworte und Vorleser
    (http://www.epubli.de/shop/buch/%E2%80%9EWir-lieben-das-Informieren%E2%80%9C-Telea-Kohl-9783737580182/48699)

    Kapitel U Vorlesung – Extremismus in Rechtschreibung und Rechtsprechung
    (http://www.epubli.de/shop/buch/%E2%80%9EWir-lieben-das-Informieren%E2%80%9C-Atlas-Alt-9783737579407/48620)

    Ähnlich der Vatikanischen Heiligsprechung, sollte man Diplome, Doktor- und Professortitel erst mit dem Nachweis eines Wunders erteilen. Diese Wunder sind in der Bildung zumindest immer auf Seiten der Lehrer, Schul- und Kultusfunktionäre ausgeblieben. Welche „Denkprozesse“ wären seit dem 08. Mai 1945 in die Klassen und Schüler „zu leiten“ gewesen. NPD … Republikaner … Pegida … AfD … die lauteren Pädagogen machen es möglich. Die Ideen zur Reihe „Wir lieben das Informieren“ waren einerseits im Zuge der Beschäftigung mit besonders erschütternden Vorkommnissen an deutschen Schulen entstanden. Die vier Hinweise in der Einleitung bezeichnen keine Ausnahmen von der Regel, sondern die Spitze des Eisberges. Die Schüler der Klasse um den Fall der Romandiskussion „Der Vorleser“ entschlossen sich einen kompetenten Gegenvorschlag einer Interpretation als Resolution zu publizieren. Sie bezeichnen hiermit und hierin zugleich einen wesentlichen Grund für die langanhaltende wie diskrete Konservierung des Rechtsextremismus in Deutschland. Die Schule ist Ursprungsort dieses positiven Rechtsextremismus. Offenbar verfügen die meisten Pädagogen an den allgemein- und berufsbildenden Schulen und Hochschulen weniger über Bildung, als sie an selektiver Blindheit leiden und den „Gorilla“ (siehe insbesondere: Christopher Chabris‘ und Daniel Simons’ „Gorilla-Experiment“ ) der Gewalttätigkeit unter uns nie gesehen haben – wollen. Was in den allgemein- und berufsbildenden Schulen und Hochschulen gelehrt und vermittelt wird, ist nicht annähernd identisch mit der latent operierenden Wirklichkeit im Sinne der „Ideen der Politik-, Handels- und Rechtstreibenden“ – besonderes Bedauern muß vor allem jenen institutionalisierten Gendern gelten, deren fehlgeleitetes Rollenverständnis den althergebrachten Machtchauvinismus imitiert, neu interpretiert und dies als „Emanzipation“ wähnt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.