Netzpolitik und Frauen passen einfach nicht zusammen

seriesoftubesDer Eindruck drängt sich jedenfalls ziemlich auf, nachdem hier im Blog zu lesen stand, dass nur 8% der LeserInnen von netzpolitik.org Frauen sind. Die Redaktion fragte sich dann:

Wie kann der Anteil weiblicher Leserinnen gesteigert werden? Netzpolitik sollte keine Männersache sein und geht alle an.

In den Kommentaren entspann sich ein buntes Treiben, um dessen Moderation ich niemanden beneide. Mein Verdacht war, dass die Frage hier das richtige Publikum gar nicht erreicht, denn erklärtermaßen lesen die Frauen, die nicht netzpolitik.org lesen, netzpolitik.org ja nicht. Über den Umweg einer Facebook-Gruppe, die leider das derzeit größte mir bekannte Forum von Bloggerinnen und sonst netzaffinen Frauen ist, das ich kenne, entstand ein Blogpost von Claudia Kilian: Netzpolitik ist weiblich. Auch dort wurde viel diskutiert.

Für mich riecht das Blog Netzpolitik männlich. – Ich bin nicht gut im erklären, aber für mich ist der vorherige Satz, genau die Erklärung, die ich mir selbst geben würde. Das ganze Blog besitzt eine durch und durch männliche Ausstrahlung und wenn ich die Zahl der Mitschreiberinnen hätte schätzen sollen, dann hätte ich sie bei der Prozentzahl geschätzt, bei denen die Leserinnen liegen: jedenfalls eindeutig im einstelligen Bereich. (Claudia Kilian, Sammelmappe)

Und ungefähr hier fangen dann die kulturellen Differenzen an, die vielleicht mit zu den Ursachen gehören, warum sowenig Frauen netzpolitik.org lesen. Im Text und in den Kommentaren ging es um:

Bunter, kreativer, abwechslungsreicher, nicht immer zu ernst – muss ja nicht gleich in Klamauk ausarten – und ganz wichtig: einen Bezug zum Alltag herstellen.

Zu viel Technik, Gesetz und Recht, Staatsmacht, zu wenig Reflektion über Beziehungen, Kultur, Was kann ich machen? Und auch zu viel klare Positionierung, mich interessiert eher das Diskutieren von offenen Fragestellungen.

Ich kann das “Stallgeruch” Phänomen spontan gut nachempfinden. Die Erklärungen hinsichtlich mangelnder soz. Reflexion/ pers. Bezugs finde ich insofern plausibel, als sie sich schon darin zeigen, dass hier darüber diskutiert wird, statt auf Netzpolitik.org (die ja explizit Kommentare dazu wollten).

Ich empfand die Diskussionskultur dort als wenig inspirierend, besserwisserisch, teilweise arg trollig. Die Netzpolitik-Diskussionen führe ich (bisher) fast ausschließlich offline unter Freund*innen und Kolleg*innen.

Ich stehe meist mit einem Bein in der netzpolitisch-hacktivistischem Community mit den gefühlt 92% Männern und mit dem anderen in der feministischen Community, die manchmal, aber selten, netzpolitisch und häufig sehr netzaffin ist. Und das seit gut zehn Jahren. Beide leben unabhängig und in weitgehender Ignoranz voneinander. Etwas von der einen in die anderen zu übertragen hat große Ähnlichkeiten mit dem Übersetzen von Sprachen. Es ist nicht bloß das Vokabular, das unterschiedlich ist, sondern auch die Art und Weise, wie Phänomene wahrgenommen und beschrieben werden.

Im Grunde eigne ich mich schlecht dafür, hier Ursachenforschung zu betreiben, weil ich selber gern und viel netzpolitik.org lese und auch andere Nachrichten-Websites mit netzpolitischen Inhalten. Warum andere Frauen das nicht machen, kann ich also auch nur raten. Ich habe trotzdem versucht zu übersetzen:

Ich glaube, dass mit dem Bezug zum Alltag, zum eigenen Leben, der ‘Reflektion zum eigenen Leben’ gemeint ist, offene Fragen auch mal offen stehen lassen zu können. Lasse ich mir beim Schreiben in die Karten gucken? Lasse ich erkennbar werden, wo ich selbst nicht genau weiß, was ich politisch für richtig halte? Will ich dazu eine Diskussion mit den LeserInnen? Das ist unter Männern, oder in männlich geprägten Umgebungen schwieriger, weil da jede gezeigte Schwäche für einen Angriff gut ist. Die Kommentare lassen da keinen Zweifel. Wenn ich so schreibe, dass keine Frage offen bleibt und ich deutlich signalisiere, dass ich genau weiß, wo es lang geht, puste ich ordentlich die Backen auf, oder die Schultern, je nachdem. Ein typisch männliches Bild, nicht umsonst. Das, was als deutsche Blogosphäre gilt und ja sehr männlich ist (allein der Personen wegen, die da als relevant gelten), lässt wenig Alternativen zu: gut ist, wer cool ist, wer erfolgreich ist, wer die Backen ordentlich aufpustet. Und sagt, wo’s lang geht.

Bei Sammelmappe habe ich versucht, ein bisschen genauer zu beschreiben, was den Zugang zu netzpolitischen Themen vielleicht attraktiver machen könnte:

Viel vom bis hier Gesagten würde erklären, warum sich Frauen ™ nicht für Nachrichten, Zeitungen, Themen interessieren. Das kommt mir ein bisschen zu einfach vor. Dass das vielen Frauen so geht, kann ich nicht von der Hand weisen, aber wenn das der Hauptgrund wäre, dann müsste viel weniger Journalistinnen geben (zum Beispiel). Und da ist der Unterschied ja nicht annähernd so eklatant. Nun gehört zum guten Journalismus in der Regel auch ein bisschen Story, also die eine oder andere Person, deren Geschichte verdeutlicht, warum XY ein Problem ist.

Helga Hansen hat gleich zweimal gebloggt und noch andere Aspekte genannt:

Immer wieder habe ich bisher die Angst gehört „nachher sage ich was falsches und alle halten mich für blöd“ (im schlimmsten Fall wird daraus die Sippenhaft „alle Frauen sind so blöd“). Auch hier greift das alte Problem, dass Frauen ihre Kenntnisse oft deutlich unterschätzen und im schlimmsten Fall die Brötchen für die Demo schmieren, statt eine Rede zu halten.

Warum sollte es im Netz anders sein als im sonstigen Leben: das jeweilige Redeverhalten spielt eine Rolle. Männer neigen dazu, alles zu kommentieren, Argumente anderer als die eigenen darzustellen und dabei schon Gesagtes zigmal zu wiederholen. Und sich immer wieder aufeinander zu beziehen – die berühmten Seilschaften. In der Blogosphäre wird genau das belohnt: je mehr Bezüge untereinander, desto wichtiger (Code is law, und wer macht den?). Frauen finden das entweder langweilig und uninspirierend oder aber lassen sich von dem Bluff so beeindrucken, dass sie den Eindruck haben, nichts Wichtiges zum Thema sagen zu können. Und gehen.

Nochmal Helga, ein paar Tage später:

Außerdem reizt alleine die Aussicht, netzpolitik.org könne sich ändern, die Kommentatoren. Da wird dem Blog zusgeschrieben, nüchtern, sachlich, themenbezogen und unaufgeregt zu sein. Und all das in Gefahr gesehen. Denn Frauen sind anscheinend das Gegenteil von Männern und damit unvernünftig, emotional, aufgeregt und bestimmt auch irgendwie unsachlich.

Dass illustriert vielleicht am besten, was Claudia Kilian mit dem „männlichen Stallgeruch“ meint. Frauen müssen beweisen, dass sie entgegen dem Stereotyp unaufgeregt und sachlich sind, um mitreden zu können und ernst genommen zu werden. Am besten jede einzeln für sich, während jedes „Versagen“ für das ganze Geschlecht gezählt wird. Eine im Zweifelsfall unlösbare Aufgabe. Es gibt kein Diplom in Sachlichkeit, keinen Messbecher für Aufregung.

Sie hat auch ein paar ganz praktische Veränderungsvorschläge gemacht, nachzulesen bei den Femgeeks.

Ich glaube, eine Rubrik Feuilleton täte netzpolitik.org gut. Die Möglichkeit, etwa die Frage auch mal im Raum stehen lassen zu können, ob Anonymität wirklich immer für alle das Beste ist, wäre ein Gewinn. Ich verstehe die Vorbehalte, warum die Frage unmöglich öffentlich gestellt werden kann. Die Headline „Beckedahl jetzt für Klarnamenzwang“ will auch niemand. Andererseits ist Anonymität ein Problem für Frauen, die von Stalkern bedroht werden. Eng verwandt ist z.B. die Impressumspflicht mit Wohnadresse: ein Riesenproblem vor allem für Frauen, die von gewalttätigen Ex-Männern bedroht werden oder anonyme Vergewaltigungsdrohungen bekommen (aber nicht nur für die). Leider ein völlig vernachlässigtes netzpolitisches Thema. Sowas könnte im „Feuilleton“ aber ganz in Ruhe besprochen werden, ohne gleich die (absolut nötige) politische Klarheit ins Wanken zu bringen.

Da könnte dann auch gleich mal wieder die Frage gestellt werden, wie die Kommentare zu moderieren sind: alles stehen lassen, was nicht strafbar ist, führt dazu, dass ganz viele nicht mehr mitlesen, denen die Schlammschlachten der Couchpotatoes den letzten Spaß verderben. Müssen Kommentare ein pädagogisches Projekt werden, oder müssen sie „zensiert“ werden, oder gehört eine große Warnung oben drüber, dass ab hier das Heise-Forum beginnt, weil alles stehen bleibt?

So, wie es jetzt ist, kommen viele Frauen (und sicher Männer) einmal vorbei und danach nie wieder. Da kann man dann 5x sagen, dass das doch nur die Kommentare sind, aber wer im Netz nicht des Jobs oder der Reputation wegen unterwegs ist, hat wenig Motivation, Websites öfters zu besuchen, die ein unangenehmes Klima verbreiten. Aus „Offen für alle“ wird so klammheimlich „Offen für Nervbacken“ – wieviel psychologisches Gespür dafür nötig ist, wissen inzwischen Millionen von Community-ManagerInnen.

Für andere ist das Problem nicht der aggressive Tonfall, sondern vielleicht der Insider-Jargon. Wenn viel Wissen vorausgesetzt wird, ist es für ‚Neue‘ nicht einfach, einen Zugang zu finden.

Es gab dann hier den Folge-Artikel: Wie kann Netzpolitik für Frauen interessanter werden? – Vorläufiges Resümee. Andrea Jonjic versucht ein bisschen zusammenzufassen, was es für Reaktionen gab. Sie teilt das in Layout, Inhaltliches, Kommentarkultur, Sichtbarkeit der Autorinnen und Kooperationen mit anderen Blogs ein und schreibt: Es

.. handelt sich hier nicht um einen Austausch a la “Was ist das Problem? Aha. Ok, gefixt” (auch wenn das so rübergekommen sein mag), sondern um einen Prozess.

Gut, dass es ihn gibt. Ich bin sehr neugierig, wie sich das weiter entwickelt.

Letzten Samstag habe ich dazu kurz was bei Radio Trackback gesagt (mp3, 56mb, ab Minute 21:45), leider war die Zeit echt ein bisschen zu knapp – einer der Gründe, warum ich mich jetzt hier nochmal so ausbreite.

Im übrigen hat das Thema noch zwei Grundprobleme: die Umfrage war nicht repräsentativ, d.h. niemand weiß, wie hoch der Prozentsatz wirklich ist – kann ja auch sein, dass sich prozentual viel mehr Männer an der Umfrage beteiligt haben. Und: weil wir nicht wissen, wer nicht liest, können wir nur vermuten, warum das so ist. Und natürlich haben alle unterschiedliche Vermutungen.

Insofern sind also die Kommentatorinnen bei Sammelmappe eine Goldgrube, weil sie erklären, warum sie nicht lesen bzw. sich nicht für Netzpolitik interessieren. Und mich würde weiterhin sehr interessieren, warum Ihr

  • netzpolitik.org sonst nicht lest oder
  • Euch nicht für Netzpolitik interessiert

Falls dem normalerweise so ist. Und vor allem, wenn Ihr Frauen seid. Erklärungen von anderen, warum Frauen Netzpolitik nicht mögen, gibt es ja schon genug.

Disclaimer: Wie immer sind mit „Männern“ nicht alle, sondern die meisten Männer und mit „Frauen“ nicht alle, sondern die meisten Frauen gemeint. Inklusive aller, die sich mit den jeweiligen Beschreibungen am besten getroffen fühlen.

Disclaimer 2: Ich bin theoretisch auch netzpolitik.org-Autorin, habe bisher vor allem aus Zeitmangel aber nur einen einzigen Artikel geschafft.

Disclaimer 3: Ich habe den Artikel hier mit einem Tag Verspätung gepostet, weil ich dachte, eine Zusammenfassung reicht eigentlich und es mir dann noch anders überlegt. Zuerst stand er in meinem Blog annalist, auch dort gibt es allerhand Diskussion.

Das Bild ist von Yarnivore / Flickr und hat eine CC-BY-NC-SA-Lizenz

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115 Ergänzungen

    1. Richtig, hatte ich deswegen auch mit reingeschrieben: erst fand ich komisch, noch eine Zusammenfassung zum Thema hier zu posten. Andererseits betrifft es vor allem netzpolitik.org und ich bin auch neugierig auf die Reaktionen hier.

      1. Also gut, reinschreiben oder nicht :-) Vom Smartphone aus … Mal positiv, 12% Mädels hört sich wenig an, absolut bei der Reichweite sind s wohl mehr, als bei irgendeinem anderen deutschsprachigen Blog.

  1. »…Männer neigen dazu…«

    Mutig! Als Kerl würde ich mich nicht trauen, was ähnlich pauschales über Frauen zu behaupten. ;-)
    Richtig: ICH (und wohl auch andere Männer) neige dazu, vieles zu kommentieren (siehe hier) und mich in den Kommentaren mit anderen auszutauschen, gern auch mit Frauen, weil das meiner Erfahrung nach der Duskussionskultur gut tut. Dazu ist ein Blog doch auch da, oder?
    Falsch: Meine Kommentare denke und formuliere ich (wie die meisten anderen) selbst, gebe keine anderen Gedanken als meine aus und wiederhole mich äußerst ungern.

    1. bei fachblogs wie netzpolitik fände ich es besser, wenn die kommentare in erster linie zur inhaltlichen ergänzung genutzt werden. außerdem auch zum meinungsaustausch, wenn es wirklich mal eine kontroverse gibt.
      4 von 5 kommentare sind aber im stil von „was ich mir so dazu denke und überhaupt“ gehalten. so etwas wie „der feine herr minister! das kennen wir ja schon vom $gesetz. man darf gespannt sein, wie sich das entwickelt!“.

      sorry @ninjaturkey, dass ich dich jetzt zum anlass für diesen kommentar nehme. bitte nicht als persönlichen angriff verstehen. ich versuche das phänomen der viel-kommentierenden und was mich daran stört zu etwas genauer zu fassen zu kriegen.

      1. Ich verstehe im Allgemeinen nicht, warum die Kommentare so wichtig sind. Was hat denn das eine: Artikel schreiben/lesen mit dem anderen: Kommentarfunktion zu tun?
        Der einzige Betroffene bei der Kommentarfunktion ist der/die Autor/in und dazu meine Frage:
        Wer sich journalistisch ausdrückt und eine Plattform sucht und dieses auch noch in einem ausgesprochen politischen Umfeld „NetzPOLITIK.org“ muss sich doch im Klaren sein, dass es zu Kommentaren (auch unter der Gürtellinie) kommt. Hierzu ein Kommentar von meiner verstorbenen Oma:
        „Du kannst dich darüber ärgern, du bist aber nicht verpflichtet dazu!“

        Außerdem ist mir nicht ganz klar, warum du netzpolitik.org als „Fachblog“ bezeichnest. Es erscheinen hier auch sehr allgemeine Artikel über netzpolitische Themen.

        Und ein Letztes, das ich nicht verstehe: Warum sollte man in einem politischen Kommentar etwas offen lassen? Wenn man/frau eine Meinung hat, soll diese doch bitteschön offen und ehrlich geäußert werden (dürfen) und auch darauf geantwortet. Schließlich herrscht bei uns das Gesetz der Meinungs- und Pressefreiheit!

        MfG
        Martin

      2. @ihdl: Ich bin schon seit Ende der 80er (Ja, es gab ein Internet vor dem Web) lesend und kommentierend im Netz unterwegs. Von daher kann ich mit Kritik gut umgehen, und sehe sie auch gern als Korrektiv für mein Geschreibsel. Unter „persönlichem Angriff“ verstehe ich ganz andere Kaliber, also weiter so. ;-)

  2. Mal eine provokante Gegenfrage:
    > Muss der Anteil Leserinnen überhaupt gesteigert werden?
    oder anders ausgedrückt:
    > Warum spielt das Geschlecht der Leser überhaupt eine Rolle?

    Sicher ist Reichweitensteigerung nie verkehrt, aber können wir im Jahr 2013 immer noch nicht akzeptieren das Frauen und Männer (statistisch) unterschiedliche Interessen haben?

    1. @Comp1337: 51% der Bevölkerung ist weiblich und hat Stimmrecht. Wir wollen gesellschaftliche Mehrheiten für mehr Grundrechte und eine gute Netzpolitik. Preisfrage: Geht das ohne Frauen?

      1. Ach so daher weht der Wind. Es geht also nicht um die Themen sondern um Reichweite für POLITISCHE Einflussnahme. @Markus bitte nicht missverstehen. Diese Begründung finde ich schlüssig, wenigstens ist sie rational und nicht so „emotional“ wie Frauen können/müssen/sollen/dürfen das auch machen.

        1. @prometheus: Das ist ja ein generelles Phänomen der Netzpolitik, die wir halt hier mal quantitativ in einer nicht-repräsentativen Umfrage für unser Blog ermittelt haben. Und wo wir generell die Diskussion wichtig und spannend finden, wie das Thema aus dem Nerd-Diskurs raus in den Mainstream kommt. Und da interessieren uns schon andere Ansichten und Herangehensweisen an das Thema.

    2. >.. können wir im Jahr 2013 immer noch nicht akzeptieren das Frauen und Männer (statistisch) unterschiedliche Interessen haben?

      Vielleicht können wir im Jahr 2013 ja auch mal akzeptieren, dass Frauen und Männer (nunmal) unterschiedliche Herangehensweisen an die sie gemeinsam interessierenden Themen haben? Und wir könnten beginnen zu verstehen, dass je mehr Herangehensweisen zugelassen, gefördert und geteilt werden, aus diesen gemeinsamen Interessen bessere, umfassendere, kreativere, konstruktivere Ergebnisse hervorgebracht werden?

  3. witzig… ich folge seit kurzem netzpolitik auf twitter, weil ich das thema wichtig und auch interessant finde. was mich jetzt aber wundert, ist dass ich zwar schon ein paar mal einen artikel angefangen habe, dies hier aber der erste ist, den ich auch bis zum schluss gelesen hab.
    ich kann nicht sagen, was mich vorher zum tabwechseln gebracht hat, heute bin ich geblieben, weil mich das thema (frauen, ja klar) interessiert hat. ich glaube aber auch, das vieles mit dem schreibstil zu tun hat und wie einfach (oder eben schwer) zusammenhänge erklärt werden.
    hier also der versuch einer antwort auf deine frage.

  4. „51% der Bevölkerung ist weiblich und hat Stimmrecht. Wir wollen gesellschaftliche Mehrheiten für mehr Grundrechte und eine gute Netzpolitik. Preisfrage: Geht das ohne Frauen?“

    Nein, aber „wir“ können Frauen doch kaum dazu zwingen sich an Blogs wie diesem zu beteiligen (auch mir ist der Inhalt, die Sache, wichtiger als die Frage für welches Geschlecht die Themen „besser“ aufbereitet werden). Wir wollen auch mehr Frauen in der Informatik. Leider studieren das kaum welche (bis zum Ende). Soll das den Männern vorgeworfen werden?
    Wir haben auch keine gleiche Verteilung in anderen Berufsfeldern (Straßenbau, Müllabfuhr etc.) oder Interessengebieten (Naturwissenschaften o. ä.). Wäre es nicht interessanter heraus zu finden was der Grund dafür ist? Frauen können all das auch, keine Frage. Mich nervt dieses „wir gegen sie“, egal von welcher Seite, immer mehr.

    Grüße,
    Olli

    1. Wäre es nicht interessanter heraus zu finden was der Grund dafür ist? Frauen können all das auch, keine Frage. Mich nervt dieses “wir gegen sie”, egal von welcher Seite, immer mehr.

      Darum gehts doch hier.

    2. Hallo Olli,

      ob ich es Männern vorwerfen möchte, dass wenige Frauen Informatik studieren etc.; teilweise, sicher. Menschen überlegen sich nun einmal nicht vollkommen frei und unabhängig, was sie tun oder ’sein‘ wollen. Es gibt viele Einflüsse von Seiten der Familie, von Freunden, der Gesellschaft usw., die diese Wahlmöglichkeiten einschränken, aus meiner Sicht zu sehr. Entsprechend würde ich mir wünschen, dass sich alle dafür einsetzen, dass sich alle auf bestimmten Blogs, in bestimmten Berufen wohl fühlen. Und ja, ich denke dass Männer in vielen Bereichen ‚an längeren Hebel sitzen‘, weil sie über Neueinstellungen entscheiden (siehe z.B. ‚Seilschaften‘) oder auch das Diskussionsklima auf Blogs stark prägen. Beide Beispiele sind nicht „strafbar“ und vorallem beim zweiten lässt sich sagen „dann sollen sie halt was anderes lesen“, aber ich möchte möglichst versuchen verschiedene Interessen zu berücksichtigen.

      Ich hoffe, dass du diese Problematik nicht zunehmend nervig findest und sie nur als „wir gegen sie“ verstehst. Sie bietet Potential für Verbesserung, sowohl für viele Menschen als auch innerhalb der Argumentation. Außerdem lässt sich die Diskussion auch noch auf zahlreiche wichtige andere Felder übertragen. Genderpolitik ist vielschichtig und reicht weit in andere Themen hinein. Was nicht heißt, dass nur noch darüber gesprochen werden sollte (wird es auch nicht), aber ich finde es nicht verkehrt, mögliche Schwierigkeiten und Lösungsansätze im Kopf zu behalten.

      Grüße,
      David

  5. Ich bin gelegentliche Leserin von netzpolitik, soll heißen, wenn ich im Twitter-Feed oder über Verlinkung einen Artikel zu einem Thema, was mich interessiert, sehe, lese ich den Artikel. Ich lese auch noch die ersten paar Kommentare, und dann ist in der Regel Schluss, auch wenn mich eine ausführliche Diskussion des Themas eigentlich interessieren würde. Besonders auf die Kommentare/Kommentarkultur, die ja auch im Artikel selbst angesprochen wird, werde ich gleich eingehen, weil meiner Meinung nach die Diskussionen genau so wichtig für die Leserbindung sind wie die Artikel selbst. Zu einem Forum, in dem ich das Gefühl habe, dass ich mich interessierende Themen diskutieren kann und in dem gute Beiträge (ob von mir oder anderen, und egal welche Meinung dabei sachlich! vertreten wird) geschätzt werden, komme ich gerne und häufig zurück, sowohl auf Grund des Informationsgehalts auch auf auf Grund der sich im Regelfall aufbauenden Beziehungen zu den Diskussionspartnern.

    Das hier ist mein erster Kommentar auf netzpolitik, und wann der nächste kommen wird, steht in den Sternen. Der Grund dafür hängt mit einigen der oben zitierten Aussagen zusammen.
    Erstens, bevor ich irgendwo meinen Senf dazu gebe überlege ich erst, ob nicht jemand anders meine Argumente oder Meinung weitgehend schon vorgebracht hat. Wenn das der Fall ist, sehe ich keine Grund, die Punkte noch mal zu wiederholen. Und selbst, wenn ich mich letztendlich entscheide, etwas zu schreiben, lese ich vor dem Abschicken natürlich noch mal, was ich da zusammengeschrieben hab. Und entscheide oft, dass es die Diskussion nicht entscheidend weiterbringt, und lösche in der Folge wieder alles. Das mag, wie im Artikel selbst angemerkt, kulturell bedingtes Verhalten sein. Mir fiele dazu auf Anhieb daher auch kein Vorschlag ein, wie man den Blog so umgestalten könnte, dass dieses Verhalten verhindert. (Wenn, dann eher noch, wie man umgekehrt die Wiederholung ähnlicher Argumente verhindern könnte. Aber ob diese Umkehrung wünschenswert ist und inwiefern sie die Diskussionskultur verändern würde, kann ich nicht einschätzen.)
    Zweitens, selbst wenn ich Neues vorzubringen habe: Früher oder später arten die meisten solcher Diskussionen in Flamewars aus, oder werden zumindest relativ unsachlich. Es wird für mich auch dadurch nicht besser, dass ich (ähnlich wie im Artikel beschrieben) Schwächen in meiner Argumentation nicht nur nicht verstecke, sondern in der Regel sogar hervorhebe. Das ist meiner Meinung nach der Sache dienlich, macht einen aber extrem angreifbar. Und da ich weiß, wie Diskussionen (im Internet allgemein und auch hier) oft verlaufen, sobald man sich angreifbar macht, spare ich mir den Ärger lieber gleich.

    Es ist also keineswegs so, dass ich mich nicht für (Netz-)Politik interessiere. Aber der Umgangston nicht nur auf netzpolitik, sondern auf dem Großteil der nicht rigoros moderierten Diskussionplattformen hält mich von größerer Involvierung sowohl in den Diskussionen als auch bei Aktionen ab. (Wobei ich rigorose Moderation jetzt nicht als Allheilmittel darstellen möchte. Sie ist erstens extrem zeitintensiv und muss sich zweitens ständig mit dem Zensurvorwurf auseinandersetzen. Das braucht einiges an Nerven, Geduld und Fingerspitzengefühl, und allen Recht machen kann man es sowieso nicht.)

    Ich weiß nicht, ob dieser Beitrag tatsächlich irgendwen weiter bringt, denn gefühlt steht der Großteil von dem, was ich zu sagen habe, bereits im Artikel. Aber vielleicht könnt ihr trotzdem etwas daraus ziehen, und wenn es nur eine Bestätigung der gesammelten Punkte ist.

    1. „Erstens, bevor ich irgendwo meinen Senf dazu gebe überlege ich erst, ob nicht jemand anders meine Argumente oder Meinung weitgehend schon vorgebracht hat. Wenn das der Fall ist, sehe ich keine Grund, die Punkte noch mal zu wiederholen. Und selbst, wenn ich mich letztendlich entscheide, etwas zu schreiben, lese ich vor dem Abschicken natürlich noch mal, was ich da zusammengeschrieben hab. Und entscheide oft, dass es die Diskussion nicht entscheidend weiterbringt, und lösche in der Folge wieder alles. “

      Hier scheint mir ja ein Wichtiger Punkt zu liegen. Ich persönlich gehe dass Ganze anders an. Wenn ich denke dass meine Überlegungen/Gedanken/Meinungen hier noch mal gehört werden sollte dann gehe ich auch davon aus dass dies der Diskussion dient. Warum verhalte ich mich so? Nun ein Vorteil der Wiederholung ist es ein Stimmungs-/Meinungsbild wiederzugeben, d.h. zu zeigen wie viele die Meinung teilen. Diese Methode scheint also nicht gut bei allen Menschen anzukommen und sogar abzuschrecken.

      Mein Vorschlag daher ist folgender: ergänzt doch bitte die Kommentare um eine Methode denn Kommentar auf oder abzuwarten. Muss ja nicht gleich so sein wie bei Heise mit rot oder grün, Ich denke da an ein Option wie bei Question Boards (e.g. http://answers.ros.org/questions/).

      1. An etwas Ähnliches wie ein Bewertungssystem habe ich auch gedacht, als ich diesen Satz geschrieben habe: „(Wenn, dann eher noch, wie man umgekehrt die Wiederholung ähnlicher Argumente verhindern könnte. […])“

        Die kleinstmögliche Variante wäre wohl ähnlich wie das reine „liken“ eines Kommentars, eine häufig genutzte Zwischenstufe das Hoch- und Runtervoten/positiv und negativ bewerten desselben, und wenn man den Gedanken bis zum Ende denkt könnte man sogar bei einer Art „Thesenbox“ ankommen, in der die beliebtesten Argumente pro und contra aufgeführt und auch dort bewertet werden können. Welche neuen Probleme sich daraus aber eventuell wieder ergeben können ist zugegebenermaßen etwas, womit ich mich noch nicht beschäftigt habe.

      2. +1
        > Kommentare dann am besten nicht zeitlich sortieren, sondern nach “Gewicht”

        Das finde ich auch eine sehr gute Idee!

      3. Nach Gewichtung sortieren koennte schwierig werden, da dann Kommentare ggf. aus dem Zusammenhang gerissen werden.

      4. @Soeren: Schwierig, ja. Aber ich denke das ist machbar und man gewöhnt sich schnell daran. arstechnica.com hat sich da viele Gedanken drüber gemacht, die sind kürzlich auf so ein System umgestiegen. Da wurden dann negativ bewertete Kommentare „ausgegraut“, wodurch sich von der Seite her Probleme ergeben haben: Gute Kommentare, die aber Minderheitenmeinungen vertreten haben, landeten so ganz hinten. Aber so viele Kommentare gibts ja hier meist nicht. Werden wohl so im Schnitt 20-30 sein, daher würde ich das einigermaßen unproblematisch sehen.

      5. Finde ich auch gut als Vorschlag. Analoges sehe ich derzeit bei einem Design-Blog, bei dem die Community aufgefordert ist, ihren Senf zu Thesen/Ideen des Designers abzugeben und eigene Vorschläge zu entwickeln. Dort gibt es eine „like“-Funktion, so dass man sich den Ideen, die der eigenen Meinung entsprechen, auch einfach anschließen kann, ohne gleich nochmal dasselbe in eigenen Worten zu wiederholen.

        Die Anzeige nach Gewichtung halte ich auch für sinnvoll. Anhängende Kommentare können ja dennoch angehangen bleiben.

    2. Dein Beitrag ist absolut spitze, Saedia.

      Auch ich lese Netzpolitik (relativ häufig) und habe bisher erst einmal (siehe weiter oben) kommentiert. Und zwar aus genau den Gründen, die du anführst. Allerdings bin ich ein Mann ;-) und ich bin der Meinung, dass die Art der Kommentierung hier einigen auf den Geist geht.
      Jedoch möchte ich auf den oberen Beitrag und das Zitat meiner Oma (einer absolut klugen Frau) hinweisen:
      „Du kannst dich darüber ärgern, du bist aber nicht verpflichtet dazu!“

      Deshalb lese ich die Kommentare nur soweit, bis ich glaube alle Argumente erfasst zu haben. Ist das nun gut oder schlecht? Ich glaube nicht, dass wir das bewerten können, denn jeder fühlt eigenständig. Manche fühlen sich persönlich angegriffen, übergangen oder beleidigt und das obwohl sie nichteinmal etwas geschrieben haben; einfach nur durch die Formulierung eines Kommentators. Andere (wie ich) lassen so etwas wie Regen an sich abperlen, denn ich denke mir, dass ein Angriff o.ä. in einer Faktendiskussion nichts verloren hat und deshalb entweder ungeschickt formuliert oder ein Troll ist.

      Ob jetzt mehr oder weniger Frauen an der Diskussion teilnehmen, weil mehr moderiert wird, wage ich zu bezweifeln, aber man müsste Studien dazu suchen oder es testen. Nur wer kann sich die Zeit nehmen neben den Artikeln, dem Diskutieren und der ganzen anderen ehrenamtlichen Arbeit auch noch zu moderieren?

      MfG
      Martin

    3. Mir geht es sehr ähnlich wie Saedia. Kann ihren Kommentar quasi so unterschreiben.

      Was ich hier an Netzpolitik.org mag ist das man nicht Namensgebunden ist (wie auch in vielen anderen Teilen des Netzes). So kann ich mir auch mal einen Kommentar leisten der eben, wie sie meinte, angreifbar ist. Dazu verwende ich entweder neutrale oder männlich anmutende Namen. Let’s face it, we’re on the interwebs. :)

      Mir wurde schon von Kumpels geraten doch etwas zu dieser ganzen Sache beizutragen, aber da dies kurz nach dem 29c3 war hatte ich absolut keine Lust, da mich die dort unnötigerweise begonnenen Diskussionen über weibliche Kongressteilnehmer sehr stark ärgerte, eben weil ich mich in der Hacker/Geek/Nerd/Netzaktivisten Community sehr wohl fühle auch ohne mein Geschlecht hervorheben zu müssen.

      Ok, dieser Kommentar mag vielleicht nicht hilfreich sein, aber musste mal raus.

  6. Ich werde die Kommentare hierzu nicht lesen, aber ich fand es immer praktisch, dass im Netz bei einer Diskussion ober bei einem Artikel niemand wissen muss ob Autor/in nun Frau, Mann, Transgender oder sonst etwas ist. Man konnte es aufgrund bestimmte Dinger vermuten, aber es spielt bei den meisten Argumenten und Themen meist eine kleine Rolle. Das Nachahmen der klassischen Medien — Fullname überall — finde ich weder bei den Autor/innen noch bei den Kommentaren sinnvoll.

  7. Also ich als Frau habe mir bislang keinen Kopf gemacht, ob etwas ein „männlicher Artikel“ ist oder „für Frauen“. Wahrscheinlich bin ich da einfach zu locker. Ich lese, was mir gefällt, ohne mir über das Geschlecht Gedanken zu machen.

    Entweder ich mag’s oder nicht. Und Netzpolitik ist bei mir im Reader drin. Mal lese ich, mal nicht. Aber wenn nicht, dann zumeist, weil mich das Thema nicht interessiert. Und genauso geht es mir bei jedem anderen Blog auch.

    1. Voller Schande muss ich gestehen, dass wenn ich einen Kommentar lese automatisch davon ausgehe, daa er von jemand männlichen Verfasst wurde. Es ist gefühlt einfach recht selten, dass Frauen außerhalb von facebook kommentieren.

      1. okay, dann sind wir uns offensichtlich noch nicht über den Weg gelaufen. Ich kommentiere, was das Zeug hält. Direkt an der Quelle (sprich in den Beiträgen) und nicht dort, wo e verlinkt wird.
        Aber vielleicht bin auch ich hier in diesem Feld die Ausnahme. Ebenso wie die Tatsache, das „ich als Frau“ überhaupt so intensiv die Social Media Kanäle nutze…

  8. Wie kann der Anteil weiblicher Leserinnen gesteigert werden?
    Gar nicht! Leserinnen sind immer weiblich. Mehr als 100% geht nicht.

    Ernüchternd, dass sowas in Zukunft wohl immer öfter zu lesen sein wird, weil immer weniger Schreiber den Unterschied zwischen grammatikalischem und biologischem Geschlecht kennen und als Reaktion doppeln.

    1. Klar. Weil sich ja auch aus einem generischen Femininum eine negative Konnotation zwischen grammatikalischem und biologischem Geschlecht ableiten lässt. m(

      1. Die deutsche Sprache bietet die Möglichkeit, bei ausschließlich weiblichen Gruppenmitgliedern eines ansonsten grammatikalischen Maskulinums dies durch die Wahl des Femininums kenntlich zu machen. Eine andere Variante ist das Voranstellen eines Adjektives wie etwa „weiblich“. Dopplung zeugt einfach nur von Inkompetenz, aber die ist wie gesagt mittlerweile sehr verbreitet und stark steigend.

      2. „Die deutsche Sprache bietet die Möglichkeit, bei ausschließlich weiblichen Gruppenmitgliedern eines ansonsten grammatikalischen Maskulinums dies durch die Wahl des Femininums kenntlich zu machen. Eine andere Variante ist das Voranstellen eines Adjektives wie etwa “weiblich”. Dopplung zeugt einfach nur von Inkompetenz, aber die ist wie gesagt mittlerweile sehr verbreitet und stark steigend.“

        Die übliche, grammatikalische Vorgehensweise ist ja durchaus geläufig. Nur schwächelt das generische Maskulinum eben auch an sich selbst, was die Argumentation der vermeintlich „inkompetenten“ Verdoppelung aufhebt. So lässt etwa „40% der Arbeitnehmer“ sowohl eine männliche, als auch gemischtgeschlechtliche Grundgesamtheit als Interpretation zu, wohin gegen „40% der männlichen Arbeitnehmer“ nach eben männlichen Beschäftigten differenziert. Was jedoch wiederum eine Dopplung darstellt. ;)

        Oder um die Problematik mal im Sinne eines generischen Femininums darzustellen:
        „Die deutsche Sprache bietet nicht die Möglichkeit, bei ausschließlich männlichen Gruppenmitgliedern eines ansonsten grammatikalischen Femininums dies durch die Wahl des Maskulinums kenntlich zu machen. Eine andere Variante ist das Voranstellen eines Adjektives wie etwa “männlich”. Dopplung zeugt einfach nur von Inkompetenz, aber die ist wie gesagt mittlerweile sehr verbreitet und stark steigend.“

        merkste selbst, ne?

      3. @Salbei: Du hast es immer noch nicht verstanden! Das grammatikalische Maskulinum „die Arbeiter“ sagt eben nichts über deren biologisches Geschlecht aus. Es können nur Männer sein, gemischtgeschlechtlich oder eben nur Frauen. Hat der Schreiber/Sprecher Wissen über das biologische Geschlecht, kann er von männlichen Arbeitern sprechen (Fall 1), von Arbeitern und Arbeiterinnen (Fall 2) oder eben von Arbeiterinnen ODER weiblichen Arbeitern (Fall 3). Arbeiterinnen sind aber immer weiblich, der Ausdruck „weibliche Arbeiterinnen“ daher sinnfrei. Die deutsche Sprache bietet, im Gegensatz zur Meinung vieler Feministen und Feministinnen (sic!), nicht die Möglichkeit, die Zusammensetzung einer Gruppe grammatikalisch maskuliner Subjekte aus ausschließlich Männern durch die Verwendung eines entsprechenden Genus kenntlich zu machen. Es ist immer die Hilfskonstruktion über ein Adjektiv notwendig.

        Bei Verwendung des Plurals „die Arbeiter“ sind beide biologischen Geschlechter „nur mitgemeint“. Nicht nur die Frauen, wie Feministen und Feministinnen (sic!) immer behaupten. Hingegen sind bei der Verwendung des Plurals „die Arbeiterinnen“ Männer generell ausgeschlossen.

  9. Diese Verallgemeinerungen „Männer sind so und so“ und am besten noch die Zusätze „deswegen schuld an der Situation“ und „die müssen sich ändern“ kotzen mich an. Warum muß jeder Text zu diesem Thema in diese Richtung gehn?
    Das Internet ist in weiten Teilen ein anonymer Raum. Das Geschlecht könnte doch vollkommen egal sein.. Ich verstehe nicht warum diese Diskussion „hier“ eigentlich geführt werden muß.
    Ich muß an einen alten Text zurück denken…
    „We exist without skin color, without nationality, without religious bias… and you call us criminals. [..]
    Yes, I am a criminal. My crime is that of curiosity. My crime is
    that of judging people by what they say and think, not what they look like.“
    Und wenn ich darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass diese Weisheit, so möchte ich das mal nennen, die mal existiert hat leider verloren gegangen ist.
    Alle wollen mit ihrem echten Namen da stehn und sich profilieren. Dabei ist das doch eigentlich vollkommen unwichtig. Diese Kommentare sind in wenigen Stunden uninteressant.
    „You“ scheint mittlerweile online zu sein, mit all seinen Vorurteilen, seinem Gehabe und seinem Wunsch sich anderen überlegen zu fühlen.. und da schließe ich die Personen mit ein die Texte verfassen wie diesen Blogbeitrag und die Personen die darin zitiert werden.
    Früher, jetzt fange ich auch schon so an, hatte man sich davon gelöst. Es ist traurig, das dies zerstört wurde.
    Und da fällt mir noch ein anderer Text ein:
    „On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone.“

    1. Lies doch nochmal genau, was ich geschrieben habe: Von Schuld steht da wirklich nichts, und mir geht es auch nicht darum, hier Schuldige zu finden – wofür denn auch? Ich halte es ja nicht an sich für ein Problem, dass Frauen hier selten lesen. Die Frage ist: wie könnte netzpolitik.org für Frauen attraktiver werden?

      1. „Für mich riecht das Blog Netzpolitik männlich.“
        „Das ist unter Männern, oder in männlich geprägten Umgebungen schwieriger“
        „typisch männliches Bild“
        „Männer neigen dazu“

        In dem Text und in vielen anderen wird ein Gegeneinander konstruiert. Die Frauen(tm) haben ein Problem mit den Männern(tm). Der Disclaimer am Ende reist es nicht raus.
        Wenn hier eine Situation herrscht, in der sich bestimmte Personen nicht wohl fühlen und man dies ändern möchte ist ein Diskussion sicherlich förderlich. Aber hier werden gleich Fronten aufgebaut.
        Warum wird nicht gesagt „Es wird zu viel getrollt“, „Das offensive vertreten von Meinungen stört“, „man wird nicht ernst genommen“, „zuviele unwichtige Kommentare“. Nein, es ist die männliche Umgebung, das typisch männliche Bild, Männer neigen dazu…
        Diese Formulierungen sagen das gleiche aus wie diese Diskussionsbeendigungskarten am 29c3. DU BIST SCHULD!
        Dabei ist dies doch vollkommen überflüssig und ich kann es nur so verstehen, als das man sich selbst damit als was besseres hinstellen will.

    2. @ Arno Nym: „without skin color, without nationality, without religious bias,…“ diese Weisheit ist nicht verloren gegangen (hoffe ich). Aber nur dadurch, dass wir die noch vorhandenen Probleme nicht benennen, lösen wir sie nicht. Falls Diskussionen manchmal einseitig „gegen“ „Männer“ gerichtet zu sein scheinen oder sich auch Verallgemeinerungen bedienen, ist das schade. Wir können aber „einfach“ berechtigte Kritikpunkte raussuchen und uns zusammen für das gleiche Ziel einsetzen (wenn auch teils auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten).

      Auch ich bin kein Fan von Klarnamen, aber sie können wichtige Funktionen erfüllen, wie z.B. die Sichtbarkeit von z.B. Frauen erhöhen, da Vorbilder große Rollen spielen können (auch wenn das in unserer idealen Welt vielleicht nicht mehr so stark der Fall ist).

      1. Du schreibst vieles wahres.
        Ich hänge sehr an diesen zitierten Idealen, für mich war dies eine Befreiung.. Jeden Menschen den man getroffen hatte gleich zu behandeln, nämlich nur nachdem was er schreibt. und ebenso von jenen behandelt zu werden..
        und hier werde ich aufgrund meines Geschlechts direkt beschuldigt, obwohl mich hier niemand kennt.. das macht mich traurig weil es vollkommen unnötig ist und eine Diskussion vergiftet..

  10. Ich finde das ja wirklich eine hochspannende Debatte, und den Beitrag hier wohltuend unaufgeregt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es nicht eigentlich aus Frauensicht eigentlich problematisch ist, wenn die Inhalte tatsächlich oder nur vermeintlich „frauengerechter“ aufbereitet werden. Ähnlich wie viele Rentner den viel zitierten „Seniorenteller“ als Beleidigung empfinden, wäre doch möglicherweise auch eine „weibliche“ Feuilleton etwas seltsam… Wenn – wie in einem der zitierten Kommentare angedeutet – beispielsweise Inhalte einen stärkeren Bezug zum Alltag haben sollten um Frauen anzusprechen…. unterstellt das dann nicht, dass Frauen eine geringere Fähigkeit zu abstraktem Denken haben? Das ist durchaus nicht polemisch gemeint sondern eine ernst gemeinte Frage. Als Journalist möchte ich ja auch, dass meine Beiträge von einer möglichst breiten Masse an Menschen verstanden wird, und versuche daher sowieso den Alltagsbezug gerne und intensiv herzustellen. Trotzdem kommen mir solche Forderungen in diesem Zusammenhang sehr seltsam vor.

    Ich würde mir durchaus mehr fundierte Forschung zu dem Bereich wünschen: Verstehen und rezipieren Frauen und Männer technische Themen wirklich anders? Woran liegt das? Gibt es da tatsächlich neuronale oder physiologische Unterschiede? (Kann ich mir eigentlich nur schwer vorstellen – aber wer weiß es wirklich?) Gibt es tatsächlich empirisch nachweisbare Unterschiede in Texte zu Themen wie Netzpolitik, Informatik oder Technik – je nachdem ob sie von Männern verfasst worden sind – oder ob sie von Frauen stammen? Wie sehen die aus? Gibt es umgekehrt tatsächlich ein empirisch belegbares, unterschiedliches Interessenprofil von Frauen und Männern im Bezug auf technische Themen? Eigentlich hatte ich ja in diesem Vortrag beim 29C3 ( http://www.youtube.com/watch?v=b037BmPo8d0 ) ein paar Antworten darauf erhofft. Aber statt dessen feiert die Vertreterin der „Gender Studies Informatik“ ihren Kampf gegen große Brüste in Computerspielen…. Zu gegeben… Die sind ein leichtes Ziel … Aber eigentlich auch ein reichlich langweiliges Thema für so ein spannendes Forschungsgebiet.

    Ich bin mir halt nicht sicher, ob der Wunsch, mehr Frauen als Leser zu gewinnen, bzw. die möglichen Änderungen, die hier deshalb diskutiert werden nicht am eigentlichen Problem vorbei gehen: Denn vermutlich ist die Anzahl der weiblichen Leser gar nicht so schlecht, wie sie scheint. Schließlich liegt die Frauenquote in den Technikberufen und im Informatikstudium wenn ich mich recht erinnere ebenfalls so knapp 10%. Das würde sich in etwa mit der Frauenquote bei Netzpolitik decken. Leider stand im Artikel nicht drin, wie sich die Leserschaft des Blogs bezogen auf Branchen etc verteilt. Aber ich gehe davon aus, dass ein Großteil der Leser eben aus diesem Bereich kommt.

    Damit wäre das Problem „mehr Frauen als Leser“ im Grunde genommen einfach das Problem, überhaupt breitere Leserschichten anzusprechen, denn in der bisherigen Zielgruppe kommen – platt formuliert – nicht viel mehr Frauen vor. Oder sehe ich das völlig falsch?

    1. Das Ziel, mehr Leserinnen zu gewinnen, ist nur dann problematisch, wenn Frauen als defizitär wahrgenommen werden, denen die Sachen sozusagen mundgerecht (z.B. weniger abstrakt / kompliziert) zubereitet werden müssen.
      Wenn Du umgekehrt Frauen (und alle anderen, die hier wenig lesen) als ziemlich anspruchsvolle Leserinnen wahrnimmst, die z.B. neben den reinen Fakten gut geschriebene Texte samt interessanter These und verschiedenen Pro- und Contra-Argumenten erwarten, um etwas interessant zu finden, sieht das gleich ganz anders aus. Weder das eine noch das andere trifft wahrscheinlich zu und schon gar nicht auf alle egal welcher gesellschaftlichen Gruppe.
      Ich will damit nur sagen, dass es lohnt, davon weg zu kommen, dass die Bedürfnislage einer recht homogenen Gruppe von Männern das Non-Plus-Ultra wäre.

    2. Ein sehr guter Punkt. Ich bin z.B. politisch interessiert und auch aktiv. Nun sind diverse Gremien turnusgemäß per Wahl neu zu besetzen und man hat sich eine 50+ Frauenquote gegeben. Dumm nur, dass die Basis nur über einen Frauenanteil von ca. 30% verfügt und damit bei jeder Wahl absolut undemokratisch gegen das Repräsentantengebot verstoßen wird.

      Nun gibt es zwei Ansätze, argumentativ aus dem Dilemma rauszukommen: Zum Einen die Annahme, dass Frauen und Männer ja generell nicht verschieden seien und damit dann das Repräsentantengebot nicht verletzt ist. Damit führte man aber die Quote ad absurdum, die ja genau auf dieser Unterschiedlichkeit gründet. Zum Anderen die Annahme, dass Frauen und Männer generell unterschiedlich seien, man das Repräsentantengebot also verletzt, es aber egal ist, weil man nur Männer benachteiligt, die ja ansonsten überall die Oberhand hätten.

      So richtig zufriedenstellend ist keine der beiden Varianten, gell? Also macht man sich Gedanken, den Frauenanteil von 30% auf möglichst 50%+ zu hieven. Und wie macht man das? Man fragt zunächst erstmal die politisch engagierten Frauen, was denn nicht politisch engagierte Frauen davon abhält, sich politisch zu engagieren. Absurd. Die allererste (und nie hinterfragte!) Ursache ist dann männliche Dominanz, welche man sich in hundertfacher Ausführung in Form von buzz words um die Ohren haut. Die Lösung sind dann Quoten (das Allheilmittel schlechthin!) und das Aufgreifen von „Frauenthemen“ bzw. die „frauengerechte“ Themenpräsentation.

      Und dann wird’s interessant, denn was sind denn „Frauenthemen“? Mode, Rezepte, Diättipps? Was ist „frauengerecht aufbereitet“? Möglichst viele schwammige Begriffe, Emotionen und ab und an mal einen Bezug zu „Frauenthemen“?. Na wenn das nicht sexistisch ist, weiß ich auch nicht weiter! Kann man denn nicht einfach mal akzeptieren, dass sich einige (oder mehrere oder viele oder der Hauptteil der) Frauen für bestimmte Themen nicht interessieren? Vielleicht ihnen sogar den freien Willen dazu zugestehen und dieses Desinteresse nicht gleich wieder mit der patriarchalen Gesellschaftsstruktur, der „männlichen“ Präsentation der Themen usw. zu „erklären“?

      Dieser Pseudofeminismus, mit dem Männer und sich als Feministinnen bezeichnende Frauen heutzutage Frauen dazu nötigen, etwas zu tun und etwas anderes zu lassen, geht mir seit einiger Zeit gehörig auf den Senkel. Als Wären Frauen im Allgemeinen unmündig und müssten von irgendwelchen Erleuchteten*innen (sic!) auf den Weg ihrer eigenen Glücksseeligkeit geschubst werden. Kindern ähnlich, deren Eltern ihren Sprösslingen ein pädagogisch wertvolles Spielzeug aussuchen.

      Kapiert es endlich: Es gibt nicht DIE Frau. Jede hat (wie jeder Mann) ihr eigenes Wesen und kann meist ziemlich gut für sich alleine entscheiden, was sie will und was sie nicht will. Wenn Ihr ein breiteres Publikum erreichen wollt, macht Euch Gedanken, wie Ihr ein breiteres Publikum erreicht. Das biologische Geschlecht ist dabei doch völlig irrelevant.

  11. Ha, was eine großartige Idee, diesen Post hier nochmal zu veröffentlichen, um dann den Kommentarverlauf hier mit dem drüben auf Annes Blog vergleichen zu können. So eins zu eins nebeneinander hat man das ja sonst nie, und der quod erat demonstrandum-Effekt ist doch geradezu atemberaubend :))

  12. Aber mal im Ernst: vielleicht hilft eine Idee weiter, die wir mal in einer Frauenrunde entwickelt haben, nämlich das Gespräch zwischen Frauen und Männern als interkulturellen Dialog zu verstehen? Es geht mir nämlich oft so, dass ich den Eindruck habe, mich (Feminismus-unbewanderten) Männern gegenüber nicht so recht verständlich machen zu können. Also ich denke zum Beispiel nicht dran, dass viele Männer bei dem Begriff „Beziehungen“, den ich für einen genuin politischen Begriff halte, schnell an „Privatkram“ denken. Oder das sie sich unter einem „weiblichen“ Zugang etwas vorstellen, das dann nicht mehr allgemeingültig ist (wie in Stefans Assoziation mit dem Seniorenteller). Wenn ich mir in solchen Situationen klar mache, dass das nicht unbedingt böser Wille ist, sondern einfach nur eine „andere Kultur“, bin ich nicht so schnell genervt. auch nicht von diesem Diskussionsstil, denn ich sage mir dann „unter Männern macht man das halt so“, ähnlich wie man in Brasilien halt nicht ins Taschentuch schnäuzt sondern den Rotz in der Nase hoch zieht. Was ich eklig finde, finden Leute in anderen Kulturen u.U. ganz normal und andersrum. Das so zu sehen hilft mir jedenfalls, nicht gleich verärgert zu sein.
    Der erste Schritt bei einem interkulturellen Dialog ist freilich, sich wirklich füreinander zu interessieren, und insofern finde ich eure Initiative hier, die Frage zu stellen, sehr gut. einfache Antworten gibt es nicht, und es sind auch nicht alle Angehörige einer Kultur gleich, die Männer ebensowenig wie die Brasilianerinnen. Es ist ein Prozess, bei dem das wichtige ist, dass man überhaupt im Gespräch ist und eine Art „wohlwollendes Gespür“ für das Anderssein der anderen entwickelt.

    1. Das ist doch mal ein Ansatz auf dem sich aufzubauen lohnt. Auch wenn das mit dem „Rotz hoch ziehen“ und „unter Männern macht man das halt so“ schon recht plagativ rüberkommt, spiegelt die Aussage, das, bei allem Mensch sein, die Bewertungsweise einer Thematik bisweilen unter den Geschlechtern sehr unterschiedlich ausfallen kann.
      Nicht nur deshalb ist ein Mehr an „wohlwollendem Dialog“ und ein Weniger an „Unterstellung böswilliger Absicht“ begrüßenswert.

      Und in der Tat würde ich als Mann einen o.g. „weiblichen Zugang“ nicht mehr als „allgemeingültig“ einordnen, da besagter Zugang in meinem Verständnis einen Teilaspekt der Grundgesamtheit abbildet, wie eben auch ein „männlicher Zugang“ einen Ausschnitt aus der Allgemeinheit darstellt.
      Und so stellt sich mir selbstredend die Verständnisfrage, was „Frau ™“ denn unter einen „weiblichen Zugang“ versteht, wenn nicht einen spezifischen Part unter allen Zugängen.

      1. die Frage dabei stellt sich dann aber auch, ob ein Blog wie netzpolitik einen eher „männlichen Zugang“, einen eher „weiblichen zugang“ oder einen absolut offenen, neutralen, oder gemischten Zugang bietet. Und da ist es in der heutigen Gesellschaft leider nun einmal oft (gerade in der IT-Branche) noch so, dass ein soziologisch eher männlich konnotierter Zugang als „neutral“ wahrgenommen wird. Was dementsprechend zwar nicht von der Intention, wohl aber von der Wirkung her eher „weiblich“ eingestellte Menschen (das können auch sehr wohl auch Männer sein!) davon abhält, sich zu beteiligen.

        Das Ganze als kulturelle Unterschiede zu betrachten macht insofern Sinn und wird auch weniger diskriminierend, wenn man sich soweit im Klaren ist, dass wir hier von „männlicher und weiblicher Konnotation“ und weniger von „den Männern“ und „den Frauen“ sprechen, wenngleich es wahrscheinlicher ist, dass ein Mann männlicher geprägt und eine Frau weiblicher geprätg ist. (Bei mir ist dies z.B. nicht so eindeutig der Fall ;) )

    2. Ich bin eine Frau und arbeite seit über 10 Jahren in der IT eines großen Unternehmens und bin die einzige Frau in der Runde. Mir ist dabei genauso aufgefallen, das Männer und Frauen eine andere Sprachkultur haben. Am Anfang sind mir Besprechungen unangenehm gewesen, weil meine Kollegen einfach eine andere Art der Kommunikation hatten. Vollkommen subjektiv habe ich Diskussionen als aggressiver und häufiger als Angriff auf meine Person wahrgenommen. Wenn ich die Wahl gehabt hätte wäre ich diesen Besprechungen gerne ferngeblieben. Inzwischen weiß ich das meine Kollegen eine direktere und undiplomatischerere Art haben zu kommunizieren.
      Ich denke das es Frauen vielleicht genauso geht, wenn sie auf einen Blog kommen, wo 90% nur Männer beteiligt sind und in den Kommentaren wird nun wirklich kein Blatt vor den Mund genommen. Das schreckt schon ab, wenn man das nicht gewohnt ist.

    3. Also, die Annahme von einer homogenen „Männerkultur“ und einer homogenen „Frauenkultur“ halte ich für sexistischen Unsinn. Menschen sollten vielleicht nicht immer von ihrem eigenen kuscheligen Mikrokosmos auf den Rest der Hälfte der Menschheit schließen.
      Ich bin anders als Horst, und Horst ist anders als Michel, Michel ist anders als Brigitte, Brigitte ist anders als Susi, die Susi ist aber dem Horst recht ähnlich und mag an mir die Facetten, die ich mit Brigitte und Michel teile.

  13. Ich finde die Diskussion super und freue mich, wenn die meistens männliche/weiße Perspektive mal ein bisschen aufgelockert wird.
    Bei der Gelegenheit möchte ich ein anderes Fass aufmachen. Ich würde mich über mehr Austausch mit oder Input von Menschen freuen, die einen Migrationshintergrund haben. Dann könnten wir vielleicht etwas darüber erfahren, wie in Brasilien mit Netzneutralität umgegangen wird (vielleicht noch etwas interessanter als wie man dort mit Rotz umgeht :-), oder welche technischen Mittel Syrer in Deutschland einsetzen, um ihre Landsleute in dem schrecklichen Krieg in ihrem Heimatland zu unterstützen.

  14. Ic h habe mich (und das mag typisch männlich sein) noch nie für das Geschlecht oder sonstige Details der hier Schreibenden bzw. Kommentierenden gekümmert. Ich lese netzpolitik.org, gerade weil hier weitestgehend sachbezogene Artikel veröffentlicht werden. Wobei ich gerne zugebe, dass das teilweise recht trocken sein kann und der angekreidete Insider-Jargon nicht immer von der Hand zu weisen ist. Nichtsdestotrotz fände ich eine Kurzinfo zu den Schreibenden unter den Artikeln hilfreich, gerade wenn dort noch weiterführende eigene Blogs etc. verlinkt werden.

    Zum Inhaltlichen: Ein breiteres Themenspektrum, mit dem , was da etwas schwammig als Feuilleton umschrieben wurde – gern! Warum nicht einfach mit Crossposts anfangen zwischen den genannten stark von Frauen genutzen Blogs und diesem hier, bzw. umgekehrt. Markus schrieb ja, dass es zahlreiche mehr oder weniger tote Autoren-Accounts gibt – es scheint also nicht an der Möglichkeit zum Schreiben zu mangeln.

    Zur Kommentarkultur: Die empfinde ich als ziemlich normal. Außerhalb von kleinsten Nischenforen ist ein gewisses Grundgetrolle aus meiner Sicht normal und wird schlicht ignoriert. Ich finde dazwischen noch genug lesenswerte Beiträge und Links. Mag sein, dass man ein dickes Fell braucht, um das immer so selektiv zu lesen, aber eine bessere Lösung fällt mir nicht ein. Und ich kann gut nachvollziehen, dass Markus und Co. einfach die Zeit fehlt, stärker zu moderieren.

  15. In meiner Realität liest sich das wie ein Eigentor an Gendertrolling. Keine Ahnung wieso NP.org anders sein soll oder ist, aber: in meinem sozialen Umfeld bewegen sich auch viele weibliche Nerds und ich kann keine Gender bezogene Ignoranz vermelden. Idioten gibt es überall, meistens fallen diese auch lautstark auf und Idiotentum ist Geschlechtsneutral. Immer wenn ich ein auf das Geschlecht abgestellten Artikel lese könnte ich mich ins Krankenhaus Head-Desken.

    Macht ruhig mal, aber bitte lasst die Klischees draußen. In jeder Hinsicht. Irgendwer wird sonst noch ein Pinkes Design fordern (Sorry, der Schelm in mir).

  16. Zu viel Technik, Gesetz und Recht, Staatsmacht, zu wenig Reflektion über Beziehungen, Kultur

    Ich bin natürlich (nur) ein männlicher Leser, aber gerade weil hier zu den Themen, die mich interessieren, geschrieben wird, lese ich netzpolitik.org… Die Frage ist vielleicht, was will man mit dem Blog erreichen? Will man zu bestimmten Themen informieren? Oder will man die „nur“ Leserschaft steigern?

    Vermutlich würde, wenn hier mehr über Klatsch und Tratsch Beziehungen und Kultur berichtet würde, der Anteil der (nicht nur weiblichen) Leserschaft sicherlich steigen. Aber irgendwie wäre dann netzpolitik.org nicht mehr netzpolitik.org.

    Ich persönlich finde die Ausrichtung des Blogs gut, so wie es jetzt ist. Hier kann ich mich gezielt zu einem Themenbereich informieren, zu dem ich Informationen suche. Und wenn ich, überspitzt gesagt, mehr zu Herrn Wulffs Scheidung oder Justin Bibers neuer Frisur erfahren möchte, kann ich immer noch „Bild der Frau“ lesen, während ich beim Friseur auf meine Frau warte.

    1. Ich glaube, mit „Beziehungen und Kultur“ war nicht Klatsch und Tratsch gemeint. Siehe Kommentar 14 von Antje

  17. Uff…jetzt habe ich mich nach vielen interessanten Meinungen zu diesem Thema – auf dass ich durch einen Hinweis eines Freundes gestossen bin – entschlossen, das erste mal eine Antwort auf einen Blog zu geben…
    Ich bin männlich, verheiratet, 2 Kinder, so um die 50 Lenze, besetze m.E. aber schon immer etwas weniger stark die typisch maskulinen Werte. Das hat mir schon oft das Prädikat „Frauenversteher“ eingebracht – worauf ich gar nicht so erpicht war/bin…
    Alles bislang Gelesene bestärkt mich in der Auffassung, dass Frauen und Männer nicht nur biologisch sondern auch geistig Schnittmengen haben, die es zu bedienen gilt, damit für beide Geschlechter etwas Attraktives dabei herauskommt.
    Die rein „fachliche“ Abarbeitung von Themen mit „Besserwisser“-Anspruch ist dabei ebenso wenig gefragt wie die rein „emotionale“ Ausführung von (für Männer oft) mittelmässig interessanten Erlebnisberichten, die zur Hochkultur der Literatur hochgelobt werden.
    Der Mix von diesen Themen macht es aus, Respekt UND die Toleranz untereinander – wie schon in einem vorangegangenen Kommentar ausgeführt, liegt es wohl eher an der „interkulturellen“ Verständigung miteinander.
    Sobald Frauen und Männer sich „verstanden“ und „akzeptiert“ fühlen im Teamgeist (der gemeinsamen Sache), während des Dialogs, der Aussprache, des „Zusammenwirkens“, läuft da was und man/frau „befruchtet“ sich gegenseitig – sozusagen komplementär, wie von der Natur vorgesehen.
    Je weniger Vorbelegung von Themen und Stammtisch-Parolen existent sind in der Kommunikation von Inhalten, desto mehr kommen scheinbar „Ahnungslose“ (und hier: oft Frauen) und beteiligen sich mit wertvollen Beiträgen. Das ist so.
    Männer gehen dann oft in die Defensive, was auch gar nicht sein muss, weil sie denken, es wird alles so „feminin“… ;-)
    Wenn wir Männer also wollen, dass Frauen sich mehr in die Politik einmischen, müssen wir in unserem „Stall“ auch mal feinere Gerüche zulassen (aushalten), um zu anderen Meinungsbildern zu kommen und umgekehrt müsssen Frauen lernen, die Stammtisch-Allüren von Männern zu verstehen (ignorieren) und die „Kerle“ runterholen von ihren „Gehabe-Positionen“, die oft nichts weiter sind als Schall und Rauch.
    Und das kann ganz unspektakulär und freundlich passieren, ohne sich persönlich zu verletzen – das fängt schon mit Teamarbeit in einem Grossraumbüro an…
    Also nochmal meine Auffassung ganz kurz:
    Toleranz, Respekt und ein bisschen die „biologische“ Voreinstellung versuchen wegzulassen, und schon ergeben sich die nutzbaren Schnittmengen die wir wollen…und…plötzlich kommt so etwas wie Spass auf, sich zu beteiligen ;-)

  18. bitte kein übermäßigen Gebrauch vom Binnen-I machen!
    hier hielt es sich meiner Meinung nach noch in Grenzen, aber der häufige Gebrauch macht Texte sehr unleserlich.
    Beim Binnen-I habe ich immer das Gefühl, dass der Autor oder die Autorin (in diesem Fall) mich für doof hält. Mir ist durchaus bewusst, dass mit „Leser“ sowohl männliche UND weibliche Leser gemeint sind. Schlimmer noch die Trennung mit * aus den zitierten Stellen.
    wenn man schon Betonen möchte, dass immer beide Geschlechter gemeint sind, macht das doch bitte am Anfang oder Ende des Artikels als „Disclaimer“ oder so.
    alles andere stört den Lesefluß, sorgt dafür das Texte unübersichtlich und unleserlich werden und nervt mich beim Lesen. Das hat zur Folge, dass ich solche Texte irgendwann entnervt abbreche auch wenn vielleicht wichtiges drin steht…

  19. Ich möchte hier mal kurz die Kommentarkultur loben. (OK, ich weiß nicht, wie viel hier auch mal entfernt wird…) Ich finde, es geht hier im Großen und Ganzen recht sachlich zu. Natürlich gibt es immer Ausnahmen.

    Zum Beispiel habe ich mich hier mit meinem echten (eindeutig weiblichen) Vornamen angemeldet. In anderen Blogs ziehe ich es vor, unter einem geschlechtsneutralen Alias zu kommentieren. Damit möchte ich verhindern, dass alle meine Kommentare als unsachlich oder weniger wichtig oder gar „Weiberkram“ abgetan werden.

    1. Ich hab das Gefühl, dass Kommentare von Frauen heutzutage nicht anders bewertet oder aufgenommen werden als Kommentare von Männern. Das mag aber daran liegen, dass ich als Unbetroffener überhaupt nicht für das Thema sensibilisiert bin. Daher würde mich interessieren: Was sind das für Blogs, bei denen Kommentare von Frauen als unsachlich oder „Weiberkram“ abgetan werden?

      1. Ha, du hast mich erwischt! Tatsächlich nutze ich geschlechtsneutrale Alias, weil mir das mit dem Weiberkram früher passiert ist. Und mit früher meine ich gaaanz früher, nämlich als ich in den 90ern in Chatrooms zu diversen Themen unterwegs war. Hauptsächlich wurde man damals eigentlich sofort angemacht, und was man zu sagen hatte war Nebensache.

        Seither bin ich geschlechtsneutral unterwegs. Daher kann ich nicht sagen, ob mir das wegen meiner Alias nicht mehr passiert, oder weil sich die Zeiten geändert haben. Es liegt also wohl eher an meiner Paranoia. Und du hast recht, das ist heutzutage nicht mehr so ein Problem. Und ich gehe im Moment dazu über, immer meinen echten Vornamen zu benutzen.

    2. Ich bin auch positiv überrascht von diesem thread. Allerdings gibt es ja auch eine lange Vorgeschichte durch die Diskussionen zu den vorherigen posts, in denen deutlich anders debattiert wurde…

  20. Wuerde es nicht vielleicht viel Druck rausnehmen, nicht zu sagen „fuer Frauen attraktiver“ sondern „attraktiver fuer Menschen, die sich noch nicht mit Netzpolitik auskennen“? Fuer die Frauen, die hier lesen, ist das ja offenbar schon alles ansprechend genug. Was ihr machen wollt, ist also vor Allem auch Menschen ansprechen, die eigentlich noch gar nicht wissen, warum sie sich angesprochen fuehlen sollten.

    Oder auch kurz: Netzpolitik fuer alle interessant machen.

    Dann wird, glaube ich, auch schnell klar, warum die Vorschlaege, die Frauen* als voellig andere Lebenswelt begreifen, ins Leere greifen und hingegen Vorschlaege wie Hintergrundinformationen, Feuilleton und Begriffserklaerungen Sinn machen.

    Ansonsten glaube ich, dass dieses Blog die Genderproblematik unserer Gesellschaft kaum loesen kann. Auf mich wirkt das Blog durch die Themenwahl, die Inhalte und nicht zuletzt die verwendete Sprache inklusiv, tolerant und freundlich.

    Viel mehr koennt ihr fast nicht machen, ausser vielleicht dafuer zu sorgen, dass ihr auch von anderen Orten des Internets verlinkt werdet, die nicht unbedingt standardmaessig viel mit IT zu tun haben. Und das ist wiederum was, was durch ausfuehrliche Hintergrundinformationen sowie Feuilletons gesteigert werden koennte.

    1. “attraktiver fuer Menschen, die sich noch nicht mit Netzpolitik auskennen”?

      So siehts doch aus. Ich glaube unter der Überschrift „Wie können wir mehr Leser erreichen“ hätte sich eine interessantere Diskussion entwickelt. Genau dieser Punkt wurde im ersten – viel diskutierten Beitrag – schon genannt.
      Stattdessen wird hier eine unsinnige Scheindiskussion geführt.

  21. Antje Schrupp:“….nämlich das Gespräch zwischen Frauen und Männern als interkulturellen Dialog zu verstehen?“

    Saedia:“… Und entscheide oft, dass es die Diskussion nicht entscheidend weiterbringt, und lösche in der Folge wieder alles.“

    Tim: „…Ich würde mich über mehr Austausch mit oder Input von Menschen freuen, die einen Migrationshintergrund haben.“

    b1364917:“…macht Euch Gedanken, wie Ihr ein breiteres Publikum erreicht. Das biologische Geschlecht ist dabei doch völlig irrelevant.“
    Ano Nym:““Es wird zu viel getrollt”, “Das offensive vertreten von Meinungen stört”, “man wird nicht ernst genommen”, “zuviele unwichtige Kommentare”.“

    Stefan Rö: „…Gibt es tatsächlich empirisch nachweisbare Unterschiede in Texte zu Themen wie Netzpolitik, Informatik oder Technik – je nachdem ob sie von Männern verfasst worden sind – oder ob sie von Frauen stammen?“

    Ich denke ein sehr wichtiger Punkt in der Diskussion ist die Frage:

    —-„Wie interressant ist das was ich hier finde.“ —–

    und da gibt es doch sehr unterschiedliche kulturelle, soziologische, bildungsbedingte etc. Hintergründe. Geduld und Zeit speilen hier auch eine sehr grosse Rolle.

    D.h. jemand der sich z.B. mit zu vielen fremdartigen Fachwörtern/Jargon bombardiert fühlt wird eher wegbleiben, als auch jemand der sich mit zuviel langweiligen (da zB ewig durchgenudelten Themen) genervt fühlt. Ich vermute mal, dass hier doch viele Leser sind, für die das Netz nicht nur privat sondern vorallem auch beruflich eine Rolle spielt und denke auch, dass sich das zu einem gewissen Teil in den (IT-)Formulierungen der Posts und der Kommentare wiederspiegelt. Dh die niedrige Frauenquote in der IT würde dadurch automatisch eine Rolle spielen. Was hier also eine Rolle spielt sind die unterschiedlichen Lernkurven und „interressantheitsgrade“.

    Da ich (Kategorie: ungefähr 50+Seniorin) seit ca. 25 Jahren in einem NaWi-Bereich arbeitete in dem eine Frauenquote von ca. 6% (grobe Schätzung) besteht kann ich z.B. so manche (z.B!) geisteswissenschaftliche Diskussion schlichtweg nicht ertragen. D.h. ich finde sie langweilig und für mich „inhaltslos“ , weil die Themen für mich (!) schon ewig diskutiert erscheinen und keine neuen Aspekte hinzugekommen sind. Für andere können diese Diskussionen aber interressant und fruchtbar sein. Hinzukommt, dass man bei solchen Diskussionen oft furchtbar aufpassen muss und das noch nicht mal laut sagen darf, weil man dann als besserwisserisch, arrogant etc. da steht.
    Und es stimmt natürlich, dass man als „Mehrwisser“ schnell mal jede Neugier im Keim ersticken kann. Genauso gibt es Bereiche in denen ich nur wenig Ahnung habe und in denen ich den Laden nicht mit zu vielen blöden Fragen aufhalten möchte. Ebenso kommt es vor, dass in eventuell „durchgekauten“ Sachen überraschend neue Aspekte auftauchen können, die man übersehen hat.

    Kurz gesagt: Eventuell fällt es so manchen Leuten schwer, die für sie interressanten Aspekte herauszufiltern und vielleicht werden ja auch einige Aspekte vergessen (wie zB „Frauen und Migrantenthemen“). Vielleicht könnte man über irgendein Kennzeichnungs-System (so a la Skipisten Kennzeichnung, oder Selbsteinschätzungssystem von Sprachkursen) nachdenken mit dem Posts nach „technischem, fach/kulturell/gender/spezifischen, Fremdwörterschwierigkeitsgrad etc. gekennzeichnet werden, das würde es vielleicht einfacher machen da mehr Übersicht zu bekommen. Ist aber eventuell recht aufwendig das gut hinzukriegen.

  22. So, ich möchte das mal ein wenig länger, direkt und provokativ angehen! Also wenn ihr eine Frau seid, die sich mal wegen dem Thema ausnahmsweise in die Kommentare verirrt hat, lest lieber nicht weiter, sonst seid ihr gleich wieder verschreckt (ja, es geht schon los!)

    Ich glaube das „Problem“, des „nicht-Problem-erkennen“s bzw. der „Bitte ändert nichts!“ Einstellung – das ich auch teile – liegt daran, dass wir alle egoistisch und konservativ sind! Bevor ihr „bin ich doch gar nicht!!!“ schreit, doch seid ihr, ich mach das mal an einem Beispiel fest:

    Stellt euch vor (oder vielleicht ist dem sogar so), ihr seid Stammgast in einer Kneipe. So nen uriges Ding, bisle düster, die meisten anderen Gäste sind auch „immer“ da und man kennt sich und die Barkeeper, im Hintergrund wird meist musikalisch Hard Rock und Heavy Metal gespielt. Dem „Ambiente“ entsprechend kann man sich vielleicht vorstellen, dass nicht sehr viele Frauen vorbei kommen und wenn dann meist nur kurz bleiben. Aber stört euch nicht, ihr seid glücklich da!
    Nun eröffnet euch der Wirt, dass er gerne mehr Frauen in seinem Laden hätte. Eine „Idee“, die erstmal eure Unterstützung findet; denn entgegen landläufiger Annahmen finden wir Männer Frauen meistens durchaus toll und man ist gerne mit ihnen zusammen – präferiert nackt und in horizontaler Lage, aber man kann ja erstmal kleine Brötchen backen und zusammen weggehen ist doch schonmal was. Doch für die Umsetzung dieses Ziels will der Wirt jetzt 3 der 6 Biersorten aus der Karte streichen (natürlich eure Lieblingssorte dabei), stattdessen gibt es dann eine Seite Sektcoktails und zudem wird der Laden für 2 Wochen dicht gemacht, weil er renoviert und mit schönen, hellen Farben gestrichen wird. Musikalisch soll dann auch mehr auf poppiges/Charts gesetzt und wenn vielleicht nur etwas Soft Rock gespielt werden.
    Da stellt man(n) sich dann die Frage: „Ist das noch die Kneipe, in der ich sein will?“. Vielleicht geht das Konzept ja für den Wirt auf und es kommen mehr Frauen und vielleicht sogar allgemein mehr Kundschaft. Aber man selbst kämpft doch dann plötzlich darum, dass es doch so bleibt, wie es ist (konservativ), weil man seine geliebte Kneipe nicht verlieren will, auch wenn vielleicht andere davon profitieren (egoistisch).

    Wer sich mit dem Beispiel nicht identifizieren kann, kann auch z.B. als Beispiel eine vegtarische, Proseccobar nehmen, die jetzt Rindfleischburger ins Angebot nehmen will, um mehr Männer anzulocken. Aber vielleicht könnt ihr soweit folgen, dass ihr die Problematik versteht. Egal um was es geht: Wenn man glücklich mit etwas ist und es soll geändert werden, dann ist man da erstmal Anti eingestellt. Ob das jetzt ein rein Männliches Attribut ist
    Und so geht es wohl vielen, die hier lesen (zurück zur Wirklichkeit). Wir sind und lesen hier, weil uns die Thematiken gefallen und vielleicht sogar die Kommentarfunktion nutzen (mal ganz ehrlich: Im Vergleich mit dem durchschnittlichen Internet sind die Kommentare hier auf geradezu höchstem Niveau!). Und ich glaub die wenigsten haben sich je Gedanken darüber gemacht, wer hier noch so mit liest. Vielleicht stehe ich da ja alleine, aber ich sehe mich als Individuum. Ich bin ich. Ich hab meine Meinung und Vorlieben und Wünsche. Und wenn ICH jetzt halt diese Seite so wie sie ist mag, dann reicht mir das. Wenn jetzt wer anders sagt: Das gefällt mir wegen dem und dem nicht und mich stört das keineswegs, dann zucke ich mit den Schultern. Hat die Person halt andere Vorlieben, who cares; schliesslich ist auch diese Person individuell in ihrem Leben. Vielleicht ist die Person ja mehr auf Blogs über Schnittblumen unterwegs, wo mich halt gar nichts hinzieht. Stört das diese Person, dass ich da nicht über die neueste Orchideenzüchtung mitdiskutiere? Und wenn nein, warum nicht? Und warum möchte ich niemanden „zu seinem Glück zwingen“, jetzt über Netzpolitik reden zu müssen? „Weil es alle angeht!“? Ist ja schön und gut, aber wir sind eben nicht alle gleich – wär auch total langweilig. Und diese „Argumente“, dass das hier alles so nüchtern und technisch ist und deshalb Frauen verschreckt… Politik allgemein ist recht nüchtern und trocken und großteils ist das so ein sinnfreies Geblubber, klar das viele sich abwenden und nicht damit beschäftigen wollen. Nur weil da noch der „netz“ Zusatz davor ist, und hip und neu ist und viel zu viele Leute denken, sie hätten Ahnung vom Internet, macht das nur geringfügig besser.

    All mein Geblubber jetzt war mehr Meinung, keine Anregungen für Lösungen oder sowas. Sollte es auch nicht sein. Trotz allem bin ich gespannt, wohin die Reise geht. Und ob ich weiterhin auf dieser Webseite Informationen herhole oder ausweiche!

    1. Verstehe die Argumentation, auch wenn ich bei den Beispielen und dem storytelling schon bissl Bauschmerzen hatte.

      Sei’s drum: Ich bin auf netzpolitik.org, weil ich hier Infos kurz und knackig zusammengedampft finde. Kenne ich eine erwähnte Person oder einen Begriff nicht und es interessiert mich, dann wird die Suchmaschine angeschmissen. strg+c, strg+t, strg+v dauert 2 Sekunden, dann trudeln die Ergebnisse ein. Viel nerviger fände ich da, jedes mal absätzeweise Infos überlesen zu müssen, die ich schon habe. Ich habe ca. 10 feeds abonniert, dazu noch einige blogs und pages, zusätzlich mailing-Listen und newsletter. Ich hätte einfach keine Zeit für ausschweifende „Erklärbär“-blogs, lese vieles ohnehin schon nur diagonal.

      Und mal ehrlich: Wie mich ein Thema persönlich betrifft, finde ich schon selbst heraus. Das kann mir sowieso keiner erklären, der mich nicht persönlich kennt.

  23. Ich hoffe ich wiederhole nicht was was schon gesagt wurde (habe nur die erste Hälfte der zahlreichen Kommentare gelesen).

    a) Das hier ist eine der zivilisiertesten Kommentar-Diskussionen die ich lange gesehen habe. Sehr schön! Woran liegts? Ich denke an der deutlich warhnemhbaren Präsenz von Frauen. Das ist wie in einer WG (nach meiner Erfahrung): Nur Männer: totales Chaos (nur Frauen: oft auch). Aber sobald es gemischt wird reissen sich die Leute viel mehr zusammen. Was lernen wir daraus? Es scheint der Diskussionskultur zu helfen wenn sich die Leute bewusst sind, dass das andere Geschlecht (politisch korrekter: das bevorzugte Geschlecht) SICHTLICH / WAHRNEHMBAR anwesend ist.

    b) Ich perönlich wäre allerdings dagegen die Berichte (grundsätzlich) mit persönlichen Stories anzureichern. Für politische Themen bevorzuge ich sachliche/abstrakte Artikel, ohne lange perönliche Stories aus dem echten Leben. Ich glaube solche Stories emotionalisieren unnötig und tragen zum Teil zum Trolling bei.
    Deswegen lese ich zum Beispiel lieber ‚Economist‘ statt ‚Spiegel‘.

    c) Ich hab’s oben schon mal gepostet, aber hier nochmal: Eine rating-Funktion für Kommentare wäre super. Plus sortierung nach Ranking.

    1. +1 zu b) und c)
      Bei deinem ersten Punkt bin ich anderer Meinung. Ich denke die guten Kommentare liegen zu einem großen Teil daran, dass der Artikel sehr gut geschrieben ist und auch keine Angriffsfläche gibt beziehungsweise selbst niemanden angreift. Ob das jetzt der Fall ist, weil – oder obwohl (Scherz!) – er von einer Frau geschrieben worden ist lass ich mal offen ;)

      1. Jein… Der Artikel hier ist sicherlich gut geschrieben.

        Allerdings hilft ein guter Artikel nicht wenn er beschreibt wie sich (Achtung, Dramatisierung!) „ein Politiker sich Überwachungsfantasien hingibt oder Datenschutz-relevante Gesetzte mal wieder ohne echte Bürgerbeteiligung diskutiert werden“. Das macht einfach wütend (weil hilflos), entsprechend sind dann die Kommentare. Oder nicht?

      2. Stimmt. Aber ob man sich bei so einem Artikel dann mehr zusammenreißt nur weil Frauen mitkommentieren, würd ich auch bezweifeln. Zumal ich davon ausgehe, dass Frauen da genauso wütend werden.

      3. Okay, mein Punkt a) funktioniert vielleicht nur im real-life. Das mit den WGs ist meiner Erfahrung nach tatsächlich so, eingeschlechtliche WGs waren immer deutlicher weniger aufgeräumt, und das war eher Wirkung der Eingeschlechtlichkeit, nicht die Ursache :-)

  24. Vielleicht hätte es Sinn, Ihr würdet die aktiven Netzpolitikerinnen mal explizit ansprechen und fragen ob sie netzpolitik.org lesen und was ihnen fehlt, wenn sie es nicht tun. Es ist ja nicht so, als würden sich Frauen generell nicht mit Netzpolitik auseinandersetzen.
    Außerdem blogged nicht jede/r der netzpolitisch unterwegs ist. Da reicht es nicht sich hinter WordPress zu langweilen und auf kluge Kommentare zu warten.

  25. M.E. ist ein Feuilleton Teil gar nicht notwendig. Würden die Autoren dieses Blogs lebensnaher berichten so würden nicht nur mehr Frauen sondern auch Männer aus anderen Gesellschaftsgruppen die Artikel lesen.

    Z.B. könnte man sich mal überlegen den Eintrag über das Gesetz zu Datenhehlerei einer mittelständischen Angestellten, die nichts mit Technik zu tun hat, interessanter machen kann ohne Informationen auszulassen.
    Es geht also darum Neuigkeiten für nicht betroffene Gruppen interessanter und wichtiger zu machen.

    1. Die Artikel für nicht-Techniker interessant zu machen ist sicherlich eine wichtige Zielsetzung.
      Allerdings würde ich vorschlagen das Netz-Politik Blog dann doch zu zweiteilen oder eben doch Feuilletons zu haben. Ich denke zumindest ein Teil der Leser (wie Ich) bevorzugen abstrakte, technik-affine, detaillierte und trotzdem kompakte Artikel. Es ist wahrscheinlich kaum möglich ein Blog für alle Zielgruppen zu machen, aber das ist ja auch nicht notwendig.
      Es gibt ja auch viele verschiedene Zeitschriften, und keine gefällt allen, und das müssen sie ja auch nicht :-)

  26. Wir brauchen mehr starke Frauen, die Vorbilder sind. Wirklich. Nur wo kriegen wir die her?

    Diskriminierung von Frauen ist kein Männerphänomen. Ich lehre seit über 10 Jahren als Dozent in der Wirtschaftsinformatik, und dort die technischen und Informatikfächer. Als Beobachtung kann ich berichten, dass viel zu viele Frauen der Ansicht sind, sie seien den Männern unterlegen. Platt gesagt, gibt’s die zwei Auswendiglernerinnen, die klar sagen, dass sie das Fach nicht interessiert, sie studieren das nur wegen der guten Jobaussichten. Und dann gibt es die vielen Frauen, die sich unterlegen fühlen, und immer zurück stecken. Und hin und wieder gibt es die Ausnahmefrau, die keine Komplexe hat und auch selbst überzeugt ist, das richtige zu studieren.

    Die Klausuren zeigen ein ganz anderes Bild. Die Leistungen der Frauen sind nicht anders verteilt als die der Männer. Das ist also objektiv Blödsinn. Ich hatte sogar schon ’ne Frau, die Begabung zum Coden hatte, und dann das Fach wegen des Codens verlassen, das sie angeblich nicht könne :-( Sie hat mir nicht geglaubt, dass sie gut ist?!

    Ich begegne dem Phänomen so gut ich kann. Dazu gehört, dass ich gleich zu Anfang darauf hinweise, dass die Informatik wie die Softwarekunst beide im Wesentlichen von Frauen gegründet wurden (Ada Lovelace, Grace Hopper, die sieben ENIAC-Programmiererinnen).

    Ich kann mir vorstellen, dass es in der Netzpolitik ähnlich läuft. Viel zu viele Frauen haben Komplexe. Das ist etwas, was bereits mit den Mädchen geschieht. Anders ist das nicht zu erklären.

    Nur, was tun?

    Dann in andere Themen auszuweichen, eben „Frauenthemen“, kann doch nicht die Lösung sein. Damit zementieren wir das Problem auch noch. „Lasst uns Laberthemen machen, dann trauen sich auch Mädchen!“

    Bitte NICHT! Das ist doch die übelste Nachricht überhaupt, „Frauen sind halt anders.“ Sind sie nicht. Vor allem nicht schlechter, das ist nicht wahr.

    Frauen sind Menschen. Und Menschen machen Politik. Und Politik beeinflusst alle Menschen, auch die Frauen. Was soll das Gendern hier Positives bewirken?

    Ich sehe da nur eines, was wirklich helfen kann: wir brauchen Vorbilder. Mädchen müssen erkennen, dass Frauen führen, dass Frauen vor der Menge sprechen, dass Frauen schreiben, dass Frauen kommentieren, dass Frauen mitreden und mitbestimmen.

    Denn nur so entwickeln sie sich zu starken Frauen. Und nur so erkennen Frauen, dass diese Rollen für sie alle in Frage kommen, dass sie sich für sie problemfrei entscheiden können.

    Und deshalb, weil wir das immer mehr bekommen, wird’s auch langsam besser. Viel zu langsam. Und noch lange nicht ist es auch nur annähernd gut.

    1. Hi,

      bei Deinem Kommentar gehen mir zwei Gedanken durch den Kopf. Den ersten werfe ich Dir nicht vor, sondern nehme ihn immer wieder wahr wenn es um Frauen, Internet und Politik geht. Der zweite ist ein Vorschlag an Markus/netzpolitik.org.

      1. Meine Geschlechtsgenossen gehen erfahrungsgemäß per se davon aus, dass Netzpolitik immer auch mit IT-Web-Coden zu tun hat. Dadurch ignorieren sie aber die tatsächliche netzpolitische Wirkung, die sich seit 2-3 Jahren zeigt: die soziale. Interesse an Fachbereichen wie Wirtschaftsinformatik mit Interesse an Netzpolitik gleichzusetzen, ist eines der zusätzlichen Probleme, mit dem Frauen in der Netzpolitik zu kämpfen scheinen. Dadurch werden sie von den notorischen Trollen automatisch ausgeschlossen und plattgeredet. Das ist aber soziale Mangelkompetenz auf der Nicht-Frauen-Seite.

      2. netzpolitik.org könnte doch mal ein Feature oder eine Reihe über die Frauen in der Netzpolitik machen. Ihre Historie, Interessen, fachlichen Bereiche; was fasziniert sie, woher rührt ihr Engagement, undundund. Und wie sehen sie netzpolitik.org. Also erstmal eine Bestandsaufnahme. Gerade in Hinsicht auf die Wahlen der nächsten Monate wäre das sicher mal ein willkommener Ausbruch aus dem Grundformat von np.org. Die Damen zu identifizieren und anzusprechen ist wohl kein Problem, helfe da aber gerne.

      VG

      1. Wir HackerInnen gehen in der Netzpolitik durchaus voran. Wir haben ja im CCC das Glück, dass wir Frauen haben, die dort Vorbilder sind (wie beispielsweise Rena Tangens oder Constanze Kurz). So wird langsam deutlich, dass der Club etwas für Frauen und Männer ist. Wie lang wir dafür gebraucht haben!

        Es ist doch klar, dass die Leute, die das Netz machen, sich auch dafür interessieren, und auch für die Politik dort. Deshalb ist zu erwarten, dass federführend auch Techniker mitreden. Das ist nicht falsch – falsch ist, dass es so wenig Technikerinnen gibt, die mitreden.

        Zu Deinem Vorschlag, dass Frauen hier (und anderswo) sichtbar werden:

        Aber bitte, aber gern ;-)

    2. Ich bin grundsätzlich völlig deiner Meinung, Vorbilder helfen (fast) immer. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob der Mangel an technisch versierten Frauen hier das Problem ist – immerhin geht es bei netzpolitik.org in der Regel gar nicht um komplizierte technische Sachverhalte und soweit ich das überblicke, sind die meisten Autoren und Autorinnen eher GeisteswissenschaftlerInnen, oder?

      1. Ja, Danke.

        Ich musste mich eben ein wenig wundern, weil ich netzpolitik.org durchaus häufger lese und *gasp* keine Technikerin sondern als Medienwissenschaftlerin nur schnöder Geisteswissenschaftler bin. (Das fällt trotzdem in unser Fachgebiet mit dem Medienrecht, ist das nicht wunderlich?)

        Trotzdem schaden Vorbilder nie. War etwas enttäuscht, als ich meiner kleinen Schwester erzählt habe, dass Coden echt Spaß machen kann und sie meinte, dass sie das nicht könne, weil sie ein Mädchen sei. (Bleibt die Frage, als was sie mich dann wahrnimmt. )

      2. Geistesgift schrieb:

        „….keine Technikerin sondern als Medienwissenschaftlerin nur schnöder Geisteswissenschaftler bin. “

        Bei den Geisteswissenschaften gibt natürlich auch eine Menge Fachausdrücke, die Naturwissenschaftlern Kopfzerbrechen bereiten können, wie z.B. obere Progressionszone, Untere Progressionszone, Erste Proportionalzone, Zweite Proportionalzone usw.

    3. + over 9000!

      Ganz toller Kommentar. Vielen vielen Dank von einer, die grad Technikerin wird und dabei folgendes feststellt:

      a) Gibt es viel zu oft noch Männer die dann eine lange Begründung dafür verlangen, warum man sich überhaupt für Technik interessiert – Frechheit! ;)
      b) Gehe auch ich ganz klar mit weniger Selbstbewusstsein an Aufgaben heran als Kollegen, die zum Teil mit weit weniger Leistung viel mehr protzen.
      c) Kommentare wie „Frauen sind einfach emotionaler“ für mich plötzlich zum Arbeitsalltag gehören.

      Gerade Punkt b) schlägt da auch auf die Diskussionskultur, weil Frauen einfach vorsichtiger posten. Und wenn wir uns – oder zumindest ich mich – dann ärgern, dann greift c), selber schuld, Frau ist ja emotionaler.

      Damit möchte ich in meiner Freizeit ungern konsequent konfrontiert werden, sonst brauch ich Boxsäcke, und zwar viele, auf die ich völlig emotional einprügeln kann. Auch daher: Keine Kommentare von mir. :)

    4. Danke danke danke an Volker Beck für diesen Kommentar. Darauf werde ich in gegebener Zeit verlinken, wenn ich dazu mal was schreibe. Genauso ist es. Positive Rollenmodelle betonen, aktive Frauen sichtbar machen (auf das Geschlecht kommt es zwar für den Inhalt nicht an, aber es ermutigt und senkt Hemmschwellen), und vllt. noch ein bisschen mehr PR auf Plattformen, die von Frauen häufig frequentiert werden.

      Denn Frauen sind nicht anders oder netzpolitisch weniger interessiert, sondern kämpfen sozialisationsbedingt nur mit anderen Hürden (Selbstunterschätzung, Ausgrenzungsangst etc.). Ich bin echt froh, dass diese Debatte hier so vernünftig läuft.

  27. Hier meine 2 Cent Spekulatius darüber, warum so wenige Frauen netzpolitik.org lesen. Viele Frauen, die sich beruflich -so wie ich- nicht mit MINT Themen beschäftigen, haben sich daran gewöhnt, dass ihnen Technisches entweder abgenommen wird oder es ihnen erklärt wird. Selbständiges Einarbeiten und aktive Weiterverbreitung von technischem Wissen machen Frauen weniger häufig als Männer.

    Was Netzpolitik.org im Stande wäre zu verbessern: ein ausführlicheres Glossar für die technischen Begriffe einrichten. Klischeehaft gesprochen braucht gerade die Frau, deren Freund/Mann immer das WLAN Netz einrichtet und die Hardware besorgt, ein niedrigschwelliges Informationsangebot, wo ihr nicht gleich 10 Begriffe um die Ohren gehauen werden, die sie erstmal umständlich googlen muss. Gleichzeitig müssen die Berichte natürlich technisch präzise bleiben. Die Kunst beides zu verbinden macht wohl den guten Journalismus aus.

    Zu meiner These über Frauen und Technik meine eigene Geschichte:
    Ich bin mit der Rollenverteilung, dass es Männer gibt, die technisch versiert sind und gelegentlich mir -der jüngeren Frau -etwas erklären, groß geworden. Seien es die Dampfmaschine meines Cousins oder die Signalschaltungen der Modelleisenbahn, die mein Vater nur meinem Bruder und nicht mir erklärte. Ich war auf alle Fälle aber immer in der passiven Rolle, nämlich derjenigen, der „vollendete Projekte“ präsentiert wurden.
    In meiner Oberstufenzeit war ich in einem Frühförderungsprogramm der Uni Hannover, um mehr Mädchen für die Informatik zu begeistern.
    Informatikstudentinnen haben uns in Kleingruppen programmieren in Delphi beigebracht und das hat sehr viel Spaß gemacht. Der Eindruck, dass ich immer wieder auf Männer angewiesen bin, die mir Technisches erklären, verstärkte sich im Labor der Uni jedoch weiter. Fast immer musste mir ein Student erklären, wie auf dem Linux Rechner, dessen Desktop gefühlt jede Woche komplett anders aussah, zeigen, wo ich mich einloggen muss oder so. Es war immer sehr nett mit den Studenten, aber ich bin halt nie selbstständig geworden und das hat mich gestört. Auch meine Mentorinnen haben sich da immer gemütlich auf die Männer verlassen, die eh immer da waren. Ich habe dann auch nicht Informatik studiert…

    Zurückgeblieben ist bei mir der Eindruck, dass es immer einen Mann gibt, der sich länger mit der Technik beschäftigt hat und mir vielleicht ein bisschen von dem Wissen abgeben kann. Ich war jedenfalls nie der Typ der sich eigenständig in technische Sachen reinfuchst und seine Erkenntnisse dann raus in die Welt posaunt. (Also reingefuchst schon -so im Jahre 2004 einen WLAN Drucker einrichten- aber nie mit anderen das Wissen geteilt.)

    Diese Haltung lege ich auch an den Tag, wenn ich mich über Netzpolitik informiere. Auf der einen Seite sind immer die Experten und auf der anderen Seite ich: Immer passiv und was ich weiß, behalte ich für mich. Ich denke mir, dass ich eh die letzte bin, die von einer neuen Entwicklung erfährt und dass Wissen, das ich habe nicht umfangreicher ist als die Summe der einzelnen Informationen, die ich gesammelt habe. Deswegen lohnt es sich auch nicht, es zu teilen. Überhaupt kann ich den Technikern nur vertrauen, weil ich längst nicht mehr in der Lage bin zu verstehen, was genau in meinen Handy, PC etc. vorgeht.

    1. Was könnte man denn tun, dass Du Dir selbst endlich in den Hintern trittst? ;-)

      Auch das beobachte ich unverändert, wenn man ein Programmier-Praktikum macht: er hilft ihr. Sie kann es danach immer noch nicht, er hatte zwar vorher auch nicht mehr Plan, aber hinterher schon.

      Ich habs mal ’ne Weile lang mit „eine Frau lässt sich nicht von fremden Männern an die Tastatur fassen“ versucht. Gelacht wurde, es ändert sich aber nichts :-/

      1. Also, allein diese Debatte und der Zuspruch hier ermutigt mich schon sehr !

        Viele Freundinnen (single) von mir verlassen sich übrigens auf mich, wenn sie Probleme mit ihrem Computer haben. Sie kommen auf mich zu und sagen „mach mal bitte, das funktioniert grad nicht.“
        Ihnen gegenüber bin ich diejenige, die sie so entlastet, dass sie selbst nie die Initiative ergreifen müssen. Als ob google bei denen einfach immer schlechtere Suchergebnisse produzieren würde.

        Es geht im Großen und Ganzen also nicht nur um Geschlechterrollen, sondern um die Frage, wie man Leute ermuntert, sich in Technisches reinzufuchsen.

      2. Als ich* einen Programmierkurs gemacht hab, wurde ich ständig von meinen Nebensitzern** ausgelacht, da man mir „die Mühe ansehen würde“. Hab beide bei der Klausur in die Tasche gesteckt und damit ihr Ego zerstört.

        Es ist häufig leider so, dass Frauen, wenn sie denn Interesse und Lernbereitschaft zeigen, durch blöde Kommentare und Herablassungen jeglicher Art entmutigt werden. Das brennt sich ins Selbstbild ein.

        Um es mit Lucky # Slevin zu sagen:

        „The first time someone calls you a horse you punch him on the nose, the second time someone calls you a horse you call him a jerk but the third time someone calls you a horse, well then perhaps it’s time to go shopping for a saddle.“
        _______
        *weiblich, Geisteswissenschaftler
        **männlich, Naturwissenschaftler

    2. pola schrieb:
      „wo ihr nicht gleich 10 Begriffe um die Ohren gehauen werden, die sie erstmal umständlich googlen muss. Gleichzeitig müssen die Berichte natürlich technisch präzise bleiben. Die Kunst beides zu verbinden macht wohl den guten Journalismus aus. “

      Kommt natürlich auf den Inhalt an, aber das ist mitunter nicht so einfach möglich ohne auf sehr vereinfachende Metapher zuzugreifen, die dann u.U. eventuell noch mehr Verwirrung stifften können.

      Wieviele Begriffe da so „auftauchen“ können, kann man z.B. schön an dem Opener der CeBit Open Innovation Plattform sehen:

      Nach unten scrollen zum Video unten auf der Seite:

      http://www.cebit.de/de/ueber-die-messe/programm/cebit-life/open-innovation

  28. Ich hielt die Debatte, welches Geschlecht welche Information wie wahrnimmt und ob es dafür mehr oder weniger anschauliche Beispiele aus dem Alltag braucht (etwa: Welche Auswirkung hat die Vorratsdatenspeicherung auf den Bestellvorgang bei zalando.de?) für komplett überflüssig, denn schließlich schreiben bei netzpolitik.org auch kompetente Frauen, so daß eventuell unterschiedliche diesbezügliche Bedürfnisse über die Zeit alle bedient werden.
    Wenn aus dieser in meinen Augen noch immer fragwürdigen Debatte aber ein netzpolitisches Feuilleton entspringt, fände ich das tatsächlich eine Bereicherung. Aber bitte kein spezifisch weibliches oder spezifisch männliches, denn als bisheriges Fazit der Debatte bleibt mir nur der nachhaltige Eindruck, daß noch immer keiner weiß, was das denn nun jeweils genau wäre.
    Aber etwas „leichtere“ Kost eines Feuilletons, die keineswegs in Trivialitäten abgleiten muß und sollte, bei der auch mal Anekdoten berichtet werden, könnte als Auflockerung fürs Hirn vielleicht tatsächlich so etwas wie eine Einstiegshilfe für Neuankömmlinge sein.

    1. Also Feuilleton im Sinne von durchdachter Kulturkritik im Hinblick auf den digitalen Wandel fände ich (w) ganz großartig!

      Es kommen ja so viele Dinge wie im Brennglas in netzpolitischen Debatten zusammen. Kapitalismuskritik, Änderung von Kommunikationswegen, neue Arbeitsmodelle, das Internet als ursprüngliche Heimat einer Gegenkultur (und dem Militär und der Wissenschaft), das nun der breiten Gesellschaft angetragen wird, der technische Fortschritt in seiner Ambivalenz als Mittel zur Freiheit und Selbstverwirklichung aber auch zur totalen Kontrolle, wobei Menschen an die Technik utopische Wünsche für die Gesellschaft knüpfen, jetzt „Realpolitik“ machen müssen und ihre Forderungen übersetzen müssen etc pp.

      Meiner Meinung nach macht die FAZ da schon gute Sachen, gerade weil dort im Vergleich zur ZEIT Aktivisten persönlich schreiben und nicht nur Journalisten über Netzaktivismus.

  29. Im Grunde eigne ich mich schlecht dafür, hier Ursachenforschung zu betreiben, weil ich selber gern und viel netzpolitik.org lese und auch andere Nachrichten-Websites mit netzpolitischen Inhalten.

    Das ist der Schlüsselsatz des Beitrags. Bei allem Respekt die weiblichen Nichtleser zu fragen, warum sie nicht teilnehmen, ist mehr oder weniger Stochern im Dunkeln. Ich denke wir sollten uns auf die tatsächlichen Leserinnen konzentrieren und herausfinden, warum sie das Blog lesen und inwiefern sie sich von der weiblichen Nichtleserschaft unterscheiden.

  30. Was würde die Autorin dieses Beitrags unternehmen, um den Anteil männlicher Leser in ihrem Blog zu erhöhen?

    Sieht Sie überhaupt eine Notwendigkeit, das zu tun?
    Wir hoch ist eigentlich der derzeitige Anteil? Wurde das ermittelt?

  31. hier noch ein vorschlag in hinblick auf comment trolling, Frauen etc.
    eventuell hattet Ihr ja das schon mal diskutiert?

    aufgrund meiner privaten „gender studies“ (heisst: meine unwissenschaftlichen privaten beobachtungen) kommt es mir (im groben Durchschnitt) so vor, als würden Frauen mehr auf Personen achten, als Männer. Das Trolling Problem wurde auch schon angesprochen. Vielleicht kann man beidem eventuell entgegenkommen in dem
    man, sowie bei einem Forum, eine formale „Community-Registrierung“ einführt. D.h. Wer will kann sich für die Netzpolitik Kommentare mit einem Login Namen „registrieren“ (heisst im geringsten Fall: die email wird nur einmal angegeben, ob Ihr mehr Daten wollt müsstet ihr selber wissen). Anonyme oder Pseudonyme Kommentare werden dadurch nicht ausgeschlossen. Man sollte aber dann das pseudonym/den Namen eines registrierten users dann nicht mehr für anyonyme Kommentare verwenden können und es wäre sinnvoll in den Kommentare anzuzeigen, ob es sich um einen registrierten Nutzer handelt oder nicht.
    Hier kommentieren ja auch einige mit Ihrem Namen, d.h. solche Sachen wie Identity Theft können da ganz schön ärgerlich werden.
    Weiss aber nicht ob es dafür ein WordPress Plugin gibt.
    (ist das hier überhaupt wordpress?)

  32. Die Diskussion ist ja eigentlich längst durch – und das ist im Prinzip schon einer der Hauptgründe, warum ich sonst nie kommentiere, obwohl ich Netzpolitik.org schon seit einigen Jahren regelmäßig lese, weil ich finde, dass die Texte alles was rund um Netzpolitik usw. geschieht, meistens gut verständlich erklären. Ich lese alles bis auf die englischen Texte, da ich kein Englisch kann und das führt eben oft dazu, dass ich mindestens ein paar Tage, diesmal sogar ein paar Monate zurückhänge und mir dann sage, jetzt lohnt es sich sowieso nicht mehr.

    Der andere Punkt wurde weiter oben auch schon angesprochen: ich schaue erst nach, ob meine Gedanken oder Argumente zum Thema nicht schon jemand genannt hat und wenn ja, lass ich das Kommentieren ebenfalls bleiben. Hinzu kommt, dass ich der Meinung bin, nicht überall meinen Senf dazugeben zu müssen.

    Und ja, Komplexe sind auch für mich ein Thema. Ich bin in Südamerika aufgewachsen, in einer Gemeinde, in der Frauen noch nicht einmal ein Wahlrecht hatten (ob das heute noch so ist, kann ich nicht sagen, ich bin vor über 20 Jahren dort weggegangen). So hatte ich als Mädchen nie viel zu melden und wurde, genau, auch nie ernst genommen. Ich glaube aber, Männer haben genauso Komplexe wie Frauen, das macht sich nur bei jedem Menschen anders bemerkbar.

    Zwar weiß ich mir inzwischen was Technik angeht meistens ganz gut zu helfen, aber wenn ich Hilfe brauche, sind es tatsächlich Männer, die mir helfen, das muss ich auch zugeben. :) Und obwohl ich ein eigenes Blog habe, schreibe ich nie über Netzpolitik, weil ich glaube, nicht gut erklären zu können.

    Zuguterletzt: ich lese die Texte im Feedreader, weil ich als Sehbehinderte dort größere Kontrolle über meine Farb- und Schriftgrößeneinstellungen habe und mir so das Gescrolle sparen kann. Um die Kommentare zu lesen, fehlt mir oft die Zeit, zumal das für mich umständlicher ist.

    Macht weiter so!
    Grüße,
    Jenny

    1. Danke fuer Deinen Beitrag, auch wenn er mehr an Markus & Co geht, hier mein Senf — durch das kommentieren und das „Senf abgeben“ ist man viel angreifbarer und muss so seine Positionen viele haeufiger ueberdenken, als wenn man nur „daneben steht“ — den passiv nimmt man viel schneller das an was gerade plausibel klingt. Um eine eigene Meinung zu haben braucht es Zeit und Gruendlichkeit (bringst Du ja alles prima mit) …. man braucht dann aber auch ein dickeres Fell, was aber im realen Leben auch recht hilfreich sein kann — dies bedeutet ja nicht, dass man keine Ruecksicht mehr nimmt, aber man kann Kritik (besonders oberflaechliche) viel besser wegstecken.

      Such“ Dir einen Kampf der sich lohnt und schreib los — gerade was Google bei RSS macht, koennte fuer Dich und viele andere wichtig sein. Wenn Du mehr „vorne“ mitsurfen willst, lohnt sich Englisch recht schnell, die meisten Diskurse werden heute nun mal auf Englisch gefuehrt und ueber die VHS/Bildungsurlaub geht es evtl. schneller als man denkt. Good luck!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.