Teilgeständnis von Bradley Manning: Keine Kollaboration mit dem Feind

CC BY thierry ehrmann
CC BY thierry ehrmann
CC BY thierry ehrmann

Bradley Manning ist seit Mai 2010 in Militärgewahrsam. 22 Anklagepunkte wurden ihm im Februar 2012 verlesen, darunter Geheimnisverrat und „Kollaboration mit dem Feind“. Ihm wurde vorgeworfen, geheime Dokumente an WikiLeaks weitergegeben zu haben, unter anderem das „Collateral Murder“ Video und mehr als 250.000 Depeschen, die als „Cablegate“ weltweit für Aufsehen sorgten.

Vor einigen Tagen legte Bradley Manning ein Teilgeständnis ab und bekannte sich in 10 der 22 Anklagepunkte für schuldig. Er habe geheime Dokumente an unautorisierte Personen weitergegeben, wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf, „dem Feind“ geholfen zu haben. Ein Transkript seiner Aussage findet sich hier.

[…] we became obsessed with capturing and killing human targets on lists and not being suspicious of and avoiding cooperation with our Host Nation partners, and ignoring the second and third order effects of accomplishing short-term goals and missions. I believe that if the general public, especially the American public, had access to the information contained within the CIDNE-I [Iraq War Logs] and CIDNE-A [Afghan War Logs, Anm. d. Red.] tables this could spark a domestic debate on the role of the military and our foreign policy in general as well as it related to Iraq and Afghanistan.

Manning hatte erst versucht, die Informationen an die Washington Post, New York Times und das Portal Politico weiterzugeben, wo er jedoch niemanden erreichte oder das Gefühl hatte, nicht ernstgenommen zu werden. WikiLeaks war dann die vierte Wahl der Veröffentlichung. Für die gestandenen 10 Anklagepunkte könnte Manning zu 20 Jahren Haft verurteilt werden.

Bei DRadio Wissen gibt es ein Interview mit Michael Gessat über das Teilgeständnis:

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

7 Ergänzungen

  1. Dieser kleine Typ hat mehr Eier als 90% unserer Bevölkerung. Er hat meinen uneingeschrängten Respekt. Sojemand sollte den Friedens-Nobelpreis bekommen, nicht die Kriegstreiber. Kann man diesen Preis nicht auch wieder aberkennen?

  2. Die USA – ein Land, das auf sich stolz sein kann:
    Whistleblower Manning soll lebenslang in den Knast für sein „Verbrechen“, für die man eigentlich Orden verteilen müsste
    und die HSBC-Banker, die Terroisten und Drogenbaronen nachhaltig finanziert haben, bekommen Bailout-Gelder in den Rachen nachgestopft, statt bestraft zu werden.

  3. Und die „westliche Wertegemeinschaft“ (sic!) schweigt … aber lasst nur mal wieder einem unbekannten ostasiatischen Dissidenten einen Nobelpreis bekommen … dann überschlägt man sich vor Glückwünschen und Mahnungen an die Menschenrechte (sic!).

    Zu allen obigen Kommentaren: dito!

  4. Bradley ist ein Held, leider wird das in den Medien viel zu wenig rübergebracht! Vielen Dank das ihr wenigstens noch drüber berichtet!

    Da kann man leider mal wieder klar sehen wer für wen arbeitet…

  5. Absolut unglaublich, dass Menschen wie B. Manning die Todesstrafe droht, während Leute wie diese:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/geheimgefaengnisse-us-veteranen-bauten-folternetz-im-irak-auf-a-887331.html
    sich niemals irgendwo rechtfertigen werden müssen!

    Diese Widerlinge würden der Menschheit den größten Dienst erweisen, wenn sie sich in eine dunkle Ecke verkriechen und dort verrecken. Das Einzige was einen bei solchen Nachrichten ein wenig aufmuntern kann, ist das wissen, dass dieses Land weit genug von uns entfernt ist.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.