Silicon Rösler will europäische Internet-Infrastruktur

Silicon Valley-Fan und Wirtschaftsminister Rösler will „eigenständige deutsche und europäische Lösungen und Angebote bei der IT-Infrastruktur“. Sein Ziel: mehr Unabhängigkeit und Sicherheit bei der Datenverarbeitung.

Damit unterstreicht er die Vorreiterrolle seines Ministeriums bei der Förderung innovativer deutscher Start-ups wie Gamma International. Deren unabhängige IT-Lösung FinFisher sorgt nicht nur in Deutschland, sondern auch international für Sicherheit.

Röslers Freund Diekmann war ja – immer am Puls der Zeit – schon vor kurzem nach Deutschland zurückgekehrt. Und der muss es wissen.

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9 Ergänzungen

  1. Was soll denn die Polemik? Zielführender wäre es vielleicht, darauf hinzuweisen, dass Grossbritannien in der EU ist.

    1. Also wird das alles nichts. Ist doch nur wieder ein feuchter FDP Traum vom freien Markt. Was ist denn auf dem überregulierten IT Markt bitte noch „frei“, „unabhängigkeit“ oder gar „sicher“ — selbst wenn man nur die bekannten „Gesetze“ betrachtet? Von den Normierungsgruppen ganz zu schweigen. Die sollen sich mal alle kräftig umarmen und gut ist. Das Internet ist kaputter als es je zuvor war. Und besonders heile war es eh noch nie. Das Letzte was man jetzt noch braucht um es ganz kaputt zu machen wären Wirtschaftszonen-Alleingänge, die FDP und „Mauern“.

      Zudem ein „neues“ Internet einem dann nur noch die Wahl zwischen „alles geheim“ oder „nichts geheim“ lässt. Will man das wirklich? Damit wäre dann aber auch die Urheberrechtsdebatte erschlagen …

      Letztendlich wird also so weitergemacht wie bisher …

  2. Also in diesem Fall würde ich mal sagen, der Politiker hat recht. Alles, was der Normal-Nutzer so nutzt, liegt in den USA. Woanders gibt es kaum etwas.

    Natürlich wird das Netz dann nicht auf magische Weise sicher. In GB und auch in Deutschland wird auch alles abgehört und ausgeschnüffelt. Aber sich mit allen Dingen einem einzigen Land, einer einzigen Großmacht anzuvertrauen, ist halt auch ein Risiko; eins, das nun wirklich nicht sein muss.

    1. Wir brauchen also:
      1. ein eigenes OS. Basierend auf was? Linux oder etwas komplett Neues? Natürlich darf das Bundes-OS keinerlei Patente verletzen. Da fängt es schon an. Es gilt z.B. als nahezu unmöglich, einen neuen Video-Codec zu schreiben, ohne Patente zu verletzen.

      2. eigene Hardware. Man geht davon aus, dass Backdoors bereits in der Hardwarearchitektur von AMD und Intel schlummern. „Intel Inside“ bekommt derzeit eine ganz neue Bedeutung. Kein Ding, machen wir eigene Chips, Mainboards, RAM-Riegel, Video- und Audio-Karten. Natürlich dürfen auch dabei keinerlei Patente verletzt werden.

      3. eigene Software. Photoshop heißt dann Fotoladen, empfohlen vom BSI. Die ganzen Projektdaten aus nahezu allen Grafik-, Video-, 3D-, Office- und Audio-Anwendungen der letzten Jahre sind dann für die Tonne. Aber das kriegen wir schon hin.

      4. eigene Backbones, ect. über die wir dann nur EU-intern kommunizieren können. Die Facebook-Jugend wird sich bedanken. Aber weil das so ein hehres Zeil ist, hört immerhin der französische Geheimdienst sofort auf, Wirtschaftsdaten auszuspähen und beispielsweise an Renault weiterzureichen. Ich wette, VW wird umgehend 5000 neue Leute einstellen. Vielleicht übernehmen sie die freigestellten Schlapphüte aus der Grande Nation.

      5. eine EU-Suchmaschine. Und die findet dann nur, was Brüssel genehm ist? Oder gar eine deutsche, mit Berliner Suchergebnissen? Das wäre wirklich ’ne Dystopie. Da lasse ich mich lieber weiterhin von der NSA belauschen.

      6. blindes Vertrauen in unsere Dienste, die, nunmehr mit deutscher Hard- und Software ausgestattet, natürlich sofort die Überwachung der Bürger stoppen. Die freigestellten Jungs vom BND könnten Zensuraufgaben für den Bundesgoogle wahrnehmen. Die bundesdeutsche Consumer-Hard- und Software wiederum könnte angesichts der zu erwartenden Preise ohnehin nur eine kleine Elite nutzen. Was meinen Sie, würde ein Laptop – from the scratch ‚Made in Germany‘ und mit deutschem OS – kosten? Oder ein Smartphone/Tablet oder gar eine Desktop-Workstation?

    2. Nachtrag: Also nicht dass das falsch verstanden wird. Das ist kein Antiamerikanismus. Ich würde nur lieber Dienste in unterschiedlichen Ländern, einschließlich den USA, verwenden. Es sollte nur nicht alles in einem einzigen Land sein.

      Und bevor jetzt jemand auf ganz abstruse Ideen kommt: Nein, die FDP wähle ich bestimmt nicht!

      1. Was auch immer. Der Rösler liegt aber insofern falsch, dass es mir ziemlich egal ist, ob die NSA mich direkt bespitzelt, oder ein deutscher Geheimdiest es tut und die Daten an die NSA weitergibt.

        Die Lösung liegt woanders: 1. technisch muss man dafür sorgen, dass kein Dienst (deutsch oder ausländisch) so ohne weiteres an unsere Daten kommt, z.B. indem sämtliche Kommunikation zwischen Providern verschlüsselt stattzufinden hat, LI ausgeknipst zu bleiben hat, usw. 2. legislativ, a) ein internationales Abkommen, das Abhören ächtet. Das wird nicht jeder Staat unterzeichnen, aber man muss es probieren, wie bei Landminen, Streubomben oder Uranmunition. b) wenn ein Provider nicht verschlüsselt, oder die Schlüssel herausgibt, verliert er die Lizenz und kann den Laden dichtmachen. Punkt Aus Ende. Ebenso wenn er vorsätzlich oder grob fahrlässig LI angeschaltet lässt, usw. Der Gesetzgeber hat die Macht, diesen Wahnsinn zu stoppen. Er muss es nur wollen. Derzeit will er es nicht. Wir sind gefragt, den Gesetzgeber dazu zu bringen, oder bei der nächsten Wahl zu ändern.

  3. Entdecke nur ich in dem Beitrag Sarkasmus, wenn FinFinisher, die Schnüffel- und Zensursoftware für Diktatoren, als innovatives StartUp genannt wird?

    Gerade Firmen wie Gamma International wünscht man selten Gutes …

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