Das Ende von MtGox? Das Ende der Bitcoin?

Bitcoin, die Piratenpartei unter den Währungen, hat seit einiger Zeit ein etwas ramponiertes Image, vor allem durch technische Probleme und zunehmende Zweifel am Konzept. Dieses Image ist heute nicht unbedingt besser geworden: MtGox, der bekannteste und jahrelang mit Abstand größte Handelsplatz für Bitcoins, ist nicht mehr erreichbar. Bei dem Dienst, der in den vergangenen Wochen immer seltener seine Aufgabe erfüllte und seit 7. Februar keine Auszahlungen mehr zuließ, waren Bitcoins zuletzt nur noch ein Fünftel von dem wert, was man an anderen Tauschplätzen für sie bekam.

Gleichzeitig machte die Meldung die Runde, dass MtGox insolvent ist, nachdem 744.408 Bitcoins (rund 6% aller erschaffenen Bitcoins, je nach Verkausplatz und Zeit-Koordinate können das deutlich über 300 Millionen Dollar sein) über Jahre unbemerkt geklaut wurden.

Belegt wird das mit einem geleakten Dokument, das aussieht als habe es eine Unternehmensberatung verfasst. MtGox könne in dieser Situation jederzeit bankrott gehen, und habe es auch verdient, heisst es dort. Es wird allerdings auch ein 4-stufiger Krisenbewältigungsplan dargelegt, der unter anderem das Abschalten für die Dauer von einem Monat vorsieht. Während dieser Zeit sollte sich MtGox restruktuieren und „rebranden“. Dieser Plan dürfte durch den Leak selbst hinfällig sein, denn die vorgesehene Wiederbelebung des Vertrauens in die Plattform dürfte endgültig ein Ding der Unmöglichkeit sein, selbst wenn die Social-Media-Kommunikationsstrategie wirklich Punkt für Punkt befolgt würde (es sei denn es handelt sich um einen Fake, wobei der dann auch schon genug Schaden angerichtet hätte, nachdem er global rezipiert wurde. Und unabhängig davon bleibt nunmal die kommentarlose Abschaltung).

Wikipedia ist zu entnehmen, dass Mt.Gox ursprünglich ein Sammelkarten-Tauschspot war und der Name von „Magic: The Gathering Online Exchange“ abgeleitet ist. Für jemanden, der bisher mit dem Thema Bitcoin nur am Rande befasst war, ist das nichts was dafür sorgt dass man denkt: Schade dass man nie die Gelegenheit genutzt hat, über diese Plattform größere Vermögen loszuwerden. Vertrauenserweckende Maßnahmen wie das Löschen aller Tweets und das konsequente Verstauben-lassen der Facebook-Seite tun da ihr übriges.

In einem gemeinsamen Statement gehen die MtGox-Konkurrenten Coinbase, Kraken, Bitstamp.net, BTC China, Blockchain.info und Circle hart mit der Firma ins Gericht, deren Probleme sie bestätigen. Die Handlungen könnten aber nur Mt.Gox und nicht Bitcoin und der Digitale-Währungs-Industrie angelastet werden:

This tragic violation of the trust of users of Mt.Gox was the result of one company’s actions and does not reflect the resilience or value of bitcoin and the digital currency industry. There are hundreds of trustworthy and responsible companies involved in bitcoin. These companies will continue to build the future of money by making bitcoin more secure and easy to use for consumers and merchants. As with any new industry, there are certain bad actors that need to be weeded out, and that is what we are seeing today. Mtgox has confirmed its issues in private discussions with other members of the bitcoin community.

MtGox.com liest sich im Moment folgendermaßen:

In the event of recent news reports and the potential repercussions on MtGox’s operations and the market, a decision was taken to close all transactions for the time being in order to protect the site and our users. We will be closely monitoring the situation and will react accordingly.

Zuvor war auf Twitter verbreitet worden, dass im Quellcode der Seite eine Vormerkung für die Meldung einer Übernahme zu finden sei.

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24 Ergänzungen

  1. nun mal im ernst leute.

    jeder der bei bitcoins sicher war das ihm das system wohlstand beschert, im festen glauben an die börsen hat es doch nicht anders verdient.

    das ganze ist nun mal eine risikokapitalanlage.

    1. Nein, es ist ein Kryptowährung. Ich verstehe nicht, warum immer alle denken, Bitcoins dienten der Geldanlage.

      1. Weil der Wert der Bitcoins innerhalb 2 Jahre um 500% gestiegen ist?
        Die Wenigsten dürften Bitcoins kaufen um damit tatsächlich zu bezahlen. Es dient vorrangig der Geldanlage.

      2. Weil Mt Gox & Co genau das sind. Trading-Portale für die sog. Kryptowährung. Schon lange wird BC nicht mehr nur als digitales zahlungsmittel benutzt, sondern damit wird spekuliert. Wer hat anderes erwartet? Grad bei den stark schwankenden und teils horrend krassen BC-Kursen ist es nur logisch, dass Leute BC einzig und allein als Spekulationsmittel benutzen.
        Mich wundert, dass es noch kein HF-BC-Trading gibt.

        Wer glaubt denn ernsthaft, dass der Grossteil derer, die mit BC hantieren und damit Gewinne einfahren, dies tun, indem sie Schränke voll Rechner zum minen benutzen?
        Höchstens noch die, die illegal Botnets zum minen benutzen, machen damit nennenswerte Beträge, der Rest der „Vielverdiener“ wird es durch Trading tun.

    2. es ist eine kryptowährung, eignet sich hervorragend um sachen zu zahlen.

      Und ein großer Vorteil ist die dezentralität und fehlen der staatlichen autorität.

      Warum man den Vorteil Dezentralität einfach so ausspielt und seine Coins bei einem BigPlayer bunkert der oft und öfters Mängel in der Kommunikation seiner Misstände und technische Mängel offenbarte. wiederholtermaßen.

      Coins Selber bunkern, dann können sie auch nicht von Börsen(Bank)Räubern geräubert werden.

      Wer jetzt noch immer sein Geld bei MtGox(*random-Börse) gebunkert hatte bekommt jetzt seine Rechnung präsentiert.

      Wer mit BTC Kursspekulation betreibt muss die Verluste verkraften können.
      Spekuliere immer nur mit soviel Geld wie du bei einem Totalausfall verkraften könntest.

      Verwendest du BTC zum zahlen von Beträgen übers internet (anstelle von Paypal) dann ists noch immer konkurrenzfähig und SICHER.

      Bitte die Piratenpartei nicht mehr treten. Das sollte mal unser politischer Arm der Netzgemeinde werden, weil Blogs wie dieser halt auch NUR berichten, aber nicht verändern können.

      Zu wissen das 97% der Parteien die Vorratsdatenspeicherung einführen, bringt mir halt nur Erkenntnisgewinn.
      Besser wäre es eine Partei zu haben die 100 Linie dieses Blogs vertritt.
      UND nein, die Flame-Twitteria, Pirantifa, Helm und Schramm sind NICHT die Piraten. die sind nur das spektrum das mit der Netzpolitik nichts mehr am Hut hat und wieder rausgedrängt werden müssen von den Realos(Geeks/Nerds-Netzpolitikern)!

  2. „Das Ende von MtGox? Das Ende der Bitcoin?“
    „Bitcoin, die Piratenpartei unter den Währungen“

    netzpolitik.org übt sich, oder wie?

    1. “Das Ende von MtGox? Das Ende der Bitcoin?”
      “Bitcoin, die Piratenpartei unter den Währungen”

      Da übt sich wer im treten nach unten.
      Danke Kilian Froitzhuber für qualitätsjournalismus den ich SO auf diesem Blog (noch) nicht kenne/kannte.

      1. Währungen -> Internet -> Bitcoin
        Parteien -> Internet -> Piratenpartei

        Das ist eigentlich wertneutral, auch wenn man’s unter verschiedenen anderen Gesichtspunkten betrachtet (mit dem jeweiligen System verbundene Hoffnungen z.B.).

  3. mein mitleid mit den spekulierenden hält sich in grenzen. bitcoin ist als eine deflationäre geldanlage konzipiert, nicht als währung die einen anreiz liefert damit auch waren oder dienstleistungen zu kaufen. wurde zeit dass dieses schneeballsystem als genau das entlarvt wurde. je früher die blase platzt desto geringer der schaden. was ich schade finde ist das verbraucherschützer vor solchen ponzi-schemes nicht früher warnen.

  4. Das Ende der Kryptowährungen ist das längst nicht. Betrug wurde schon zu Zeiten begangen, als Geld noch aus Edelmetallen geprägt wurde und schrittweise die Edelmetallanteile zurückgefahren wurden (Verwässerung des Wertes).

    Croesus, der König von Lydien könnte da ein Lied von singen, wenn er denn nicht bereits 546 v.Chr. sein Business gehabt hätte. Auch 211 v.Chr. wurde es nicht besser, als Die Römer regelmässig Silbermünzen prägten.

    Den Betrug und Missbrauch einer Infrastruktur zum Wertaustausch zu verhindern lässt sich technisch nur schwer bewerkstelligen. Ich könnte mich morgen auch auf die A7 mit einem LKW quer stellen und das Ding anzünden… aber der rechtsstaatlich Rahmen wurde für mich schmerzhafte Konsequenzen bereithalten, die mich davon abhalten das zu tun.

    Es muss weh tun die Infrastruktur zu missbrauchen. Das ist ein Problem, dem sich Kryptowährungen ganz sicher annehmen werden. Das Ende der Kryptowährungen hingegen ist das ganz sicher nicht.

  5. Ich habe eine sehr große Menge Geld durch MtGox verloren, aber eins ist ganz sicher: Satoshi Nakamotos Idee wird nicht so schnell verschwinden. Kilian, welche „zunehmenden Zweifel“ am Konzept meinst du?

    1. Das sind die immer selben Zweifel, die bei jedem Vorfall wiederholt werden und die dadurch größer werden, dass diese Vorfälle sich entweder häufen oder mehr über sie berichtet wird… Diebstahl, Energieverschwendung, mit der (relativen) Anonymität einhergehende Probleme… Teilweise eben auch das, was Anhänger zu Anhängern macht.

      1. Die Frage bleibt bestehen: [welche “zunehmenden Zweifel” ]

        Ich unterstelle mal die alternative PayPal die besser ist weil es diese „Zweifel“ dort nicht gibt.

    2. Das ist echt bitter und tut mir sehr leid für dich! Jeder meiner Bekannten ( und mich eingeschlossen), der Bitcoins besitzt oder in mining hardware investiert, ist hier und da schon reingefallen, aber nichts, was nicht zu verkraften gewesen wäre angesichts von Kaufkursen zwischen 10 und 30 EUR. Aber die aller erste und wichtigste Lektion ist doch: niemals nicht Coins oder Fiats auf einem Exchanger oder sonst was länger als unbedingt nötig liegen lassen!!!!

      1. Einen Tag, nachdem ich 1 BTC auf Mt.Sux geschoben habe, ging der Ärger los und der Kurs fiel. Verkaufen konnte ich nicht mehr, weil es hieß, dass man eh keine Dollar mehr sieht. Dann habe ich gedacht: Egal, hole ich mir den Bitcoin zurück – tja, am selben Tag hieß es dann: Mt.Sux zahlt keine BTC mehr aus. Einige Tage später kam dann die Meldung, die BTC würden doch wieder ausgezahlt und so habe ich Tag für Tag, mehrmals täglich versucht meinen Bitcoin zurück zu bekommen. Immer kam die Fehlermeldung, dass aktuell zu viele Auszahlungen anstünden und ich es später versuchen soll. Dann war Mt.Sux ganz verschwunden und mir bleibt nichts übrig außer zu hoffen, dass ich meinen Bitcoin (meinen ersten!) wiederbekommen.

        Ich bin mehr als frustriert, aber das ändert nichts daran, dass Crypt-Währung eine super Sache ist.

        Wer Mitleid hat, hier meine Wallet-Adresse (BTC): 1BPHkxokCWrhGWpaM9CxLzNauzhdmW31xq

        P.S.: Interessante Alternativen sind

        Nxt – http://nextcoin.org
        Vertcoin – http://vertcoin.org/
        Ethereum – http://www.ethereum.org/

  6. Der Schritt von „Ende von MtGox?“ zu „Ende von Bitcoin?“ ist im Artikel nicht nachvollziehbar dargelegt. Ging es nur darum, irgendwie „Bitcoin“ in den Titel zu bringen? Dann wäre „Image von Bitcoin beschädigt?“ wohl eher angemessen.

    1. Naja, das mehr oder weniger letzte Wort im Artikel haben ja die anderen Firmen, die die Frage mit „nein“ beantworten. Das ist ja die goldene Regel des Frage-Überschriften-Formulierens: Die Antwort ist meistens „nein“.

      1. Ich kenne die Regel anders:

        Wenn man eine Frage in der Überschrift stellt, deren Antwort einfach „nein“ lautet, sollte man sich eine andere Überschrift suchen. So dient das nur dem Klickfang.

        Ihr seid doch kein Boulevard.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.