Die mediale Veröffentlichungs-Strategie hinter den Snowden-Dokumenten

Der Enthüllungsjournlaist Glenn Greenwald wird gerade vor allem von US-Journalisten unter Beschuss genommen, um seine Reputation zu beschädigen. In einem umfangreichen Blogpost geht Greenwald auf diverse Vorwürfe ein und erläutert nochmal detailliert seine Strategie von Laura Poitras und ihm, wie sie nach und nach Artikel über die Snowden-Dokumente veröffentlichen.

Die Strategie ist zwar weitgehend bekannt, aber es ist nicht nur aus journalistischer Sicht spannend, diese nochmal aus erster Hand in kompakter Form zu lesen. Dabei wird auch deutlich, wieviel Snowden, Greenwald & Co. aus den Wikileaks-Erfahrungen gelernt haben. Man könnte fast sagen, Wikileaks war das Experimentierfeld und Edward Snowden konnte aus den Trial und Errors von Wikileaks bei der Veröffentlichung riesiger Datenberge und der Zusammenarbeit mit Medien seine Schlüsse ziehen und Fehler vermeiden.

But we also have partnered with multiple media outlets around the world – in Germany, Brazil, Canada, France, India, Spain, Holland, Mexico, and Norway, with more shortly to come – to ensure that the documents are reported on in those places where the interest level is highest and are closest to those individuals whose privacy has been invaded.

Feel free to criticize that method all you want. I’m extremely proud of the model we’ve created, one that borrows heavily from the WikiLeaks model of worldwide media partnerships, as it’s ensured that no one media outlet has monopolized these documents. Instead, all the stories are reported with the benefit of journalists most familiar with the climate and landscape in the affected countries. That has made the story international in scope, and has made the reporting far better than if it had all been centralized in one place.

Eine Info war mir neu: Zehntausende Dokumente sollen mittlerweile auch im Besitz von New York Times, dem Guardian, ProPublica und The Washington Post befinden. Die berichten zwar teilweise seit einiger Zeit, ich ging aber eher davon aus, dass die (außer dem Guardian) vielleicht ausgewählte Dokumente erhalten hätten.

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3 Ergänzungen

  1. Es ist recht übersichtlich, dass die vorhandenen, durchgesickerten Dokumente erst von den entsprechenden Chefetagen der Medienkonzerne geprüft werden, bevor sie (zweckmäßig) an die Öffentlichkeit gelangen.

    Ich habe das an anderer Stelle schoneinmal vertreten, dass es wichtig ist, einen entsprechenden Umgang mit den Informationen zu pflegen. Sollten die Snowden- Infos sich im Stock der Medien befinden, ist nicht abzusehen, wie diese gehandhabt werden, geschweige denn, welcher Plan wohl verwirklicht werden soll, in der Korrespondenz mit den etablierten Medien, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. Dass Gegenkampagnen und Ablenkungsmanöver initiiert werden, ist einleuchtend – es steht also noch in Frage, wie die Infos zur Geltung kommen werden und sich auf dem Markt durchsetzen.

    Wie sie jedoch handeln, ist daran erkennbar, wie die eingesessenen Medienapperate auf Greenwalds Absichten reagieren. Auch dahinter mag ein klares Interessenabkommen stecken, Informationen zurückzuhalten. Sollten nur Journalisten die Informationen in die Hand bekommen haben, die auch tatsächlich die Absicht verfolgen, diese Dokumente an die Öffentlichkeit zu bringen, bin ich sehr gespannt, ob der investigative Journalismus über eine konzeptuelle Handlungstheorie verfügt, die Maßstäbe für postmoderne Aufklärung setzt. Schliesslich ist Datenklau nur die halbe Miete. Sofern sollte es beim besten Willen nicht bei einem ‚unvollendeten Projekt der Moderne‘ (Habermaß) bleiben, sondern der nächsten Schritte sorgfältig geplant werden. Dies würde, mit verlaub, den demokratischen Grundpfeiler der kritischen, öffentlichen Initiative stärken, dem schon seit einiger Zeit das Fundament entgleitet.

    Ich spreche mich hiermit für eine verantwortungsbewusste Handlungsweise der involvierten Journalisten aus.

    Eine gegenläufige Diffarmation der Beteiligten ist nicht zu vermeiden, denn es gibt einen Ursprung, einen Verlauf und eine nachvollziehbare Ausgangslage, sodass die Reaktionäre in ihrem Gegenhandeln bereits, in dem Plan der schrittweisen Veröffentlichung, antizipiert sein sollten.

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