Drosselung und Diskriminierung: Die Deutsche Telekom schafft die Netzneutralität auch beim Festnetz-Internet ab

Die Deutsche Telekom will die Netzneutralität auch bei DSL-Internetanschlüssen verletzen. Das berichtet jetzt auch die FAZ unter der Überschrift Drosselung und Diskriminierung. Statt nur Daten zu transportieren, will sich der Provider jetzt auch in die Inhalte einmischen.

Über die Abschaffung der Flatrates bei Festznetz-Internet-Anschlüssen der Telekom hatten wir hier bereits berichtet. Uns liegen interne Dokumente vor, die diese fortgeschrittenen Pläne detailliert aufzeigen. Leider können wir die aus Quellenschutz-Gründen derzeit nicht veröffentlichen, daher freuen wir uns weiterhin über Einsendungen.

Hier der aktuelle Artikel von Michael Spehr:

Die Aufhebung der Netzneutralität bedeutet stets den Vorgang des Bremsens, der Filterung und letztlich der Zensur. Der Provider unterscheidet dann verschiedene Dienste voneinander und stellt beispielsweise Pakete aus „fremden“ Videodiensten nur verzögert zu. Er blockiert andere Dienste, wie das etwa bei der Internettelefonie in den deutschen Mobilfunknetzen bereits üblich ist. Das amerikanische Unternehmen Vertica, das von Hewlett Packard übernommen wurde, bietet den Mobilfunkern technische Verfahrensweisen an, wie Kunden mit hochwertigen und teuren Tarifen in den Netzen bevorzugt behandelt werden können. Bei Engpässen würden hingegen „Vielnutzer mit Flatrate-Tarifen als erste rausgeschmissen“.

Auf die Gefahren der Abschaffung der Netzneutralität haben wir wiederholt hingewiesen. Der Verein Digitale Gesellschaft hat dazu ein Handbuch Netzneutralität und eine Broschüre Deep Packet Inspection veröffentlicht. Und eine Kampagnenseite Echtes Netz!

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28 Ergänzungen

  1. Macht dieses scheiß Internet doch endlich ganz kaputt.

    Am Anfang war es ein Tummelplatz einiger Freaks und Nerds. Dann war es eine komische bunte Welt mit irgendwelchen Webseiten mit animierten Gifs. Als dann kamen die ersten sog. ’social communities‘ auf. Mit mal fanden irgendwelche Firmen es wichtig sich im Internet breit zu machen, Es zunehmend für sich zu beanspruchen. Die Leichtigkeit und Freiheit des Netz wurde immer weiter zurück gedrängt. Dann beanspruchen die sog. ‚Öffentlich Rechtlichen‘ das Internet als ihren Hoheitsraum. Das zumindest jeder Deutsche mit Internetanschluss auch GEZ zahlen solle. Mittlerweile werden die absurdesten Urheber- und Leistungsschutz und was noch für’n Schwachsinnsklagen geführt. Ah – und nicht zu vergessen. Dieser ominöse *Rechtsfreie Raum*. Und nun als weiteren Schritt der kapitalistischen Ausbeute eben die Abschaffung der Netzneutralität.

    Der Mensch ist offensichtlich noch nicht so weit.
    Der Mensch ist einfach zu beschränkt in seinem Geiste.
    Macht dieses scheiß Internet wieder dicht.

  2. Auch in der FAZ werden aber nur die von euch bereits verblogten „Überlegungen“ nachvollzogen, mit zwei Wochen Verspätung. Das ist kein neuer Eskalationsschritt, sondern nur langsame Berichterstattung. ;)

  3. Es wird wohl Zeit für den Aufbau von genossenschaftlichen ISPs, die selbstständig aus den Einnahmen ihrer Mitglieder den Netzausbau betreibt – natürlich ohne als Carrier für Nicht-genossenschaftliche Mitbewerber auftreten zu müssen. An so einem genossenschaftlichen ISP würde ich mich sofort beteiligen, wenn der Einstieg erschwinglich ist.

    1. Ich wäre da auch sofort dabei. Aber wo muss man ansetzen, wenn es so etwas bei einem noch nicht gibt? Woher bezieht der Provider sein Internet?
      Es gibt einen Verein der schon genau so etwas macht: http://www.in-ulm.de/

  4. Der Artikel hat ein Logikproblem: Telekom DSL (Consumer) Anschlüsse sind jetzt schon nicht netzneutral, wie kann dann die Netzneutralität in Zukunft verletzt werden?

  5. Wenn ich „Drosselung von Datenströmen durch den Provider“ höre, muss ich unweigerlich an die PRX G-Series der Loggerbude der Abmahnkanzlei Waldorf-Frommer denken, nämlich die Ipoque Gmbh, seit 2011 Tochterfirma von Rhode & Schwarz.

    http://www.ipoque.com/de/produkte/prx-g-series

    Letztes Jahr beschäftigte sich Netzpolitik.org schon einmal mit dieser Firma:

    https://netzpolitik.org/2012/api-leipzig-kooperiert-ipoque/

    Wer wissen möchte, welche Datenströmen sich mit der PRX G-Serie drosseln oder gar ausbremsen lassen, werfe bitte einen Blick in diese PDF, die es sogar schon bis Wikileaks geschafft hat (obwohl sie auch auf der Ipoque-Webseite zum Abruft bereit steht):

    http://wikileaks.org/spyfiles/docs/ipoque/191_supported-protocols-and-applications.html

  6. @ Gerrit:
    Bei solchen unqualifizierten Aussagen weiß ich nicht, ob ich tränen lachen oder doch weinen soll. *rofl*

    Du hast offensichtlich nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, WIE das Internet funktioniert, sonst würdest du dich jetzt in Grund und Boden schämen.
    Das Internet ist dezentral und KANN nicht abgeschaltet werden. Selbst die Technik, welche die Provider anbieten, könnte man mit ein wenig Geld und Know-How (letzteres ist das, was du nicht hast) kann man selbst ein Netz hosten.
    In der Tat, eine Möglichkeit das internet abzuschalten gäbe es: alle Telefonleitungen (wirklich ALLE, physikalisch und logisch, also Coax, Glasfaser, Satelliten) dieser Welt außer Betrieb zu nehmen.

    Zudem frage ich mich: wieso nutzt du das Internet, wenn du es so scheiße findest? Geh mit gutem Beispiel voran und schalt deinen PC ab, statt hier so herumzutrollen.

  7. Seitdem sich die Piraten in langsamer Auflösung befinden, kann man aus dieser Richtung nichts mehr erwarten.
    Und Vereine und andere NGO´s sind auch nicht relevant genug um sich als Unternehmen Sorgen zu machen.

      1. Huch! Der sollte eins höher, @MutZurWut. Ist die Frage, wer jetzt auf dem Schlauch steht ;)

  8. Es war klar das sowas von Teledreck kommen wird… auf eine recht ähnliche art haben dies ja damals auch geschafft BTX gegen die wand zu fahren… zum glück gibts bei den providern doch einen gewissen wettbewerb und ich hoffe das Vodafone nicht auf diesen zug aufspringen wird da meine nodes bei vodafone sind…

  9. Was mich brennend interessiert, wie sie VPN-Traffic behandeln. Den können sie ja nur bedingt klassifizieren.

  10. Wenn kommerzielle Anbieter wie die Telekom die digitalen Infrastrukturen der Gesellschaft durch solches Vorgehen gefährden, muss daran erinnert werden, dass die Verstaatlichung eine mögliche Reaktionsmöglichkeit ist.

    1. Und dann?

      Ich glaube nicht, das die Reaktion sein wird: Oh, richtig, dann verzichten wir halt auf den Profit.

      Oder ein Bundesinternetministerium gründet einen Provider, der Neutralität (gesponsert mit Steuergeld) anbietet. Da gehen alle sofort hin, weil ja ganz sicher gestellt ist, das staatliche Stellen keine Dummheiten mit Internetverbindungen anstellen.

      Ich finde weiterhin, das die Lösung beim regulierten Markt sein wird, oder bei non-profit Providern.

      1. Hsallo Herr Engstrand!
        Sie möchten also das Internet in die die Hände unserer Feudalherren geben? Den Politikern?
        Dann machen diese Herrschaften so weiter wie bei der Fallenstellerei durch Radar: es wird dort gemessen wo der größte Ertrag herausspringt und nicht wo die meisten Unfälle geschehen!
        Solcherlei „Recht“ gibt es überall!!
        MfG
        KL

  11. Dagegen hilft wohl nur die Kampagnen-Keule, um die Leute wachzurütteln.
    Bilder von Datenträgern in Briefumschlägen für den Postversand, saftige Preiserhöhungen in Onlineshops, etc. und alles nur weil die Telekom an der Datenleitung „Zuhälter“ und „Schutzgelderpresser“ spielt. In der Richtung könnte das gut wirken. Es muss deutlich werden, dass es seitens der Telekom allein um illegitime Profite geht und dass der Endkunde hier mit scheinheiligen Parolen („nur Raub(mord)kopierer nutzen so viele Daten“) ausgeplündert werden soll. Denn wenn der Plan so umgesetzt wird, hat tatsächlich die Post das bessere Angebot zum Datenversand am Start.

  12. Ganz toll, was die da vorhaben oder vielleicht schon machen.

    Netzneutralität abschaffen = Der Provider bestimmt, was wir wann, wie oft, ob überhaupt und wie schnell ansehen dürfen. Die wollen dann für die schnellere Auslieferung auch noch Geld haben.

    Will ich also – wie für andere vielleicht selbstverständlich – meine Daten richtig schnell zu Dropbox und Co. hochladen oder das Video auf YouTube, Vimeo etc. richtig schnell sehen, erlaubt sich der Anbieter, dies zu drosseln oder bestimmte Dinge ganz zu verbieten.

    So wie etwa jetzt schon von manchen Anbietern Facebook-Call, Skype etc. im Mobilfunk-Netz geblockt wird, wenn’s über Mobilfunk und nicht über Stick läuft.

    1. Du sollst ja auch nicht dropbox sondern die Telekom Cloud nehmen.
      Und nicht YouTube sondern ein deutsches Portal wo Tante T an der Werbung mit verdient. etc.pp.

  13. Mir macht etwas anderes noch viel mehr Angst als die Abschaffung der Netzneutralität an sich… Nämlich, dass, je länger das Mehrklasseninternet existiert, um so eher gerät in Vergessenheit, dass es mal anders war. Insbesondere die Generationen, die das vorherige Internet nicht mehr bewusst erlebt haben.

    :|

    1. Das Gegenteil ist richtig. Wer lange genug Internetteilnehmer ist erinnert sich deutlich daran, das es früher immer so war: Mehr Geld/Aufwand, schnellere Leitung (und mehr Peering). Kurz gesagt: Den Internetanschluß den mir meine Universität 1996 an den damaligen Schreibtisch geliefert hat, hätte ich mit meinem gesammten damaligem Einkommen nicht bezahlen können.

      Dann wurde es lange Zeit billiger und einfacher.

  14. Ich bin überzeugt der Markt wird das regeln. Wenn die erst mal anfangen bestimmte Dienste auszusperren oder Nutzer rauswerfen bzw auf 64k zu drosseln weil sie lovefilm statt entertain nutzen… werden ganz schnell andere Provider die verprellten Kunden aufnehmen. Denn das wäre dann mal ein handfestes Argument gegen die Telekomiker, und sei die Hotline noch so spitze. Ohne unlimitieres Internet geht heute nix mehr. Und das mit den gedrosselten Mobil „Flatrates“ ist ja auch nur zu ertragen weil fast Überfall unlimitiertes WLAN verfügbar ist. Wenn die Telekom das durchzieht bleiben den bald nur noch Geschäftskunden oder solche die nur Emails schreiben.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.