Spooky Business: Wenn die Industrie NGOs ausspäht

Fast könnte man vergessen, dass außer den Geheimdiensten noch andere am Datenschnüffeln interessiert sind. Aber auch private Unternehmen und Handelsgesellschaften spionieren Aktivisten und NGOs aus. Darüber informiert Gary Ruskin von Essential Information, einer NGO aus Washington, die sich unter anderem mit unternehmerischer Verantwortung beschäftigt, in dem Bericht Spooky Business: Corporate Espionage Against Nonprofit Organizations.

Aktionen von Firmen wie Monsanto, Kraft, Coca-Cola, McDonald’s und Shell richten sich gegen Gruppen, die sich für Umweltschutz, Verbraucherrechte, Lebensmittelsicherheit, Pestizidreformen, soziale Gerechtigkeit und andere Belange einsetzen, die den Unternehmen schaden könnten. Dafür heuern sie Ermittlungsfirmen an, die sich zum Teil aus Ex-Mitarbeitern von CIA, NSA, FBI und Co. zusammensetzen. Daraufhin werden die Organisationen zum Teil infiltriert und direkt oder auf elektronischem Wege ausspioniert, um Informationen über geplante Aktionen oder den Wissensstand der Aktivisten zu bekommen oder ihrem Ansehen in der Öffentlichkeit zu schaden.

In Ruskins Bericht sind viele interessante Fallbeispiele aufgeführt, unter anderem Aktionen der Computersicherheitsfirma HBGary Federal (heute HBGary Inc.), der Anwaltskanzlei Hunton & Williams und der Bank of America gegen WikiLeaks. Nachdem Wikileaks angekündigt hatte, Informationen über Korruption bei einer führenden US-Bank bloßzustellen, planten diese eine Kampagne, um die Arbeit von Wikileaks zu diskreditieren. Die Planungen involvierten, gefälschte Enthüllungsdokumente einzureichen und sie im Nachhinein als unwahr zu kennzeichnen, um Wikileaks Glaubwürdigkeit zu zerstören; die Infrastruktur von Wikileaks anzugreifen, um Informanten zu suggerieren, dass deren Anonymität gefährdet sei und Glenn Greenwald mit Karriereschäden zu drohen, falls er Wikileaks weiterhin unterstützen würde.

Dies ist nur ein exemplarisches Szenario unter vielen, aber es zeigt, dass wir uns nicht nur um die Enthüllungen über Massenüberwachung und Regierungsspionage kümmern sollten, sondern auch darum, dass noch andere daran interessiert sein könnten, Informationen über unsere politisch-gesellschaftlichen Aktivitäten zu erhalten.

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10 Ergänzungen

  1. Wir haben schon längst eine Wirtschaftsdiktatur. Konzerne und Regierungen können machen was sie wollen ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

    Aber wenn ein normaler Bürger sich mal irgendwo einhackt dann gibts epische Haftstrafen. Das Gesetz gilt in aller Härte für die Bürger, aber nicht für Konzerne und Regierungen die gegen die Interessen der Bürger agieren.

    Ich denke das sich diese Scheindemokratie nur durch eine Revolution entfernen lässt.

      1. Wahlen sind eine Illusion, denn sobald sie an der Macht sind sind alle Parteien gleich.

        Der Mensch ist halt egoistisch und wenn ihr egoisten an die Macht wählt werden sich diese egoistisch verhalten. Wenn ihr den Mist nicht mehr wollt müsst ihr die Regierung abschaffen und die Macht in der Gesellschaft dezentraler verteilen.

  2. Es gibt immer Handlungsmöglichkeiten! Wir müssen nur aufhören uns selbst die Optionen abzusprechen! Googelt einfach mal nach Transition Towns – Städte im Wandel, das ist eine… Vernetzen, aufklären, nicht bei Konzernen einkaufen, sondern die regionalen Geschäfte unterstützen sind weitere… Und hier hätte ich auch noch jmd dem man gerne öfter zuhören darf http://youtu.be/Fvc01ijkoqc

      1. Ja, das fasziniert mich auch immer wieder. Da reden sie davon, Konzerne zu meiden, Aufklärung zu betreiben usw. und dann machen sie Werbung für eine Monopol-Suchmaschine, die zensiert und damit fälscht, Daten weitergibt, Benutzerprofile erstellt und vieles mehr. Die schon längst keine „Suchmaschine“ mehr ist, sondern nach den gespeicherten Benutzerprofilen verbunden mit staatlicher Zensur angebliche Suchergebnisse vorgibt.

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