USA: Internetprovider Comcast plant neue Anti-Piraterie Maßnahmen

Im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet haben sich die Internetprovider und Inhalteanbieter bereits eine Menge einfallen lassen. Vom Zusammenschluss der Werbewirtschaft um Filesharing Webseiten die Finanzierungsgrundlage zu nehmen über tief greifende Anti-Piraterietechniken der Provider bis zu der Forderung nach Computersperren bei Urheberrechtsverletzungen, war schon Einiges dabei. Der amerikanische Internetprovider Comcast hat sich nun ein neues System einfallen lassen: Beim illegalen Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Inhalten aus dem Internet, sollen den Nutzern automatisch Links zu legalen Beschaffungsquellen angezeigt werden.

Comcast ist der größte Kabelnetzbetreiber und zweitgrößte Internetanbieter der USA. Wie Variety berichtet, führt Comcast bereits erste Gespräche mit Film- und TV-Studios sowie mit anderen Internetanbietern, um ihr Modell zu bewerben. Das von Comcast erdachte System sieht es vor, einem Nutzer, der urheberrechtlich geschützte Inhalte herunterlädt, sofort mit verschiedenen Angeboten aus legalen Quellen zu konfrontiert.

As sources described the new system, a consumer illegally downloading a film or movie from a peer-to-peer system would be quickly pushed a pop-up message with links to purchase or rent the same content, whether the title in question exists on the VOD library of a participating distributor’s own broadband network or on a third-party seller like Amazon.


Damit könnte das System eine Alternative oder aber eine Ergänzung zum derzeitigen System der Provider, dem Copyright Alert System (CAS), sein, an dem sich AT&T, Cablevision, Time Warner, Verizon und Comcast beteiligen. Dieses System, auch als „Six-Strikes“ bekannt, ist angelehnt an das französische „Three-Strikes“-Modell. Dabei werden Nutzern bei Urheberrechtsverstößen Warnungen geschickt. Nach sechs dieser Warnungen können die Internetprovider Strafen vornehmen, unter anderem ein Drosseln der Bandbreite. CAS ist seit Februar 2013 im Einsatz, weshalb bisher noch keine genauen Daten über ausgestellte Warnungen und Strafen sowie den Erfolg des Systems vorliegen.

Comcast verspricht sich von seinem neuen Mechanismus vor allem einen erzieherischen Gewinn, der mit CAS nicht zu verzeichnen sei:

Comcast is also hoping the new approach has a more educational impact than CAS, which sources indicate has provided Comcast with subscriber feedback suggesting it is ineffective in that respect. Encouraging legal transactions could also be a better tack to take with the segment of consumers unknowingly pirating from illegal websites with design interfaces so slick they confuse users into thinking they are legitimate sources for content.

Wie arstechnica hingegen bemerkt, spielen für Comcast auch wirtschaftliche Gründe einen enormen Faktor bei der Entwicklung des neuen Modells:

Comcast, unlike most of its other ISP competitors, also owns vast media holdings. The company’s assets include Universal Pictures, NBC, and other cable TV channels—so Comcast could stand to directly benefit from pushing its customers to buy its own products.

Zu technischen Einzelheiten des neuen Ansatzes ist zur Zeit nichts bekannt. Comcast weigerte sich auf Anfragen von Variety und arstechnica zu antworten.

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6 Ergänzungen

  1. Beim illegalen Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Inhalten aus dem Internet, sollen den Nutzern automatisch Links zu legalen Beschaffungsquellen angezeigt werden.
    Ebenso wie bei den Copyright Alerts, Three Strikes, etc. muss hierfür der Internetverkehr analysiert werden.
    Das müsste das K.O.-Kriterium für all diese Ideen sein.
    Ach, ich vergaß, NSA, PRISM, GCHQ, Tempora, BND, XKeyscore…

  2. Ungeachtet der Tatsache, dass dieses System natürlich absoluter Blödsinn und sehr bedenklich ist bin ich ja mal gespannt, was dann als „Werbung“ für Sachen angezeigt wird, die man gar nicht kaufen kann. Zumindest in D wäre das sicherlich lustig, weil es für Vieles ja gar keine legale Alternative gibt.

    Und wo sollen diese Links überhaupt angezeigt werden? Im Bittorrent Client? Auf One-Click-Hoster Seiten (die werden da sicher was gegen haben)? Und wo sollen die hinführen? Auf amazon? Da werden sich aber bestimmt einige andere Anbieter finden, die was dagegen haben.

  3. Sie haben immerhin dazu gelernt und erkannt dass Downloader potentielle Kunden sind, denen man die Hand reichen statt abhacken sollte.

  4. Ich wäre so froh, wenn man mir legale Alternativen zu den Inhalten geben würde, aber es gibt keine! Es trifft immer mindestens ein Punkt zu:
    – Nicht in Deutschland erwerbbar.
    – Erst erwerbbar, wenn der Inhalt nicht mehr aktuell ist.
    – Nicht in der Original-/Wunschsprache erhältlich.
    – Nicht digital und ohne DRM.

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