Tailored Access OperationsDie NSA klaut jede Stunde zwei Millionen Gigabyte an Daten aus gehackten Netzen

Der amerikanische Geheimdienst hat eine Gruppe, die in großem Stil in fremde Rechner und Netzwerke eindringt und Daten kopiert. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf Geheimdienst-Quellen sowie zwei ehemalige NSA-Chefs. Das Team „Tailored Access Operations“ erbeutet zwei Millionen Gigabyte an Daten – pro Stunde.

Am Freitag berichteten wir, dass in den geleakten Dokumenten von Edward Snowden auch die Bestätigung war, dass US-Behörden Hackerangriffe auf der ganzen Welt durchführen. Schon zwei Wochen vorher berichtete Michael Riley in Bloomberg Businesweek Details: How the U.S. Government Hacks the World.

Demnach stützt sich auch die NSA neben klassischer „Fernmelde- und elektronischer Aufklärung“ immer mehr auf „elektronische Daten im Ruhezustand“, also Daten auf fremden Rechnern, in die man eindringt. John Michael McConnell, ehemaliger Direktor der National Security Agency (NSA) und „Direktor Nationale Nachrichtendienste“ unter Bush, sagt, dass die meisten Informationen von Obamas Geheimdienst-Briefings mittlerweile von Cyber-Spionen kommen:

Es ist mindestens 75 Prozent, Tendenz steigend.

Auch Michael Hayden, ebenfalls ehemaliger Direktor der NSA und der CIA gibt zu:

Man wartet nicht, bis sich jemand entscheidet, Informationen in Elektronen und Photonen zu verwandeln und abzuschicken. Man geht dahin, wo die Informationen gespeichert sind und extrahiert die Informationen aus dem Netzwerk des Gegners. Wir sind am besten darin, das zu tun. Punkt.

Die Hacker der NSA gehören zur geheimen Gruppe mit dem Namen „Tailored Access Operations“:

[Das Team] sammelt Unmengen von Informationen über finanzielle Netzwerke von Terroristen, internationale Geldwäsche- und Drogen-Operationen, die Bereitschaft ausländischer Streitkräfte und sogar interne politischen Querelen potentieller Gegner.

Dabei werden unvorstellbar viele Daten erbeutet:

Laut einem ehemaligen Beamten wuchs die Menge der Daten, die die Einheit aus Computernetzen in Übersee oder während der Reise durch das Internet abfischt, auf erstaunliche zwei Petabyte pro Stunde – das sind fast 2,1 Millionen Gigabyte, das Äquivalent von Hunderten Millionen Seiten Text.

Auf die Chinesen ist man trotzdem sauer. Die sind nämlich unfair machen auch Wirtschaftsspionage. Ja nee, ist klar.

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8 Ergänzungen

  1. [halb-offtopic]Brauchen wir eigentlich ein neues Vokabular für den Datenklau? Bei der Raubkopie war der Aufschrei groß, dass das ja kein Raub sei – es käme ja nichts weg. Aber hier ist es nun Daten-„Klau“, „erbeuten“ und „abfischen“, was alles letztendlich die gleiche Kritik über sich ergehen lassen muss: es kommt doch gar nichts weg.
    Ok, die NSA löscht vielleicht gleich noch, aber das wissen wir ja nicht. Nichtsdestotrotz sollten netzpolitisch Aktive sich vielleicht überlegen, welche Vokabeln an der Stelle passen.

  2. Sorry, aber die Zahlen können nicht ganz stimmen. Der weltweite Internettraffic war 2011 20.000PB pro Monat, in den USA 4000PB pro Monat.
    Sagen wir mal das sind jetzt 50% mehr, dann kommt man auf rund 6PB/Stunde in den USA oder 30PB weltweit.
    Wenn die 2PB/stunde abgreifen verursachen die 30% des gesamten traffics in den USA (oder 7% des weltweiten Traffics). Das macht irgendwie keinen Sinn.

    Und der meiste traffic (80%)? sind ja wohl eh P2P, webbrowsing und videos/music streaming. Das werden die ja wohl kaum abgreifen.

    Und 2,1 millionen GB sind auch nicht 100 Millionen seiten text, das wären 21MB pro Seite ?!!?

    1. Die Fragen habe ich mir auch gestellt, mehr ging aber aus der Primärquelle nicth hervor. Eine These könnte sein, dass die 2 PB/h alle SIGINT-Internet-Daten sind, der Satz spricht aber vom Hacking Team.

    2. Vielleicht 2Petabit?

      Hier noch ein Link zu CERN, die verarbeiten 15PB pro Jahr (1.xPB/Monat):
      http://home.web.cern.ch/about/computing
      Das Rechenzentrum ist recht neu in nur das erste ‚Tier‘. Wenn die NSA 2PB pro Stunde verarbeiten sind das 1000x mehr als CERN/LHC, also evtl 1000 LHC-Rechenzentren. Ich glaube gerne, dass die NSA ein grosses Budget hat, aber sicherlich nicht in der Grössenordnung von 10^12 Dollar (english: trillion dollars), der Staatshaushalt ist nur etwa 2.5trillion (Billionen) dollar.

      1. Das Datacenter in Utah soll „yottabytes (10^24 bytes)“ speichern können. Und das ist nur eins.
        Schon damals sprach William Binney von „20 terabytes of intercept a minute“.

        Und Edward Snowden sagt: „The storage capability of these systems increases every year, consistently, by orders of magnitude“

      2. Hmm okay, der link über Utah ist interessant. Dann wäre höchstens noch die Frage ob man alles glauben darf was die Geheimdienste sagen, manchmal wollen sie ja auch nur drohen.

        Wenn die Zahlen wirklich stimmen ist das sehr beindruckend (ich habe selbst schon mit TB-Datenbanken gearbeitet), und erklärt vielleicht auch warum die USA in wirtschaftlichen Problemen stecken :-)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.