Remixer #19 DJ Y alias JY: „Account mit 99 Tracks gelöscht“

DJY
DJ Y alias JY

In der Serie “Remixer/in” erzählen Menschen über ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: DJ Y alias JY.

Der französische DJ Y alias JY lebt und arbeitet in Deutschland als DJ und Mashup Producer, wobei er für seine Arbeit den Begriff „Bastard Pop“ bevorzugt. Er ist stolz darauf, dass sich Adam Sandler für dessen Film „Meine Erfundene Frau“ einen Mashup von ihm gewünscht hat sowie auf einen „Ritterschlag“ durch Moby (siehe unten).

Was macht für Dich einen guten Remix aus?

Ich finde, dass ein „Kultur-Clash“ unbedingt in jedem Bastard-Pop-Track zu finden sein müsste. Zum Beispiel wenn Oasis auf die Beatles, oder James Brown auf Led Zeppelin trifft, entsteht praktisch eine komplett neue Musikgeschichte, die im wahren Leben nie passiert wäre. Das ist für mich das wichtigste in einem guten „Remix/Bastard Pop Track“. Technik ist da zweitrangig.

Auf welche Weise verwendest Du selbst Werke Dritter?

Ich benutze für meine Bastard Pop Tracks hauptsächlich komplette Acapellas oder Instrumentals – selten auch Samples oder kurze Parts. Ich versuche immer zwei (oder mehr) Tracks zu finden, die auch in der Länge zusammen passen könnten. Der Überraschungseffekt ist beim Bastard Pop viel größer oder prägnanter, wenn man nur zwei Quellen zusammen mischt.

Hast Du schon einmal nur aus rechtlichen Gründen ein Sample oder ähnliches nicht verwendet?

Nein. Ich habe bis jetzt keine Rücksicht genommen. Wenn ich eine neue Idee habe und die Mitteln finde um diese zu realisieren, und sie dann noch funktioniert, mache ich es einfach.

Wurdest Du schon einmal abgemahnt oder hattest rechtliche Probleme wegen Deiner künstlerischen Tätigkeit? Und sonst?

Als Mashup Artist hat man große Probleme im Internet seine Tracks zu posten oder gar zu hosten. Soundcloud zum Beispiel erlaubt es normalerweise nicht, es klappt aber – nicht immer, aber immer öfter. Aber letzte Woche habe ich nach fünf Jahren eine Abmahnung von Official.fm bekommen. Official.fm ist ein Musik-Portal mit eigener „Mashup“-Kategorie, wo man seine Tracks problemlos hochladen und zum Gratis-Download anbieten konnte. Bis Ende September wird mein Account – mit 99 Tracks! – geschlossen und gelöscht, wegen „copyright infringement“ . Ich bin nicht der einzige. Alle Mashup-Producer die bei Official.fm sind hinausgeschmissen worden. Alle haben die gleiche Warnungsmail bekommen.

Wie ist das Verhältnis zu den Künstlern, deren Werke Du verwendest?

Man kann im Internet kaum noch Mashups posten, obwohl die Künstler, die wir vermashen, uns meistens positiven Feedback geben und unsere Tracks auf deren Facebook-Seiten oder Blogs publik machen, und „Mashup“ mittlerweile als eigenen Musikstil anerkannt wir. Das Ganze ist wirklich unlogisch und kontraproduktiv. Andersherum ist es mir auch schon passiert, dass ich offiziell aufgefordert wurde Mashups oder Edits zu produzieren – also legal -, z.B. für Sony Pictures, Cro oder Lana Del Rey. Dafür wurden dann die Rechte für mich „ge-cleart“ – zumindest gehe ich davon aus. Darum musste ich mich nicht kümmern.

Was hältst Du von der Idee, ein vergütetes Recht auf Remix einzuführen?

Ist es denn nicht überfällig? Es wird Zeit das sich was ändert. Ich möchte nicht länger als Verbrecher oder Pirat bezeichnet werden, nur weil ich „illegal“ Musik mache. Aber diese Mühlen mahlen langsam, und es wird noch ein langer Weg sein. Es wird noch viel Wasser die Seine herunterfliessen, mon Dieu! Ich mache „illegal“ Musik, ist das nicht lächerlich?

Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix?

Mein Lieblings-Track von mir ist mein Mashup zwischen Adele und Moby. Nichts besonderes, aber als Moby selbst damals auf seiner Homepage schrieb „i just cant get over how much i like this. i actually like it more than the original version of ‚extreme ways'“ , war ich der glücklichste Mensch auf der Erde.

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Das ist ein Crosspost vom Blog der Initiative ‘Recht auf Remix‘, die in einer Petition um Unterstützung samt Link zum persönlichen Lieblingsremix bittet. Das Interview führte Barbara Hallama.

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2 Ergänzungen

  1. Ich finde, dass ein “Kultur-Clash” unbedingt in jedem Bastard-Pop-Track zu finden sein müsste. Zum Beispiel wenn Oasis auf die Beatles,
    also eine Beatles Cover Band auf das Original triftt…

  2. Was ist eigentlich die korrekte Übersetzung von Mash-up – ist dass das Wort Verwurstung? Genauer wäre warscheinlich hoch-den-Mansch, aber das wäre warscheinlich zu wörtlich.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.