Tempora: Großbritannien will alle Glasfasern der Welt abhören, tut das neben britischem Gebiet auch im Nahen Osten (Update)

Die Glasfaser-Kabel im Nahen Osten laut Greg’s Cable Map
Die Glasfaser-Kabel im Nahen Osten laut Greg's Cable Map
Die Glasfaser-Kabel im Nahen Osten laut Greg’s Cable Map

Großbritannien betreibt im Nahen Osten drei Abhörstationen, mit denen sie sämtliche Kommunikation als allen Glasfaserleitungen der Region abhören. Das berichtet der Independent unter Berufung auf Dokumente von Edward Snowden. Demnach werden die Informationen an die Zentrale des GCHQ geleitet und dort unter anderem der NSA zur Verfügung gestellt.

Vor zwei Monaten wurde bekannt, dass der britische Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ) sämtliche Kommunikation über die Glasfaser-Kabel auf seinem Gebiet abhört. Das Programm „Tempora“ geht aber noch weiter, wie jetzt die britische Tageszeitung The Independent berichtet. Demnach betreibt Großbritannien im Nahem Osten drei Abhörstationen, mit denen sie sämtliche Kommunikation aus Glasfaserkabeln und Satelliten der Region überwachen.

Alle Daten, die durch die Unterseekabel der Region gehen, werden demnach komplett in Zwischenspeicher der Geheimdienste kopiert, dort gefiltert und aufbereitet und dann an die Zentrale des GCHQ im britischen Cheltenham geleitet. Dort hat auch die amerikanische National Security Agency (NSA) Zugriff darauf.

Dies ist ein weiterer Teil des Programms „Tempora“, dessen Ziel das „weltweite Abhören der digitalen Kommunikation“ ist. Der GCHQ darf alle Menschen außerhalb Großbritanniens oder Kommunikation mit Menschen außerhalb Großbritanniens überwachen, ohne eigene neue Anordnung. Der ehemalige Außenminister David Miliband hat die Aktion schriftlich genehmigt.

Die offiziellen Ziele der Informationsgewinnung sind die Themenfelder Terrorismus, Proliferation, Söldner und private Militär-Unternehmen sowie schwerer Finanzbetrug. Aber auch die „politischen Absichten fremder Mächte“, also klassische Spionage für allgemeine politische Zwecke, wie das Abhören von Staats- und Regierungschefs bei internationalen Gipfeln.

Die Quelle für die Information sind wohl erneut Dokumente aus dem Fundus von Edward Snowden. Demnach hat er im letzten Jahr 50.000 Dokumente allein aus dem „GC-Wiki“, einem internen Wiki des GCHQ mit „Top Secret“ oder höher eingestuften Dokumenten, kopiert. Den genauen Ort der Abhörstation veröffentlicht die Zeitung nicht.

Zum Schluss des Artikels gibt der Independent dem Guardian noch einen Seitenhieb. Demnach hat der Guardian einer Bitte der britischen Regierung entsprochen, Materialien aus Snowdens Sammlung nicht zu veröffentlichen, wenn diese die öffentliche Sicherheit gefährden könnten. Chef-Redakteur Alan Rusbridger soll dieser Einschränkung persönlich zugestimmt haben. Ob das tatsächlich zutrifft, oder nur eine Auseinandersetzung zwischen den rivalisierenden Blättern, ist von außen nicht nachvollziehbar.

Die wichtige Nachricht ist jedoch wieder einmal: Die westlichen Geheimdienste überwachen sämtliche digitale Kommunikation der gesamten Menschheit.

Update: Edward Snowden sagt, dass er dem Independent nie Dokumente gegeben hat und verdächtigt die britische Regierung, das selbst getan zu haben. Und Glenn Greenwald widerspricht jeder Form der Selbstbeschränkung, wie zu erwarten war.

3 Ergänzungen

  1. Vielleicht wollen die Briten deshalb auch unbedingt Gibraltar behalten. Durch die Meerenge laufen ja auch einige Kabel ins Mittelmeer

  2. Dazu kann ich nur eines sagen: Gegen England gehört wegen Tempora ein EU-Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, so wie es diese Initiative hier einfordert – https://stopwatching.de/
    Und wer macht diese Initiative überhaupt ? Eigentlich nicht verwunderlich; sind immer die gleichen – sonst interessiert sich niemand für Grund- und Bürgerrechte, niemand; schaut einfach in’s Impressum.

    Und der Umstand, dass weder die Bundesregierung noch die Opposition im Bundestag hierauf hinwirkt, spricht Bände !

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