„Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar“ ist rechtswidrig

Video-nicht-verfuegbar“Dieses Video ist in Deutschland leider nicht verfügbar, da es möglicherweise Musik enthält, für die die erforderlichen Musikrechte von der GEMA nicht eingeräumt wurden. Das tut uns leid.“ ist wahrscheinlich die bekannteste Fehlermeldung seit dem Windows-Bluescreen. Da die Sperrtafel vor vielen Musikvideos suggeriert, die GEMA wäre alleine dafür verantwortlich, dass viele Musikvideos in Deutschland nicht geschaut werden können, hat die Verwertungsgesellschaft geklagt. Und vor dem Landgericht München erstmal Recht bekommen. Die Sperrtafeln auf YouTube seien „illegale Anschwärzung und Herabwürdigung“.

Die Realität ist viel komplexer als es die Sperrtafeln andeuten. Google will wenig Tantiemen an die Künstler zahlen, die GEMA als Künstlervertretung will wiederum ganz viel erhalten. Da man sich seit einigen Jahren nicht einigen kann, weil die Mitte für Google zuviel und für die GEMA zu wenig ist, nutzt Youtube die Fehlermeldung, um Stimmung für die eigene Verhandlungsposition zu machen. Das Landgericht München kritisiert das (laut GEMA.de):

Das Landgericht München urteilte heute, dass diese oder ähnliche von YouTube verwendeten Sperrtafel-Texte eine „absolut verzerrte Darstellung der rechtlichen Auseinandersetzung zwischen den Parteien zu Lasten der GEMA“ sei. Durch die Verwendung der Sperrtafeln würde die GEMA herabgewürdigt und angeschwärzt, begründet das Gericht weiter. Der Text erwecke bei den Nutzern den falschen Eindruck, die GEMA sei für die Sperrungen der Videos verantwortlich, obwohl YouTube die Sperrungen selbst vornimmt.

Das Urteil des LG München ist noch nicht rechtskräftig. Google kann dagegen in Berufung gehen. Wir sind gespannt und wünschen uns möglichst zugängliche Inhalte ohne nervige Proxy-Tools und von uns aus können die Künstler gerne dafür vergütet werden.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

21 Ergänzungen

    1. Klar ist es eine PR-Kampagne. Aber dennoch ist die Wahrheit von den Sperrtafeln nicht wirklich weit entfernt. Es ist nunmal vor allem die GEMA, die aus Geiz den Mist macht.

      1. Youtube hat ja bisher noch nichteinmal eine Lizenzierung in die Wege geleitet… Die GEMA DARF nicht sperren, wenn sie um Lizenzierung auch nur gebeten wird.

      2. Ich bin kein Jurist und habe keine Ahnung von Musiklizensierung. Aber egal was Google auch an Unsinn treibt, die Plattenkonzerne und Künstler haben die Musik doch selber auf YouTube hochgeladen und wollen damit Geld verdienen. Und nur weil die GEMA auch noch abkassieren will (deutlich mehr als jede andere Verwertungsgesellschaft weltweit), haben wir hier in Deutschland dieses Theater. Klar, die GEMA hat Probleme ihr Geschäftsmodell zu bewahren und irgendwie muss man die üppigen Gehälter der Vorsände eben finanzieren. Aber im Fall von YouTube geht es einfach enorm auf die Kosten von Musikern und der Allgemeinheit. Das finde ich einfach nicht gut.

        Wenn Sony oder Universal irgendetwas gegen das Verhalten von Google Deutschland hätten, dann könnten sie die Videos auch einfach in Deutschland sperren, machen sie aber nicht.

      3. Naja es geht bei allem was die GEMA fordert um Musiker. Die GEMA vertritt ja die Interessen der Komponisten und Texter. Aber Du hast Recht, daß Musiker und Musikindustrie gern Geld dafür haben wollen, dass Youtube mit ihren Inhalten Geld verdient (über Werbung, Shareholder-Value usw.).

        Es ist Youtube, die nicht bereit sind die Marktüblichen 7-10% dessen, was sie mit Musiknutzung einnehmen an die Musiker Ausschütten will. Die Plattenfirmen kriegen davon unmittelbar erstmal garnichts. Das sind Rechte, die ausschließlich Komponisten, Textdichtern und Verlagen (≠ Labels) zukommen.

      4. Es geht bei allem, was die GEMA fordert, um die GEMA. Es ist naiv zu glauben, dass sich die GEMA in irgendeiner Art und Weise für Musiker ohne Stimmrecht (der Großteil) interessiert. Sonst würde sie doch nicht seit Jahren den deutschen Musikern den Geldhahn YouTube zudrehen.

        Ich weiß nicht, wie viel Geld YouTube mit der Musiknutzung einnimmt, kann das also in kein Verhältnis setzen. Aber die Plattenlabels sind ja offensichtlich mit den Beträgen zufrienden, die sie auf YouTube einnehmen, sonst würden sie ja aufhören die Musik hochzuladen. Und nein, die Einnahmen aus den Verträgen zwischen Dirstributer und YouTube gehen erstmal an das Plattenlabel. Diese entsprechen meist der ganz normalen Beteiligung an der geschalteten Werbung.

        Was dann die GEMA noch zusätzlich haben will, ist ja eine ganz andere Sache. Und da steht sie eben mit ihren hohen Forderungen relativ alleine da.

      5. Die GEMA dreht da keinen Geldhahn zu – könnte Sie auch nicht. Derzeit ist es so, dass die GEMA an Youtube lizenzieren müsste, wenn Youtube das fordert. Bis sich GEMA und Youtube auf einen Tarif geeinigt haben, wäre Youtube lediglich verpflichtet a) einen bestimmten Betrag an die GEMA zu zahlen, den Youtube für angemessen erachtet und b) für etwaige Forderungen, die über den Betrag hinausgehen sollten, Rücklagen zu bilden. Nach erfolgter Einigung könnten die Rücklagen dann aufgelöst bzw. ausgekehrt werden und alle wären froh.
        …Nur Youtube nicht, da der Konzern weiterhin auf der Rechtsposition beharrt, gar nicht der Lizenzschuldner zu sein, sondern der individuelle Youtube-Nutzer (Uploader). Deswegen will Youtube PRINZIPIELL nichts zahlen, da sie dann ein für alle mal zahlen müssten.
        Nochmal in einem Satz:
        Der GEMA ist es rechtlich untersagt sich der Lizenzierung von Musik zu verweigern, sie unterliegt einem sog. Kontrahierungszwang. (§11 UrhWarnG)

  1. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass YouTube die Rede zur Lage der Nation 2014 von Obama (State of the Union Address) am Tag der Ausstrahlung mit exakt der selben Sperrtafel blockiert hat. Der Livestream war über den offiziellen Regierungskanal >The White House< direkt auf YouTube abzurufen und eingebettet in die offizielle Regierungsseite. Welche Gründe YouTube hier hätte haben können ist mir bis heute ein Rätsel.

  2. Ja sicher gehn die ganzen GEMA geschützten Künstler nicht leer aus, GOogle hat die Kohle um auch in jeder noch so kleinen Bananenrepublik ein paar Euro auf das aufgerufene Video draufzulegen.

    Wem nützt die GEMA: Irgendwelchen Copyrightverseessenen Medienkonzernen und den Dauerbrennern aus dem Radio.

    Wem nützt Youtube: WELTWEIT wichtigste Videoplatform ever! Seit google da ist wurde natürlich auf wirtschaftlichkeit und Geldmacherei hingearbeitet besonders seit dem letzten Austausch der Chefetage aber mal ehrlich.

    Wenn morgen GEMA oder Youtube nicht mehr da wäre. Was würdet ihr bevorzugen? Ich mag wenn meine Kohle dem Künstler OHNE Mittelsmänner zukommt (das gibts nur alzu selten). Die GEMA Schergen und ihre nicht öffentlichen Verteilungspraktiken sind da eher im Weg.

    Im ernst: Beschäftigt euch ein bisschen mit den Geschichten rund um die GEMA (Aufbau, Mitlgiederrechte, Ausschütungen, Vollversammlungen und Stimmrecht) das ist ein Anachronismus mit pseudobehördlichen Sonderrechten.

    Wird Zeit, dass wir Netizens auch so einen Bürgerverband aufmachen der GENAU gegen diese Abzocker und Raubritter agiert.
    Google hat das Geld mag ja sein. Aber beweist mir doch erstmal, dass die 6Cent je Aufruf auch wirklich an den Künstler gehen und nicht an die Plattenriesen, bei denen die gelistet sind. GEMA = FAIL!

  3. Mit dem, was Google gerade für einen Nasenpopel wie Whatsapp gelatzt hat, könnte man die Gema einfach mal 20 Jahre betreiben, ohne eine einzige Einnahme zu haben. Soviel zur Frage, wer geiziger ist: Google oder Gema. Es geht beiden ums Prinzip, und der Sperrhinweis von Google war in seiner Behauptung von Anfang an ebenso fragwürdig wie nervtötend. Was käme als nächstes? „Leider gibts in diesem Laden kein iPhone, weil Apple uns nicht den Rabatt eingeräumt hat, den wir hatten haben wollen, um unsere angepeilte Marge von xy Prozent zu erreichen!“ „Leider können wir Ihnen bei der ARD heute den Tatort nicht zeigen, weil unsere Schauspieler frecherweise nur gegen Bezahlung arbeiten wollen, statt es als Ehre zu empfinden, mitspielen zu dürfen“ „Leider können wir Ihnen die Bilder vom Schlafzimmer des Bundespräsidenten nicht zeigen, weil der auf sein voll antiquiertes Persönlichkeitsrecht pocht“

    1. WhatsApp? Google?
      Deine Argumentation hat eine ziemliche Schwäche, da es Facebook war, die WhatsApp gekauft haben. Nicht google.

  4. Die GEMA vertritt aber nicht die Künstler. Die GEMA schenkt sich zuallererst mal kräftig selbst ein, und damit meine ich die Funktionärsstruktur. Insofern wäre „den Künstlern“ auch nicht geholfen, wenn Google die GEMA (besser) bezahlt.

    Die „GEMA-Vermutung“, dass grundsätzlich jeder Musiker von der GEMA vertreten wird und deshalb /immer/ Geld an die GEMA abzufliessen hat, selbst wenn die Künstler nicht von der GEMA vertreten werden, die muss weg.

    Danach kann sich jeder Künstler aussuchen, ob er von der GEMA mehr Geld bekommt oder von Google. Zur Zeit vertritt aber die GEMA einfach mal auch Interpreten, die die GEMA so richtig scheisse finden, das ist doch erbärmlich.

  5. wenn zwei sich streiten… ärgert sich der dritte. wir können uns wohl darauf einigen, dass weder die gema, noch google wirklich sauber sind und dieser lizenzstreit vor allem auf kosten der hiesigen nutzerschaft geht.

  6. Myvideo, Clipfish und Tape.TV haben Verträge mit der GEMA, wieso nicht Youtube? Die GEMA muss alle Nutzer gleich behandeln, schafft der Internetriese Google es also tatsächlich nicht die gleichen Erlöse zu erzielen wie die deutsche Konkurrenz?

    Google hat sich zwischenzeitlich mit der GEMA sogar für seinen Musikdienst „all inclusive“ geeinigt, wieso also nicht für Youtube?

    Der Streit wird vermutlich noch in diesem Jahr vor dem Marken- und Patentamt entschieden, dann wird die GEMA ihre Verträge mit anderen Videoportalen vorlegen und Youtube wird zu den gleichen Konditionen verdonnert.

    Problem für Youtube: ausländische Verwertungsgesellschaften sollen deutlich geringere Gebühren verlangen, da werden dann Forderungen wach. Daher scheut Youtube diesen Vergleich wie der Teufel was Weihwasser.

  7. Für mich geht dieses GEMA-Bashing der Allgemeinheit am eigentlichen Problem dieses Themas vorbei. Ob die GEMA das meiste Geld für sich haben will und nur ein Teil an die Künstler weiter gibt, das kann ich nicht beurteilen. Ich finde das die GEMA (oder zumindest die Idee dahinter) für die Künstler sinnvoll ist, genauso wie die Rundfunkgebühr. Zum Thema GEMA gibt es ja auch eine Stellungnahme eines Künstlers, der von seiner Kunst Leben muss.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte: Youtube hat mit dieser Art von Schautafeln definitiv eine Meinung suggeriert. Durch die Einblendung der Tafeln für Inhalte, die die GEMA (noch) gar nicht beanstandet hat, wurde dem Benutzer eine angebliche Tatsache (nämlich das die GEMA dafür verantwortlich wäre) vorgegaukelt, die nicht richtig ist. Das ist das eigentlich Problem an der Sache: Die Verbreitung von falschen Tatsachen durch ein Massenmedium. Damit hat Youtube (Google) eine Stimmungsmache betrieben. Das ist das eigentliche Problem, nicht die GEMA.

    Die Beeinflussung der Massen durch solcherlei Art, davor sollte man sich hüten! Und Google hat die Macht, die Massen zu beeinflussen…

  8. Musiker bekommen bereits Geld von Youtube. Wie jeder Youtuber sind sie an Werbeeinnahmen beteiligt. Also keine Fixpreise, sondern YouTubes Einnahmen gekoppelt.

    Was die Gema stört, ist dass sie damit bisher nichts zu tun hat.

    Man muss sich Fragen, wozu hier eine „Behörde“ nötig sein soll. Ich glaube, der Gema geht es weniger um das Geld für Musiker, als um ihre eigene Existenz.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.