Schweden: Öffentlicher Sektor darf Google Apps nicht mehr nutzen

Die schwedische Datenschutzbehörde Datainspektoren hat die Entscheidung bekannt gegeben, dass öffentliche Einrichtungen in Schweden, ab sofort keine Dienste mehr aus Googles Cloudservice Google Apps nutzen dürfen. Als Grund nennt die Behörde Googles Verträge für Google Apps, welche zu wenig Überblick darüber gebe was mit den erhobenen Daten seitens Google konkret geschehe. Privacysurgeon.org dazu auf ihrer Webseite:

A risk assessment by the Board determined that the contract gives Google too much covert discretion over how data can be used, and that public sector customers are unable to ensure that data protection rights are protected. The assessment gives several examples of this deficiency, including uncertainty over how data may be mined or processed by Google and lack of knowledge about which subcontractors may be involved in the processing. The assessment also concluded that there was no certainty about if or when data would be deleted after expiration of the contract.


Betroffen von diesem Verbot sind unter anderem Dienste wie Google Mail, der Google Kalender oder auch Google Docs. Für die Unternehmensnutzung dieser Dienste müssen seit Ende 2012 Verträge mit Google geschlossen werden, welche nun von der schwedischen Datenschutzbehörde kritisiert werden. Eine private Nutzung dieser Dienste ist nicht eingeschränkt. Auch die Suchfunktion von Google ist nicht betroffen – weder innerhalb öffentlicher Einrichtungen noch privat – und kann dementsprechend weiter genutzt werden.

Dieser Schritt kommt für Google zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Einerseits wird innerhalb der EU zur Zeit sowieso darüber verhandelt, wie mit Googles neuen Datenschutzbestimmungen umgegangen werden soll, welche die Zusammenführung von allen einzelnen Datenschutzbestimmungen jeglicher Google-Dienste zu einer allgemeinen Datenschutzbestimmung vorsieht. Andererseits steht Google zur Zeit wegen PRISM unter erhöhter Beobachtung und sieht sich Kritik ausgesetzt, da der Konzern Nutzerdaten an amerikanische Behörden weitergegeben hat. Eine Abkehr von Googles Diensten könnte also Signalwirkung haben und auch weitere Länder oder Behörden dazu bewegen, sich von Google zu verabschieden.

Eine Pressemitteilung samt dem vollständigen Bericht im pdf-Format ist auf der offiziellen Webseite von Datainspektionen zu finden.

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7 Ergänzungen

  1. Wohin wendet man sich, wenn man sich an den extrem großen Speicherplatz von Gmail gewöhnt hat? Web.de oder Uni-Postfächer sind einfach keine Alternative. =(

    1. Posteo.de oder aikq.de. Schnittstellen zu Werbewirtschaft und NSA fehlen hier – und trotz dieses fehlenden Features muss man auch noch bezahlen. 12 Euro/Jahr.

      1. Man muss dann aber auch aufpassen wo der E-Mail-Anbieter die Daten letztendlich speichert. Bei eclipso.de steht auf der Webseite was von „in der Cloud” — wenn der Anbieter also bei einem der üblichen Verdächtigen, Amazon, Google, Microsoft, … in der Cloud speichert, dann sind die Daten da auch nicht unbedingt sicher.

  2. selber hosten. Und wenn das (verständlicher weise) zu kompliziert ist. Mit ein paar freunden und beakkanten zusammen tun und dann selber hosten.

    1. Das, mit dem selber Hosten, ist oftmals leider garnicht so leicht, da der Email-Verkehr, von nicht authentifizierten Servern, bei den meisten größeren Email-Providern, abgelehnt wird.
      … Das ganze hat den Hintergrund, dass sich die größeren Provider selbst untereinander authentifizieren und als glaubwürdig einstufen. – Auf diese Weise soll Spam- und Phishing-Mails entgegen gewirkt und sicher gestellt werden, dass der Absender der Mail auch der Besitzer der Adresse ist usw.
      (Leider finde ich dazu keine Quellenangabe, aber ich studiere Informatik und habe bereits mit einem eigenen Mailserver experimentiert.)

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