Indect war gestern – EU will Mundgeruch-Datenbank erforschen

„take my breath away :)“ von Petras Gagilas

Die EU hat ein neues Rahmenforschungsprogramm auf den Weg gebracht. Unter dem Titel Horizont 2020 sollen ab 2014 für sechs Jahre 70 Milliarden Euro in die Forschungslandschaft der EU gepumpt werden. Ein spezieller Bereich soll, wie auch schon im Vorgängerprogramm FP7, die Sicherheitsforschung sein. Bisher machten vor allem Projekte wie INDECT oder AEROCEPTOR von sich reden. Auch im Horizont 2020 kann man Projekte dieser Art erwarten, wie aus einer Entwurfsfassung für die kommenden Ausschreibungen (.pdf) hervorgeht.

Im Jahr 2014 will die EU-Kommission über 190 Millionen Euro für die Sicherheitsforschung ausgeben. Auf über 100 Seiten hat die Kommission ihre Vorstellungen für die Verwendung des Budgets zusammengetragen. Auch für den Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus sollen die Gelder genutzt werden. Im zugehörigen Unterbereich Forensik findet sich eine Ausschreibung für den Aufbau einer EU-weiten Datenbank für Atemrückstände. Die Daten sollen an Tatorten gesammelt werden.

Graham Willmott, Leiter der Abteilung für Sicherheitsforschung bei der EU-Kommission, erklärte gegenüber netzpolitik.org dazu:

This topic contains a list of possible forensic research areas (i.e. traces left at a crime scene), including among others the analysis of breath residue, which consortia may address in their proposals. The development of novel technologies to identify such residue should improve the identification of crimes, their causes, victims and the offenders.

Zudem sollen die in der Datenbank zusammengetragen Informationen für Profilingzwecke genutzt werden können, wie es in der Ausschreibung heißt:

Moreover, horizontal strategies could be proposed for profiling crimes or offenders and matching and predicting different type of crimes.

Die EU betritt mit der Erforschung von Atemrückständen kein Neuland. Bereits im FP7 hat man erfolgreich erforscht, wie etwa durch aufwendige Analysen verschüttete Personen durch Gerüche nach Katastrophen lokalisiert und gerettet werden können.

Das nun die Atemrückstände auch im Bereich der Strafverfolgung nutzbar gemacht werden sollen, liegt für Willmott auf der Hand:

Technological developments bring new opportunities for forensic approaches, for example in the area of biometrics. To build a basis for adjusting forensic methodologies it is necessary to invest in relevant research activities in order to keep the standards of forensic science in Europe at an excellent level.

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10 Ergänzungen

  1. Jeder kriegt auf Erden und danach was er verdient. Die Menschen die sich nicht wehren, weil sie sich nicht wehren, und die Menschen die sich wehren, weil sie es nicht geschafft haben mit ihrem positiven Beispiel für Veränderung zu sorgen. Aber zumindest kann man denen nicht vorwerfen es nicht versucht zu haben. Das wird ihnen dann vielleicht nicht im Diesseits vergütet, aber wenn, dann danach.

  2. Ach deshalb ist das Logo vom Tor Project eine Zwiebel… ;-) Sozialverträglicher ist es wohl, wenn man sich mit Minzpastillen der zukünftigen Überwachung entzieht.

    1. Die Proben wurden bis zum letzten Tage abgenommen.
      Es gab mal ein Film, in dem unter anderem Mitglieder des neuen Forum(?) in Baracken ihre Gläser fanden…

    2. …wieso 70er und DDR?!

      2007 und BRD:
      http://www.asj-bawue.de/index.php?nr=3971&menu=4
      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-51644673.html
      bzw.
      http://www.stern.de/politik/deutschland/g8-gipfel-keine-geruchsproben-zur-strafverfolgung-589636.html
      „G8-Gipfel – Keine Geruchsproben zur Strafverfolgung
      24. Mai 2007, 07:49 Uhr

      Die Abnahme von Körpergeruchsproben bei Globalisierungsgegnern stößt bei vielen deutschen Politikern als „Stasi-Methode“ auf Protest. Nun meldeten auch Datenschützer und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries ihre Bedenken an.“

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