Das BMVI präsentiert: Der Bandbreitensimulator macht die Realität schöner (und das Netz schneller)

BMVI - Infografiken Bandbreite 2014-10-07 13-32-01Das Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bietet auf seiner Seite einen Bandbreitensimulator an. Dort kann man schön visualisiert feststellen, wie schnell eine Datei heruntergeladen wurde. Einziges Problem: Es gibt drei Kategorien. Und offensichtlich ist die Beschriftung falsch oder im BMVI hat man eine vollkommen falsche Vorstellung von der heutigen Realität oder man macht sich die Welt einfacher etwas schöner.

  • Downloadgeschwindigkeit vor der Jahrtausendwende
  • Downloadgeschwindigkeit zur Jahrtausendwende
  • Downloadgeschwindigkeiten heute und zukünftig

Klickt da mal rum. Ich hab ja das Problem, dass ich zentral in einer Großstadt wohne und 2014 nicht mal die schnellste Geschwindigkeit „zur Jahrtausendwende“ erhalte. Von 20 MBit/s träume ich, stattdessen spuckt mein „bis zu 16 MBit/s“-Tarif gerade mal 12 MBit/s raus, wenn die Nachbarn sich zurückhalten.

Die animierte Grafik „Downloadgeschwindigkeiten heute und zukünftig“ ist dabei ein Witz. Nur ein Bruchteil aller Bürgerinnen und Bürger bekommt heute diese Downloadgeschwindigkeit. Und wer außerhalb einer Stadt wohnt hat häufig leider immer noch ein Netz, was man unter live vor Ort als „vor der Jahrtausendwende“ testen kann.

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22 Ergänzungen

  1. Sind im Artikel nicht etwa Mbit anstatt MB gemeint? Ich habe eine 100Mbit Leitung und bekomme auch 12MB/s raus.

  2. Das Internet zeichnet sich durch Packetvermitllung aus. Die Zentrale Idee: Ich habe immer Verbindung, nutze sie aber nur gelegentlich. Um das zu erreichen wird so viel Zwischengespeichert wie möglich. Von dem kleinsten DNS schnipsel angefangen …

    Jetzt aber versuchen pseudo premium Content anbieter dieses unangenehme Medium schlicht und einfach zu verstopfen. Dazu verwenden sie eine einfache Strategie. (1) Verhindern sie per DRM jegliches zwischenspeichern ihres Materials und (2) Wollen sie das die Nutzer das Internet permanent nutzen in dem sie es als Unterhaltungskanal benutzen und das (3) auch noch in einer völlig schlecht Codierten Form damit ihr Material nicht „Flügel“ bekommt wie in die Musik in den neunziger Jahren.
    http://c-hofmann.blogspot.de/2014/09/wie-premium-content-anbieter-das.html

    Das kann so nicht Funktionieren …

    1. Du hast das Fazit deiner Beobachtung vergessen: „… nur um den Konsumenten am Ende einen schnelleren Tarif zu verkaufen, der angeblich nötig wird und alles viel besser macht.“ ;)

      Anschließend drehen die Provider sich um und klagen über Netzüberlastung, notwendige Nutzungs-/Volumenbeschränkungen, „Missbrauch“ des Anschlusses, Kosten des Breitbandausbaus, Kompromisslösungen über Mobilfunk und „tatsächlich erreichbare Bandbreite“.

      Dann drehen die sie sich wieder um und faseln was von „Zukunft“ und Full-HD-Streaming in der U-Bahn. Und alle so: Yeah!

      1. @Hans Carlos Hofmann und @Frl. Unverständnis
        Blödsinn, das Einzige, was hier verstopft, ist der Flaschenhals der letzten Meile zum Kunden. Schaut mal nach Japan und Südkorea, da gibt es diesen Flaschenhälse fast nicht. Auch Schweden und Norwegen sind ganz gut darin, den Flaschenhals zu beseitigen. Zudem gibt es in all den Ländern auch recht flächendeckend schnelles mobiles Internet – und zwar mit bezahlbaren Datenpaketen (in Richtung 1€ pro GB). Mir ist jetzt nicht bekannt, dass deswegen das Internet verstopft wäre.

      2. Bin ja selber Provider … es ist nicht so easy wie du denkst, an Preiswerten Traffic zu kommen. Klar im RZ kostet 1TB in der Größenordnung 1€. Aber schon in der nächsten Provinz Stadt bekommst du für 1€ nur mehr rund 1GB – weil die nötigen Glasfaserleitungen entsprechend kosten. Das ist aber schon zu Teuer, um TV Unterhaltung zu einem Akzeptablen Preis Anbieten zu können, wenn die Möglichkeiten der Technik nicht adäquat ausgeschöpft werden. 30 Abende hat ein Monat, 4GB passen auf eine DVD … Ein abendfüllender Film jeden Tag mit 350MB ist aber machbar, und die Verfahren geben das her! Wenn ein Sat Link gebraucht wird, dann landet man bei ca 100MB pro 1€
        HD Streaming wird möglich – mit h265 und noch weitergehenden zukünftigen Verfahren welche den gesamten Film im Ram halten. Aber nicht so wie das jetzt von den Contentprovidern angedacht ist, die „eigene“ Spuren in der IT Struktur wollen, denn was die anstreben braucht Technisch letztendlich einer Leitungsvermittlung wie zu Telefonzeiten.
        Übrigens ist schnelles Internet mit hoher Dauerlastfähigkeit in der U-Bahn vergleichsweise einfach, weil die Tunnel dank der Abschirmung ein eigenes Funk Spektrum haben, das mit der Außenwelt nicht in Verbindung steht. Schnelles Internet im Zug hingegen sehr schwer, weil der mit der Außenwelt in Interaktion tritt und Frequenzen wegen des Dopplereffekts spürbar verschoben werden. Sie sind nicht verwehrbar, und deswegen führt an einem Wider aufleben einer Bit-Sparsamkeit im Internet kein weg vorbei.

      3. @Mithos: Ich habe nur das Klagen die Argumentation der Provider wiedergegeben ;)

        Und dass das Internet auf gewissen Websites (z.B. Ebay) trotz immer schnelleren verfügbaren Geschwindigkeiten nur geringfügig schneller wirkt ist als damals mit ISDN, ist wohl für alle Nutzer spürbar. Als damals die Leute aber ADSL mit nur 768 Kbit/s hatten, luden alle Websites in Sekundenbruchteilen, was auch Sinn von ADSL war. Das Problem ist heute weniger die verfügbare Bandbreite, sondern wie sie verschwendet wird, nur um Leuten am Ende wieder „mehr Geschwindigkeit“ zu verkaufen. Seitenaufrufe, die einen Download von 2MB an inhaltlich unerheblichen Spielereien nach sich ziehen, sind heute leider keine Seltenheit…

  3. Meine Eltern auf dem Dorf leben also internettechnisch immer noch vor der Jahrtausendwende. Da gibts erst seit ca 3 Jahren Maximum 6 Mbit. Ebenso ist in den größten Teilen meiner Uni-Stadt auch nur Maximum 6 Mbit verfügbar.

    1. Mag sein. Aber würde nicht jeder Seitenaufruf zehn Tracker und 500KB an Javascript herunterladen, würden 6 Mbit/s sogar für das Allermeiste reichen.

      Hatte bis vor zwei Jahren selber nur 6 Mbit/s – der Anschluss war sogar deutlich zuverlässiger als jetzt mit 16 Mbit/s, kam ohne Zwangstrennung aus und das Telefon funktionierte auch ohne Router: sprich bei Stromausfall, abgestürztem oder fehlkonfiguriertem Router etc. … Serien streamen ging trotzdem, lediglich der Filmdownload bei iTunes dauerte 10 statt 5 Minuten.

      Eine ganze Republik mit 6 Mbit/s ist erstrebenswerter als teils 100 Mbit/s und teils 56 Kbit/s.

  4. Dann lebe ich wohl noch vor der Jahrtausendwende. Ich bekomme 5,5M wenn die Nachbarn alle gerade Tatort schauen und ihre Computer ausgeschaltet sind ;)

    Aber dafür kann ich wohl die frische Landluft genießen.

  5. Der Bedarfs-Simulator für Haushalte ist auch lustig. Wenn ich alle Bedarfsoptionen anklicke, kommt man nicht mal auf 50 Mbit/s. Als ob sich der Breitbandbedarf nach der Anzahl der geräte richtet. Klar, mehr Geräte auf einer Leitung gleich mehr Bedarf, aber selbst wenn ich nur einen PC hätte, will ich ja nicht nur 6Mbit/s, wie es mir dort empfohlen wird.

  6. Spannende Aufschlüsselung. Wieso eigentlich die Einordnung in „Analog“ und „Digital“? Ich bin mir nicht mehr 100%ig sicher, wofür das „D“ in „ISDN“ steht, aber irgendetwas macht mich da stutzig…

  7. Also ich wohne in einer Kleinstadt und bin damit noch irgendwo zwischen vor der Jahrtausendwende und zur Jahrtausendwende. Mit meinen 2 Mbit/s macht das surfen mit 2 gleichzeitig angebundenen Geräten schon keinen Spaß mehr. Ich hoffe ja noch, dass etwas vor 2018 passiert, aber die Hoffnung ist wirklich sehr gering…

  8. Aber denkt dran den Simulator „Downloadgeschwindigkeiten heute und zukünftig“ ab 5 GB traffic muss der gedrosselt werden, die Geschwindigkeiten kann man dann im Feld „Downloadgeschwindigkeit vor der Jahrtausendwende“ entnehmen.

  9. Meine Eltern, 5 km von einer Universitätsstadt entfernt, bekommen 786KBit/s – DOWNSTREAM. Es ist eine Frechheit dafür den normalen Preis zu verlangen, aber schnelleres DSL gibts halt nicht.

  10. Es ist schon schlimm das mitansehen zu müssen.
    Dass bei Analog ISDN und DSL mit dabei sind, zeigt eine Fachkompetenz der unterirdischsten Art.
    Bei ISDN fehlt zudem der Hinweis, das die 128kbit nur bei Kanalbündelung erreichbar sind, sonst sind dort nur 64kbit möglich.
    Da man mit dem Modem bei 56kbit und ISDN bei 128kbit auf gar keinen Fall mehr Telefonieren konnte, hebt sich das wohl wieder auf.
    ADSL mit 8Mbit anzugeben ist auch sehr Optimistisch. Ich habe hier auf dem Land, der als letzter an der Oberleitung hängt, zwar bis zu 6Mbit kratze aber höchstens mal an der 3Mbit Grenze.

  11. @Markus Beckedahl

    Das kann ich nicht glauben, dass nur 12 Mbit/s verfügbar sind. VDSL oder Kabel-Internet sollten nahezu überall in Berlin gehen. Hast du das aktuell überprüft, ob bspw. VDSL nicht doch geht?

  12. @Benutzer

    das man in berlin wohnt (kein randbezirk!) und weder kabel-internetmöglich ist, noch vdsl ist aber schon „sehr häufig“ der fall !

    ich kann aus dem stehgeif einige verschiedene beispiele dafür finden, verwandte und bekannte die dort (in verschiedenen ecken) wohnen…

    wäre cool wenn da mal vdsl oder kabelinternet klappen würde.

    -kleinkind

  13. Schön ist auch die Grafik zum Bandbreitenbedarf, der nur Downloads brücksichtigt und von nur 1,5 MBit/s am PC ausgeht.
    Der benötigt bei mir aber gerne mal gut 10 bis 20 Mbit/s, von Downloads ganz zu schweigen.
    Downloads und P2P ausgenommen mag das ja hinkommen. Aber selbst ohne AdBlocker braucht man schon mehr als 1,5Mbit/s der Leitung.

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