Rede im Parlament: Neelie Kroes verspricht, Netzneutralität zu garantieren. Und „Premium Services“ zu erlauben. m(

Die Netzneutralität wird gewahrt, trotzdem „Premium Services“ erlaubt. Das kündigte EU-Kommissarin Neelie Kroes gestern in einer Rede an. Damit folgt sie komplett der Telekom-Argumentation, dass man ja neben „echtem“ Internet noch eine extra Leitung einführen kann, die man einfach nicht Internet nennt.

Neelie Kroes ist als EU-Kommissarin für die Digitale Agenda unter anderem verantwortlich für Netzneutralität. Dazu verspricht sie seit Jahren, dass irgendwas passiert und hält gerne Reden. Das hat sie gestern im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments mal wieder getan. Ein Auszug aus der Rede mit dem Titel „Einen vernetzten Kontinent aufbauen“:

Third, our citizens need to enjoy fair rights and a fair deal – across the Union.
Including the right to net neutrality.
Blocking or throttling services isn’t just unfair and annoying for users – it’s a death sentence for innovators too.
So I will guarantee net neutrality.
With more transparency, so you know what’s in your contract. Making it easier to switch providers.
Allowing the new premium services which so many new services rely on – from cloud computing to eHealth.
And I will end anticompetitive blocking and throttling, for every citizen, on every network, on every device.
Internet growth depends on openness and innovation: I will provide an absolute safeguard.

Es zeugt schon von ganz schönem Realitätsverlust, erst anzukündigen, Netzneutralität zu garantieren und im übernächsten Satz „premium services“ zu erlauben, also das genaue Gegenteil von Netzneutralität. Wir brauchen nur einen „premium service“: Das Internet.

(Mal abgesehen davon, sollte die Cloud seit PRISM eh tot sein. Und wer sich freiwillig über das Internet operieren lassen will, hat wohl ganz andere Gesundheitsprobleme.)

Auf CommentNeelie.eu kann man ihr einen Kommentar dazu hinterlassen.

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7 Ergänzungen

  1. Ach so doof ist das gar nicht. Wissen doch Politiker, daß der Bürger ein extremes Kurzzeitgedächtnis hat und schlechte Dinge schnell ausblendet.
    Hier wir evolutionäre Entwicklung gegen den Mensch angewandt.
    Bleibt vom Gesagten:

    So I will guarantee net neutrality.

    Und alle so: YAY

  2. Die gute Neeli lässt sich in Netzfragen ja auch gerne beraten und da war doch mal ein Ex-Doktor von und zu Kopie und Paste, der genau jenen Job innehatte. Und da wundert mich überhaupt nichts mehr.
    Das trägt jetzt die erwarteten Früchte.

    Vermutlich hat er die Studie sogar von Rene Obermann kopiert. Geht doch nichts über berufliche Erfahrung.

  3. Ähm, hat sich eigentlich mal wer diese oben verlinkte „Kommentarseite“ von Frau Kroes angeschaut? Das ist doch wohl ein Witz in Tüten…

    a) Anmeldung erforderlich wenn man kommentieren will. Geht aber nur über entweder Twitter oder Facebook. Habe weder noch, bin also schonmal angeschmiert. Abgesehen davon ist die doch Verbraucherschutzkommissarin – warum zum Henker lässt sie dann nur Logins über die größten der verfügbaren Datenkraken zu? Das ist doch ein Thema, das sie auf dem Radar haben müsste in der Funktion?
    b) Wenn man denen einen Kommentar zu der Seite an sich hinterlassen will, muss man sich registrieren, nur leider sind sowohl Registrierungs-, als auch Passwort-Reset-Mails im Nirvana verschwunden (Spamordner auch Fehlanzeige). Ein zweites Mal angeschmiert.

    Das Problem der eingeschränkten Login-Möglichkeiten wurde in der Kommentarsektion auch schon vor ner Ewigkeit angesprochen, ohne dass irgendwas davon adressiert worden wäre. Was soll sowas bitte? Bis zum Beweis des Gegenteils geh ich jedenfalls erstmal von der Annahme aus, dass die Seite ein Fake ist, mit dem man den Anschein von Bürgernähe erwecken will, aber den Zugang möglichst stark erschweren, damit bloß nicht so viele Leute da auftauchen, die womöglich noch ernsthaft kommentieren und diskutieren wollen.

    Wenn die gute Frau Kroes ihren Job zur Zufriedenheit der europäischen Bevölkerung machen würde, hätte sie ja doch wohl keine Veranlassung, sich hinter so einem Registrierungs- und Login-Fuckup zu verstecken, oder? ;-)

    Schöne Zeitverschwendung. Danke auch.

  4. „Ich garantiere, es wird keine Tempolimits auf Autobahnen geben, auf denen man nicht schneller als 130 km/h fahren darf.“
    So muss man das ihr verklickern, sie war ja schließlich niederländische Verkehrsministerin.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.