Halalgoogling: Internetzensur im Namen der Religion

halalgooglingAm 7. Juli ging eine erste Beta-Version der Suchmaschine Halalgoogling ans Netz. Halalgoogling ist als Alternative zu bekannten Suchmaschinen wie Google oder Bing entstanden und soll Muslimen in der ganzen Welt ein sicheres Surfen im Internet ermöglichen. Halalgoogling versucht die Suchanfragen zu filtern und jegliche Inhalte zu blockieren, die nach der Scharia verboten sind (haram). Die Suchmaschine ist jedoch keineswegs selbstständig sondern baut auf Suchergebnisse von Google und Bing auf.

Wie TechPresident berichtet sind davon unter anderem Themen wie Pornografie, Glücksspiel, Homosexualität und Islamkritik betroffen. Auf dem eigenen Blog von Halalgoogling heißt es zu den Motiven hinter dem Projekt:

Everyone has the right to enjoy the possibilities that the internet offers, to learn or to use it for work, to share the fruits of scientific achievements, different literature, technical information, to trade products or offer different services etc. However, we have the right to preserve our faith, our moral and the interest of our brothers and sister worldwide. We are here to ensure that such content is not contrary to the principles of Islamic religion.


Wie erste Berichte nahelegen, scheint die Filterfunktion allerdings nur sehr dürftig zu funktionieren – beziehungsweise sie ist sehr leicht zu umgehen. Teilweise reicht es scheinbar schon die Formulierung der Suchanfrage zu ändern:

Simply by changing my key words from ‚gay and lesbian rights‘ to ‚gay rights,‘ I was able to access news and definitions.

Die Betreiber von Halagoogling fordern daher die Nutzer auf, Inhalte zu melden welche nach der Scharia verboten sind, um diese dann effektiv sperren zu können.

Halalgoogling ist keineswegs das erste Projekt, bei dem Muslime versuchen populäre westliche Webseiten nach ihren religiösen Vorstellungen nach zu bauen, wie TechPresident weiter berichtet. So sei bereits 2010 der Facebook-Nachbau MillatFacebook entwickelt worden, um ein sozialen Netzwerk „von Muslimen für Muslime“ zu schaffen.

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21 Ergänzungen

    1. Probleme sehe ich darin wenn damit versucht wird andere Menschen von Informationen fern zu halten (Kinder, Frauen).
      Ich kann allerdings die Argumentation nachvollziehen das es wohl besser ist eingeschränkten Zugang zu haben, als keinen.

      Das ein Weltbild was nur unter Abschirmung von abweichenden Meinungen funktioniert wohl generell nicht das beste ist mal außen vor gelassen.

  1. Willkommen in der Islam-Bubble.

    Andererseits: habe mal testweise nach „Bacon“ gesucht.
    zweites Ergebnis war vom Urban Dictionary:
    „Delicious strips of juicy, pork heaven.“

    Guten Appetit.

    1. Nun es geht um das Essen. Es ist nicht verboten sich über Schweinefleisch zu informieren.

  2. Solange dieser Suchfilter freiwillig bleibt und keine Pflicht in arabischen Staaten, sehe ich kein Problem darin. Das ist so viel Zensur wie Adblocker, individuelle Hosts-Dateien und Google Custom Search (CSE).

    Für ein westlich-säkulares Werteverständnis werden die meisten Filter unsinnig wirken, aber jedem das seine. Wer diese Sachen tatsächlich nicht sehen will, sollte das Recht haben, sie auszublenden.

  3. „Zensur“ ist das bestimmt nicht, solange man Alternativen hat. Auf der anderen Seite ist das „freie“ Internet manchmal zu frei, wenn schon 12-Jährige Blowjob Videos drehen und Mädchen mit 13 Schwanger werden, läuft wohl irgendwas schief. Es gibt auch schon genug Untersuchungen zum Thema Pornographie und Psy. Schäden bei Jugendlichen. Das Internet muss frei bleiben, aber zugleich auch reguliert in dem Sinne, dass Kinder und Jugendliche von Pornographie und Gewaltvideos verschont bleiben.

    1. Speziell für Kinder gibt es bereits viele Suchmaschinen. Eine Suchmaschine, die sich religiösen Regeln verpflichtet, wird dem nicht gerecht. Nicht alle Bibel-, Koran-, Thora-, -Inhalte sind „jugendfrei“, vor allem wenn Einzelpersonen ihr Religion auch noch zu einem Akt der Gwaltverherrlichung umdeuten. Eine muslimische Suche ist sicher keine ideale Suchmaschine für Kinder, wie es auch keine christliche Suchmaschine wäre. Bspw. ist es für die Entwicklung eines Kindes sicher nicht negativ, wenn es seriöse, aufklärende Webseiten zum Thema Homosexualität lesen kann. Kinderschutz ist ein Totschlagargument, mit dem aus einer gut gemeinten Idee wie Halalgoogling schnell eine Zensurmaßnahme wird.

      1. Über Sinn oder Unsinn einer musl. Suchmaschine sollten die Muslime entscheiden, und diejenigen die so etwas benutzen möchten, oder?

        Und zu dem Punkt mit der Gewaltverherrlichung, sieh dir einfach mal die Spiele-, Musik-, und Filmindustrie der letzten Jahre an und erzähl mir dann etwas über Religionen und Gewalt. Welche Gruppen und Organisationen betreiben denn exzessive (sadistische) Gewaltverherrlichung?

        Naja, bevor ich ganz abschweife, jedem das Seine ^^

    2. Ich hab noch keine Videos von 12jährigen BJern gesehen….
      Es gibt BTW stimmige Untersuchungen und Studien, dass Schwangerschaften bei nicht Volljährigen ansteigen, je religiöser und uninformierter das Umfeld und Elternhaus ist. Auch in den USA spricht die Statistik Bände: Je zurückgezogener und Medien-abgewandt, desto mehr Schwangerschaften bei Kindern. Ebenso verhält es sich mit Sexualstraftaten. Google ist hier ihr Freund.
      Normaler Umgang mit Nacktheit und Sex im Kindesalter ist weit weniger „gefährdend“ als uns die unzureichende Forschung hier weissmachen will. Natürlich leben wir nicht mehr in früheren Zeiten, in denen das Brüderchen im selben Raum hinterm Vorhang im Beisein der Kinder gezeugt wurden, aber das Reifen zum gesunden Erwachsenen ist weitaus komplexer als „Kinder müssen vor Sex und Unzucht bewahrt werden“.
      Prohibition, Verheimlichung und Verteufelung ist geradezu schädlich und ein unterschätzter Faktor für viele kognitive Dissonanzen und Auslöser für Warnehmungs- und Verhaltensdefizite.
      Ausserdem muss man hier mal unterscheiden und nicht immer alles in einen Topf werfen….Internet, böse, Sex, Nacktheit, Verrohung….ja, und Religionen..komme mir keiner mit den monotheistischen Religionen daher…es gibt nichts und niemanden, das mehr Menschen von gesunder und vernünftiger Entwicklung abgehalten hat als Religionen. Hört mir auf mit Ideologien, deren Vertreter sich in lila Frauenkleider werfen und sich anmaßen den Willen Gottes zu kennen, Schwule verteufeln, Frauen maskieren und Gruppen aller Art auszugrenzen; deren ureigenste Aufgabe die Intoleranz, der Zwang und Manipulation sind. Na gut…zu OT
      Grüße

  4. Hier wird mir ein bisschen zu viel relativiert. Zensur ist Zensur, und genau dafür wurde diese Halalmaschine auch hergestellt und dafür wird sie auch bentutzt.

    1. Mit einer Sache hast du recht: Zensur ist Zensur. Nur das ist keine, denn Zensur kann nur Zensur sein wenn sie einem aufgezwungen wird. Wenn man die Wahl hat ist das keine Zensur sondern Wettbewerb.

  5. @ Georg

    Über Sinn oder Unsinn einer musl. Suchmaschine sollten die Muslime entscheiden, und diejenigen die so etwas benutzen möchten, oder?

    Und zu dem Punkt mit der Gewaltverherrlichung, sieh dir einfach mal die Spiele-, Musik-, und Filmindustrie der letzten Jahre an und erzähl mir dann etwas über Religionen und Gewalt. Welche Gruppen und Organisationen betreiben denn exzessive (sadistische) Gewaltverherrlichung?

    Naja, bevor ich ganz abschweife, jedem das Seine ^^

    1. Über Sinn oder Unsinn einer musl. Suchmaschine sollten die Muslime entscheiden, und diejenigen die so etwas benutzen möchten, oder?

      Solange sie aus freiem Gewissen und freien Stücken diese Entscheidung überhaupt fällen können und dürfen, ja.
      Dummerweise basiert Wahrnehmung und Erkenntnis auf einem logischen Rückschluss von einer Wirkung zurück auf die Ursache und teilweise auf sowas wie Vernunft.
      Nun haben wir aber das Problem, dass das Denken in der Religion archaischer Natur ist und dogmatisch-stagnierend sein MUSS.
      Mir ist klar, dass Gläubige das meist nicht aus böser Absicht tun, aber Glaube
      kann sich nicht mit Vernunft verteidigen, er muss zwingend mit Indoktrination und Zwang arbeiten, um sich durchzusetzen. Toleranz und Meinungsfreiheit folgen aus der Idee, sich irren zu können und während die Wissenschaft den Irrtum einkalkuliert und ihm einen hohen Stellenwert bei der Erkenntnis zuweist, versucht der Glaube, den Irrtum zu verdrängen und zu ignorieren und sucht nach Erkenntnis jenseits der Erkenntnis, eben um sie dem „Verstehen“ zu entziehen.
      Und da haben wir das Problem: Jenseits der Vernunft gibt es Unvernunft und jenseits des Verstands nur Unverstand. Jenseits des Rationalen lauern die Denkfallen des Irrationalen und wer vom Obskurantismus angelockt in sie hingerät, der wird seinen Verstand gebrauchen müssen, um aus dem Labyrinth wieder herauszufinden. Dazu sind Gläubig in der Mehrzahl nicht bereit und auch nicht fähig – ja, es widerspräche ihrem „Glauben“. Verstanden? Und noch ein Stück weiter:
      Wer beruflich mit Menschen arbeitet, die in diesen Fallen und Mustern gefangen sind und ihren Glauben dogmatisch wahnhaft ausleben, bis hin zur Eigen- und Fremdgefährdung, weiß so gut wie ich, dass der Versuch einer „Behandlung“ ähnlich erfolgreich ist, wie auf Beton Rasen zu mähen…. :-(

      1. Und weil’s grad am Rande zum Thema „sollen entscheiden“ passt…
        Such mal in der Welt den Artikel: „Riad bestraft Ausländer bei Nichtbeachtung des Ramadan“…
        Ja, freier Wille, Zwang und Entscheidung….wenn es so einfach wäre…
        Grüße!

    2. @Ali Jabari
      Zu dem Punkt mit der Gewaltverherrlichung fallen mir auf Anhieb Leute wie George dabbeljuuh ein, der seine Kriege im Auftrag Gottes führt, oder Vollidioten die sich wegen ihres Glaubens selber in die Luft sprengen oder der Nahostkonflikt, Irland etc. pp. ein.
      Klar sind da auch Machtinteressen im Spiel, aber fast immer spielt die Religion eine Rolle.
      Und bitte nicht das kommunistisch-atheistische Argument. Länder wie z.B. Nordkorea haben halt ihren großen Führer, der unsterblich über das Land regiert als Gottes- und Glaubensersatz.

  6. Die Suche nach dem Begriff „Schwuugle“ einer schwulen Suchmaschine funktioniert auch mit Erfolg. Trotzdem interessant, ich hab ne Weile mit anderen Begriffen und Kombinationen rumprobiert . Filtert sehr zuverlässig. Die Frage nach dem Sinn stellt sich mir nicht. Es ist jedem selbst überlassen, mit was er im Internt sucht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.