EFF legt offiziell Einspruch zu Kopierschutztechniken in HTML5 ein

Nachdem das „World Wide Web Consortium“ (W3C) im neuesten Entwurf zu HTML5 an seinen Plänen festhält Kopierschutztechniken in darin übernehmen, legt die Electronic Frontier Foundation (EFF) nun offiziell Einspruch gegen den Entwurf ein. Zu diesem ist die EFF in der Lage, da sie ein „Full Member“ des W3C ist.

[…] the charter’s current „support of playback of protected content“ represents a significant broadening of scope for the HTML WG (and the W3C as a whole) to include the remote determination of end-user usage of content.

Die EFF hat bei der Aufnahme von „Digital Rights Management“ (DRM) in HTML5 drei grundlegende Bedenken. Erstens würde eine solche Implementierung eine ganze Reihe User Agents – also Programme mit denen Netzwerkdienste genutzt werden können, wie Internetbrowser oder Chatprogramme – ihrer vollen Kompatibilität mit HTML5 berauben. Zweitens würde es Inhalteanbieter dazu bringen, weniger Inhalte über das Internet zu zu verbreiten. Und drittens würde das W3C seine eigenen Grundgedanken untergraben, ein Internet zu schaffen das die Fähigkeit der Zusammenarbeit stärkt und den Zugriff auf alle Daten ermöglicht.

Usage control requires that in order to conform with a standard, a device must limit or restrict its operation to a subset of its normal or expected behavior. This restriction cannot be overridden by its owner. Indeed, the ease by which a user may override such restrictions may determine the perceived „success“ of the usage control. Engineering usage control on modern devices requires both preventing the user from controlling some of the functionality of her own device, and giving control over that functionality to a third party.

Dieser Entzug der Kontrolle des Nutzers, widerspreche den grundlegenden Prinzipien eines freien Netzes. Auch sei sie nicht durchgängig durchzusetzen, da eine Aufnahme solcher Kontrollwerkzeuge in freie und offene Software nicht möglich ist. Dieses würde den Nutzer dann nicht nur in der Wahl der Inhalte, sondern ebenfalls in der Wahl seiner Software hindern.

Usage controls, by forbidding certain user agents from displaying content due to their identity rather than their capabilities, also undermines the goal of creating standards that give end users flexibility and influence by allowing them to choose their own user agents.

Das Kopierschutztechniken wie DRM keineswegs nötig sind, zeigen andere prominente Beispiele. So war auch die Musikindustrie lange davon überzeugt, Musik nur mit DRM einsetzen zu können. Heute jedoch bieten alle großen Musikanbieter ohne Kopierschutz an. Und das digitale Fernsehen in den USA sollte ursprünglich mit DRM gesendet werden, wovon die Verantwortlichen später abrückten.

Der Einsatz von DRM in HTML5 würde nicht nur die Nutzung des Internets verändern, es würde auch das Internet an sich verändern, wie die EFF darlegt.

But even if adopted by a minority of users, such a step would transform the Web. Content could be made unlinkable, unviewable, uneditable or unbrowseable, based on a nest of permissions and negotiations. The web would turn from being an open environment for all, to a nest of incompatible pages, relying on a battery of proprietary plugins.

Abschließend hält die EFF fest, dass es keineswegs um eine Kritik an der technischen Umsetzung gehe:

These objections are clearly wider than technical criticism of the current standard. We feel that the W3C needs to develop a policy, not on the benefits of bringing certain premium content to the Web, but on the conditions that are currently attached to that content: in particular, its position on ceding control of the user agent to forces outside the user’s ultimate control, and using technical and legal measures to enforce that surrender.

Die gesamte Diskussion um die Aufnahme von DRM in HTML5 ist dabei leider keineswegs neu. Bereits Anfang April berichteten wir über eine Petition gegen die DRM in HTML5. Einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Entwicklung liefert „Defective by Design“

Der vollständige Einspruch lässt sich auf der Website der EFF nachlesen.

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8 Ergänzungen

  1. Ich weis eigentlich immernoch nicht, was mich mehr schockiert. dass ersthaft die Chance besteht das DRM etc. in HTML5 rein kommt, oder das das W3C dem auch noch zustimmt. Jetzt liegen bei mir alle Hoffnungen auf die EFF, das die die proDRM-Leute zur Vernunft bekommen. toi toi toi.

    Warum werden erfolgreiche Commonsmodelle oder Gemeingüter immer wieder von Raffsüchtigen Unternehmen angegriffen? Der Schutz vor Vereinnahmung, dafür müsste es doch eigentlich, funktionierende Mechanismen geben.

  2. 2ter satz, das „dass“ soll bestimmt nur ein „da“ sein … oder versteh ich da was falsch? ansonsten danke für den artikel

  3. deine kappe wird immer schwerer:

    Erstens würde eine solche Implementierung eine ganze Reihe User Agents – also Programme mit denen Netzwerkdienste genutzt werden können, wie Internetbrowser oder Chatprogramme – ihrer vollen Kompatibilität mit HTML5 beraubt.

    da fehlt ein „durch“: erstens würde durch eine …

    1. wenn mit „durch“ dann bitte „würde“ +“n“ oder einfach „beraubt“ zu „berauben“ ändern … dann passts auch
      apropos rechtschreib/allgemeine schreibfehler … gibts da schon irgendwelche ansätze wie man das auf community basis oder so verbessern könnte oder ist/war das bei euch noch kein thema?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.