Deutsche Telekom behauptet: Internet wurde in Niederlanden durch Netzneutralität langsamer und teurer

Die Deutsche Telekom probiert derzeit einen neuen Spin aus, um Stimmung gegen Netzneutralität zu machen. Gegenüber dem ZDF erklärte der Telekom-Sprecher Husam Azrak am Wochenende:

„Das Beispiel Niederlande zeigt, dass hier regulatorische Vorgaben gerade nicht zum Vorteil der Kunden gewesen sind“, sagt Husam Azrak, Sprecher der Telekom. Dort sei das Internet für alle schlechter und teurer geworden.

Die Richtung des Spins ist klar: Mit einer gesetzlichen Festschreibung der Netzneutralität, was die Niederlande als erstes EU-Land gemacht haben, wird das Internet auch in Deutschland teurer und langsamer. Aber stimmt das auch? Wir haben in den vergangenen Tagen mehrere Experten in den Niederlanden angefragt, ob es Anhaltspunkte für diese Behauptung gibt aber niemanden dort ist aufgefallen, dass in den vergangenen fünf Monaten das Internet langsamer und teurer geworden ist. Anfang des Jahres ist das Netzneutralitätsgesetz in Kraft getreten.

Wir haben vor zwei Tagen auch die Pressestelle der Deutschen Telekom angefragt, auf welchen Fakten diese Behauptung basiert. Allerdings ist man offensichtlich nicht in der Lage oder willens, das zu beantworten. Zumindest haben wir keine Antwort erhalten.

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32 Ergänzungen

    1. Glaube ich ach. Aber Leute, die RTL gucken, könnten das durchaus glauben.
      Und das gleiche wird ja auch zum Thema Atomstrom behauptet.

  1. Damit das Internet „für alle schlechter und teurer“ wird, braucht es einen Quasi-Monopolisten wie die Telekom. Wenn ich Netzneutralität praktiziere wo ich das vorher NICHT getan habe, KANN es theoretisch gar nicht für alle schlechter werden, für einige (nämlich die die gegen bandbreitenstarken, priorisierten Traffic keine Chance hatten) wird es IMMER besser.

    Was für ein Käse ist das was die da schreiben? Halten die uns für komplett lobotomierte Affen? Es kann für bandbreitenintensive Dienste wie z.B. lustiges Fußball-TV über Internetz schlechter werden… was wohl aber mit genügend Buffering oder halt mal anständigem Ausbau des Netzes an Bottlenecks zu beheben ist und dann gibt es ja auch immer noch DVB-T und Kabel TV für zeit-/bandbreitenkritische Dienste. Niemand zwingt die Drosselkom dazu das Netz mit Fußballdaten zu fluten da gäbe es bandbreitenschonendere Wege.

    Ich gebe Netzpolitik völlig Recht: Reines Spin-Doctoring bei der Arbeit. Funktioniert aber nur bei Lobotomierten und Internetz-Ausdruckern.

  2. Telekom behauptet es, Springer schreibt es und morgen ist es Tatsache. Wen interessieren schon Fakten?

    Greetz,
    GHad

  3. Nee is klar… die spinnen und lügen sich so einen zurecht…

    JEDER der noch bei der Telekom ist, ist selbst schuld… Anbieterwechsel heißt das magische Wort! Ich habe mir mal den Spass gemacht und angerufen und mich voll entsetzt gezeigt, dass die dass nun drosseln und diese mich nun als langjährigen Kunden wohl verlieren usw.! Und die Tussi am Telefon: „Sie sind nicht der erste… es sind so viele die gehen… und auch ich habe gewechselt!“ War voll nett die Frau :)

  4. Ist das nicht schon Beweis genug, dass die Telekom keine Gründe hat für ihre Drosselpläne? Wenn man nämlich ständig nach Gründen für diese Pläne sucht und sich auch nicht scheut Märchen zu erzählen, dann hat man selbst gar keine Gründe dafür. Man tut das dann nur wegen des Profits. Alle vorgeschobenen Gründe sind nur Scheinargumente.

    1. Es sollte bekannt sein, das die Telekom zumindest einen klaren Grund hat: sie brauchen mehr Einnahmen.

      1. Sie braucht nich mal mehr einnahmen, sie macht immernoch einen Gewinn von mehr als 50mrd € und das abzüglich ihrem sogenanten „Netzausbau“, merk ich viel von, ich krü´ppel hier immernoch mit 2k rum

      2. Is that so? Dann sollten sie mal einen mit Ahnung einstellen, dass das Geld nicht in den USA versenkt wird. Nur mal so als Tipp.

      3. @Meister Knobi: Die Telekom überweist mehr als 15 Milliarden Euro an Gewinn an den Staat? Jedes Jahr?

        Aus welcher Quelle hast du das?

  5. Also vielleicht haben die bei DTAG zu viel Kraut aus Holland geraucht. Das Internet ist in NL im Durchschnitt um Längen besser als in D:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Glasfasernetz#Niederlande
    „Zitat: Ziel ist [..] bis 2015 90% der Haushalte mit FTTH auszustatten.“

    Da reden wir von FTTH, nicht von FTTC oder sonstigen Telekom-Varianten. Und €65 für Triple Play und ungedrosselten 100Mbit/s synchron finde ich um Längen besser als alles, was die DTAG anbietet.
    Die sollten aufhören dieses Kraut zu rauchen!

    1. Es gibt in den Niederlanden relativ gute Kabelkanal-Infrastruktur, weil es aus den bekannten Gründen nicht direkt eine gute Idee ist, Erdkabel dort zu legen (das sind automatisch Seekabel). Deshalb ist Glasfaser ziemlich billig zu legen. Aber trotzdem erreicht das nicht alle Ortschaften; 90% der Bevölkerung klingt gut, ist aber Amsterdam + Rotterdam + DenHaag mit 10km Umkreis.

      1. Nun, wenn man sinnvoll in gute Infrastruktur investiert, ist das immer gut und später günstiger. Kann ja keiner was dafür, dass die deutschen Netzbetreiber (Strom, Gas, Wasser, TK, Kabel-TV) es nicht wie in den NL geregelt bekommen, gemeinsame Kanäle zu legen.

        Hier in Berlin haben sie „meine“ Straße in den letzten 3 Jahren fünfmal aufgerissen. Erst Gas, dann Strom, dann KabelTV, dann TK, dann wieder Strom. Die Kostenvorteile, die man hier gehabt hätte, wären, ließen sich gut und gerne in andere Dinge stecken, wie z.B. Anschluss von Glasfaser mindestens in den Häusern (FTTB), ggf. sogar bis in die Wohnungen (FTTH).

        Ein grober Fehler in Ihrer Argumentation:
        In Nederland wohnen definitiv Mitnichten 90% der niederländischen Bevölkerung in der Region Amsterdam-Rotterdam-DenHaag (Randstad), sondern gut 40%, (ca. 7 Millionen/17 Millionen):
        http://de.wikipedia.org/wiki/Niederlande#Bev.C3.B6lkerung
        http://en.wikipedia.org/wiki/Randstad

        Um 90% der Bevölkerung mit Glasfaser zu erreichen müssen also noch eine Menge kleinerer Städte und Ortschaften abgedeckt werden und das werden sie auch.

        Deutschland hat übrigens sehr ähnliche Ballungsräume wie NL: Ruhrgebiet, Berlin, Mch, Rhein-Main, HH-HB, etc:
        http://de.wikipedia.org/wiki/Agglomeration#Deutschland

        Demnach wohnen insges. 30 Millionen Bundesbürger in Agglomerationen. Gemessen an der Gesamtbürgerzahl von 82 Millionen wohnen also bei uns ziemlich genau 37% der Bürger in Agglomerationen. Kaum weniger als in NL. NL ist also in der Tat sehr gut mit Deutschland vergleichbar.

        Man kann jetzt leider nicht behaupten, dass irgendwo in Deutschland (Mch mit M-net als Ausnahme) im großen Stil Glasfaser gelegt wäre, von 90% der Bevölkerung mal ganz zu schweigen. Man erreicht also trotz sehr ähnlicher Siedlungsstruktur bedeutend weniger Menschen mit Glasfaser als in NL.

        Man denke mal alternativ an Schweden: In den dortigen Agglomerationen werden 90% Glasfaser-Durchdringung bereits seit ca. 3 Jahren erreicht und trotz sehr viel niedriger Bevölkerungsdichte, existieren sogar noch auf dem platten Land deutlich schnelle Internetzugänge und dazu noch zu günstigeren Preisen als hier (gemessen in Kraufkraftparitäten, nicht unbedingt absolut).

        Ich finde wir sollten akzeptieren, dass manche Dinge im Ausland besser laufen, als in D. Dazu gehört ganz besonders die Infrastruktur(politik). Wir sollten nicht den Kopf in den Sand stecken und verteidigen, wie wir Dinge hier machen, sondern schlau sein und lernen, was anderswo besser läuft und diese Ideen integrieren. Aber als „Bildungsrepublik“ sind wir leider genau zum Lernen kaum in der Lage…

  6. Wenn ihr wirklich daran interessiert seit, wie sich die Internetanschlüsse über die Zeit entiwickeln, nehmt doch mal ein paar Ausgaben des Akamai State of the Internet Report (vierteljählich) und vergleicht.

    Aber das wäre ja Recherche…

    1. @Philip Engstrand: Und wo ist Dein Link, um uns zu unterstützen? Wir haben vorher bei Akamai nachgeschaut, da war die These nicht so haltbar, weil kaum Veränderung, und Belgien fiel im Vergleich viel schlechter aus – ohne Netzneutralitätsgesetz.

      1. Na ja, man kann an diesen Meßwerten ja nicht feststellen, was der tatsächliche Grund für die Änderung ist (i.d.R. bei sinkenden Zahlen, höherer Load bei fehlendem Ausbau, oder so…).

        Ich zieh die früheren Exemplare aus unserem Firmenarchiv, aber gerüchtehalber kann man sich bei Akamai registrieren und über
        http://www.akamai.com/stateoftheinternet
        laden.

        Das ist übrigens auch nicht die einzige Quelle die’s da gibt.

        Nur ist es halb wieder Netzpolitik-typisch: ‚wir haben mal rumgefragt‘.
        Wenn ihr die Telekom ernsthaft festnageln wollt, legt Zahlen vor.

    2. Aber das wäre ja Recherche…

      Wozu? Soll die Telekom doch erst mal die öffentlich getätigten Aussagen belegen. Mit der Galubwürdigkeit wird’s allerdings problematisch nach dem Bullshit, den der Obermann so aufgetischt hat, 80 Mrd. anyone?

  7. Neue Telekom-Strategie: Abschaffung des Internets – für alle am günstigsten. Alternativ: Nur noch Funknetze – spart man sich die Kabel.

  8. Googeln mit den Begriffen „netneutraliteit slechter duurder 2013“ liefert keinen einzigen Artikel, der die Behauptung von Azrak auch nur ansatzweise bestätigen würde. Aber vielleicht habe ich ja auch nur falsch gesucht …

  9. Ich wohne in Amsterdam. Aus meiner Perspektive ist das totaler Blödsinn. Hier ist nix teurer und/oder schlechter geworden. Im Gegenteil. Mein Provider hat mir diese Woche erst wieder eine Preissenkung angeboten…

    Auch interessant in dem Zusammenhang: In niederländischen IC und (teilweise) RE-äquivalenten gibt es kostenloses WiFi von T-Mobile. In D kostet das meines Wissens richtig Geld. Aber natürlich ist das hier für alle Nutzer viel schlechter, als wie in Deutschland löhnen zu dürfen… Is klar…

    1. Bei den Worten „Mein Provider hat mir diese Woche erst wieder eine Preissenkung angeboten“ musste ich herzhaft lachen. Danke (aus Deutschland) für diesen Brüller…

  10. Man sollte hier aufpassen:

    a) Mobil
    b) DSL
    c) Kabel

    Wo es ist es langsamer? Warum? Bei a) kann QoS sogar Sinn machen.

    Wer hierzu Daten liefern kann ist klar im Vorteil. Allerdings traue ich der Telekom so ziemlich alles zu.

  11. Ich habe jetzt mal ein paar Angebote für mobiles Internet verglichen:

    Prepaid:

    Vodafone
    NL: 2GB mit 3,6MBit/s 50,00€
    D: 5GB mit 7,2MBit/s 34,99€

    T-Mobile
    NL: 350MB 30 Tage mit 384kbit/s 9,95€
    1GB 30 Tage mit 384kbit/s 14,95€

    D: 500MB pro Tag 2,95€ , Woche 9,95€, Monat 14,95 mit 8MBit/s über 500MB 64kbit/s

    KPN
    NL: 200MB mit 3,6MBit/s 20€

    Vertrag: (ohne Aktionstarife)

    Vodafone
    NL: 2GB mit 14,4MBit/s 28,00€
    7GB mit 28,8MBit/s 48,00€

    D: 3GB mit 21,6MBit/s 29,99€
    10GB mit 50MBit/s 49,99€

    T-Mobile
    NL: 2,5GB mit 21,6MBit/s 35,03€
    10GB mit 14,4Mbit/s 52,53€

    D: 3GB mit 21,6MBit/s 29,95€ /Monat
    10GB mit 100MBit/s 49,95€ / Monat

    KPN
    NL: 5000MB mit 50MBit/s 45€ / Monat

    .

    1. Interessant. Gibt es nicht immer so Tarifsuchmaschienen die man hierfuer nutzen koennte?

      Mobil ist aber wirklich anderes als DSL oder Kabelfernseheninternet. Zudem ist Deutschland ja noch Post und ISDN Sonderweg vorbelastet.Wie war das denn in NL? X4ALL anyone?

    2. Du kannst nicht einfach die Provider von zwei verschiedenen Ländern vergleichen. In Deutschland unterscheiden sich die Provider stark in Qualität und Geschwindigkeit. In NL sind alle 3 Provider etwa gleich auf. Dort ist KPN derzeit bester anstelle von T-Mobile so wie das in DE ist.
      In den USA ist T-Mobile sogar mäßig schlecht im Netzausbau. Dieser deckt nur Ballungsgebiete ab. Außerhalb muss man sich mit kostenlosem GPRS Roaming im AT&T-Netz zufriedengeben.

  12. Schade, dass solche haltlosen Aussagen schnell in die breite Öffentlichkeit getragen werden und die mühsame Überzeugungsarbeit von wenigen Netzaktivisten schnell dahin ist.
    Ich habe übrigens bisher noch kein einziges Interview oder Aussagen von einem Telekomsprecher gelesen, die halbwegs clever, geschickt argumentiert oder fundiert sind. Die scheinen nur Trottel oder freche Lügner zu beschäftigen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.