GCHQ-Chef wünscht mehr Geheimdienstkooperation mit Internetfirmen, um demokratische Werte zu teilen

s216_robert_hanniganDer Direktor des britischen Geheimdienstes GCHQ, Robert Hannigan, fordert in einem Meinungsbeitrag in der Financial Times die Privatwirtchaft auf, besser mit Geheimdiensten zu kooperieren. Der Hintergrund sind die modernen Propaganda-Aktionen des Islamischen Staates, die soziale Medien nutzen – und eine Sprache,d ie auch verstanden wird (Können sich manche Politiker was von abschneiden). Der IS kann dabei sogar Hashtages nutzen:

The extremists of Isis use messaging and social media services such as Twitter, Facebook and WhatsApp, and a language their peers understand. […] Their use of the World Cup and Ebola hashtags to insert the Isis message into a wider news feed, and their ability to send 40,000 tweets a day during the advance on Mosul without triggering spam controls, illustrates their ease with new media.

Geschickt versucht Hannigan auch Stimmung gegen Werkzeuge der Digitalen Selbstverteidigung zu machen, die mittlerweile das Gütessiegel „Snowden approved“ bekommen (Hier eine kommentierte Auflistung von uns).

Techniques for encrypting messages or making them anonymous which were once the preserve of the most sophisticated criminals or nation states now come as standard. These are supplemented by freely available programs and apps adding extra layers of security, many of them proudly advertising that they are “Snowden approved”. There is no doubt that young foreign fighters have learnt and benefited from the leaks of the past two years.

Der britische Geheimdienst könne die Herausforderungen nicht mehr ohne größere Unterstützung der Privatwirtschaft angehen, weil vor allem die großen US_Player zu „command-and-control networks“ von Terroristen geworden wären. Dieselben „command-and-control networks“ werden bereits von der NSA über das PRISM-Programm und Geheimgerichte angezapt, der GCHQ ist im vergangenen Jahr dadurch negativ aufgefallen, dass er sich in die Infrastrukturen der Unternehmen reingehackt und dabei u.a. Millionen Yahoo-Video-Chats mitgechaut hat.

However much they may dislike it, they have become the command-and-control networks of choice for terrorists and criminals, who find their services as transformational as the rest of us. If they are to meet this challenge, it means coming up with better arrangements for facilitating lawful investigation by security and law enforcement agencies than we have now.

Abschließend fordert Hannigan einen „new Deal“ zum 25. Geburtstag des World-Wide-Webs.

As we celebrate the 25th anniversary of the spectacular creation that is the world wide web, we need a new deal between democratic governments and the technology companies in the area of protecting our citizens. It should be a deal rooted in the democratic values we share. That means addressing some uncomfortable truths. Better to do it now than in the aftermath of greater violence.

Einen „new Deal“, der auf unseren demokratischen Werten basiert, fordern wir auch. Wir nennen es den Totalausstieg aus der anlasslosen Totalüberwachung von GCHQ & Co.

Diesen Meinungsbeitrag kann man als Teil einer Kampagne der westlichen Geheimdienste sehen, die gerade die Terror-Hysterie um den Islamischen Staat nutzen wollen, um die durch Edward Snowden ausgelöste Debatte über den größten Überwachungsskandal in der Geschichte der Menschehit zu beenden. Unser Bundesnachrichtendienst ist dabei auch fleissig dabei: BND-Chef Schindler: Internationale Geheimdienstkooperation ausbauen.

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6 Ergänzungen

  1. Ach das ist doch nur eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Social Media wird flächendeckend überwacht. Ich bin mir nur nicht ganz so sicher in welche Richtung das Statement gedeutet werden soll:

    Entweder „Hey liebe Social Media Anbieter seid bitte nicht mehr so bockig, dass wir euch so schön gegen die Wand haben laufen lassen. Wir erzählen jetzt einfach wie sicher Ihr doch seid.“
    oder „Hey liebe-nicht-so-intelligente-Terroristen/Schwerst-und-Leichtkriminelle wusstet ihr schon, dass Ihr in Zukunft am besten eure Deals auf Facebook einfädeln solltet. Selbst wenn wir es wollten könnten wir es nicht sehen! VERSPROCHEN!“

  2. Lasst uns doch in die Zeit der Mailboxen und DFÜ-Netzwerke zurückfallen und diese Arschlöcher von den Geheimdiensten, Lobbyarschlöcher und Arschlöcher anderer destruktiver Natur mit „ihrem“ Internet rumspielen, bis es ganz kaputt ist.

    1. Nützt auch nichts, zentralisierte Mailboxsysteme sind genauso leicht zu überwachen, da man Server und Dialup-Router ja auch wieder professionell hosten müsste. Und Festverbindungen werden ja gerade zudem abgeschafft.

      Was wir brauchen ist ein p2p secure communication layer über dem Internet, der dynamische Rekonfiguration des gesamten Systems ermöglicht. Der Server ist dann potentiell Dein Tablet/Smartphone. Aktuelle >4Core Arm CPUs sollten da ja wohl langen.

      1. Korrekt. Ein von Anfang an komplett kryptographisch gesichertes „People’s Internet“, teilweise über die vorhandenen Kabel und teilweise als Meshnet. Die Geräte gibt es schon. Die Routing-Algorithmen gibt es schon, Protokolle sind bereits entworfen: cjdns ist z.B. schon ein ganzer Netzwerkstack, der für die einfache Einrichtung solcher Netze gedacht ist.

        Es ist nun eine Frage von Gruppendynamik. Werden sich die Menschen im Großen und Ganzen überzeugen lassen, Knoten für das neue Netz einzurichten? Werden sie trotz Werbemilliarden für die Akzeptanz der schönen neuen Hochglanz-Totalüberwachung kapieren, dass an dem zentralisierten Modell etwas massiv kaputt ist?

        Es ist eine Aufgabe für jeden Tag, diese Bewegung voranzutreiben.

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