Spacenight geht weiter – dank Creative Commons!

Vor einem Monat machte die Nachricht die Runde, dass die beliebte Spacenight auf BR-Alpha aufgrund neuer GEMA-Gebührenstrukturen nicht mehr weiter ausgestrahlt werden soll. Viele Fans wandten sich an den Bayrischen Rundfunk und verwiesen dabei auch auf die Möglichkeiten, GEMA-lizenzierte Musik durch Creative Commons lizenzierte Musik zu ersetzen. Gerade im Bereich Chill-Out, Ambient, Trip-Hop gibt es zahlreiche gute und offen lizenzierte Musik, die sich qualitativ nicht von GEMA-lizenzierter Musik unterscheidet und denselben Zweck erfüllen kann: Spacige Bilder durch spacige Musik zu untermalen.

Mehr dazu weiß der Isarmatrose Tobias Schwarz zu berichten: Endlich frei – Der BR setzt bei der Space Night auf CC-Musik.

In einem ersten Schritt werden jetzt einzelne ältere Folgen mit CC-Musik neu vertont. Ab Herbst könnten dann bereits neue Folgen von Anfang an mit CC-Musik produziert. Dafür bemüht der BR sich auch um Bilder aus dem Weltraum in HD-Qualität. In weiteren Schritten soll besonders auch die große Fan- und Aktivist_innengemeinde von der Space Night und CC-Musik kreativ in den Produktionsprozess eingebunden werden. Einzelheiten sind aber erst noch in der Planung. Besonders überzeugt hat den BR das Engagement der Fans für ″ihre″ Sendung und das mit CC-Musik ein konstruktiver Dialog zur Rettung der Space Night beschritten wurde. Die Facebook-Gruppe ″Rettet die Space Night mit CC-Musik″ und besonders das von Marco Trovatello aufgesetzte Wiki, in dem Musiker_innen und Verlage ihre CC-Musik mit einer Nutzungserlaubnis für den BR eingetragen haben, stellten die notwendige Grundlage für den Neuanfang der Space Night mit freier Musik dar.


Der Radiojournalist und Netlabel-Experte Christian Grasse schreibt in seniem Blog Metawelle: SPACENIGHT GOES CC.

Durch dieses Engagement stehen wir nun sogar im Kontakt mit dem Produzententeam der Spacenight und ich will dem BR an dieser Stelle noch ein paar musikalische Linktipps in Form von Netlabelempfehlungen mit auf den Weg geben, damit die nächtliche Sendestrecke auch in Zukunft aus vollen Archiven schöpfen kann.

Endlich hat die Ablehnung von Creative Commons lizenzierter Musik durch die GEMA auch mal was Gutes!

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23 Ergänzungen

  1. Gilt Spacenights nach CC-Maßstäben als kommerziell oder wieso muss separat eine Nutzungserlaubnis gegeben werden?

    1. @Torsten: Es ist kompliziert. Meiner Meinung nach gilt Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk nicht als kommerziell, weil der nicht gewinnstrebend ist. Eine Minderheiten-Meinung ist, dass alle schon kommerziell ist, wo Geld fließt, also auch der ÖR oder Spenden-finanzierte NGOs.

      Wahrscheinlich wird der BR aber auf Nummer Sicher gehen und die Musiker einzeln ansprechen und sich nochmal eine explizite Erlaubnis holen.

        1. @Torsten: Wenn der BR nur Nicht-NC-Musik nimmt, müsste er nicht nachfragen. Sonst auch nur, wenn man 100% auf Nummer Sicher (bei NC-Stücken) gehen will, was ÖR-Redaktionen gerne immer machen.

  2. Was hier Reflexartig bejubelt ist, sollte mit Vorsicht betrachtet und beobachtet werden. Hier wird erstmal deutlich ( und zu einen bemerkenswerten frühen Zeitpunkt ),wie CC zum Downsizing von Urhebervertrags Verhandlungsoptionen mißbraucht wird. Das ist eine potenzielle Gefahr, deren konkrete Auswirkungen wir jetzt schon bei der Handhabung der Monopolen der Wissenschaftsverlage gegenüber Wissenschaftlern, zu finden sind.

    1. Kannst Du mal die Behauptung erklären, warum hier CC zum Downsizing genutzt wird? Können das Künstler nicht selbst entscheiden? Und findest Du nicht, dass Künstler von Möglichkeiten ausgeschlossen werden, wenn die GEMA ihnen untersagt, gleichzeitig Mitglied zu sein und CC-Musik zu releasen?

      1. Das Argument ist durchaus valide. Gerade im Bereich Muzak = Hintergrundmusik wird CC-Musik nicht selten verwendet, um die Kosten zu drücken. Irgendwie ist das auch bei der Space Night ähnlich und führt mitnichten dazu, dass der Rundfunkbeitrag billiger wird.

      2. Ich selbst bin für einen Wettbewerb von Verwertungsgesellschaften, und habe deshalb auch maßgeblich in einen Papier dazu hingewirkt, , dass es zukünftig eine Zentrale Stelle zur Erfassung von Werksnummern geben soll, diese Nummern in der Verwaltung des Urhebers selbst liegt, und der Urheber sich erst nachrangig für eine individuelle Vermarktung seiner Werke mit sonstwen kümmern kann. Gäbe es in dazu einen hinreichend großen Marktplatz individueller Vertragsgestaltung, dass wärs das auch gewesen. Aber den gibt es nicht; Arbeitet man z.b nicht zu den vorgegeben Angeboten der Öffentlich rechtlichen, so arbeitet man gar nicht, und kann Hartz 4 beantragen. , wer das anders wahrnimmt, hat redet viel darüber, aber hat mit der Branche nichts zu tun. Ebenso funktioniert das in der Digitalen Welt nur, wenn es hinreichend genügend Player gibt, und so Sachen wie Netz- und Such Neutralität auch konsequent durchgesetzt werden. Ich mache mir da übrigens weit weniger Sorgen um das konkrete Beispiel mit Musik, oder speziell dieses lustig aufgeblasene Space Night Beispiel. . Da ist die Solidargemeinschaft der Musiker so breit und qualitativ gut aufgestellt, dass es einen Verhandlungsmarkt gibt. Ggf. könnten die Vertreter der Komponisten und Texter die z-b in der GEMA organisiert sich, mehr als nur ausreichenden Druck machen. Es gibt andere Bereiche, bei denen es weit kritischer ist.. Z.b Buch, Kamera, Szenenbild etc. etc. . Dort ist die Option nicht, lass uns verhandeln, sondern, gib es uns zu den von uns diktierten KOnditionen, oder Du wirst hungern. Aktuell werden Musterklagen , mit guter Aussicht auf Erfolg, geführt, indem dien angemessene Teilhabe an der gesammten Wertschöpfungskette festgestellt werden soll. Ebenso , und ich glaube, da sind wir uns einig, dürfen einzelne Unternehmen nicht über unsere Wahrnehmung in Netz manipulativ agieren. Ich hoffe in diesen Zusammenhang, dass CC nicht dafür taugt, zukünftig als eine Art rechtssichere, freiwillige Verzichtserklärung mißbraucht werden zu können,

      3. Jetzt isses raus . http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/spacenight/upload-nutzungsbedingungen-100.html
        und exakt das ist passiert, dass einige Vorhergesehen haben. Nein, der BR hat durch die unglaublich unverschämten Nutzungsverpflichtungen für den Einsatz von CC Musik sogar noch einen draufgesetzt. Das ist schon kein Mißbrauch mehr zum Zwecke vom Downgrading von Autorenrechten, das ist Neoliberaler Raubtier Kapitalismus So langsam sollten sich einige mal in die Ecke stellen und sich schämen. Oder ich erlebe jetzt die große Protestwelle der CC Priester, dass das so ja nun auch nicht gemeint war. Da bin ich mal gespannt darauf.

    2. Nun, da CC-Lizenzen es auch ermöglichen eine Abwandlung zu verbieten (ist die Nutzung im Hintergrund, also die Vermischung mit zusätzlicher gesprochener Sprache eine Abwandlung?) oder zumindest eine Weitergabe unter gleichen Bedingungen zu erzwingen (womitt Space Night ebenfalls unter CC gestellt werden müsste), kann man hier kaum von Downsizing zu Lasten der Musiker sprechen. Diese haben dies freiwillig erlaubt.

      Abgesehen davon: Durch diese CC-Musik wird der Erhalt eines Kulturgutes gesichert, welches sonst von der Industrie vernichtet werden würde – das damit auch Geld verdient wird, macht das Gut nicht schlechter. Genau darum geht es bei CC. Die BR „zahlt“ durchaus für diese Musik, eben indem sie auf diesen Werken basierend ihr eigenes Werk „Space Night“ erschafft. Space Night ist der Lohn. Unsere Kultur wird um ein neues Werk bereichert. Und je nach Musik-Lizenz wäre sogar die Space Night unter CC, was ich sehr begrüßen würde.

      Sowieso will der BR sogar alle Musiker einzeln um Erlaubnis bitten, dies ist an Fairneß ja kaum noch zu überbieten. Und ich bezweifel, das sie einem Künstler nicht einen Hunderter oder eine hervorgehobene Nennung in der jeweiligen Folge verwehren würden.

      @Weitzmann: Irgendwie sorgt der Verzicht auf diese angebliche Kostendrückung für ein Ende der Space Night und damit für einen Verminderung der kulturellen Vielfalt in unserem Land. Eine valide Alternative?

  3. „Wahrscheinlich wird der BR aber auf Nummer Sicher gehen und die Musiker einzeln ansprechen und sich nochmal eine explizite Erlaubnis holen.“

    Creative Commons – ein wirklich für jeden einfach zu verstehendes und effektives System zur Lizenzierung von Musik! (Das war Ironie).

    Wie viel Geld spart der BR denn jetzt durch die Verwendung GEMA-freier Musik bei der „Space-Night“?

    1. Schwer zu sagen, aber in den Meldungen des BR im Januar war von einer niedrigen siebenstelligen Summe die Rede, die an GEMA-Gebühren für die Space Night anfallen würden.

      1. Zahlt der BR überhaupt GEMA-Gebühren pro einzelne Sendung oder nicht einfache eine Pauschale (pro Jahr, unabhängig von einzelnen Sendungen)? Falls Pauschale, woher kommt dann der Spareffekt?

        Wie kann der BR erkennen, dass die Nutzung der per CC lizenzierten Musik tatsächlich kostenlos ist? In Amerika (und anderen Ländern) ist CC-Lizenzierung mit der Mitgliedschaft in Verwertungsgesellschaften kompatibel (dies wird ja auch für Deutschland gefordert). Was ist z.B. mit den Tracks, die Trent Reznor unter einer CC-Lizenz veröffentlicht hat – und die trotzdem in Deutschland von der GEMA lizenziert werden? Wurde der BR auf diese Problematik hingewiesen?

        Woran kann der BR (oder jeder andere Nutzer) erkennen, welche Rechte von der CC-Lizenz überhaupt abgedeckt sind (in Bezug auf die Aufnahme und in Bezug auf die Komposition)? Was ist zum Beispiel mit dem Synchronisationsrecht?

  4. Ich kann einerseits die Freude über die Rettung der Space Night durch frei lizenzierte Musik verstehen, andererseits öffnet das Tür und Tor dafür, dass es auch anderswo auf einmal heißt „oh sorry, das können wir uns nicht mehr leisten, außer mit GEMA-freier Musik“. Das 1000fach skaliert führt natürlich zu einer Art Flächen-Dumping und insoweit ist das GEMA-Argument, man habe doch ein Solidarsystem, nicht ganz falsch. Idiotisch allerdings ist, dass die GEMA durch ihre Ausgrenzungspolitik letztlich selbst das Solidarmodell kündigt und das CC-Dumping erst möglich macht.

    1. Kann da weder eine Ausgrenzungspolitik noch eine Kündigung des Solidarmodells erkennen.

      Das Solidarmodell besteht doch gerade darin, dass die Urheber ihre Rechte einbringen und gemeinsam (als GEMA) vertreten. In diesem System ist kein Platz für individuelle Lizenzvergaben.

      In den einschlägigen Diskussionen wird immer so getan, als gehe dieses Solidarsystem zu lasten der Masse der Komponisten (ja, ich weiß, es gibt Ungerechtigkeiten bei der Verteilung).

      Aber in der Realität ist es doch so, dass Paul McCartney und Dieter Bohlen et al. ihre Werke jederzeit selbst lizenzieren (lassen) können (und dabei zumindest die GEMA-Gebühren sparen würden). Aber welcher Musiknutzer würde mit der Masse von Amateuren verhandeln, die glauben mit / trotz CC-Lizenz Geld verdienen zu können?

      Wenn die GEMA im vermeintlichen Interesse von no-name-Hobbyisten Ausnahmen machen würde, dann könnten auch die Superstars ihrerseits die Solidarität aufkündigen – und dann wäre das Prinzip Verwertungsgesellschaft ganz schnell am Ende. (Das geschieht ja sowie so schon: In Amerika haben die großen Musikverlage damit begonnen, ihre Kataloge für bestimmte Nutzungsarten aus dem System der Verwertungsgesellschaften herauszunehmen. Und die lahme, auf veraltete Geschäftsmodelle beharrende GEMA ist in diesem Bereich schon seit Jahren mit einer kommerziellen Tochtergesellschaft tätig).

      Das immer wieder gern gebrauchte Argument von der „Bohlen-Steuer“ und ähnlicher Quatsch) zeigt, dass diese „Kritiker“ (darunter viele GEMA-Mitglieder), das Prinzip Verwertungsgesellschaft nicht verstanden haben.

      1. Nein, das berühmte „Cherry Picking“ durch die großen Stars würde gar keinen Sinn ergeben, wenn man erstmal nur NC-Lizenzen als Option zulassen würde. Es ließe sich also vereinbaren mit dem GEMA-System.

        Auch weitergehende Freiheiten wären implementierbar, wie man an den US-amerikanischen VGs beobachten kann, die völlig ohne Exklusivitätszwang auch klarkommen. Man muss es nur wollen, aber die die bei der GEMA das Sagen haben, wollen nicht und werden nie wollen.

      2. GEMA und CC ist kompatibel wenn „erstmal nur NC-Lizenzen als Option zulassen würde“.

        Das Problem ist doch schon, dass niemand weiß, was NC bedeutet. Wenn Markus oben meint, dass der öffentlich-rechtlichen Rundfunk als nicht-kommerziell (im Sinn der CC-Lizenzen) gilt, dann sehe ich beim besten Willen nicht, wie die GEMA und CC jemals auf einen Nenner kommen sollen.

        Es gibt ja nicht einmal gemeinsame Definitionen: Welches Werk wird durch eine CC-Lizenz im Musikbereich überhaupt lizenziert? Wer ist der Lizenzgeber? Was ist mit den Leistungsschutzrechten, den Interessen der Interpreten, des Produzenten?

        Im übrigen sieht es ja mittlerweile so aus, dass der BR überhaupt noch keine Entscheidung getroffen hat.

        Hoffentlich bleiben der Isarmatrose und andere an dem Thema dran, damit alle Details auf den Tisch kommen, insbesondere die finanziellen. (Der Informationsgehalt der Beiträge von Telepolis liegt unter Null. Da wird Stimmung gemacht, ohne Rücksicht auf die Fakten)

        Amerikanische VGs: In den USA ist die Stellung der Komponisten schon lange viel schlechter als in Deutschland (Stichworte: controlled compositions, Rechte können „total“ verkauft werden usw.).

    2. @DieterK: Die Definition von NC lässt sich – wie bei den Pilotprojekten von KODA, Buma, SACEM usw. zu erleben – ganz gut in den Griff kriegen. Die Definitionen des Schutzgegenstandes ist in der CCPL ansonsten ziemlich eindeutig, auch bzgl. Leistungsschutzrechten. Also liegt das Problem ziemlich sicher nicht in erster Linie an den Rechtstexten.

  5. Fair wäre wohl gewesen, wenn man das Geld, was man vor der Gebührenerhöhung an die GEMA gezahlt hatte, nun an die CC-Künstler direkt ausgezahlt hätte. Oder einen signifikanten Anteil dessen, z.B. 75%.

  6. Schon mal in Erwägung gezogen, dass es so manchem unter CC veröffentlichendem Musiker eher um die – u.a. hier von mir zitierte ‚Aufmerksamkeitsökonomie‘ geht, und so gar nicht ums Geld? Ich persönlich kenne Dutzende dieser Musiker/innen und Labels – und gehöre selbst auch dazu.

  7. Finanzielle Themen sind noch gar nicht geklärt, weshalb ich die Kritik etwas verfrüht finde. Überhaupt ist eine Entscheidung gefallen, die viele Fragen aufwirft, die es, wie so oft wenn Probleme gelöst werden, zu beantworten gilt. Macht lieber konstruktiv klar, dass CC-Musik keine kostenlose Bedienquelle für den BR sein muss. Am Ende entscheiden aber vor allem die Urheber_innen.

    1. Kannst Du mal Deine Quelle(n) beim BR (oder sonst eine „offizielle“ Quelle) verlinken, damit man sich aus erster Hand ein Bild von der ganzen Geschichte rund um die „Space Night“ machen kann. Die bislang bekannten BR-Pressemitteilungen ergeben nicht viel Sinn.

      Interessant ist, dass die „CC-Community“ bereits daran arbeitet, „Standards für die Lizenzkosten“ (!) festzulegen (vgl. http://contentsphere.de/de/2013/02/20/spacenight-und-creative-commons-wie-das-zusammenspiel-aussehen-kann/).

      Soviel zu „freier“ Musik. Nicht mal kostenlos soll die Nutzung der CC-lizenzierten Musik für den BR sein.

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