Breitband-Interview zur EU-Urheberrechtskonsultation

Tim Wiese von Deutschland Radio Kultur hat mit mir für Breitband ein Interview über den Bericht der EU-Kommission zur öffentlichen Konsultation zum Urheberrecht gemacht, das in kompakten 6:15 Minuten noch einmal die Kernpunkte zusammenfasst (MP3 Download, 6,1 MB):


Die Nutzer sind sehr unzufrieden mit der derzeitigen Situation, haben in allen Bereichen Probleme angemeldet und wünschen sich eine Reform. Auf der anderen Seite die Produzenten, die Verlage und die Kunstschaffenden sind eigentlich ganz zufrieden mit dem Urheberrecht und würden sich eigentlich wünschen, das alles so bleibt, wie es ist.

Grafisch habe ich diese Zufriedenheitskluft hinsichtlich des Urheberrechts für die einzelnen Regelungsbereiche in einem Update zu meinem Netzpolitik-Eintrag aufbereitet, das Ergebnis ist sehr eindeutig (vgl. für Details die Rohdaten):consultation-chart2

Interessensausgleich im Urheberrecht kann angesichts dieser Konsultationsergebnisse nur bedeuten, zumindest ein wenig auf Endnutzer und institutionelle Nutzer zuzugehen.

2 Ergänzungen

  1. Ich halte die Analyse teilweise für falsch. Rechteinhaber und Kunstschaffende/Journalisten/etc. beklagen sich seit Jahren über ihre Situation. Da wird mit Worten wie Kostenloskultur und Schmarotzertum um sich geworfen, es gibt Proteste gegenüber Streaming-Anbietern wie Spotify sowie Angeboten wie iTunes, weil diese angeblich zu wenig zahlen, und die Umsätze bei den Major Labels sind in den letzten Jahren komplett eingebrochen. Gleichzeitig wird Lobbyartbeit für Leistungsschutzrecht, ACTA und SOPA/PIPA gemacht. Das sieht für mich nicht nach Zufriedenheit aus.

    Was für mich durch diesen Bericht offensichtlich wird, ist dass keine Seite zufrieden scheint, die Nutzer aber im Gegensatz zu Rechteinhabern kaum eine Stimme in der Legislative haben und diesen Bericht somit nutzen um ernsthaft Vorschläge zu machen.

    Künstler, vor allem der älteren Generation, verstecken sich noch meist hinter Verwertern und Labels.
    Der Grund für dieses Verhalten ist offensichtlich: Die Angst davor das vielleicht schon nicht allzu üppige Einkommen ganz zu verlieren und sich dem Markt anpassen zu müssen. Da kann man sogar über unlautere Praktiken der VG Wort, der GEMA oder eines Labels hinwegsehen. Google taugt als Feindbild doch immer.
    Dass die beiden aber offensichtlich nicht immer einer Meinung sind, ließt man auch immer öfter: http://www.magneticmag.com/2014/07/kaskade-supports-michelle-pham-ultra-musics-copyright-lawsuit/
    Für mich deuten die Antworten der „Nicht-Nutzer“ vor allem darauf hin, dass die Gruppe der Rechteinhaber Veränderungen fürchtet, die sie nicht selbst steuern können (wie LSR/ACTA/etc., eben die Bsp. von oben). Unsicherheit ist immer schlecht für den Aktienkurs.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Heizer#Heutige_Situation

    1. Adapt or die. Das Urheberrecht wird doch eh größtenteils für Abzockkampagnen eingesetzt. Zumindest sehen das viele Leute so. Ich habe mir die antworten der einfachen Menschen angesehen (unerträgliches Format und dazu noch monotone Einzeiler) und dabei ist immer wieder der Ruf nach Veränderung zugunsten NEUER MEDIEN laut geworden.

      Wieso das im 21.Jhd. immer noch ein Riesenproblem darstellt kann sich bei der verkrusteten Denkweise solcher Geld-für-gar-nichts-Verdiener ja ein jeder selbst zusammendenken.

      Man will auf den Lizenzpölsterchen sitzen bleiben. Wieso neues produzieren wenn man die Menge der im Umlauf befindlichen Werkstücke einfach so kontrollieren kann. Hier mal eine Directors Cut, da mal eine neue Highend Compilation, dort Radio und TV (dank GEZ Kopfpauschale auch wieder im Trend).

      Ich teile die Ansicht, dass das Urheberrecht in seinem jetzigen landesspezifischen Konstrukt einfach nicht in der Lage ist die Informationsgesellschaft zu unterstützen. Es ist zu einem Hinderniss geworden. Allen voran habe ich etwas gegen diese Fatzken solcher selbsternannten Kulturkomissare ala GEMA, VG dies und das, DEGETO… Pauschalabgaben auf alles und jeden aber dann den BULLSHIT vom letzten Jahrhundert in der Dauerschleife abspielen oder die Songs der großen amerikanischen Plattenlabel im Radio dudeln bis zum Erbrechen.

      Ne Danke. Ich hab schon eine Kulturflatrate. Nennt sich WWW. Jetzt noch die passende Infrastruktur dazu und ab mit Radio und TV auf den Schrottplatz der Geschichte.
      BTT: Das Urheberrecht ist schlicht und ergfreifend ein Dinosaurier, genau wie die Leute die es in den Himmel loben.

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